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Video-Modi und Ausstattung

Nun aber zur eigentlichen Actioncam, bzw. was die kann. Das sind zunächst einmal verwirrend vielen Video-Modi. Diverse Auflösungen gibt es sowohl "normal" als auch mit dem Zusatz "Ultra". Und dann kannst du seit Firmware 1.1.0 auch bei den Nicht-Ultra-Auflösungen noch den Field of View einstellen, also den Bildwinkel. Leute, das ist echt zu viel des Guten und einfach unübersichtlich. Einfach ein Bildwinkel-Menü, von mir aus mit "Ultra"-Einstellung, hätte ja wohl gereicht. Hintergrund dieser verschrobenen Auflösungs- und Bildwinkel-Einstellung ist vielleicht, dass in der Ultraweitwinkeleinstellung keine elektronische Bildstabilisierung mehr funktioniert, weil diese keine "Luft" mehr hat, um etwas zu stabilisieren. Elektronische Bildstabilisierung bei Videos funktioniert ja in der Regel so, dass aus dem Video ein etwas kleinerer Bildausschnitt genommen und gespeichert wird. Der Bereich drum herum steht dann zur Beruhigung des Bildes zur Verfügung, d. h. von Bild zu Bild wird ein neuer Bildausschnitt berechnet. Eine solche Bildstabilisation kostet enorme Rechenleistung und deshalb steht sie derzeit bei praktisch allen Actioncams, die das können, nicht in der höchsten Auflösung zur Verfügung (ein anderer Grund ist, dass die höchste Auflösung meist automatisch "Ultraweitwinkel" nutzt, weil der Sensor gar keine Pixelreserven hat, sodass man zusätzlichen Raum zur Stabilisierung hätte). Tatsächlich bietet derzeit keine einzige Actioncam eine Stabilisierung bei 4K-UHD-Videos an. Auch die Yi 4K Action Camera nicht, was natürlich erstmal nirgendwo steht. Beworben ist nur ein "6-axis Anti-shake" und natürlich 4K-Auflösung. Dass beides zusammen nicht funktioniert, findet sich allenfalls in den FAQs auf der Herstellerwebsite (oder in Tests wie diesem). Dasselbe gilt für die "Lens Distortion Correction", also das Herausrechnen der Fisheye-Verzerrung, die wir beim kleinen/günstigen Yi-Modell so lieben. Auch diese funktioniert bei eingestellter 4K-Auflösung nicht – schade, schade! Immerhin gibt es zwischen FullHD und 4K noch die Auflösungen "1440" (1920x1440) und "2.5K" (2560x1920), bei denen die Objektiv-Korrektur funktioniert. Aber diese beiden Modi sind 4:3-Format-Videos. Theoretisch ist das naheliegend, denn der Sensor ist ja ein 4:3-Format-Sensor. Aber: Wer will Videos im 4:3-Seitenverhältnis haben? Bei Videos hat sich (anders als bei Fotos) das 16:9-Seitenverhältnis durchgesetzt, denn das ist eigentlich das Format, was man später am Fernseher oder Computer-Monitor anschauen möchte. Ein 4:3-Format erfreut höchstens Nutzer eines Apple iPad. Auch die beworbene "Auto Low Light" Funktion, die bei wenig Licht für bessere Videos durch automatische Einstellung geeigneter Belichtungszeiten sorgen soll, funktioniert nur in den niedrigeren Auflösungen (maximal FullHD).

Update 2016-09.16: Mit der Firmware 1.2.3 wurde die Videoauflösung 2.5K, die ausschließlich im 4:3-Format zur Verfügung stand, ersetzt durch 2,7K, die sowohl in 4:3 als auch 16:9 Seitenverhältnis zur Verfügung steht. Demit enfällt ein wesentlicher Kritikpunkt. In dem Modus, außer in der Variante "Ultra"-Weitwinkel, funktionieren auch sowohl die Objektiventzerrung als auch der elektronische Bildstabilisator. Wir haben das Fazit und die Plus/Minus-Bewertung entsprechend angepasst.

Insgesamt lässt die Ausstattung kaum Wünsche übrig. Die Kamera beherrscht neben Foto- und Videoaufnahmen unter anderem auch schnelle Serienaufnahmen, speichert intern gleich fertige Zeitlupen-Videos (indem mit höherer Bildfrequenz aufgenommen wird, das End-Video dann aber mit 30 fps gespeichert wird). Auch direkt intern umgewandelt bzw. gespeichert werden können Zeitraffer-Videos. Bei diesen lässt sich bei der Videogröße interessanterweise nur zwischen 4K und 2,5K (mit jeweils 30 fps) wählen, obwohl es ein Leichtes für die Kamera sein müsste, auch niedriger auflösende Zeitraffervideos zu erstellen. Hintergrund ist wohl die Kooperation mit Microsoft. Auf der Yi Technology Website heißt es wörtlich "YI 4K Action Camera is now natively supported by Microsoft Hyperlapse Pro technology for flawless time lapse videos." Microsoft Hyperlapse Pro ist eine leistungsfähige Desktop-Software, die Zeitraffervideos stabilisiert (es gibt auch Smartphone Apps, die aber nicht annähernd die gleiche Leistung bzw. Ergebnisse bringen). Beim Stabilisieren, siehe oben, ist eine Voraussetzung, dass im Ausgangsmaterial genug Bildfläche enthalten ist, die Ausgangsvideos müssen also höher auflösend als das Endergebnis sein (jedes Einzelbild des fertigen Videos ist praktisch immer ein Bildausschnitt des Ursprungsmaterials). So gesehen macht es natürlich viel Sinn, nur 4K- (oder 2,5K-) Videos an die Microsoft Hyperlapse Pro Software zu übergeben. Auf der Website von Yi Technologies findet sich ein Link zu einer Hyperlapse Pro Version, die spezielle Version heißt "Microsoft Hyperlapse Pro (Yi Edition)" (siehe auch weiterführenden Link am Ende dieses Tests). Tatsächlich enthält die Version auch Einstellungen für die Yi 4K Actioncam (und keine Einstellungen für andere Kameras). Aber bei der Version handelt es sich auch nur um eine Trial-Version, denn ein gelbes Banner weist darauf hin, dass man die Software aktivieren soll um Videos ohne Wasserzeichen abspeichern zu können. Dazu ist ein Product Key erforderlich. Ein solcher liegt aber den Kameras nicht bei. Auf der Microsoft Website steht zwar "Hyperlapse Pro YI Edition is for YI 4K Action Camera that came bundled with Hyperlapse." Aber woraus das Bundle eigentlich bestehen soll, erschließt sich nicht. Wir haben bei Xiaoyi nachgefragt und bekamen (ziemlich wörtlich übersetzt) folgende Antwort: "Wir bieten derzeit allen Kunden, die die Yi 4K bei Amazon.com in USA gekauft haben, einen kostenlosen Registrierungsschlüssel an. Möglicherweise werden zukünftig einen solchen Produktkey allen Käufern einer Yi 4K weltweit geben konnen. Die Technik, die in der Kamera eingebaut ist, basiert nicht auf Microsoft Hyperlapse Pro Technologie."

Relevant für Leute, die sich die Actioncam unter ihren Multikopter hängen möchten: Trotz eingebautem Touchscreen-Monitor ist die Yi 4K Action Camera in etwa so klein und leicht (89 Gramm inkl. Akku) wie eine GoPro Hero. Sie hat direkt ein Metall-Stativgewinde eingebaut, das schön mittig unter dem Objektiv sitzt. Aufgrund ihrer etwas anderen Abmessungen und ihrer leicht gewölbten seitlichen Gehäusewände passt sie allerdings natürlich in keinen Gimbal-Kopf, der für GoPro-Kameras entwickelt wurde. Rein theoretisch kann die Kamera sogar ein Live-Videosignal liefern. Dieses soll an die einzige Buchse, die USB-Buchse, angeschlossen werden. Eine entsprechende Umschaltung im Menü gibt es, einen entsprechenden Hinweis in den FAQs auf der Herstellerwebsite ebenfalls. Allerdings konnten wir das dort angekündigte Anschlusskabel nirgendwo finden, nicht einmal auf der Herstellerseite. Ohne ein solches Kabel bleibt der Videoausgang graue Theorie.

Auch häufig gefragt: Kann die Kamera über USB mit Strom versorgt und dann betrieben werden, z. B. als Dashcam? Ja, das geht. Zwar funktioniert die Kamera nicht ohne Akku und der Akku wird nur geladen, wenn die Kamera ausgeschaltet ist. Aber ist der Akku eingelegt und die Kamera an ein USB-Ladegerät angeschlossen, dann erfolgt die Stromversorgung über USB und entlädt den Akku nicht.

  • Bild Die Speicherkarte zu entnehmen ist etwas fummelig. Am einfachsten ist es, wenn du zunächst den Akku entnimmst. Du kannst aber auch mit einem Fingernagel oder einem spitzen Gegenstand auf die Karte drücken, dann wird sie ein Stück herausgeschoben. [Foto: MediaNord]

    Die Speicherkarte zu entnehmen ist etwas fummelig. Am einfachsten ist es, wenn du zunächst den Akku entnimmst. Du kannst aber auch mit einem Fingernagel oder einem spitzen Gegenstand auf die Karte drücken, dann wird sie ein Stück herausgeschoben. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der USB-Anschluss ist die einzige Buchse der Yi 4K Action Camera und sitzt gut geschützt hinter einer unverlierbaren Abdeckung. Über ein optionales Adapterkabel und eine Umschaltung im Menü, kann dort theoretisch auch ein Videosignal entnommen werden. [Foto: MediaNord]

    Der USB-Anschluss ist die einzige Buchse der Yi 4K Action Camera und sitzt gut geschützt hinter einer unverlierbaren Abdeckung. Über ein optionales Adapterkabel und eine Umschaltung im Menü, kann dort theoretisch auch ein Videosignal entnommen werden. [Foto: MediaNord]

  • Bild Auf der Unterseite der Xiaoyi 4K Actioncam ist das Akku- und Speicherkartenfach und das stabile Metall-Stativgewinde in optischer Achse zum Objektiv. [Foto: MediaNord]

    Auf der Unterseite der Xiaoyi 4K Actioncam ist das Akku- und Speicherkartenfach und das stabile Metall-Stativgewinde in optischer Achse zum Objektiv. [Foto: MediaNord]

Foto und Video in der Praxis

Die Videoqualität, die die Yi 4K Action Camera abliefert, kann sich wirklich sehen lassen. Bei dem namensgebenden 4K-UHD-Modus ist halt schade, dass keines der beworbenen Zusatzfeatures funktioniert: Weder die Objektiventzerrung noch die Bildstabilisation oder Auto-Low-Light lassen sich aktivieren. Die Kamera ist allein mit der 4K-Aufzeichnung anscheinend gut ausgelastet. Die 4K-Videoqualität ist aber wirklich sehr gut. Dank hoher Bildrate von rund 63 MBit/s sind die 4K-Aufnahmen detailreich und scharf, selbst bei großen Anteilen mit schnellen Bewegungen. Grundsätzlich ebenfalls gut sind die 4:3-Format-Videos "2,5K" und "1440", aber wer braucht schon 4:3-Format-Videos? Die nächste 16:9-Stufe ist dann gleich FullHD, die die Kamera wahlweise mit 30, 60 oder gar 120 Bildern pro Sekunde anbietet, wodurch sich Zeitlupen realisieren lassen. Leider nimmt die Bildqualität mit der Bildwiederholfrequenz linear ab, die Videos werden unschärfer, je höher die eingestellte Bildwiederholrate ist. Mit 1280 x 720 schafft die Kamera sogar 240 fps, aber leider nicht in guter Qualität, sondern sichtbar unscharf trotz hoher nominaler Bitrate von ebenfalls über 60 MBit/s. Alle technischen Finessen lassen sich in der FullHD-Auflösung mit 30 fps nutzen (1080p30). Mit eingeschalteter Objektiv-Entzerrung, eingeschalteter Bildstabilisierung und Auto-Low-Light macht die Kamera Videos, die praktisch keine Nachbearbeitung mehr brauchen. Die Bildstabilisierung arbeitet dabei recht gut und beeinträchtigt die Bildqualität nicht zu stark. Das Ergebnis, die beruhigten Videos, sind nicht perfekt (nicht so gut wie der Steady-Shot von Sony), aber durchaus gut brauchbar (was bei solchen Techniken häufig nicht der Fall ist). Bei wenig Licht rauschen die Videos, sind aber noch gut brauchbar. Die Tonqualität ist gut, zumal die Kamera ja Stereoton aufzeichnet.

Bei Fotos lohnt es sich noch genauer hinzuschauen. Auch die Qualität der Fotos überzeugt auf den ersten Blick. Die 7. Zeile im Augenoptiker-Testchart unseres Versuchsaufbaus ist noch lesbar. Zum Rand hin zeigt sich allerdings ein deutlicher Auflösungsverlust. Bei unserem Testgerät war zudem das Objektiv leicht dezentriert, was sich in einer stärkerer Unschärfe und Farbsäumen an Kontrastkanten am linken Bildrand äußert, während des Bild rechts bis in die Ecken scharf ist. Bei wenig Licht haben die Fotos wenig Bildrauschen, aber nur durch extrem starke Rauschunterdrückung, die auch alle Details wegbügelt. Das Ergebnis sind aquarellartige Bilder, die mit Fotografien nicht mehr viel zu tun haben. Auch die Fotos profitieren unserer Meinung nach stark von der aktivierbaren Objektiv-Korrektur. Die Fotos verlieren dann ihren unansehnlichen Fisheyes-Effekt. In Randbereichen und besonders in den Ecken führt dies zwar kann das bisweilen skurrilen Verformungen, insgesamt bekommt die Entzerrung den Fotos (und Videos) aber meist sehr gut.

Erfreuliches gibt es hinsichtlich der Akkulaufzeit zu berichten: Das Versprechen "120 Minuten 4K-Videoaufzeichnungsdauer" hält die Kamera ein. Bei uns waren es 117 Minuten, man weiß aber auch, dass ein Akku erst nach einigen Ladezyklen seine volle Kapazität erreicht. Die Kamera wird dabei tatsächlich nur moderat warm

Vergleich zur GoPro (und zur Sony)

Normalerweise folgt in unseren Tests nach der Bildqualität das Fazit. Hier möchten wir allerdings noch einmal den Vergleich zur GoPro 4 Black aufgreifen, den Yi Technology ja selbst auf seiner Website anstellt. Beide Kameras sind exzellente Actioncams. Der Preis der GoPro Hero 4 Black wirkt heute, knapp zwei Jahre nach ihrer Markteinführung, zu hoch positioniert (wir fanden Sie auch vor zwei Jahren schon sehr teuer). Die zubehörbereinigt mehr als 100 Euro günstigere Yi 4K mit ihrer moderneren Technik und Ausstattung ist deutlich passender positioniert. Aber beide Kameras haben ihren eigenen Stil. Die GoPro ist das Arbeitstier. Sie ist kompromisslos, der Hersteller verspricht nicht zu viel und hält das meiste. Zudem bleibt die Kamera auch im Schutzgehäuse bedienbar, was mitunter entscheidend sein kann. Und es gibt zahlloses Zubehör für nahezu jede Anwendung und interessante, professionelle Features wie Wake-up-per-WiFi oder eine synchrone Multi-Kamera-Fernsteuerung.

Die Yi 4K wirkt mit ihrem schönen Touchscreen-Monitor und ihren interessanten Ausstattungsmerkmalen sowie der langen Akkulaufzeit weitaus zeitgemäßer. Aber sie im direkten Vergleich die Schöne, die Lifestyle-Actioncam. Im Schutzgehäuse ist sie extrem eingeschränkt bedienbar, da bleibt dann nur die Fernsteuerung per Smartphone-App. Wenn du aber die Actioncam in der Regel sowieso eher in sicherer Umgebung und nicht im Gehäuse betreibst, bekommst du mit der Yi 4K deutlich mehr Gegenwert fürs Geld.

Auch wenn Yi Technology diesen Bezug nicht herstellt, wir tun es: Ein weiteres Konkurrenzprodukt ist die Sony FDR-X1000V Actioncam, also das immer noch aktuelle Sony-Spitzenmodell (seit ca. 1,5 Jahren auf dem Markt). Auch die Sony macht exzellente 4K-Videos mit Stereo-Ton, und sie bietet den besten elektronischen Bildstabilisator auf dem Markt – allerdings funktioniert dieser ebenfalls nicht bei 4K-Videos, sondern nur bis FullHD. Einen (recht grobpixeligen) Monitor gibt es bei der Sony nur auf der Live-View-Fernbedienung, über die sich mehrere Sony-Actioncams synchron bedienen lassen.

Fazit

Die Yi 4K Action Camera liefert eine sehr gute 4K-Videoqualität mit Stereoton und gehört damit zu den derzeit besten Actioncams. Bei 4K-Videos beherrscht sie allerdings keine einzige ihrer interessanten Zusatzfunktionen wie Objektiv-Entzerrung und Bildstabilisation, die funktionieren aber seit der Firmware 1.2.3 immerhin im neu hinzugefügten 2.7K-Modus und natürlich auch z. B. bei FullHD-Videogröße. Diese eigentlich sieht bei 30 Bildern/s am besten aus; bei höheren Frequenzen nimmt die Qualität sichtbar ab. Sehr gut gelungen ist die Bedienung dank des recht großen 16:9-Format-Touch-Screens. Da die Kamera darüber hinaus nur ein einziges Bedienelement besitzt, wird sie im Unterwassergehäuse allerdings nahezu unbedienbar, außer man nutzt die Smartphone-App (aber selbst das Ein- und Ausschalten des WiFi funktioniert im Gehäuse nicht). Die als Zubehör erhältliche, schicke Echtleder-Hülle mit Objektivschutzfilter hat deshalb durchaus ihre Existenzberechtigung. Insgesamt ist die Yi 4K deshalb eher eine sehr leistungsfähige Livestyle-Actioncam als ein Arbeitstier für den harten, professionellen Einsatz.

Vorteile

  • gute 4K-Videoqualität
  • bester Touchscreen aller Actioncams
  • Objektivkorrektur (bei Videoauflösungen unter 4K)
  • brauchbarer elektronischer Bildstabilisator
  • Stereo-Mikrofon mit guter Tonqualität
  • lange Akkulaufzeit auch bei 4K

Nachteile

  • Kamera im Schutzgehäuse kaum bedienbar
  • Objektivkorrektur und Bildstabilisator nicht bei 4K-Videos
  • extrem kleiner Lieferumfang