Leistungsstarke, intelligente Webcam mit Gimbal Die kürzlich vorgestellte Webcam-Neuheit OSBOT Tiny SE konnten wir (wie schon die noch kleinere Meet SE ohne Gimbal) bereits einem Hands-on-Test unterziehen. Das Besondere an der Tiny SE ist ihr 2-Achsen-Gimbal, mit dem sie die vor der Kamera agierenden Person verfolgen kann. Das steuert nicht etwa eine Software im PC, sondern die Kamera beherrscht das intern. Die grundlegende Bedienung erfolgt per Steuerungsgesten. Die umfangreiche Software des Herstellers dient vor allem zur Konfiguration der Kamera.

  • Bild OBSBOT Tiny SE, montiert auf einem Monitor mithilfe der eingebauten Halterung. [Foto: MediaNord]

    OBSBOT Tiny SE, montiert auf einem Monitor mithilfe der eingebauten Halterung. [Foto: MediaNord]

Ausstattung und Lieferumfang

Die OBSBOT Tiny SE ist eine Webcam für PCs (und Macs) mit eingebautem Mikrofon und FullHD-Kamera-Ausgabe per USB-Video-Class (UVC). Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 149 Euro ist sie für eine Gimbal-Kamera günstig. Möglich wurde dies durch die Beschränkung auf FullHD-Auflösung. Wer unbedingt eine 4K-Ausgabeauflösung haben möchte, kann zu den teureren Schwestermodellen Tiny 2 Lite (UVP 199 €) oder Tiny 2 (UVP 369 €) greifen.

Die Tiny 2 Lite bekommt man im Handel schon ab ca. 165 €, sodass der Preisunterschied zur hier getesteten Tiny SE sehr gering ausfällt. Ein Vorteil der Tiny SE ist dabei die Dual Native ISO Funktion des Bildsensors, den die Tiny 2 Lite nicht hat und der eine bessere Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen verspricht. Dafür hat die Tiny 2 Lite einen etwas größeren Sensor mit höherer Auflösung. Theoretisch soll die Tiny SE auch eine höhere Bildrate (FullHD mit 100 fps) beherrschen, das konnten wir in der Praxis allerdings nicht bestätigen. Die teurere Tiny 2 hingegen ist mit einem nochmals deutlich größeren Sensor und einem Stereomikrofon ausgestattet, daher der deutliche Preisabstand zu den anderen beiden Modellen.

Die Tiny SE richtet sich an alle Anwender, denen die 1080p-Auflösung reicht, die aber für deutlich günstigeres Geld die fortgeschrittene Funktionalität der leistungsfähigen OBSBOT-Webcams haben wollen.

Das Gehäuse der OBSBOT Tiny 2 SE ist so konstruiert, dass es frei auf einer Oberfläche aufgestellt werden kann, die Unterseite ist entsprechend griffig gummiert. Alternativ lässt sich der größte Teil der Unterseite wegschwenken, wodurch die Kamera auch einfach auf einen Monitor gesetzt und durch den richtigen Winkel der dann abgewinkelten Bodenplatte waagerecht ausgerichtet werden kann. Als dritte Aufstellmöglichkeit hat die Bodenplatte auch noch ein 1/4-Zoll-Stativgewinde in der Bodenplatte. Da diese nicht besonders dick ist, reichte es nur für ein paar Gewindegänge. Weil die Kamera aber nicht einmal 100 Gramm wiegt, reicht das zur Befestigung auf einem Stativ allemal.

  • Bild Die OBSBOT Tiny SE ist eine kleine, relativ günstige Gimbal-Kamera mit aktiver Motivverfolgung. [Foto: MediaNord]

    Die OBSBOT Tiny SE ist eine kleine, relativ günstige Gimbal-Kamera mit aktiver Motivverfolgung. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Unterseite der OBSBOT Tiny SE hat einen rutschfesten Belag, sodass die Kamera sicher auf jeder planen Oberfläche steht. Zusätzlich ist ein 1/4"-Fotogewinde eingelassen, um die Kamera auf einem Stativ zu montieren. [Foto: MediaNord]

    Die Unterseite der OBSBOT Tiny SE hat einen rutschfesten Belag, sodass die Kamera sicher auf jeder planen Oberfläche steht. Zusätzlich ist ein 1/4"-Fotogewinde eingelassen, um die Kamera auf einem Stativ zu montieren. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Unterseite der OBSBOT Tiny SE ist abklappbar, wodurch die Kamera sehr einfach auf einem Monitor montiert und dort waagerecht ausgerichtet werden kann. [Foto: MediaNord]

    Die Unterseite der OBSBOT Tiny SE ist abklappbar, wodurch die Kamera sehr einfach auf einem Monitor montiert und dort waagerecht ausgerichtet werden kann. [Foto: MediaNord]

Im Sockel der Kamera sind zwei Öffnungen für Mikrofone unten links und rechts, von denen in unserem Test nur das linke funktionierte (es ist aber auch nirgendwo von einem Stereomikrofon die Rede). Auf der Rückseite sitzt eine USB-C-Buchse und oben auf dem Sockel der Gimbal mit der schwenkbaren Kamera. Diese besitzt eine mehrfarbige LED, mit der sie ihren Status signalisiert.

Der Tiny SE liegen ein ziemlich langes USB-C-Kabel bei sowie ein Adapter von USB-C auf USB-A bei. Eine Kameraabdeckung zur Sicherstellung der Privatsphäre benötigt die Gimbal-Kamera nicht. Wenn man sicher sein will, dass man nicht gefilmt wird, kann man den Kamerakopf einfach nach unten drehen. Das ist auch der Zustand, den er von selbst einnimmt, wenn die Kamera in den Stand-by-Modus geht.

Betriebsbereit mit Zusatzfunktionen ohne Softwareinstallation

Ein großer Vorteil der Tiny SE ist, dass die wichtigsten Funktionen direkt mittels Hardware und integrierter Gestenerkennung und KI direkt aus der Kamera funktionieren. Man kann also die Tiny SE auspacken, per USB-C-Kabel (ggf. mit zusätzlich mitgeliefertem Adapter auch an USB-A) an einen Rechner anschließen und direkt loslegen. Die Tiny SE ist dann eine ganz normale UVC-Kamera (USB-Video-Class) wie jede andere Webcam auch. Direkt ab Werk reagiert sie jedoch auf drei Gesten:

  • Zeigt man der Kamera die Handfläche, blinkt die LED zweimal grün und leuchtet dann durchgängig blau. Das bedeutet, dass nun der Verfolgungs-Modus aktiv ist. Die Kamera verfolgt eine im Bild erkannte Person, egal ob diese nur kleine Bewegungen vor dem Monitor macht oder sich durch den Raum bewegt. Mit derselben Geste beendet man den Auto-Framing-Modus und kehrt wieder zum normalen Modus mit dem maximalen Weitwinkel zurück (gekennzeichnet durch eine grüne LED-Anzeige).
  • Zeigt man der Kamera eine "Winkel-Geste", Zeigefinger nach oben, Daumen 90 Grad abgespreizt (etwa so wie eine Zoom-Geste auf einem Touchscreen, aber ohne Bewegung), dann heißt das für die Kamera "Aktiviere das 2-fach-Zoom". Das wird ebenfalls mit einem Blinken der LED quittiert, die Anzeige behält danach ihre Farbe, also entweder Grün, wenn der Verfolgungs-Modus aus war, oder Blau, wenn dieser eingeschaltet war. Herausgezoomt wird wieder mit der gleichen Geste. Dass beide Modi auch in Kombination funktionieren, ist übrigens ein entscheidender Unterschied zu der vor ein paar Tagen getesteten OBSBOT Meet SE Kamera ohne Gimal. Diese kann praktisch nur verfolgen, wenn gleichzeitig etwas reingezoomt wird, denn anders als die Kamera der Tini SE bewegt sich die Kamera der Meet SE nicht wirklich, sondern sie simuliert die Bewegung, indem sie einen Bildausschnitt ihrer Ultraweitwinkelkamera ausgibt.
  • Die dritte Geste nennt sich "Dynamischer Zoom". Dabei wird kein fester Zoomwert angesteuert, sondern man bewegt zwei Hände mit im rechten Winkel gespreizten Daumen und Zeigefinger waagerecht zusammen und das Zoom nimmt dann so lange aktiviert, wie diese Geste anhält, und stoppt am gewünschten Zwischenwert. Soweit jedenfalls die Theorie. In der Praxis fand ich es recht schwierig, genau den gewünschten Ausschnitt zu treffen, denn das Zoom startet etwas verzögert und läuft etwas nach. Auf diese Weise lassen sich jedoch auch sehr starke Zoomfaktoren erreichen, ohne dass man irgendeine Software dazwischenschalten müsste. Mit der normalen Zoomgeste mit einer Hand kommt man wieder zurück zum Weitwinkel. Hat man in der OBSBOT Control Software zusätzlich den "Richtungswechsel" aktiviert, kann man mit zwei Händen auch wieder herauszoomen, indem man die Hände von innen nach außen führt.
  • Bild Direkt nach dem Start bei angeschlossener OBSBOT Tiny SE Webcam begrüßt einen der Hinweis auf eine neue Firmware. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    Direkt nach dem Start bei angeschlossener OBSBOT Tiny SE Webcam begrüßt einen der Hinweis auf eine neue Firmware. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

  • Bild Direkt nach dem Start bei angeschlossener OBSBOT Tiny SE Webcam begrüßt einen der Hinweis auf eine neue Firmware. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    Direkt nach dem Start bei angeschlossener OBSBOT Tiny SE Webcam begrüßt einen der Hinweis auf eine neue Firmware. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

  • Bild Direkt nach dem Start bei angeschlossener OBSBOT Tiny SE Webcam begrüßt einen der Hinweis auf eine neue Firmware. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    Direkt nach dem Start bei angeschlossener OBSBOT Tiny SE Webcam begrüßt einen der Hinweis auf eine neue Firmware. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

Solange man es mit dem Zoom nicht übertreibt, ist die Bildqualität sehr erfreulich. Bis ungefähr 1,5-fach-Zoom ist die Bildqualität selbst bei Betrachtung in voller FullHD-Auflösung gut. Zoomt man weiter hinein, z. B. auf 2-fach-Digitalzoom, dann erkennt man in der FullHD-Ausgabe schon einen Qualitätsverlust in Form geringerer Bilddetails und leichten Treppenstufen an schrägen Kanten. Allerdings erfolgt die Ausgabe einer Webcam eher selten wirklich in echtem FullHD. Meistens ist das Kamerabild nur ein kleines Fenster innerhalb des gesamten Bildschirms, und selbst in der großen Darstellung in einer Videokonferenz geht die Meeting-Software brutal zur Sache und verringert die Qualität ohnehin. Da wird auch das 2-fach-Zoom fast immer noch gut genug sein. Für eine noch bessere Auflösung hat der Hersteller OBSBOT andere Kameras mit 4K-Auflösung im Programm, die dann natürlich mehr Pixelreserven haben.

Was die Tiny SE auch übrigens direkt aus der Packung automatisch macht, ist eine 180-Grad-Bilddrehung. D. h. wenn man die Kamera aus irgendwelchen Gründen lieber über Kopf montieren möchte, vielleicht an einem Haltearm von oben oder zusammen mit einem Mikrofon an einem Mikrofonarm, dann braucht man dafür keine extra Einstellung irgendwo vorzunehmen, sondern die Kamera gibt das Bild automatisch richtig aus. Dasselbe funktioniert allerdings nicht bei einer 90-Grad-Drehung ins Hochformat. In dem Fall muss man in der Kamera-Software OBSBOT Center nachhelfen und den Porträt-Modus (Hochformat) manuell aktivieren.

OBSBOT Center Software

Auch wenn die Tiny SE direkt aus der Packung ohne weitere Software verwendbar ist, wird man vermutlich zumindest auf einem PC mal die zugehörige Software OBSBOT Center installieren. Diese braucht man nämlich schon für ein Firmware-Update der Kamera. Das erste Firmware-Update für die Tiny SE steht direkt zur Markteinführung bereit. Sie rüstet den HDR-Modus nach und behebt einige nicht näher benannte Fehler.

Die Software OBSBOT Center ist unglaublich mächtig. Sie kann bis zu vier OBSBOT-Kameras einstellen und steuern, einschließlich der Gimbals der diversen Gimbal-Kameras oder der "virtuellen Gimbals" der Kameras der OBSBOT Meet-Serie. Für die Tiny SE gibt es zahllose Einstellungen, von der Auflösung und Bildfrequenz, der Ausrichtung (Querformat oder Hochformat, hier vom Englischen wörtlich mit Landschaft und Porträt übersetzt), der Bitrate und anderen zahlreichen Grundeinstellungen.

  • Bild OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

  • Bild OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

  • Bild OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

  • Bild OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    OBSBOT Center Konfigurierungs- und Bedienungs-Software für OBSBOT Webcams, hier mit den Einstellungsmöglichkeiten für die Tiny SE. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

Dazu gibt es mehrere Fenster für die Kamerasteuerung, wo sich unter anderem das Auto-Framing ein- und ausschalten lässt. Zudem kann man noch beeinflussen, wie sich das Auto-Framing verhalten soll (Gruppenmodus, Oberkörper oder Nahaufnahme). Für das Zoom stehen hier insgesamt noch eine weitere Zoomstufe, alternativ zwei verschiedene, sehr moderate Zoomstufen (1,25x und 1,5x) direkt per Schnelltaste zur Verfügung und ein Zoomregler in 0,25x-Stufen bis maximal 4-fach-Zoom. Es lassen sich sogar drei beliebige Kombinationen aus Kameraausrichtung und Zoom abspeichern, also drei bestimmte Positionen, die man dann mit einem Knopfdruck jederzeit direkt ansteuern kann. Da bleiben also keine Wünsche offen.

Außerdem lassen sich die Voreinstellungen für die Gestensteuerung festlegen. Beim Auto-Framing lässt sich einer der oben genannten Modi vorgeben und für die Zoomgeste der Zoomfaktor. Wem das voreingestellte 2x-Zoom etwas zu viel ist, stellt beispielsweise 1,75x oder 1,5x ein und die Zoomgeste wird künftig diesen Zoomfaktor abrufen.

Sehr detailliert lässt sich auch der Verfolgungs-Modus beeinflussen. Beispielsweise kann man definieren, dass nur der Oberkörper das Bild füllen soll, die Kamera zoomt dann automatisch heran, wenn man sich entfernt. Zudem lässt sich ganz genau der Bereich bzw. Kamerawinkel einstellen, in denen die Kamera tracken oder in dem sie sich dann nicht weiterbewegen soll. Beispielsweise kann man so den Bereich eines Flipcharts oder einer Tafel definieren und die Kamera wird dann nicht jede kleine Bewegung mitverfolgen, die die Person in diesem Bereich macht, sondern die Verfolgung erst wieder aufnehmen, wenn die Person den Bereich verlässt.

Bei all dem ist bemerkenswert, dass das, was man in der OBSBOT Center Software macht, immer nur Einstellungen sind, die intern in der Kamera ausgeführt werden. Die ganze Zeit über liefert die OBSBOT Tiny SE ihr FullHD-Signal übers USB-Kabel direkt in die Videokonferenz-Software oder Videostreaming-Software. Der Rechner selbst oder die Software muss da gar nichts verarbeiten, das macht die Kamera alles intern. Man konfiguriert beziehungsweise steuert lediglich die Webcam.

  • Bild Bis zu vier Kameras lassen sich mit der OBSBOT Center Software konfigurieren und bedienen. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

    Bis zu vier Kameras lassen sich mit der OBSBOT Center Software konfigurieren und bedienen. [Foto: MediaNord (Screenhot)]

  • Bild Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center sind vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

    Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center sind vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center sind vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

    Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center sind vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center ist vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

    Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center ist vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center sind vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

    Die Einstellungsmöglichkeiten in OBSBOT Center sind vielfältig. Hier zeigen wir übrigens den fortgeschrittenen Modus. Es gibt auch eine einfachere Version mit weniger Möglichkeiten. [Foto: MediaNord]

In der Software lassen sich auch die Grundeinstellungen definieren, in der die Kamera nach dem Einschalten startet. Dazu zählen die Startstellung des Gimbals und des Zooms, die Tracking-Einstellung, der Autofokus, die Beleuchtungssteuerung, Weißabgleich, Farbe, Schärfe und einiges mehr. Man kann also mit einem PC die Kamera für einen Aufnahmeort oder Aufnahmesituation vorkonfigurieren. Danach kann jeder andere Anwender die Tiny SE einfach als Webcam an seinen PC anschließen, ohne dass er sich viel mit der Kamera beschäftigen oder die OBSBOT Center Software installieren müsste. Für die grundlegende Steuerung reichen die einfachen Handgesten.

Tiny Smart Remote 2

Um die Bedienung des Gimbals, des Zooms und anderer Funktionen vom PC zu entkoppeln, gibt es die drahtlose Fernbedienung Tiny Smart Remote 2. Diese wird mit zwei AAA-Batterien (nicht im Lieferumfang) betrieben und nimmt über einen im Batteriefach geparkten USB-Funkempfänger Kontakt mit dem Präsentations-PC auf. Damit das Ganze aber überhaupt funktioniert, muss auf dem PC allerdings die OBSBOT Center Software installiert und dort muss die Fernbedienungsfunktion eingeschaltet sein. Autark funktioniert die Fernbedienung also nicht. Sie steuert eigentlich nicht die Kamera, sondern den PC. Und der PC steuert die Kamera.

Dafür lassen sich mit der Fernbedienung zusätzlich übliche Präsentationsfunktionen ausführen, wie nächste Folie, letzte Folie oder Hyperlink anklicken. In die Fernbedienung integriert ist zudem eine Laserpointer-Projektion: nicht einfach nur ein roter Laserpunkt, sondern ein kleiner Punkt in einem gut sichtbaren Kreis. Außer der manuellen Steuerung des Gimbals und des Zooms hat die Fernbedienung natürlich auch Tasten für das Ein- und Ausschalten des Verfolgungs-Modus mit und ohne Zoom als Alternative zur Gestensteuerung. Die Tasten sind alle sehr sinnvoll angeordnet und für versierte Bediener auch blind bedienbar. Somit steht einer professionell gefilmten Präsentation, die dann auch ohne Handgesten für Zoom und Motivverfolgung auskommt, nichts mehr im Wege.

Die Tasten sind aus sehr rutschfestem Gummi, an dem leider auch Staub und Schmutz stark haftet, am liebsten in den im Gummi eingearbeiteten Symbolen und in den sehr schmalen Zwischenräumen zwischen den Tasten. Die Fernbedienung sieht dadurch schon nach kurzer Benutzungszeit unansehnlich aus und ist schwierig bis zu reinigen.

Bild- und Tonqualität

Die Bildqualität der OBSBOT Tiny SE ist sehr ordentlich. Das Bild ist einerseits scharf und detailreich, andererseits nicht durch Schärfeartefakte entstellt. Es wirkt sehr natürlich und die Bildqualität ist auch bei sehr spärlicher Beleuchtung noch richtig gut. Bis zu FullHD mit 60 Bildern pro Sekunde konnte ich der Kamera entlocken. Die auf der Website und in der Bedienungsanleitung versprochenen bis zu 100 Bilder/s bei 1920 x 1080 konnte man zwar irgendwie in der OBSBOT Center Software aktivieren, quittiert von der Warnmeldung, dass Bild und Ton dann in getrennten Dateien gespeichert werden (Was für Dateien? Wir wollen doch hier einen Webcam-Stream nutzen). Als Ausgabe erreichbar waren nur 60 fps.

  • Bild Die Fernbedienung OBSBOT Tiny Smart Remote 2 funktioniert nicht nur mit der Tiny SE, sondern auch mit allen anderen Modellen der OBSBOT Tiny Baureihe (und vermutlich auch mit weiteren OBSBOT-Kameras). [Foto: MediaNord]

    Die Fernbedienung OBSBOT Tiny Smart Remote 2 funktioniert nicht nur mit der Tiny SE, sondern auch mit allen anderen Modellen der OBSBOT Tiny Baureihe (und vermutlich auch mit weiteren OBSBOT-Kameras). [Foto: MediaNord]

Beim internen Zoomen bis ca. 1,5-fach bleibt die Qualität gut. Bei stärkeren Zoomstufen fällt sie dann zunehmend sichtbar ab. Über die OBSBOT Control Software lassen sich dann Betriebsmodi aktivieren, die die Kamera schnell an ihre Qualitätsgrenzen bringen. Die theoretische Anwendung, dass man sich frei durch den Raum bewegt und dabei das Kamerabild immer auf dem Oberkörper bleibt, ist graue Theorie. Tatsächlich macht die Kamera genau das. Die Bildqualität nimmt aber gnadenlos immer weiter ab, je weiter die Kamera digital zoomt. Am Ende bleibt nur noch Pixelbrei, den man keinem Zuschauer mehr zumuten kann. Vermutlich haben die 4K-Webcams von OBSBOT mehr Reserve, aber auch diese werden an ihre Grenzen stoßen. Ein Digitalzoom bleibt immer eine Ausschnittvergrößerung. Das kann man ein Stück weit betreiben, aber früher oder später ist Schluss (bei einer FullHD-Kamera halt früher).

Der Ton ist nur Standardqualität. Die beiden Löchlein auf der Kamerafront und auch die Beschriftung in der Bedienungsanleitung suggerieren, dass zwei Mikrofone eingebaut seien. Das ist aber nicht der Fall. Nur hinter dem linken Loch sitzt ein Mikrofon. Tatsächlich ist auch nirgendwo von "2 Mikrofonen" oder "Stereo" die Rede. Es handelt sich also nur um ein einfaches Mono-Mikrofon. Der Ton ist "ok", für die Sprache bei Videokonferenzen gut genug. Kommt es bei den Aufnahmen auf einen richtig guten Ton an, kommt man nicht um ein zusätzliches Mikrofon herum.

Fazit

Die Bildqualität der OBSBOT Tiny SE ist gut – auch bei schlechten Lichtbedingungen – solange die Kamera nur bis maximal 2x digital zoomen muss. Bei stärkerem Zoom fällt die Qualität stark ab, was die Nutzbarkeit des 2-Achsen-Gimbals einschränken kann. Die Bildverarbeitung erfolgt komplett innerhalb der Kamera. Über eine gut funktionierende Gestensteuerung können eine automatische Bildausschnittwahl oder ein Digitalzoom aktiviert werden, was ohne zusätzliche Software mit jeder Videokonferenz- oder Streaming-Software funktioniert. Mit der sehr umfangreichen Konfigurations- und Steuerungs-Software OBSBOT Center kann man bis zu vier OBSBOT-Kameras auf einmal steuern. Nur durchschnittlich ist hingegen das einfache Mono-Mikrofon der Kamera.

Vorteile

  • Gut funktionierende Gestensteuerung
  • Eigenständig arbeitende Verfolgung mittels Gimbal
  • Konfigurierbarer Digitalzoom direkt in der Kamera
  • Umfangreiche Steuerungs-Software für 4 Kameras
  • Platzierung frei stehend, auf Stativ oder auf einem Monitor
  • Gute FullHD-Bildqualität

Nachteile

  • Mono-Tonqualität nur durchschnittlich
  • Geringe Auflösung schränkt Digitalzoom-Nutzbarkeit ein