Im Effektbrowser sind dann schließlich (fast) alle Einstellungen untergebracht, die du anwenden kannst. Der Übersichtlichkeit halber sind diese nach Kategorien sortiert, die aber manchmal einfach keinen Sinn ergeben. Hier wäre es ebenfalls schön gewesen, alle Optionen in einer Übersicht zu haben. So musst du dich durch die Überkategorien klicken und wunderst dich, warum du „(Bild-)Ausschnitt“ unter „Bewegungseffekte“ vorfindest, während „Geschwindigkeit“ im Verzeichnis „Videoeffekte“ eingeordnet ist. Der Grund für das erste Rätsel ist sicherlich, dass du den Bildausschnitt mithilfe von Keyframes dynamisch wechseln lassen kannst (sinnvoll für digitales Kamerawackeln), was aber eigentlich nicht die Hauptfunktion sein sollte und den Einsteiger verwirrt. Unlogisch ist auch, dass eben nicht alle Effekte im Effektbrowser aufgeführt sind, denn bei einem Rechtsklick auf dein Videoobjekt öffnen sich noch weitere Optionen – warum können diese nicht zusammen mit den anderen gelistet werden?
Gut mitgedacht haben die Entwickler bei der Arbeitsplatzgestaltung, denn die eben vorgestellten Grundelemente dürfen sich uneingeschränkt überlagern und schnappen doch wieder lückenlos aneinander, wenn du beabsichtigst, sie erneut zu vereinen. Am besten ist jedoch, dass du jedes Fenster aus dem Programmkörper herausnehmen kannst, um es beispielsweise auf einen zweiten Monitor zu schieben. Du kannst also Spuren und Effekte auf einem Bildschirm lassen und die Vorschauanzeige auf den zweiten Monitor nehmen, um sie im Detail zu betrachten. Besonders hilfreich ist dies auch, wenn du die Zusatzfunktionen bzw. Assistenten dazuschaltest. Jene sind zahlreicher, je teurer deine Version ist und erweitern die Audio- und Bildbearbeitung. Für den Ton gibt es Rauschfilter, eine Effektsuite (z. B. für gezielt eingestellten Hall), ein Mischpult für sehr saubere Audiomanipulationen und einen „Soundtrackmaker“ (Plus/Premium). Im Soundtrackmaker wählst du eine Musikrichtung und eine Emotion aus, das Programm generiert dann entsprechende Musik, die du in einer Leiste über den Videospuren anordnest. Der Assistent sieht auch flüssige Emotionsübergänge vor und du kannst deinen Soundtrack sogar mit nur einem Klick als CD-Fassung exportieren. Importierte Musik wiederum kannst du entweder mit Shortcuts und dem Cursor, über die Toolleiste oder mit der automatischen Musikanpassung zurechtschneiden. Letztere erzeugt tatsächlich sogar hörenswerte Resultate!
Im visuellen Bereich gibt es so viele Effekte mit diversen Einstellungsmöglichkeiten und Vorlagen, dass allein die Aufzählung ein Buch füllen würde. Erwähnenswert ist aber auf jeden Fall die sekundäre Farbkorrektur (Plus/Premium), die in mehreren Ebenen Farbeinstellungen zulässt, beispielsweise Colorkeying, dem Betonen oder Ersetzen einer einzigen Farbe, während das restliche Bild gänzlich ungesättigt oder gleichfarbig bleibt. Ebenso gut ist der Bildstabilisator, der tatsächlich funktioniert! Auch die HDR-Effekte (Plus/Premium) sehen wirklich nett aus. Die Software gleicht hierbei nachträglich Belichtungsunterschiede aus. Die Reiseroutenanimation (Plus/Premium) öffnet ein zusätzliches Fenster, in dem du auf einer Weltkarte Verbindungspunkte wählen kannst, zwischen denen du eine animiertes Objekt hin- und herreisen lässt. Toll für Reisefilme, insbesondere da sich dieser Assistent ernst nimmt und ein hohes Niveau bietet.
Das Highlight der Premium-Fassung sind die Red-Giant-Plugins. Die hier mitgelieferten Filmvorlagen hat Magix Video Deluxe zwar selbst auf dem gleichen Niveau ab der Plus-Ausführung, Chromatic Glow und Knoll Light Factory hingegen sind spektakulär. Chromatic Glow erzeugt professionelle Leuchteffekte, die deine Videos aufpeppen können, mit der Knoll Light Factory kannst du digitale Lichtquellen ins Bild setzen und auch wandern lassen. Zur Wahl stehen unzählige Quell-Optionen, darunter Nordlichter, Cyborg-Lampen, Suchscheinwerfer und blaue Riesen. An die Einstellungsfreiheit von professioneller Effektsoftware, wie Adobe After Effects, kommen diese Plugins zwar nicht heran, bieten jedoch für gewisse Zwecke beeindruckende, leicht zu erzeugende Ergebnisse.
Beim Export hast du eine breit gefächerte Auswahl an möglichen Formaten, Auflösungen, du kannst sogar die Framerate korrigieren und nur gezielte Ausschnitte deines Projekts rendern. Unter dem Punkt „Bereitstellen“ kannst du dein Video direkt auf deinen YouTube-Kanal oder in soziale Netzwerke laden, was äußerst praktisch ist. Möchtest du aus deinem Film eine DVD oder BluRay erstellen, liegen hier auch wieder unglaublich viele Vorlagen bzw. volle manuelle Kontrolle vor dir. Bis zum letzten Schritt kannst du mit Magix Video Deluxe 2015 also exakt das tun, was du möchtest, vielleicht mit Ausnahme aufwändiger Effekte. Hier hat professionelle Software doch noch die Nase vorn.
Fazit
Magix Video Deluxe 2015 Premium ist eine konsequente, jährliche Weiterentwicklung eines vielseitigen Programms und bietet für knapp 130 Euro (UVP) ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. Die Software richtet sich sowohl an motivierte Anfänger (am besten mit ersten Vorkenntnissen) wie auch an Fortgeschrittene und stellt beide vor Herausforderungen, aber auf jeden Fall zufrieden. Nach einer Weile des Einfindens wird der Videoschnitt zu einem unkomplizierten, intuitiven Prozess, auch, weil die gesamte Bedienung komplett manuell anpassbar ist. Das Programm hält noch Dutzende weitere Funktionen bereit, die hier keine Erwähnung gefunden haben. Da Online- und Kontext-Hilfe völlig unübersichtlich sind, lohnt sich hier für Einsteiger eventuell ein Blick in das offizielle Buch zum Programm, um auch das letzte Feature zu entdecken.
Vorteile
- Sehr großer Funktionsumfang
- Flüssige, belastbare Arbeitsweise
- Viele qualitative Vorlagen
- Assistenten für Bild und Ton
- Eigene DVD-Suite
Nachteile
- Etwas unlogisch unterteilt