Verarbeitung, Design und Ergonomie
Auf den ersten Blick wirkt die Sony QX1 sehr kompakt: In dem sieben (Durchmesser) mal fünf Zentimeter (Tiefe) kleinen Gehäuse steckt tatsächlich eine ganze Kamera mit großem APS-C-Sensor, Aufklappblitz und potentem 7,3 Wh Akku. Da die Smartcam jedoch ein Wechselbajonett besitzt, kommt noch das Objektiv hinzu, mit dem SEL-P1650 als Standardzoom wächst die Bautiefe schon auf beachtliche acht Zentimeter, mit der angesetzten Smartphoneklemme sind es bereits neun Zentimeter. Diese von uns getestete Gesamtkombination wiegt stattliche 350 Gramm. Das Kunststoffgehäuse wirkt vernünftig verarbeitet, das unten angebrachte Metallstativgewinde erlaubt wie bei einer richtigen Kamera die Montage auf einem Stativ.
Über eine große Klappe auf der Rückseite kann die QX1 geöffnet werden, um Akku und Speicherkarte zu wechseln. Durch den etwas ungünstigen Mechanismus funktioniert das aber nicht auf dem Stativ, weil die Klappe zum Öffnen erst nach unten geschoben werden muss, wo das Stativ im Weg ist. Zum Glück lässt sich die QX1 aber auch mit geöffneter Klappe betreiben, um zwischendurch an die Micro-SD-Karte kommen zu können. Dies erweist sich immer dann als sinnvoll, wenn größere Mengen an Bildern oder lange Videos übertragen werden sollen, was per WLAN zu lange dauern würde und auf einen Computer ohnehin nicht möglich ist und ein USB-Kabel dafür zu kurz wäre. Ein Micro-USB-Kabel gehört übrigens zum Lieferumfang, denn per USB wird auch der Akku geladen. Zu dem Preis von 299 Euro, den alleine die ILCE-QX1 ohne Objektiv kostet, legt Sony jedoch kein USB-Ladegerät bei.
An der QX1 selbst befinden sich lediglich drei Bedienelemente: Der Ein-/Ausschalter samt Leuchtdiode, der Auslöseknopf sowie die Blitzentriegelungstaste. Der kleine und leistungsschwache Blitz klappt sehr hoch auf, was Abschattungen durch das Objektiv etwas reduziert. Die Entriegelung erfolgt rein mechanisch, ist der Blitz eingeklappt, kann er nicht ferngesteuert oder automatisch aufklappen und somit auch nicht blitzen. Die Auslösetaste besitzt zwei Druckpunkte, der erste fokussiert, der zweite löst aus. Dabei ist der mechanische Schlitzverschluss gut zu hören. Der Auslöser sitzt ergonomisch ungewohnt an der linken Gehäuseseite (normalerweise sitzen Kameraauslöser rechts oben). Die Idee dahinter dürfte sein, dass der im Smartphone-Betrieb mit dem linken Daumen bedient wird, während die rechte Hand zur Bedienung des Smartphones frei bleibt.
Handhabung und Ausstattung
Zwar lässt sich mit der QX1 auch "blind" mit dem Auslöser am Gehäuse fotografieren, aber dabei siehst du den Bildausschnitt nicht, auch Kameraeinstellungen können nicht angepasst werden. Das Konzept der Smartcamera, auch Kameramodul genannt, spart sich den Bildschirm sowie das Bedieninterface und verlegt beides komplett auf ein Smartphone oder Tablet. Das Smartgerät muss dafür WLAN beherrschen und mit Android oder iOS laufen, für beide Systeme gibt es die App "Play Memories Mobile". Verfügt das Smartgerät über NFC, was aktuell nur unter Android frei nutzbar ist, funktioniert die Kopplung denkbar einfach: Du hältst die NFC-Symbole der eingeschalteten Geräte aneinander und schon reagiert das Smartgerät. Ist die App noch nicht installiert, öffnet sich der Google Play Store mit der entsprechenden Seite der App, so dass due diese einfach installieren kannst. Berühren sich die beiden NFC-Geräte, während die App bereits installiert ist, startet die App automatisch und verbindet sich ohne weiteres Zutun mit der QX1. Ohne NFC musst du die App manuell suchen, installieren und anschließend mit der eingeschalteten QX1 manuell verbinden, wozu zuerst über die WLAN-Einstellung eine Verbindung mit dem WLAN aufgebaut werden muss. Der Netzwerkschlüssel dafür steht auf der Innenseite des Akkudeckels der QX1. Anschließend kann die App gestartet werden und sich mit der QX1 verbinden.
Zum Lieferumfang der Sony ILCE-QX1 gehört ein Klemmadapter für Smartphones. Dieser kann mit 5,5 bis 8 Zentimeter breiten Smartphones verwendet werden. Die QX1 wird daran per Bajonett angeklemmt. Im Test verwendeten wir sowohl ein Sony Xperia Z3 Compact als auch ein Samsung Galaxy Tab Pro 8.4. Ersteres verfügt über NFC, letzteres nicht. Auf beiden Geräten lief die neue App insgesamt sehr flüssig. Allerdings gilt, je schwächer das WLAN-Signal ist, desto hakeliger wird die Bedienung, die Reaktionszeit und vor allem das Sucherbild leiden deutlich unter einer schwachen Verbindung. Stören können dabei andere vorhandene WLAN-Netze, aber auch ein größerer Abstand zwischen den Geräten führt schnell zu verzögerten Reaktionen und einem ruckelnden Livebild, ab etwa zehn Metern im Freien ist das schon der Fall, mit Wänden und/oder Decken zwischen den Geräten ist die Reichweite deutlich geringer. Insbesondere mit dem Z3 Compact kam es aber selbst bei direkter Montage der QX1 per Bajonettadapter am Gerät des Öfteren vor, dass die Verbindung schwach war (nur ein WLAN-Balken auf dem Z3 Compact) und ich die Kamera praktisch nicht oder nur mit viel Geduld benutzen konnte, ein anderes Mal lief es dann wieder besser. Reine Glücksache also. Mit dem Samsung Galaxy Tab Pro 8.4 gab es deutlich weniger Probleme. Auch je ein zum Vergleich hinzugezogenes Sony Xperia Z1 und Z2 machten weniger Probleme. Auf Nachfrage gab Sony an, dass keine Probleme in Verbindung mit dem Z3 Compact bekannt seien.
Doch zurück zur praktischen Handhabung: Zwar lässt sich die Kombination aus QX1 und Objektiv wunderbar an ein Smartphone klemmen, allerdings wirken Kameramodul und Objektiv insbesondere am kleinen Z3 Compact überdimensioniert. Praktisch musst du die QX1 mit der linken Hand halten, die rechte Hand bleibt dann frei für die Bedienung der App und das Auslösen. Hierbei sei positiv angemerkt, dass die Auslösetaste des Smartphones von Play Memories Mobile verwendet wird, was ein sehr intuitives Auslösen erlaubt. Mit dem Daumen der linken Hand, die die QX1 hält, lässt sich aber auch durchaus der eingebaute Auslöser bedienen.
Die App hat Sony angesichts der vielen Kritik an den mangelnden Einstellmöglichkeiten vor allem im Hinblick auf die QX1 deutlich überarbeitet. Schließlich handelt es sich um eine Wechselobjektivkamera, die dank größerem Sensor nicht nur eine bessere Bildqualität verspricht, sondern über Wechselobjektive mit E-Mount auch an alle erdenklichen Motivsituationen angepasst werden kann, dem die Bedienung und Einstellmöglichkeiten nicht im Wege stehen sollten.
"Sollten" ist dabei das richtige Stichwort: Bei der App vermissten wir doch an einigen Stellen den nötigen Einstellumfang für ambitionierte Anwender. Die QX1 bietet sowohl eine intelligente Automatik mit Motiverkennung als auch eine erweiterte intelligente Automatik, die dabei auch spezielle Programme mit einbezieht, um unter schwierigen Aufnahmebedingungen eine noch bessere Bildqualität zu ermöglichen. Manuell kann der Anwender jedoch kein Motivprogramm vorgeben. Daneben gibt es eine Programmautomatik, die mehr Einstellungen durch den Anwender erlaubt, etwa die ISO-Empfindlichkeit oder den Weißabgleich. Die ISO-Automatik lässt sich jedoch nicht beeinflussen, und der Weißabgleich arbeitet zwar in der Regel gut, unter schwierigen Lichtbedingungen jedoch versagt er total und liefert stark farbstichige Bilder. Weißabgleichsvoreinstellungen für bestimmte Lichtquellen sollen dem Abhilfe schaffen, zudem kann die Farbtemperatur in Kelvin manuell geregelt werden. Was jedoch schmerzlich fehlt ist eine manuelle Weißabgleichsmöglichkeit, die eigentlich jede halbwegs anständige Digitalkamera bietet.
Die Blende sowie die Belichtungszeit lassen sich jeweils in der Blenden- und der Zeitautomatik beeinflussen. Damit gibt Sony dem Anwender wichtige kreative Hilfsmittel an die Hand, um die Bildgestaltung mittels Wahl der Schärfentiefe oder der Belichtungszeit, beispielsweise zum Verwischen schneller Bewegungen, zu beeinflussen. Was allerdings fehlt, ist eine volle manuelle Kontrolle der Belichtung, das ist für eine Wechselobjektivkamera eigentlich ein Unding. Allenfalls die Belichtungskorrektur erlaubt noch im Bereich von +/-3 EV eine Beeinflussung der Belichtung insgesamt. Doch auch die Belichtungsmessmethode lässt sich nicht verstellen. Ebenfalls nicht vorgesehen sind Belichtungsreihen, bei denen die Kamera nacheinander eine Anzahl von Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten macht (wichtig beispielsweise für HDR-Aufnahmen). Sony spart also an vielen grundlegenden Funktionen, die eine Kamera für ambitionierte Anwender bieten sollte, die QX1 verkommt damit zur Knipskiste mit rudimentären Eingriffsmöglichkeiten. Das die App keine Effektfilter bietet, lässt sich hingegen gut verschmerzen, dafür gibt es bereits endlos viele Apps für Smartphones oder Tablets, die das leisten. Immerhin kann Raw statt JPEG als Foto-Speicherformat gewählt werden.