Fernsteuerung der GoPro Hero vom Gimbal aus
Zur Kopplung bzw. zur Bedienung der Kamera vom Gimbal aus gibt es im Grunde zwei Strategien: Zum einen funktioniert das Ganze völlig autark, denn der Gimbal besitzt alle nötigen Bedienelemente und auch das Pairing kann (und muss) direkt vom Gimbal aus gestartet werden. Damit funktioniert der Gimbal als Smart-Remote für eine Hero4 (Black/Silver), Hero5 Black oder Hero6 Black und kann die Video-Aufnahme starten und stoppen oder ein Foto schießen. Wie eine WLAN-Fernbedienung von GoPro schaltet sich die Kamera aus dem Standby sogar zusammen mit dem Kopf ein und aus. Diese Betriebsart bietet sich besonders dann an, wenn der Gimbal mittels Griff in der Hand geführt wird. Auf dem Farbmonitor der Hero5/6 Black oder Hero4 Silver, für die es ja in der Halterung eine Aussparung gibt, kannst du halbwegs den Bildausschnitt erkennen und startest und stoppst die Aufnahme dann einfach mit dem Daumen über die Kamerataste am Gimbal.
GoPro Hero 6 Black: Auch die Kompatibilität mit der neuen Hero6 Black kann ich übrigens bestätigen. Diese verhält sich genauso wie die Hero5 Black. Du koppelst sie einfach als Smart Remote mit der Kamera. Der Kopf geht nach dem Einschalten automatisch in den Remote-Pairing-Modus, du muss ihn nur übers Menü der Kamera als neue Smart Remote verbinden.
Fernsteuerung von Kamera und Gimbal per Smartphone
Nimmt man den Griff ab und montiert den Kopf irgendwo, vielleicht an schlecht zugänglicher Stelle (auch z. B. auf deinem Helm), bietet sich ggf. die Bedienung mittels Smartphone-App an. Bei der Montage an zugänglicher Stelle (z. B. Fahrrad-Lenker) würde ich von derlei Schickimicki absehen, d. h. solange du den Gimbal bzw. die Kamera im direkten Zugriff hast, möchte ich dir empfehlen, ihn direkt zu bedienen, denn dann bietet dir die App ja keine Vorteile. Kannst du Gimbal und Kamera aber nicht gut erreichen, ist die App natürlich sehr hilfreich, denn sie verspricht die Verstellung des Gimbals bei gleichzeitiger Betrachtung des Liveview-Bildes auf dem Smartphone (das eine ohne das andere würde ja auch wenig Sinn ergeben).
Die Kopplung der App mit dem Gimbal gelang mir beim ersten Mal unter iOS problemlos. Spätere Versuche mit anderen Kameras oder Smartphones (auch unter Android) misslangen dann. Die Kopplung scheitert dann immer. Offenbar liegt da noch ein Problem mit der App oder der Firmware des Gimbals vor. Ich gehe aber davon aus, dass du kein Probleme mit dem WLAN-Pairing haben wirst, solange du nur eine Actioncam und ein Smartphone hast, die du mit dem Freevision Gimbal verbinden willst. Die Kopplung ist dabei durchaus ein komplexer Vorgang, durch den die App den Anwender aber sehr gut führt, mit der Einschränkung, dass die App nur auf Englisch ist und von englischen Bedienoberflächen der Kamera und des Smartphones ausgeht und noch den alten Namen der GoPro App nennt (alt "Connect App", neu "GoPro App"). Zunächst wird die App (und das Smartphone) per WLAN mit der GoPro Hero verbunden. Dabei gibt sich die App quasi als GoPro-App aus. Im nächsten Schritt werden dann (ebenfalls per WLAN) das Smartphone und die App mit dem Gimbal verbunden (d. h. die WLAN-Verbindung des Smartphones von der Kamera auf den Gimbal geändert). Danach muss wieder zurück auf die Kamera gewechselt werden. Bei iOS ist zu jedem dieser Schritte leider der lästige Umweg übers Einstellungsmenü/WLAN nötig (ein wirklich ätzendes "Sicherheits-Feature" des Apple-Betriebssystems).
Danach, wie auch immer das funktioniert, kannst du in der Freevision App gleichzeitig oben das Live-Bild der Kamera sehen und unten per Touchscreen-Joystick den Gimbal-Kopf fernbedienen. Der Touchscreen-Joystick funktioniert dabei im Prinzip ähnlich wie der Joystick am Gimbal. Je weiter du den Finger vom Zentrum der Joystick-Fläche entfernst, desto schneller bewegt sich der Kopf. Allerdings reagiert der Software-Joystick über WLAN sehr stark verzögert. Der Gimbal setzt die Befehle ca. eine Sekunde verzögert um. Eine Live-Verfolgung bewegter Objekte ist damit natürlich unmöglich. Wohl aber kann man damit quasi eine GoPro Hero mit dem Gimbal in eine Überwachungskamera umfunktionieren oder die Kamera samt Gimbal an schlecht zugänglicher Stelle montieren und dann aus der Ferne ausrichten. Das Live-Bild wird übrigens nahezu verzögerungsfrei dargestellt, so wie du es beispielsweise aus der GoPro App kennst.
Ähnlich wie du es von der GoPro-App kennst, kannst du in der Freevision-App auch alle Einstellungen der Kamera vornehmen und natürlich die Aufnahmen starten und stoppen bzw. Fotos aufnehmen. Auch für den Gimbal selbst bietet die App eine wirklich umfassende Justage- und Reporting-Funktion. Eine wahre Freude für Techniker ist beispielsweise die Akku-Status-Anzeige. Dort werden für beide Akkus getrennt haarklein sämtliche Daten in Echtzeit angezeigt, beispielsweise die noch vorhandene Kapazität und der aktuelle Stromverbrauch in mAh. Ähnliche Echzeit-Anzeigen gibt es für die Bewegungen der Motoren. Da haben die Ingenieure mal gezeigt, was möglich ist – auch wenn der Praxisnutzen gegen Null tendiert (außer du schreibt gerade eine Master- oder Bachelor-Arbeit über Kamera-Gimbals, dann besorg die den Freevision Vilta auf jeden Fall!).
Leider bietet die App sonst keinerlei zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten, die mit einem solchen Kopf quasi als Nebeneffekt möglich wären. Vielleicht einen Start- und End-Punkt einer Kopfbewegung, den der Kopf mit montierter Kamera dann automatisch abfährt. Oder eine Zeitraffer-Aufnahme bei gleichzeitiger Kopfbewegung. Oder vielleicht nur eine einfache Panorama-Drehung in einstellbarer Geschwindigkeit. Oder eine Nutzung der Gesichtserkennung (die die Hero5/6 ja können) mit Personenverfolgung per Gimbal. Sicherlich gäbe es einige nette Anwendungen, die man mit so einem tollen Motor-Kopf machen könnte. So ist die App aber eher eine App für Gimbal-Entwickler und weniger eine App für Gimbal-Anwender. Wie schon oben erwähnt: Wo du auf die App verzichten kannst, solltest du allein mit der Gimbal arbeiten, der ja relativ gut durchdachte Bedienelemente für alles Wichtige besitzt.
Fazit
Der Freevision Vilta Gimbal für GoPro erscheint nahezu perfekt. Materialien und Verarbeitungsqualität sind extrem hochwertig und alles wirkt sehr durchdacht. Sehr gut gelungen ist die Fernbedienung der GoPro-Kamera vom Gimbal aus. Lediglich die gut mit dem Zeigefinger bedienbare Pistolentaste hätten wir uns nicht nur als Modus-Umschalter, sondern auch konfigurierbar als Auslöser bzw. Start/Stopp-Taste gewünscht. Die Smartphone-App bietet verzögerungsfreie Livebild-Vorschau und ermöglicht die Ausrichtung des Kopfes. Dieser setzt die Befehle der App allerdings stark verzögert um. Weitere nützliche Zusatzfunktionen bietet die App nicht, sodass die Einsatzmöglichkeit der App eigentlich auf die Ausrichtung des Kopfes an unzugänglichen Stellen beschränkt ist. Entscheidend ist, dass der Gimbal selbst tadellos funktioniert, gut zu bedienen ist und mit den kompatiblen GoPro-Kameras (ab Hero4) gut zusammenarbeitet – all das könnte besser kaum sein. Klare Kaufempfehlung!
Vorteile
- sehr durchdachtes Design
- tadellose Verarbeitungsqualität
- verwendbar mit oder ohne Handgriff
- stabiler Anschluss für GoPro-Halterung und Stativgewinde integriert
- Fernbedienung von GoPro-Kameras vom Gimbal aus
Nachteile
- App bietet keine automatischen Zusatzfunktionen
- griffgünsige Pistolentaste nicht als Auslöser nutzbar