Die Hero10 wird in einer praktischen Aufbewahrungstasche geliefert, unser Testgerät (oder vielleicht auch generell die finale Version) unterschied sich von den Pressefotos durch noch weniger Verpackung: Um die Tasche herum war einfach eine schicke Banderole, die man abnehmen und wieder aufschieben kann, ohne etwas zu zerstören. Die Tasche selbst enthält eine recht sperrige ausgeformte Einlage aus Recycling-Material. Weiteres optionales Zubehör (Akkus oder Zusatzmodule beispielsweise, dazu später mehr) findet darin nicht Platz, was die Tasche dann doch nicht wirklich praktisch macht. Man kann das Inlay natürlich rausnehmen, aber dann poltert alles lose in der Tasche herum. Insgesamt ist die Tasche für eine so kleine Actioncam recht groß.
Ansonsten ist der Lieferumfang aufs Nötigste beschränkt. Nicht einmal eine Klebehalterung für plane Oberflächen wird mitgeliefert, sondern lediglich eine für gewölbte Oberflächen (Helme) inklusive der nötigen Klemme (die Haltearme sind seit der Hero8-Generation klappbar direkt am Gehäuse). Darüber hinaus sind ein USB-C-auf-USB-A-Kabel und natürlich der Akku mitgeliefert. Bei unserem Testgerät lag noch eine schnelle, 64 GByte große SanDisk-Micro-SD-Karte mit in der Tasche.
Ob überhaupt eine Speicherkarte dabei liegt und in welcher Größe, hängt aber vom aktuellen Angebot ab und im lokalen Handel (oder Internet-Handel) gelten wieder andere Bundles. Wenn man direkt bei GoPro bestellt, ist aktuell (Stand Oktober 2021) eine 32GB-Karte dabei mit der Möglichkeit, für 16 Euro auf eine 64GB-Karte zu wechseln (was eigentlich keinen Sinn macht, weil man für den Aufpreis auch schon eine 64GB-Karte einzeln bekommt). Je nach Aktion sind bei GoPro aber auch weitere attraktive Sets mit Stativ, Klemmhalterung und Zweitakku erhältlich. Solche Zubehör-Bundles sind in der Regel preislich sehr attraktiv und immer eine Überlegung wert.
Ideale Speicherkarten-Größe Wer mit der Hero10 in 4K oder gar 5,3K dauerhaft filmt, wird mit einer 32GB-Karte nicht immer glücklich, weil dann die Karte mitunter schneller voll als das Akku leer ist. Im Test haben wir eine ununterbrochene Aufnahmedauer mit einer Akku-Ladung von bis zu 1:20 h erreicht. Ob ein so langes 4K- oder 5,3K-Video auf eine 32GB-Karte passt, hängt von der eingestellten Datenrate ab. Bei "Standard"-Datenrate reicht in beiden Videoauflösungen eine 32GB-Karte noch aus. In der besseren Qualität ("Hoch") benötigt man jedoch mehr Kapazität: knapp 40 GB pro Stunde. 64 GB ist also eindeutig die bessere Größe. Wer ein zweites Akku für die Kamera hat, sollte am besten sogar gleich zu einer 128GB-Karte greifen. Micro-SD-Karten kosten aktuell nicht die Welt. Daran zu sparen lohnt sich wirklich nicht.
Wer eine Actioncam betreibt, wird diese in der Regel mit seinem Smartphone koppeln wollen. Das ist bei der Hero10 auch nötig, denn schon in der Verpackung liegt ein Zettel, der besagt, dass die Kamera auf jeden Fall erstmal ein Firmware-Update braucht. Das ist heute so üblich und bei GoPro auch wirklich kein Problem. Die Kopplung mit dem Smartphone ist sehr einfach, auch das spätere Wiederverbinden klappt (mit einem Google Pixel 4a getestet) immer zuverlässig. Die App erfordert keine Zwangsregistrierung, allerdings gibt es den vollen Leistungsumfang nur mit einem Abo, entweder nur für die GoPro-Cloud oder für die Cloud mit Hardware – und die App weist wieder und wieder darauf hin (durchaus nervig für diejenigen, die das nicht wollen). Einen kostenlosen Test-Zeitraum gibt es auch. Generell ist die Preis-Politik bei GoPro derzeit so, dass man eigentlich kaum um das GoPro-Jahresabo herumkommt (wenigstens für ein Jahr).
GoPro-Jahresabo Das Preismodell bei GoPro ist derzeit so gestaltet, dass man offenbar alle Kunden in ein Jahresabo bekommen und alle Händler vergraulen möchte. Die UVP beträgt 529 Euro und das ist zumindest zum Zeitpunkt dieses Tests (Oktober 2021) auch der Straßenpreis im Handel. GoPro selbst bietet die Kamera 149 Euro günstiger an, wenn man ein GoPro-Jahresabo hat bzw. beim Kauf mit abschließt. Das kostet 49,99 €. Insgesamt bezahlt man bei GoPro also 429,98 Euro inklusive (!) einem Jahresabo, das diverse Services inklusive eines vergünstigten Kaufpreises von Kamera und Zubehör enthält. Zur Markteinführung gibt es noch besagte 32-GB-Speicherkarte und zusätzlich ein Dualladegerät und einen Zweitakku dazu. Das alles, wie gesagt, für knapp 430 Euro. Da kann natürlich weit und breit kein Händler mithalten. Das GoPro-Abo enthält unter anderem unbegrenztes, automatisches Cloud-Backup in Original-Qualität, hebt die Einschränkungen der GoPro "Quik" App auf, ermöglicht hochauflösendes Livestreaming auf der GoPro-Streaming-Plattform und vergünstigtes Einkaufen im GoPro-Online-Shop und einen vergünstigten Kamera-Tausch.
Die App führt den Anwender sehr gut durch den ganzen Aktivierungs- und Installations-Prozess einschließlich Firmware-Update hindurch – das ist wirklich kinderleicht. Sogar der automatische Abgleich des Datums mit dem des Smartphones wird bei der Einrichtung angeboten. Theoretisch eine nette Sache, allerdings schlecht umgesetzt, weil dann Greenwich Main Time (GMT) als Zeit genommen wird, anstatt Mitteleuropäischer Sommerzeit – mit dem Ergebnis, dass bei allen Dateien das Aufnahmedatum zwei Stunden (oder eine Stunde ohne Sommerzeit) zu früh in den Dateien hinterlegt wird. Also anschließend bitte nochmal auf die richtige Zeit umstellen.
Für die weitere Bedienung und Einstellung braucht man die App im Grunde nicht. Mit ihrem für die kleine Gehäusegröße sehr großen Touchscreen lässt sich alles gut und einfach einstellen. Obwohl es dabei sehr viele Optionen gibt, muss man die Bedienung als wirklich gelungen bezeichnen. So gut wie GoPro bekommt das kein anderer Hersteller hin. Alle Symbole sind ausreichend groß und sehr gut lesbar, auch dadurch, dass sie immer mit einem Kreis unterlegt dargestellt werden und sich dadurch gut vom Livebild-Hintergrund abheben. Die in grauem oder blauem Kreis dargestellten Symbole sind dabei gleichzeitig eine Schaltfläche, sodass die Einstellungen direkt blitzschnell vorgenommen werden können (blau signalisiert zudem "die Funktion ist eingeschaltet").
Bei den Einstellungen gibt es immer praktische Erklärungstexte. Wer bestimmte Einstellungen oder Verfahren sucht, wird dennoch nicht umhinkommen, sich auf der GoPro-Website bei den FAQs schlau zu machen. In meinem Fall war es beispielsweise die Suche nach dem Horizontausgleich, den man in der Kamera nicht gleich findet und dessen empfohlene Einstellungen man erstmal nachlesen muss. Auch an die teilweise sehr speziellen Bezeichnungen von GoPro muss man sich erstmal gewöhnen. So haben die GoPro-Kameras beispielsweise "digitale Objektive". Das ist schon ziemlich gewagt! Eigentlich handelt es sich dabei schlicht und einfach um die Wahl des Bildwinkels (also eines Digital-Zooms) oder ob das Bild vom Fischaugen-Objektiv zu einer graden Darstellung entzerrt werden soll, oder ob eben der Horizontausgleich gemacht werden soll oder nicht.
Wie üblich bedingen sich viele Einstellungen gegenseitig. Das ist manchmal technisch notwendig, manchmal einfach von den Entwicklern so festgelegt. Wer beispielsweise den Horizontausgleich nutzen möchte, bekommt die Fischaugenentzerrung gleich automatisch mit. Andere Einstellungen wiederum ignorieren das technisch Mögliche und gehen "trotzdem". So gibt es beispielsweise einen Digitalzoom (2-fach usw.) oder eben auch unterschiedliche Bildwinkel und starke und auch sehr starke Stabilisierungen (inklusive besagtem Horizontausgleich). Trotzdem kann die Kamera dann ein 23-Megapixel-Foto oder ein 5,3K-Video (fast 16 Megapixel) speichern, obwohl bei diesen Einstellungen nur doch ein kleiner Bereich des 23-Megapixel-Sensors für das eigentliche Bild genutzt werden kann. Darauf gehe ich am Ende bei der Bildqualität noch ein.
Erreichbare Bildfrequenzen an die Flimmer-Reduzierung gekoppelt Wenn man beispielsweise mit 30, 60 oder 120 fps filmen möchte, aber nur 25, 50 und 100 fps angeboten bekommt, dann liegt das bei anderen Kameras oft an der PAL/NTFS-Einstellung. Bei GoPro ist Einstellung der Flimmerreduzierung der Grund dafür, dann ist diese auf 50 Hz eingestellt. Technisch ergibt das Sinn, spielt aber natürlich nur bei Kunstlicht-Aufnahmen eine Rolle. Wer also draußen z. B. mit 30 oder 60 fps filmen möchte, muss bei der GoPro die Flimmerreduzierung auf 60 Hz einstellen, nur dann bekommt er die durch 30 teilbaren Bildwiederholraten angeboten.
Die große Neuerung der Hero10 gegenüber der Hero9 ist ihr neu entwickelter, leistungsfähigerer Prozessor. Dieser heißt GP2, im Gegensatz zum GP1, der seit der Hero6 zum Einsatz kommt. Auch die Hero9 hat noch den GP1, ansonsten ist die Hero9 praktisch identisch zur Hero10 und hat sogar den gleichen 23-Megapixel-Bildsensor. Dennoch konnte die Hero9 damit "nur" 20-Megapixel-Fotos aufnehmen, was irgendwie unlogisch erscheint. Nachgefragt bei den Entwicklern bekamen wir die Antwort, dass die Limitierung wirklich am Prozessor lag. Mehr als 20- Megapixel konnte dieser nicht in eine JPEG-Datei verarbeiten. Anders gesagt: Die Raw-Dateien (Dateiendung .GPR) der Hero9 haben durchaus 23 Megapixel, nur die JPEGs halt nicht. In jedem Fall wird (auch bei der Hero9) der gesamte Sensor ausgelesen (oversampling), es gibt also keinen Bildwinkelverlust, außer durch Einstellungen wie Fischaugenentzerrung. Dasselbe gibt für die Videos.
Ob das mit den 23 Megapixeln statt 20 Megapixeln bei den Fotos etwas bringt, kläre ich weiter hinten, wo es um die Bildqualität geht. Auch die größte Video-Größe wurde von 5K auf 5,3K angehoben, wobei, ganz ehrlich, die Hero9 eigentlich auch schon "5,1K" hatte und der Größensprung bei den 16:9-Videos gerade mal sieben Prozent beträgt (5.120 x 2.880 Pixel, also 14,75 Megapixel bei der Hero9 versus 5.312 x 2.988 Pixel, also 15,87 Megapixel bei der Hero10), das macht den Kohl wirklich nicht fett.
Die größten Vorteile des neuen Prozessors sind zweifellos die damit möglichen hohen Bildwiederholfrequenzen bei den Videos. Man kann sagen: Alle maximalen Bildraten wurden verdoppelt, also z. B. bei 4K jetzt maximal 120 fps (statt 60 fps bei der Hero9). Aber auch die Bildstabilisierung wurden verbessert, nennt sich nun "HyperSmooth 4.0" und besitzt jetzt auch bei 5,3K30-Videos eine Stabilisierung bis hin zum Horizontausgleich. In den "mittleren" Bildwiederholfrequenzen (4K60, 2,7K120 und 1080p120 wurde der maximal auszugleichende Neigungswinkel von 27 auf 45 Grad erhöht. Dazu ist die die Livebild-Vorschau bei hohen Videoauflösungen nun deutlich flüssiger; das sieht man sofort, wenn man die Hero9 und die Hero10 auf 5K bzw. 5,3K Video einstellt: Bei der Hero9 gibt es dann ein sehr flackeriges Vorschaubild auf dem Front-Display, wie mit einem Stroboskop-Effekt, bei der Hero10 ist das Bild absolut ruhig.
Auch das Touch-Interface soll nun reaktionsschneller sein (ich war mit dem der Hero9 ebenfalls zufrieden) und die Datenübertragung per WLAN soll 30 Prozent schneller und per Kabel sogar bis zu 50 Prozent schneller geworden sein. Neu ist auch die Objektivabdeckung, die jetzt ein hydrophobes (wasserabweisendes) Glas mit noch kratzfesterer Oberfläche und noch besserer Vergütung zur Reduzierung von Geisterbildern haben soll. Das Glas bzw. die Objektivabdeckung ist übrigens austauschbar (wie auch bei allen früheren GoPros ab der Hero5). Auch die Rauschunterdrückung – und damit die Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen – soll sich im Vergleich zur Hero9 weiter verbessert haben (das haben wir im Test nicht verglichen).
Das Gehäuse unterscheidet sich vom Vorgängermodell nur durch die Farbe der Aufdrucke des GoPro-Schriftzugs und der Typenbezeichnung nun in "GoPro-Blau" statt bisher Grau. Dass GoPro sonst nichts am Gehäuse verändert hat, hat den Vorteil, dass die Akkus und die "Mods" der Hero9 verwendet werden können. Mods sind spezielle Zubehör-Teile, wie z. B. das Max Lens Mod. Das ist ein Weitwinkel-Konverter, der auf die Objektivabdeckung aufgesteckt wird und das Sichtfeld auf bis zu 155 Grad erweitert. Die Kompatibilität wird allerdings erst etwas später mit einem Firmware-Update hergestellt. Dann gibt es das Light-Mod, ein kleines LED-Licht. Außerdem das sicherlich für einige Anwendungen sehr nützliche Media Mod, das ein Mikrofon mit Windschutz enthält, einen 3,5-mm-Mikrofonanschluss (könnte man alternativ über einen Adapter herstellen), einen HDMI-Ausgang sowie zwei Zubehör-Schuhe (für LED-Video-Leuchten oder ähnliches). Ein weiteres Modul ist das Display Mod, ein klappbares Display für diejenigen, denen das kleine 1,4-Zoll-Front-Display der Hero10 zu winzig ist.
Seit der Hero8 ist die Halterung direkt im Gehäuse integriert und ausklappbar sowie stabil in Metall ausgeführt. Das ist wirklich gut gelöst und spart den früher immer nötigen Halterahmen. Allerdings sind die GoPro-Kameras mittlerweile auch gar nicht mehr ganz so klein wie früher. Eine Hero10 (oder Hero9) ist ohne Rahmen oder Zusatzgehäuse bereits größer als eine Hero5/Hero6/Hero7 mit Halterahmen und auch einiges schwerer (immerhin ist die Hero10 mit 153 Gramm sogar 5 Gramm leichter als die Hero9). Der Größenzuwachs schlägt sich aber Eins zu Eins in einer verbesserten Bedienung nieder. So muss man die Kamera nun nicht mehr umständlich aus dem Halterahmen herausfummeln, um an das Akku oder die Speicherkarte zu kommen.
Zudem befindet sich auf der Kamera-Front ein kleiner Farbmonitor. Das ist ganz nett, aber nicht unbedingt nötig – durch den großen Bildwinkel nimmt die Kamera sowieso immer mehr oder weniger "alles" auf, ein "Sucher" ist meiner Meinung eigentlich nicht nötig, das Status-Display der früheren Hero-Generationen somit also eigentlich ausreichend (bei Hero5 bis Hero8 war dieses sehr übersichtlich und gut ablesbar). Der größte Vorteil des neuen großen Gehäuses ist das wirklich schöne, nun ausreichend große Touch-Display auf der Rückseite, das diese fast ganz ausfüllt.