Actionkameras haben im Laufe der Jahre eine Evolution durchgemacht. Frühe Actioncams waren immer sehr klein und leicht, waren aber nur durch ein üblicherweise mitgeliefertes Schutzgehäuse robust und wasserdicht. Spätere Generationen waren etwas größer, brauchten aber für die meisten Anwendungen kein zusätzliches Gehäuse mehr, sondern nur noch einen Halterahmen. Wieder eine Stufe weiter in der Evolution kamen dann Touchscreens und integrierte Halterungen auf, dafür wurden die Actioncams mit der Zeit immer größer. Die Richtung gab dabei meist der Actioncam-Pionier GoPro vor und wurde von weniger bekannten Herstellern kopiert. Andere etablierte Marken verfolgten mitunter andere Konzepte. Auch Wearable Cameras, am Körper tragbare Kameras, gab es schon (grundsätzlich sind natürlich alle Actioncams am Körper tragbar, manche Leute nennen sie auch "Helmkameras"). Auch eine modulare Kamera gibt es bereits: die Insta 360 One R, bei der Touchscreen, Kameramodul und Akku getrennte Einheiten sind.
DJI wiederum ist als durchaus sehr innovatives Unternehmen bekannt. Bei den Drohnen ist DJI Weltmarktführer und auch in damit verwandten Gebieten wie elektromechanischen Gimbals sehr gut unterwegs. Vor nicht allzu langer Zeit kam von DJI auch eine Actioncam auf den Markt, die allerdings außer dem ersten Front-Farbmonitor (den man bei einer Actioncam ehrlich gesagt nicht wirklich braucht) nichts wirklich Neues bot, aber natürlich für einige Aufmerksamkeit nach dem Motto "GoPro kann sich mal warm anziehen" sorgte (die nächste GoPro, die einige Wochen später auf den Markt kam, hatte auch ein Front-Display). Weitaus innovativer und spannender erschien da die Mini-Gimbal-Kamera von DJI, die wirklich überhaupt keine Vorbilder hatte, außer vielleicht in Form der wesentlich größeren modularen Gimbal-Kameras aus dem eigenen Hause. Diese waren im Grunde die Kamera- und Gimbal-Einheiten von DJI-Drohnen, aufgesetzt auf einen Akku-Handgriff mit Steuerungs-Elektronik. Fertig war die Gimbal-Kamera. Das Ganze nicht modular und dafür heftig geschrumpft und zu einem bezahlbaren Preis – das war dann der DJI Osmo Pocket, der als völlig neue Kameraart gefeiert und wiederum von einigen Marktbegleitern mehr oder weniger 1:1 kopiert wurde (das ist in China nichts Verwerfliches, sondern zeugt und Anerkennung für das Unternehmen des kopierten Produkts).
Nun hat DJI sich dem Thema Actioncam ein zweites Mal angenommen und hat dabei anscheinend alle Action-Cam-Konzepte, die es jemals gab, in einen Mixer getan und richtig durchgerührt und herausgekommen ist eine Kamera, die alle Eigenschaften enthält, die es jemals in irgendeiner Ausprägung einer Actioncam gab:
- Einerseits sehr klein.
- Je nach Konfiguration aber auch ziemlich groß.
- Ohne Frontmonitor.
- Oder mit Frontmonitor.
- Modular.
- Funktioniert aber auch bereits ohne Zusatzmodule.
- Ist wasserdicht.
- Aber nicht immer, benötigt dann trotzdem ein Schutzgehäuse.
- Ist eine am Körper zu tragende Wearable Kamera.
- Mit Hafthalterungen für Autoscheiben, Surfbretter usw.
- Mit Stativgewinde (Kugelkopf serienmäßig zumindest bei der Dual Screen Combo).
Ein interessantes Kamerakonzept also zweifellos, und es ist schön, wenn ein Hersteller mal was etwas Neues ausprobiert. Gleichzeitig fallen schon nach kurzer Beschäftigung mit den technischen Eigenschaften und den technischen Daten einige Sachen auf, die scheinbar nicht so überzeugend sind:
Wasserdicht ohne Gehäuse, heute Standard, ist nur die Kameraeinheit selbst. Dann ist allerdings die Aufzeichnungsdauer begrenzt. DJI spricht von "bis zu 70 Minuten", schränkt aber gleich ein "Gemessen mit 1080p/30fps (Stromsparmodus), bei einem Ruhemodus von einer Minute und deaktivierter elektronischer Stabilisierung. Dient nur als Referenz." Zudem ist der Speicher in der Kameraeinheit fest eingebaut und mit 32 Gbyte nicht allzu üppig bestückt.
Was nicht auf Anhieb auffällt, sondern erst beim genaueren Studium der technischen Daten: die Leistungsfähigkeit ist nicht ganz State of the Art. Wo andere mit 5,3K-Video werben oder mit vielen Megapixeln bei Fotos oder mit Horizontstabilisierung bei hohen Auflösungen, stellt DJI "nur" 4K mit 120 fps heraus, dazu ein ultraweites Sichtfeld von 155 Grad. Auch von Horizontstabilisierung ist die Rede, allerdings zeigt sich schon beim Studium der technischen Daten, das diese Option überhaupt nur bis 2,7K-Video aktiviert werden kann. Aber schauen wir uns das doch mal in der Praxis an.
Von DJI erreichte uns als Testgerät nicht nur die DJI Action 2 in der so genannten Dual-Screen Combo, also die Version mit dem Front-Bildschirm-Modul. Im großen Umkarton waren auch noch das Batterie-Modul einzeln (die Kamera mit dem Batterie-Modul gibt es auch als Bundle und ist dann deutlich preisgünstiger als mit dem Zusatzmonitor), ein Unterwassergehäuse und der Selfie-Stick mit Bluetooth-Fernbedienung.
Das Paket mit dem Dual-Screen-Combo enthält außer dem Kameramodul und dem Bildschirm-Modul noch ein USB-C-auf-USB-A-Kabel, eine Magnet/Klemm-Halterung mit den üblichen Fingern für GoPro-kompatible Halterungen sowie einen kleinen Kugelkopf, der oben eine ebensolche Magnet/Klemmhalterung für die Kamera hat und unten ein übliches 1/4-Zoll-Stativgewinde. Dazu passend ist noch ein pfiffiger, mehrfach klebender Adapter dabei, also Klebefläche auf der Unterseite, 1/4-Zoll-Gewinde oben, mitsamt entsprechender Schutzabdeckung. Dadurch, dass die Basis mit der Klebefläche etwas breiter ist als die Kamera, kann diese Kombination auch schon als kleines Tisch-Stativ dienen.
Ebenfalls noch mit dabei ist die Halskette, die wir von den Pressefotos kennen. Die Länge ist einfach einstellbar. Die Platte ist mit einem starken Magneten versehen und wird normalerweise unter der Kleidung getragen und dient zur Stabilisierung, darauf kommt ein kleiner magnetischer Winkel, der über der Kleidung getragen wird. An dem Winkel hängt dann wiederum das Kameramodul, und zwar nur an dem Winkel, nicht an der magnetischen Platte. Anders als bei den anderen Halterungen hat der Winkel keine Sicherheitsverriegelung (dazu gleich mehr).
Die Verarbeitung aller Teile, der Elektronik-Komponenten, wie auch der Halterungen, ist sehr gut. Die Kamera wie auch das Monitor-Modul und die Metallteile der Halterungen bestehen aus matt eloxiertem Aluminium. Alles ist perfekt verarbeitet und fühlt sich super an. Fast schon zu schön für eine Action-Cam. Dieses edle Teil soll man wirklich der rauen Umgebung aussetzen? In den Sand und Dreck werfen? Ohne weitere Bumper? Hmm.
Kameramodul und Monitor-Modul schnappen magnetisch zusammen, ebenso dieses daraus entstehende kleine Türmchen an die Halterungen oder auch nur das Kameramodul an die Halterungen. Das ist schon eine ganz nette Spielerei. Klack. Das macht Spaß. Allerdings vertraut DJI der Magnetkraft nicht allein, sondern hat zusätzlich noch stabile Metall-Schnappverschlüsse angebracht. Diese haben ein ganz wenig Spiel, sodass tatsächlich die Magnetkraft die Teile zusammenhält und die Klemmen nur als zusätzliche Sicherung dienen. Die Klemmen wiederum sind nicht sicherheitsverriegelt. Es wäre also der sicherlich unwahrscheinliche Fall denkbar, dass bei einer seitlichen Krafteinwirkung die Klemme aufgeht und der Magnet gleichzeitig nicht mehr hält. Für den ganz hammerharten Einsatz scheint das also irgendwie nicht konstruiert zu sein. Zudem hätte man die Klemmung sicherlich auch so konstruieren können, dass sie auch ohne Magnetwirkung funktioniert. Das würde zwar etwas den Spaß beim Zusammenklacken nehmen, andererseits aber einige Neodym-Magnete sparen, mit denen man, seien wir mal ehrlich, sicherlich noch etwas Sinnvolleres anstellen könnte als Gehäuseteile von Actioncams aneinander und zu verbinden. So beschleicht mich bereits kurz nach dem Auspacken das Gefühl, dass es sich bei der DJI Action 2 doch irgendwie mehr um eine Lifestyle-Kamera als um eine "echte" Action-Kamera handeln könnte.
Kameramodul
An der Kamera selbst gibt es nur ein Bedienelement, einen Taster, der als Ein/Ausschalter, Auslöser und Modus-Wahlschalter funktioniert. Die Bedienung erfolgt über den Touchscreen, der fast die gesamte quadratische Rückwand der Kamera einnimmt. Dann gibt es noch eine Fläche mit acht Kontakten an der Unterseite und sonst nichts. Keine Klappe, wo man eine Speicherkarte hineintun oder ein Ladekabel anschließen oder gar ein Akku wechseln kann. Das ganze Kameramodul ist hermetisch abgeschlossen. Beim genaueren Hinsehen entdeckt man noch eine winzige Öffnung als Sicherungsöse für eine Handschlaufe. Eine solche ist allerdings nicht mitgeliefert und der Durchmesser ist so winzig, dass selbst die hochreißfesten Bändchen mit 1,2 mm Durchmesser, die ich sonst gerne zum Sichern von Kameras verwende, dort nicht durchpassen. An der Oberseite erkennt man noch farbig ganz leicht abgesetzte Streifen ähnlich auf der Rückseite oder am Rand einiger Smartphones. Dort sind ist offenbar die Funkantennen ins Gehäuse integriert oder ein Teil der Oberseite wird als Antenne genutzt. Immerhin soll das Kameramodul ja auch per Bluetooth und WLAN mit der Umgebung kommunizieren. Das Kameramodul allein wiegt übrigens nur 54 Gramm, inklusive der magnetischen Actioncam-Halterung und einem Kunststoff-Schnapper samt Knebelschraube, also so, wie man das ganze in eine übliche Helm-Klebehalterung einsetzen würde, habe ich 99 Gramm gewogen.
Monitor-Modul
Das Front-Monitor-Modul der Dual-Screen Combo ist ähnlich minimalistisch ausgestattet. Es gibt ebenfalls genau eine Taste. Diese hat nicht irgendwelche zusätzliche Funktionen, sondern genau dieselbe wie der Knopf an der Kamera – eigentlich also ziemlich überflüssig. Eine Gehäusefläche ist wieder komplett von einem Touchscreen-Monitor ausgefüllt. Es ist der gleiche Typ wie am Kameramodul, nur dass er hier auf der anderen Seite sitzt, also als Front- bzw. Selfie-Monitor fungiert. Und er stellt auch auch genau dasselbe Bild dar und hat dieselbe Funktion bei der Bedienung.
Zwei gefederte Hebel sorgen für eine Verriegelung mit dem magnetisch haftenden Kameramodul. Acht gefederte Kontakte stellen die elektrische Verbindung her. Dann gibt es eine nicht verschlossene (also ungeschützte) USB-C-Buchse und einen ebenso unverschlossenen, also ungeschützten Speicherkartensteckplatz. Dass die Kombination nicht wasserdicht ist, hatte ich schon gelesen. Aber muss das alles soooo offen sein? Was ist mit Sand und Dreck? Lieber nicht. Beziehungsweise dann auf jeden Fall nur die Kamera allein. Oder beides zusammen im Unterwassergehäuse. Das zweite Mal beschleicht mich der Verdacht, es hier nicht mit einer "richtigen" Action-Kamera zu tun zu haben. Auf der dem Monitor gegenüberliegenden Seite hat das Monitor-Modul übrigens eine kleine "Haube" oder Ausbuchung. Es ist also einige Millimeter dicker als das Kameramodul. Als Gewicht zusammen mit dem Kameramodul kommt man auf 118 Gramm. Zusammen mit Magnethalterung und Kunststofffuß zur Montage in einer Helm-Halterung käme man auf 163 Gramm.
Akku-Modul
Fast identisch, aber eben ohne diese Haube und natürlich ohne Monitor sieht das Akku-Modul aus. Es ist also mitnichten nur ein Akku, sondern habt ebenso einen Speicherkartensteckplatz und natürlich die USB-C-Buchse, die Steckkontakte zur Kamera usw. Das Kameramodul allein ist ja nicht lange lebensfähig. Zum Aufladen braucht man eines der beiden Zusatzmodule, weshalb die DJI Action 2 auch immer als Bundle verkauft wird, entweder mit dem Akku-Modul (als so genannte Power Combo) oder mit dem Front-Monitor-Modul (als so genannte Dual-Screen Combo). Welches Bundle man nimmt, ist wohl eher eine Preis- als eine Geschmacksfrage. Wer würden nicht gern den Zusatzmonitor nehmen, wenn die Dual Screen Combo nicht schlappe 120 Euro teurer wäre als die Power Combo? So fällt die Entscheidung durchaus schwer. Allerdings: Nur in der Dual Screen Combo enthalten ist die nützliche Kugelgelenk-Halterung mit Stativgewinde und der Haftplatte. Die kostet als Zubehör 29 Euro. Bleibt also ein reiner Aufpreis von 91 Euro für den Monitor.