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Immerhin ist die Bedienung der App kinderleicht. Im unteren Bereich der App angezeigte Werte lassen sich antippen, wenn diese Weiß (statt Grau) angezeigt werden, und dann per am rechten Rand eingeblendetem halbrundem Schieberegler anpassen. Für die Werte am oberen Rand, Weißabgleich, Fokusmethode oder Auflösung etwa, gilt dies nicht. Um diese anzupassen, musst du auf das Werkzeugsymbol unten links tippen, woraufhin sich ein Menü mit einigen Einstellmöglichkeiten öffnet. Immerhin findet sich darunter auch eine manuelle Einstellung für den Fokus. Dies erfolgt allerdings nur per Ring am Objektiv, die App bietet keinerlei Unterstützung an: keine Fokuslupe, keine Fokusskala und nicht einmal Tasten zum Verstellen des Fokus. Angesichts des ohnehin niedrig auflösenden Sucherbilds, das nicht einmal dem 1280x720p-Display des Xperia Z3 Compact gerecht wird, gerät das manuelle Fokussieren zum reinen Glücksspiel mit grober Einschätzung zwischen "deutlich unscharf" und "könnte halbwegs scharf sein". Das große Tablet mit seinen 2560 x 1440 Pixeln zeigt das Dilemma nur noch deutlicher. Jedes echte 3-Zoll-Kameradisplay mit VGA-Auflösung wirkt da schärfer.

Die App erlaubt immerhin die Bedienung des Motorzooms, wobei Sony nicht viele solcher Objektive anbietet. Das SEL-P1650 ist aber eines davon, das Set mit der QX1 kostet es 449 Euro. Das Objektiv besitzt angesichts des APS-C-Sensors einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von etwa 26 bis 80 Millimeter, gezoomt wird rein motorisch entweder über die Wippe am Objektiv oder eben die Tasten auf dem Smartphone. Auch hier zeigt sich die App geizig: Weder die reale noch die kleinbildäquivalente Brennweite wird angezeigt. Lediglich ein Zoombalken erscheint kurz, lässt aber praktisch keine Rückschlüsse auf die eingestellte Brennweite zu.

Insgesamt bietet die App also noch deutliches Entwicklungspotential. Doch nicht nur die ab und zu etwas hakelige WLAN-Verbindung stört die unbeschwerte Fotografie, sondern auch die Trägheit des Autofokus. Zwar besitzt die QX1 eine eigene Auslösetaste und sollte damit verzögerungsarm fokussieren und verzögerungsfrei auslösen können, in der Praxis gerät aber selbst das zum Glücksspiel. Im Testlabor von digitalkamera.de, wo die Auslöseverzögerung und die Fokusgeschwindigkeit gemessen wurden, gab es extreme Schwankungen der Reaktionszeit. So kann die QX1 innerhalb von einer halben Sekunde auslösen, genehmigt sich aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen auch immer wieder längere Gedenkpausen von bis zu drei Sekunden. Ein spontanes Motiv ist dann womöglich schon nicht mehr da. Doch selbst nach erfolgter Fokussierung genehmigt sich die die QX1 vom Durchdrücken des Auslösers am Gehäuse bis zur Aufnahme des Fotos im Schnitt 0,2 Sekunden Gedenkpause, das ist mehr, als heute bei vollwertigen Digitalkameras üblich ist. In der Summe jedenfalls kommt nicht das Gefühl auf, eine moderne, schnelle Digitalkamera zu verwenden, sondern eher eine zickige Diva, die nur spurt, wenn sie möchte und nicht, wenn der Anwender es braucht.

Wenn du Videos aufzeichnen möchtes, kannst du dies nach Umschalten in der App tun. Das Bild wird dann durch den elektronischen Bildstabilisator sowie den 16:9-Bildschausschnitt aus dem 3:2-Sensor etwas enger. Hier gibt es noch deutlich weniger Einstellungen, auf Belichtung, Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit, Auflösung oder Bildwiederholrate hast du keinen Einfluss. Der Autofokus steht nun auf AF-C statt auf AF-S, wird also nachgeführt, lässt sich aber auch manuell regeln. Die Auflösung liegt bei 1920x1080p mit 30 Bildern pro Sekunde, gespeichert wird im MP4-Format mit H.264-Kompression.

  • Bild Sogar einen eingebauten Blitz hat Sony der QX1 spendiert. Er klappt hoch aus, damit das Objektiv das Bild möglichst nicht abschattet. [Foto: Sony]

    Sogar einen eingebauten Blitz hat Sony der QX1 spendiert. Er klappt hoch aus, damit das Objektiv das Bild möglichst nicht abschattet. [Foto: Sony]

  • Bild Aus vier Teilen kann man Objektiv, QX1, Smartphonehalter und Smartphone zu einer Einheit zusammen stecken. [Foto: Sony]

    Aus vier Teilen kann man Objektiv, QX1, Smartphonehalter und Smartphone zu einer Einheit zusammen stecken. [Foto: Sony]

  • Bild Das 1/4"-Metallgewinde erlaubt es, die Sony QX1 auf ein Stativ zu montieren. [Foto: Sony]

    Das 1/4"-Metallgewinde erlaubt es, die Sony QX1 auf ein Stativ zu montieren. [Foto: Sony]

  • Bild Mit dem APS-C-Sensor bietet die Sony QX1 einen relativ großen CMOS-Sensor mit 20 Megapixeln Auflösung. Wechselobjektive erlauben eine flexible Anpassung an die Motive. [Foto: Sony]

    Mit dem APS-C-Sensor bietet die Sony QX1 einen relativ großen CMOS-Sensor mit 20 Megapixeln Auflösung. Wechselobjektive erlauben eine flexible Anpassung an die Motive. [Foto: Sony]

Neben der Steuerung per Smartphone ist es übrigens auch möglich, die QX1 mit Hilfe der der 149 Euro teuren Armbandfernbedienung RM-LVR1 fernzubedienen. Allerdings klappt dies im Gegensatz zur Steuerung der Sony-Actioncams nur mit einem Gerät zur Zeit (Actioncams: bis zu fünf Geräte gleichzeitig).

Bildqualität

Wenn die Sony QX1 in einer Disziplin punkten sollte, dann bei der Bildqualität. Schließlich stimmen die Zutaten in Form eines Wechselobjektivbajonetts (Sony E-Mount) sowie des großen CMOS-Sensors im APS-C-Format mit 20 Megapixeln Auflösung. Damit sollte die QX1 auch bei hohen ISO-Empfindlichkeiten rauschfreie Bilder liefern, wo jedes Smartphone jämmerlich versagt. Um das genau zu prüfen, haben wir die QX1 im Testlabor von digitalkamera.de zusammen mit dem Setobjektiv SEL-P1650 durchgemessen. Wer sich für die Testdiagramme interessiert, kann diese kostenlos über die weiterführenden Links abrufen.

Tatsächlich macht die ILCE-QX1 von ISO 100 bis 1600 eine sehr gute Figur. Die Kamera ist rauscharm, bildet einen hohen Dynamikumfang ab und zeigt eine hohe Auflösung mit vielen Bilddetails. Für die geringe Rate an Störpixeln sorgt vor allem die Rauschunterdrückung, ab ISO 3200 sorgt diese dann für einen sichtbaren Detailverlust, der von ISO-Stufe zu ISO-Stufe ansteigt. Bis zu ISO 16000 sind möglich, das geht dann zwar mit recht matschigen Bildern einher, angesichts der großen Auflösungsreserve von 20 Megapixeln sind die Fotos auf dem kleinen Smartphone-Bildschirm aber immer noch brauchbar, sofern du nicht hineinzoomst. Ab ISO 6400 geht der Dynamikumfang zurück, liegt aber noch deutlich über dem eines Smartphones bei niedriger ISO-Empfindlichkeit. Die QX1 ist sehr gut darin, Zeichnung sowohl in sehr hellen als auch sehr dunklen Bereichen aufzuzeichnen. Die Bildabstimmung selbst sorgt für eher kontrastreiche, farbenfrohe Bilder, wer eine neutrale Bildgebung bevorzugt, muss also auf das Rohdatenformat zurückgreifen und selbst entwickeln. Direkt auf der Kamera sind die Bilder also sehr ansehnlich und bedürfen keiner großen Nachbearbeitung, zwischen der QX1 und einer Smartphonekamera liegen Welten, die Unterschiede sind jederzeit sonnenklar zu sehen, sobald du die Bildergebnisse direkt vergleicht.

Eine hohe Bildqualität bedarf aber auch eines guten Objektivs, das die Motive mit hoher Auflösung und geringer Verzerrung auf den Sensor wirft. Hier macht das SEL-P1650 insgesamt gar keine schlechte Figur, teilweise auch dank elektronischer Korrekturen beziehungsweise entsprechender Bildoptimierung, die Sony automatisch anwendet, um optische Fehler zu minimieren. So ist die Verzeichnung gering, auch eine Randabdunklung stört nicht, selbst Farbsäume fallen kaum ins Gewicht, auch wenn sie im Detail durchaus vorhanden sind, aber erst bei stärkerem Hineinzoomen in die Bilder sichtbar werden. Auch die Auflösung des Objektivs ist insgesamt gut, allerdings fällt im Weitwinkel bei 16 Millimeter doch recht deutlich auf, dass die Bildecken längst nicht so scharf sind wie das Bildzentrum. Ein Umstand, mit dem die meisten Zooms am Weitwinkelende mehr oder weniger stark zu kämpfen haben. Aber du kannst die QX1 ja auch mit besseren Objektiven, etwa Festbrennweiten, betreiben.

Fazit

Mit der QX1 zeigt sich Sony wieder einmal als Pionier neuer Kameratechnik, eine so kompakte Wechselobjektivkamera mit Verzicht auf ein Display und Bedienelemente zu Gunsten einer drahtlosen Steuerung per Smartphone-App gab es bisher noch nicht. Doch als Pionier hat ein Hersteller auch immer das schwere Los, Kritik einstecken zu müssen, und wie schon bei der QX10 und QX100 drückt der Schuh an allerlei Stellen, wenn es um die Praxistauglichkeit geht. So ist das Modul zwar erstaunlich kompakt, wirkt per Klemmhalterung an ein Smartphone angedockt aber doch etwas klobig. Die Herstellung der Verbindung klappt nur per NFC einfach und unkompliziert. Zwar hat Sony die Play Memories Mobile App, deren erste Version noch sehr spartanisch war, deutlich weiter entwickelt, so sind jetzt viel weitreichendere manuelle Steuermöglichkeiten gegeben. An entscheidenden Stellen jedoch mangelt es noch an Funktionen, die man von Wechselobjektivkameras erwartet, etwa ein manueller Weißabgleich, eine manuelle Belichtung, die Wahl der Belichtungsmessmethode oder automatische Belichtungsreihen. Außerdem zeigt das Konzept der drahtlosen Steuerung dann Schwächen, wenn es um schnelle Reaktion und flüssige Bedienung geht; dies erst Recht, wenn die Verbindung nicht ganz stabil ist, was bisweilen selbst bei kürzester Entfernung vom Aufnahmemodul zum Smartphone vorkommen kann. Ebenfalls unschön ist das grob aufgelöste Sucherbild, denn obwohl Smartphones viel bessere Displays besitzen als normale Digitalkameras, zeigen letztere das bessere Livebild auf dem Bildschirm. Nur bei der Bildqualität der aufgenommenen Fotos lässt sich die Sony ILCE-QX1 nichts vormachen: Sie liefert saubere Ergebnisse bis zu hohen ISO 1.600, selbst die Ergebnisse bei ISO 3200 sind noch gut, erst ab ISO 6400 sorgt die Rauschunterdrückung für weichgespülte Bilder – sogar im Rohdatenformat kann aufgezeichnet werden. Das 16-50mm-Setobjektiv besitzt zwar eine etwas schwache Randauflösung im Weitwinkel, macht ansonsten aber eine gute Figur. Insbesondere mit einer kleinen Festbrennweite könnte die QX1 zur Höchstform auflaufen. Richtig Spaß macht die QX1 auf einem Stativ montiert, während du gemütlich mit dem Tablet oder Smartphone auf dem Schoß in der Nähe sitzt.

Vorteile

  • gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • durch Wechselobjektive anpassbar an verschiedene Situationen
  • 1/4"-Standardgewinde für Stativ.Montage
  • Steuerungsmöglichkeit über optionale Armband-Fernbedienung

Nachteile

  • niedrig auflösendes Sucherbild
  • keine manuelle Steuerung der Belichtung und Weißabgleichs
  • automatischer Weißabgleich nicht immer zuverlässig
  • gelegentlich sehr träge beim Fokussieren und Auslösen
  • WLAN-Verbindung gelegentlich instabil
  • keine Anzeige der Brennweite
  • manueller Fokus ohne Lupe oder andere Fokussierhilfen
  • Videomodus praktisch ohne Einstellmöglichkeiten (außer manuellem Fokus)