Die Panasonic Lumix DMC-CM1 ist seit Herbst 2014 auf dem Markt, was in diesem Fall bedeutet, dass sie bei einigen wenigen ausgewählten Fotohändlern erhältlich ist. Panasonic sieht dieses Gerät, das auch unter dem Sub-Brand "Lumix" geführt wird, durchaus als richtige Digitalkamera. Aber genauso ist es natürlich auch ein richtiges Smartphone. Als Betriebssystem kommt Android 4.4.4 in eine sehr reinen Version, nahezu ohne herstellerspezifische Anpassungen, zum Einsatz. Die wenigen Änderungen umfassen ein zum Gehäusedesign passendes Hintergrundbild und natürlich die Apps, die mit dem Fotografieren zu tun haben, wie die Kamera-App und eine Album-App. Dass sehr reduzierte Betriebssystem wirkt einerseits aufgeräumt, andererseits dürften manche Anwender so scheinbar selbstverständliche Dinge wie eine Prozentangabe für den Akku-Ladezustand vermissen.
Wobei ich mir eine solche Anzeige durchaus gewünscht hätte, denn der Stromverbrauch und das Laden selbst sind einige der (wenigen) echten Schwachpunkte des CM1. Obwohl es für ein Smartphone recht dick (in dem Gehäuseteil, in dem nicht das Objektiv sitzt, immerhin 15 Millimeter) und mit 202 Gramm auch nicht gerade leicht ist, passte offenbar kein starker Akku ins Gehäuse. So hält das Gerät bei intensivem Betrieb gerade mal so eben einen Tag lang durch (am meisten Energie verbraucht dabei laut Stromverbrauchsprotokoll das FullHD-Display). Auf Dinge wie Musikhören oder dauerhaften Betrieb als Navigationsgerät solltest du dabei besser verzichten, sonst kann es sein, dass der Akku früher leer ist, als dir lieb ist. Das wäre evtl. nicht so schlimm, wenn du das Panasonic CM1 jederzeit überall mal kurz aufladen bzw. nachladen könntest. In diesem Fall verhält sich das CM1 dann aber tatsächlich wie eine Digitalkamera, nämlich zickig. Die kommen, wenn sie über die USB-Schnittstelle geladen werden können, nämlich oftmals nicht mit jedem beliebigen Ladegerät klar (im Gegensatz zu Smartphones, die man normalerweise an irgendeinen USB-Lader hängen kann). So lud das CM1 bei uns z. B. weder am Duracell Travel Charger (Ladegerät mit eingebautem Notstrom-Akku) noch an einem Auto-Ladeadapter mit 10W-Ausgang, an dem bisher noch jedes Smartphone geladen werden konnte. Das dicke 10W-Ladegerät vom iPad z. B. funktioniert aber problemlos, ebenso wie das kleine Ladegerät vom iPhone oder das Universal-Schnellladegerät Pixo C4. Du solltest also unbedingt ausprobieren, ob dein CM1 an dem Ladegerät, das du mit in den Urlaub nimmst, auch wirklich funktioniert. Einen Lader fürs Auto zu finden könnte schwierig werden. Das mit dem CM1 gelieferte Ladegerät ist eine Zumutung. Mit seiner riesigen Gehäusegröße macht es den Eindruck man könne damit problemlos mittelgroße Laptop-Computer mit Strom versorgen. Mit dem völlig Design-freien, klobigen Ungetüm mit dickem, fest angesetztem Kabel kannst du dich unmöglich in der Öffentlichkeit blicken lassen. Kaum zu glauben, dass dieses Ladegerät im gleichen Karton liegt wie das totschick designte CM1-Smartphone. Ebenfalls etwas nervig: Die USB-Buchse verbirgt sich hinter einer fummeligen Kunststoff-Abdeckung. Zwar gibt es zusätzliche Ladekontakte an der Unterseite, aber eine Docking-Station wird nicht mitgeliefert.
Design und Konzept
Die USB-Buchsen-Abdeckung war sicherlich ein Wunsch der Designer, die auch an diversen anderen Punkten nicht im Sinne des Benutzers gearbeitet haben. Das im 45-Grad-Winkel abgeschrägte Gehäuse sorgt dafür, dass das CM1 auf völlig waagerechten Flächen gerade mal so eben von selbst steht. Ein halbes Grad Neigung oder ein Windhauch und es fällt nach vorne direkt aufs Objektiv. Form follows Function ist anders. Man wünscht sich also ein kleines Tisch-Stativ. Aber leider hat die das CM1 kein Stativgewinde. Angesichts des 15 mm dicken Gehäuse wäre ein solches mit etwas gutem Willen sicherlich unterzubringen gewesen. So musst du dich für Langzeitaufnahmen oder Zeitraffervideos mit irgendwelchen Klemmhalterungen herumschlagen. In diesem Punkt ist das CM1 also ganz Smartphone und überhaupt nicht Digitalkamera. In Sachen Verarbeitung gibt es (von der oben erwähnten billigen und fummeligen USB-Abdeckung abgesehen) nichts zu meckern. Das Gehäuse ist griffig mit Kunstleder beschichtet, die Seitenteile bestehen aus gebürstetem bzw. matt eloxiertem Aluminium. Die Fläche um das Objektiv ist fein abgedreht und der Drehring rastet angenehm. Der Bildschirm ist von einem minimal hervorstehenden Rahmen umgeben. Wenn du die CM1 auf den Bildschirm legst, liegt also die Scheibe selbst gar nicht direkt auf und verkratzt dadurch nicht.
Kamera-App
Die Kamera-App kannst du direkt aus dem Standby-Modus starten, indem du den Kamera-"Schiebe-Taster" an der Seite des Geräts betätigst. Eine richtige zweistufige Auslösetaste hat das Gerät natürlich auch. Der üblichen Konvention, über langes Gedrückthalten des Auslösers die Kamera-App zu starten, mochte sich Panasonic nicht anschließen – es muss die extra Schiebe-Taste sein. Mit der kommt man dann auch von der Kamera auf die normale Android-Oberfläche, genauso wie über die üblichen Soft-Keys am Bildschirm-Rand (die im Kameramodus ausgeblendet und durch drei Punkte ersetzt sind). Die Kamera-App ist also wirklich eine richtige Android-App und nicht irgend ein parallel laufendes Kamera-Betriebssystem.
Die Bedienung der Panasonic Kamera-App ist stark an klassische Kameras angelehnt. Wenn du an digitale Fotokameras gewöhnt bist, wirst du mit der Bedienung schnell zurecht kommen. Für die klassischen Bedienelemente gibt es entsprechende visuelle Entsprechungen. So zeigt z. B. ein Fingertipp auf das rote Quadrat oben links im Display ein virtuelles Modus-Wahlrad an. Mit dem großen Rad am Objektiv oder per Berührung auf dem Display kannst du es drehen und so den Aufnahmemodus einstellen. Dabei stehen alle üblichen Modi zur Verfügung, also neben der intelligenten Vollautomatik (Panasonic-üblich in zwei Ausprägungen iA und iA+) auch P, S und A sowie M. Daneben zwei Custom-Modi (zum Speichern benutzerdefinierter Einstellungen), ein Motivprogramm-Modus, ein Modus mit Kunstfiltern sowie ein Panorama-Modus. Innerhalb der verschiedenen Modi triffst du die Unterauswahl dann praktisch nur noch über Wisch-Gesten. Oftmals kannst du alternativ das Objektiv-Drehrad verwenden, aber im Grunde ist dies nur eine Spielerei. Ergonomischer ist es, die Einstellungen auf dem Bildschirm zu treffen, dort wo du das Ergebnis siehst, und nicht auf der gegenüberliegenden Seite des Gerätes. Weitere Optionen erreichst du über das Panasonic-übliche Quick-Menü. Darüber stellst du z. B. Bildgröße (Seitenverhältnis und Kompressionsfaktor), die Farbsättigung, den "Antriebsmodus" (Einzelaufnahmen, Serienbilder, Belichtungsreihen, Selbstauslöserr) und diverse andere Paramater ein. Ganz wie bei einer normalen Digitalkamera. Die Kamera-App reagiert dabei jederzeit schnell und lässt praktisch keine Wünsche offen. Zudem ist sie derzeit die einzige Möglichkeit, alle Funktionen der Kamera auszureizen, denn das Betriebssystem Android 4.4.4 lässt für Apps anderer Anbieter noch keinen vollständigen Zugriff auf die Kamera zu. Dies ist erst mit Android 5.0 möglich und auch nur dann, wenn die entsprechende API vollständig integriert wurde. Ob es für das Panasonic CM1 ein Update auf Android 5.0 Lollipop geben wird, darüber gibt es derzeit keine Informationen. Im Grunde wirst du aber in der derzeitigen Kamera-App nichts vermissen.