Die Fotoeinstellungen im Menü umfassen eine 180-Grad-Rotation (um kopfüber zu fotografieren), Szenen-Auswahl (Normal/Water), einen Zeitauslöser und den sogenannten Drive. Hier entscheidest du, ob du ein Einzelbild, einen Burst (mehrere Bilder pro Sekunde) oder einen Motion Shoot machen möchtest. Der Motion Shoot erweitert den Burst, indem er die Bilder anschließend zusammensetzt, sodass du ein bewegtes Objekt mehrfach siehst und dessen Bahn nachvollziehen kannst. Dabei solltest du die Kamera möglichst still halten, sonst gerät der Hintergrund durcheinander. Der Motion Shoot ist ein nettes Spielzeug, jedoch sind alle Stadien der abgebildeten Bewegung unscharf. Dafür ist die Belichtungszeit wohl zu lang, die du im Übrigen nicht einstellen kannst. Auch alle anderen grundlegenden Bildoptionen (wie Weißabgleich) sind ausschließlich automatisch. Nicht einmal die Auflösung darfst du wählen – die HDR-AZ1 schießt ausschließlich Fotos in 12 Megapixel Auflösung. Die Intervall-Aufnahme lässt ebenfalls keine Auflösungs-Einstellungen zu (festgesetzt sind 1920x1080 Pixel, also 2 Megapixel), nur den Zeitabstand zwischen zwei Bildern darfst du bestimmen (1, 2, 5, 10, 30 oder 60 Sek).
Im Video-Bereich kannst du schon etwas genauer entscheiden, wie du filmen möchtest, zumindest was die Auflösung betrifft. PS (vermutlich „Professional Shoot“) gibt das schönste Bild in 1080p mit 60 Bildern pro Sekunde ab – gut für leichte Zeitlupen. Die Kanten sind zwar scharfgezeichnet, was jedoch nicht negativ auffällt. HQ (1080p, 30 Bilder/s) zeigt ein durchschnittlich qualitatives Videobild für FullHD an. Dann kommen STD und SSLOW an die Reihe (beide 720p). Zumindest für SSLOW wäre uns eine Dechiffrierung im Menü sehr gelegen gekommen. „Super-Slowmotion“ bedeutet die Abkürzung wohl, denn die Kamera filmt mit 120 Bildern/s und gibt 30 Bilder/s aus – du musst das Material also nicht mehr selbst verlangsamen. HS (Highspeed) hingegen filmt und speichert 120 Bilder/s, um dir unverfälschtes Material zu bieten (ebenfalls 720p). VGA (480p) bietet überraschenderweise lediglich 30 Bilder/s. Andere Hersteller verwenden diese Auflösung normalerweise für 240 Bilder/s – heutzutage der einzig einleuchtende Verwendungszweck für die geringe Auflösung. Des Weiteren kannst du, wie im Foto-Modus, Szenenauswahl (Normal/Water) und Kopfüber-Aufnahme einstellen. Zudem kannst du den Farbmodus aus Vivid (in dem Fall stark gesättigt) und Natural wählen, ebenso das Dateiformat (MP4, XAVC S). Außerdem bietet Sony dir einen digitalen Bildstabilisator an. Dieser schneidet ungefähr 30 Prozent des normalen Bildes ab, funktioniert aber ganz gut. Es kommt dabei zu leichten Verzerrungen in den Bildecken und hochfrequentierte Erschütterungen (z. B. bei Helikopterflügen) kannst du damit nicht ausgleichen. Einen gewissen Qualitätsverlust musst du ebenfalls in Kauf nehmen, bekommst dafür jedoch schöne Ergebnisse – fürs gemütliche Joggen oder Fahrrad-/Motorradfahren definitiv etwas, das du ausprobieren solltest.
Wenn du die oben erwähnte „Scene Selection“ auf „Water“ umstellst, verändert sich lediglich der Farbeindruck, weil die HDR-AZ1 nun das Rot betont. Die Kamera wäre deshalb in blauem Wasser sicher gut aufgehoben. Viele Anwender berichten jedoch, dass das Bild unter Wasser unscharf ist und die Kamera deshalb für Tauchgänge ungeeignet sei. Dies liegt vermutlich an der stark gekrümmten Linsenabdeckung des Unterwassergehäuses (jedenfalls hat GoPro mit seiner "flachen" Frontscheibe dieses Problem nicht). Das Schutzgehäuse ist aber ohnehin nur bis zu einer Tiefe 5 Metern wasserdicht, zum wirklichen Tauchen also auch deswegen eher ungeeignet.
Die Foto- und Videoqualität „an der Luft“ ist aber in Ordnung: Das Objektiv hat wie von Sony gewohnt eine sehr gute Qualtität und bildet trotz 170°-Weitwinkel bis in an den Rand noch recht scharf ab. Auch der 12-Megapixel-Sensor im 16:9-Format und die interne Bildverarbeitung machen ihren Job gut. In unserem Testbild ist die siebte von zehn Zeilen noch lesbar. Das ist kein Spitzenwert, aber deutlich besser als Durchschnitt. Holzmaserung und Beschriftung des Lineals sind gut erkennbar, die Millimeterskala am rechten Bildrand verschwimmt jedoch. Ebenfalls gut, aber nicht Spitzenklasse, sind die Video-Leistungen. Ohne elektronische Bildstabilisierung ist die fünfte Textzeile unseres Testcharts noch lesbar, die Zahlen auf dem Linial am Bildrand ebenfalls gerade noch. Dabei ist die Scharfzeichnung sehr zurückhaltend und gänzlich ohne Scharfzeichnungsartefakte (das ist sehr gut), die meisten anderen Actioncams gehen da deutlich forscher zur Sache, was dann auf den ersten Blick nach schärferen Bildern aussieht. Die Farben werden natürlich wiedergegeben, wobei du sogar zwei Stufen wählen kannst: natürlich oder lebhaft. Schaltest du den elektronischen Bildstabilisator "SteadyShot" hinzu, hast du deutlich weniger verwackelte Videos mit deutlich reduzierter Auflösung – wie immer bei solcher elektronischen Entwackelung. Wohlwollend könnte man dann noch die vierte Textzeile als lesbar bezeichnen (aber schön ist anders), auch die Ziffern auf dem Linial kann man noch erahnen. Natürlich büßt du dabei nicht nur Bildqualität ein, sondern auch sehr viel Weitwinkel. Bei schwachen Lichtverhältnissen hat die AZ1 jedoch die Nase vorn. Während andere Actioncams bereits im Dämmerlicht aufgeben, hält sich hier das Rauschen auch bei hohen ISO-Werten noch in Grenzen. Ebenso herausragend ist das Mikrofon: Den dynamischen Stereoklang der AZ1 (und der anderen von uns getesteten Sony Actioncams) konnte noch kein anderer Hersteller toppen.
Wenn du dich für eine Actioncam von Sony interessierst, dann fragst du dich wahrscheinlich, ob du die hier getestete (seit November 2014 erhältliche) HDR-AZ1 oder von uns im Mai getestete (seit April erhältliche) Sony HDR-AS100V kaufen sollst. Letztere ist 50 Euro teurer und immer noch das aktuelle Spitzenmodell von Sony. Unserer Empfehlung ist klar: Nimm die HDR-AS100V, die kann eigentlich alles besser als die neue HDR-AZ1. Sie hat direkt eingebautes GPS, ein Status-Display, das dir wichtige Informationen direkt anzeigt (z. B. ob du im richtigen Video-Modus bis), und du kannst alles – zugegebenerweise etwas umständlich – direkt an der Kamera einstellen und sogar ein externes Mikrofon anschließen. Und das Wichtigste: Du bekommst eine ganze Stufe bessere Foto- und Video-Qualität! Für die neue HDR-AZ1 spricht eigentlich nur, dass sie so winzig ist.
Fazit
Die Bildqualität der Sony HDR-AZ1 bei Foto- und Video ist überdurchschnittlich, kann aber dennoch weder mit den Spitzenmodellen aus dem Hause GoPro noch mit dem Sony-eigenen Spitzenmodell HDR-AS100V mithalten. Überzeugend ist die Bildqualität bei schwierigen Lichtverhältnissen und ihre sehr gute Stereo-Tonqualität. Die extrem geringe Größe der AZ1 fordert dem Anwender einige Zugeständnisse ab: Eingeschränkte WLAN-Reichweite, Einstellungen können ausschließlich remote vorgenommen werden (und werden an der Kamera nicht angezeigt) und auch beim GPS bist du auf die Live-View-Armband-Fernbedienung RM-LVR2V angewiesen.
Vorteile
- extrem klein und leicht
- ohne Schutzgehäuse staub- und spritzwasserdicht
- Livebild-Fernbedienung
- GPS (nur in Verbindung mit Livebild-Fernbedienung)
- Fernbedienung von bis zu 5 Kamears
- WiFi mit NFC
- gute Video-Qualität
- gute Fotoqualität bei Einzelaufnahmen
- Synchronisierung per Timecode
Nachteile
- Intervallaufnahmen nur mit 2 Megapixel
- keine Einstellmöglichkeit direkt an der Kamera
- insgesamt wenig Einstellmöglichkeiten
- geringe WiFi-Reichweite