Weitere Features
Die Legria mini bietet die Möglichkeit, Filme direkt im Gerät zu schneiden und mit Effekten zu versehen. Ist ein WLAN in der Nähe, kannst du die Aufnahmen sogar gleich von der Kamera ins Netz übertragen ohne einen PC oder Laptop verwenden zu müssen. Sollen deine Fotos und Videos auf der Kamera bleiben, kannst du sie auch aufs Tablet streamen oder per HDMI einen Fernseher an das Gerät anschließen, um die Aufnahmen am großen Bildschirm zu betrachten. Das Bild der Kamera ist stets klar, scharf und liefert zumeist naturgetreue bis kräftige Farben. Bei wenig Licht verliert das Bild an Brillanz und rauscht. Die elektronische Bildstabilisierung arbeitet gar nicht schlecht, erreicht aber nicht die Leistung eines optischen Bildstabilisators. Ziemlich gut ausgeglichen werden mäßige horizontale Schwankungen, wenn die Elektronik im Gerät einen Horizont erkennt, an dem sie sich orientieren kann. Drehbewegungen oder leichtes Zittern werden aber fast überhaupt nicht ausgeglichen. Da die Legria mini X wohl hauptsächlich stationär eingesetzt wird, ist das allerdings in der Praxis wohl nicht so wichtig. Dafür besitzt sie einen praktischen Ständer, der aus der Unterseite ausgeklappt wird und mit dem sich die Neigung stufenlos einstellen lässt. Auch ein 1/4"-Stativgewinde ist vorhanden.
Bildqualität
Als sehr speziell muss man den extremen 170-Grad-Weitwinkel des Objektivs ansehen. Solche extreme Bildwinkel kennt man sonst von Action Cams und da machen sie zweifellos auch Sinn. Aber an einer "Blogger-Cam"? Kann Sinn machen, muss aber nicht. Durch den extremen Weitwinkel ergibt sich ein Fisheye-Effekt, der im Nahbereich aufgezeichnete Personen unvorteilhaft aussehen lässt. Also muss man weiter weg. Dann ist die Person klein und das halbe Zimmer oder sehr viel Umgebung mit im Bild. Computermonitore oder Fernsehgeräte damit abzufilmen geht schon mal gar nicht, diese mutieren zu einem kissenförmigen Etwas. Ein Horizont wird stark gekrümmt aufgenommen, sofern er sich nicht gerade in der Bildmitte befindet. Möchtest du ein Konzert filmen, musst du die Legria mini X praktisch auf die Bühne stellen, sonst hast du die halbe Konzerthalle mit auf dem Bild, kannst aber die Band nicht erkennen. Abhilfe schafft der Nah-Modus, bei dem nur ein kleiner Bildausschnitt aufgezeichnet wird (64 Grad diagonaler Bildwinkel), der auch perspektivisch korrigiert wird und entsprechend nur noch minimal verzeichnet ist. Leider ist in dem Nah-Modus die Qualität der Videoaufzeichnung deutlich schlechter als bei vollem Weitwinkel. Die Schärfe/Auflösung ist eingeschränkt und das Rauschen nimmt zu. Immerhin kann die Fisheye-Aufnahme, die aus 9 Megapixeln schöpfen während der perspektivkorrigierte 2-Megapixel-Ausschnitt keine Auflösungsreserven hat. Den goldenen Mittelweg (etwas reduzierter Bildwinkel, z. B. 90 bis 120 Grad, bei noch guter Videoqualität) bietet die Legria mini X leider nicht an. Sie ist also eine Kamera fürs "mitten drin" filmen. Wer rein dokumentarische Sachen aufnehmen möchte, wird mit dem Superweitwinkelobjektiv wohl eher nicht glücklich. Bei Fotos sieht die Sache übrigens ähnlich aus. Hier liefert die Legria mini X entweder 12-Megapixel Fisheye-Fotos im 4:3-Seitenverhältnis oder einen perspektivisch korrigierten 2,7 Megapixel-Ausschnitt.
Tonaufzeichnung
Die vielen Einstell-Möglichkeiten, die die Legria mini X bei der Ton-Aufzeichnung bietet, haben in der Praxis durchaus ihre Tücken. Dass du mit der Standard-Einstellung in der Regel ein gutes Ergebnis erzielst, etwa so wie in der Automatik-Stellung beim Foto und Video-Bild, ist nämlich nicht unbedingt der Fall. Wenn du beispielsweise eine Musik-Aufzeichnung in Standard-Stellung machst, wirst du vom Ergebnis möglicherweise enttäuscht sein, denn der Sound besitzt in Standard-Einstellung sehr wenig Stereoperspektive. Für Interviews oder normale Alltags-Szenen mag das ganz OK sein, denn diese Einstellung ist nicht sehr anfällig für Störgeräusche. Ein beeindruckendes Musikerlebnis kommt dabei aber eher nicht heraus. Dafür musst du schon eine der Musik-Voreinstellungen wählen. Dann wird die Stereoperspektive deutlich breiter und die Legria mini X nimmt Stimmen, aber auch alle eventuell störenden Geräusche, sehr viel differenzierter auf. Auch in dieser Einstellung ist die Stereoperspektive zwar breit, aber nicht sehr räumlich. Hier leistete der Sony HDR-MV1, den man sicherlich als Konkurrenzprodukt bezeichnen kann, hörbar mehr (allerdings mit schlechterer Bildqualität). Zur Nachbearbeitung ist die Standard-Einstellung übrigens gut geeignet. Wenn du den Ton sowieso mit einer Software nachbearbeiten willst, brauchst du dir über die verschiedenen Einstelllungen der Legria mni X nicht viele Gedanken zu machen. Aufgrund der PCM-Linear-Tonaufzeichnung hast du für die Nachbearbeitung ein ideales hochwertiges Ausgangsmaterial. Natürlich kannst du auch externe Mikrofone verwenden oder die Legria mini X direkt ans Mischpult anschließen und in jedem Fall wählen, ob das Gerät automatisch aussteuern soll oder du das manuell machst. Die Verwendung eines externen Mikrofons, zum Beispiel ein Ansteckmikrofon, wird übrigens bei Reportageanwendungen Sinn machen, denn die internen Mikrofone sind schlecht entkoppelt. Hältst du das Gerät bei der Aufnahme in der Hand, solltest du tunlichst deine Finger absolut still halten, denn jede kleinste Berührung an der Kamera wird deutlich aufgezeichnet.
Die Akkulaufzeit beträgt ein bis zwei Stunden (je nach Aufnahmequalität). Immerhin ist der Akku auswechselbar, so dass man mehrere dabei haben kann. Und im stationären Betrieb kann man einfach das mitgelieferte Netzgerät anschließen und muss sich dann über die Akkulaufzeit gar keine Gedanken mehr machen. Das ist wirklich ein super Pluspunkt gegenüber dem Schwestermodell.
Die Frage, ob der Aufpreis für die Legria mini X gegenüber der normalen Version gerechtfertigt ist, ist meiner Meinung nach nicht eindeutig zu beantworten. Eigentlich spricht nichts für die günstigere Legria mini (ohne X) außer eben der günstigere Preis. 25 Prozent Preisersparnis gegenüber dem Legria mini X ist natürlich schon attraktiv, zumal die Marktpreise aktuell (wo die Legria mini X noch brandneu ist) eher noch weiter auseinander liegen. Ich persönlich würde aber wohl zum Legria mini X greifen, alleine schon weil mir das Gehäuse-Finish und die damit verbundene Haptik wesentlich besser gefällt. Dazu der bessere Ton und der serienmäßige Stromanschluss, sowie die angenehmer zu handhabende, größere (und günstigere) Speicherkarte. Für beide Versionen der Legria mini gibt es aktuell übrigens 25 Euro Cashback von Canon.
Fazit
Die Canon Legria mini X ist mehr als eine Webcam oder das Smartphone, aber kein vollwertiger Camcorder. Dazu fehlt ein Zoom oder alternativ weitere praxisgerechte Aufnahmewinkel sowie eine fürs Filmen aus der Hand noch besser geeignete Gehäuseform. Für Einsatzbereiche, bei denen man dicht am Geschehen ist, ist das Superweitwinkelobjektiv ideal (sonst nicht). Die Bildqualität in Weitwinkelstellung ist sehr gut, solange es hell genug ist, und bei reduziertem Bildwinkel noch brauchbar. Der Ton ist meist gut bis sehr gut, und vielfältig einstellbar. Durch das voll schwenkbare Display, die gute Tonqualität und den praktischen Standfuß ist das Gerät vielseitig einsetzbar und vor allem für Blogger und YouTuber sehr gut geeignet. Der Aufpreis für die "X-Version" gegenüber der normalen Legria mini ist gerechtfertigt.
Vorteile
- großer Funktionsumfang
- klein und leicht
- sehr gute Bildqualität bei Fisheye-Aufnahmen
Nachteile
- Ultraweitwinkel-Objektiv schränkt Anwendungsmöglichkeiten ein