Vor einigen Monaten hatten wir schon den Canon Legria mini getestet, ohne X in der Typenbezeichnung, das kleinere Schwestermodell der hier getesteten neuen Canon Legria mini X, die 100 Euro weniger kostet (299 Euro UVP, das hier getestete Modell "mit X" kostet 399 Euro). Jeder Interessent eines der beiden Geräte wird sich sicherlich fragen, welches er kaufen soll bzw. ob der Aufpreis für das X gerechtfertigt ist. Auch das wird dieser Test klären. Hier kurz die Unterschiede, auf die ich teilweise später an passender Stelle noch näher eingehe:
- Lackierung. Die günstigere Version Legria mini hat eine hochglänzende Metallic-Lackierung. Diese ist anfällig gegen Fingerabdrücke und sieht meiner Meinung nach nicht so gut aus (das ist natürlich Geschmackssache, dafür gibt es die Legria mini auch in Weiß und Silber). Die Legria mini X hat ein mattes, sogar etwas raues schwarzes Gehäuse. Die Mikrofone an der Vorderseite haben eine Metallabdeckung. Diese Oberflächen sehen für meinen Geschmack super edel aus und sind auch praktisch.
- Mikrofone und Tonaufzeichnung. Der Canon Legria mini hat schon gute Mikrofone, die für die meisten Anwendungen völlig ausreichen. Der Legria mini X hat noch bessere und größere Mikrofone und viel mehr Sound-Einstellmöglichkeiten, dazu PCM-Linear-Tonaufzeichnung (also beste Aufzeichnungsqualität), eine Aussteuerungsanzeige und einen Drehregler für eine manuelle Tonaussteuerung. Wenn der Ton bei dir also eine große Rolle spielt, wird die Legria mini X wahrscheinlich die bessere Wahl sein.
- Netzteil-Anschluss. Bei der Legria mini wird das Akku extern in einer Ladeschale geladen. Ein Netzanschluss ist zwar am Gerät vorhanden, aber im Lieferumfang befindet sich kein Kabel oder Netzteil, dass man dort anschließen könnte. Eine Stromversorgung über USB gibt es nicht. So ist ohne weiteres Zubehör kein Dauerbetrieb an einer Steckdose möglich. Bei der Legria mini X wird ein Netzteil mitgeliefert das den Camcorder bei Bedarf unbegrenzt mit Strom versorgt. Während das Netzteil angeschlossen ist, wird der Akku im Gerät geladen. Meiner Meinung nach die bessere Lösung.
- Speicherkarte. Die Legria mini verwendet MikroSD-Speicherkarten (wie sie in Smartphones verwendet werden), die Legria mini X nutzt die größeren SD-Speicherkarten (wie in einer Digitalkamera). Da der Legria mini nun wirklich nicht so klein ist, dass eine so winzige Speicherkarte dort hinein müsste oder irgendwelche Vorteile brächte, halte ich die normalen SD-Karten für besser. Wer lieber eine MikroSD-Karte verwenden möchte, setzt diese einfach in einem Speicherkartenadapter ein. Aber die normalen SD-Karten sind aktuell pro Gigabyte Speicher noch deutlich günstiger. Insofern sehe ich hier eher Vorteile der SD-Karten. Warum Canon das bei dem einen Gerät so macht und beim anderen, sonst sehr ähnlichen Gerät anders, ist mir ein Rätsel.
- Erweiterte Ausstattung: Alle anderen Unterschiede sind im Grunde wohl eine Sache der Firmware. Leider habe ich nicht beide Geräte parallel gehabt und kann deshalb nicht jedes kleine Detail, in denen sich die beiden Geräte unterscheiden, ermitteln, die sich vielleicht noch irgendwo in den Menüs verstecken. Interessant ist aber auf jeden Fall die elektronische Bildstabilisierung. Die funktioniert (wie üblich) nur bei Aufzeichnung mit reduziertem Bildwinkel. Dazu später noch mehr.
Ausstattung
Technisch lässt das kleine Gerät kaum Wünsche offen. So werden Fotos über einen 12,8 Megapixel Sensor mit einem Ultraweitwinkel-Objektiv aufgezeichnet und Bildgrößen von bis zu 4000 x 3000 Pixeln ermöglicht. Videos werden im Weitwinkelmodus mit etwa 9 Megapixeln (durch den Beschnitt auf 16:9-Format) aufgenommen. Hierbei sind Auflösungen von 640 x 360 (Streaming) über 1280 x 720 (Datenrate 4 Mbps) bis zu 1920 x 1080 Pixeln mit einer Datenrate von 17 oder 24 Mbps bei jeweils 25 Bildern pro Sekunde möglich. Für die hohe Datenrate ist eine Speicherkarte der Klasse 10 erforderlich, sonst werden die Videos mit 17 Mbps aufgezeichnet. Es ist außerdem möglich, das Sichtfeld der Kamera zu ändern und so zwischen Superweitwinkel- und Nahaufnahme (bzw. eigentlich "Normalaufnahme") zu wechseln. Hierzu wird das Lupensymbol auf dem Touchscreen verwendet. Allerdings sinkt die Zahl der vom Sensor genutzten Megapixel im Nahaufnahmemodus auf 2 bis 2,76 und die Videoqualität leidet sichtbar unter dieser Maßnahme.
Bedienung
Trotz des recht üppigen Funktionsumfangs ist die Bedienung des Gerätes über den Touchscreen recht intuitiv und mit etwas Fotoerfahrung auch ohne Anleitung leicht nachvollziehbar. Der Akku wird, wie gesagt, direkt in der Kamera über das mitgelieferte Netzgerät geladen. Legst du nun eine bis zu 64 GB große SD-Karte ein und schaltest das Gerät ein, wird zunächst eine Ersteinrichtung gestartet. Anschließend ist die Canon Legria mini X auch schon einsatzbereit.
Mit dem Home-Button öffnest du das Menü für die Funktionen und Einstellungen der Kamera. Hier kannst du die Video- und Fotoqualität ändern, diverse Korrekturen und Automatiken aktivieren, Audioeinstellungen vornehmen oder die Spezialaufnahmemodi einstellen. Dort werden dir zum Beispiel Intervall-, Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen angeboten. Die Zeitlupe kann hierbei in halber oder geviertelter Geschwindigkeit aufgezeichnet werden, während der Zeitraffer in doppelter oder vierfacher Geschwindigkeit läuft. Allerdings ist in diesen Spezialaufnahmemodi keine gleichzeitige Tonaufnahme möglich. Außerdem gibt es einen Modus für sogenannte Videoschnappschüsse, in dem vier Sekunden lange Videos inklusive Ton aufgezeichnet werden.
Natürlich bietet die Kamera neben diesen Spezialmodi auch ganz normale Aufnahmefunktionen. So kannst du die Automatik des Gerätes verwenden oder die Einstellungen für Mode- und Lebensmittelaufnahmen, Sport- und Nachtaufnahmen, Strand- und Schneeaufnahmen oder auch Makroaufnahmen aktivieren. Die Helligkeit kann in all diesen Aufnahmemodi manuell angepasst werden. Ein manueller Weißabgleich ist aber nur im Programmautomatik-Modus möglich. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, deine Aufnahmen zu drehen oder zu spiegeln oder einen Selbstauslöser von 2-10 Sekunden zu verwenden. Allerdings kann anstelle des Selbstauslösers auch die sehr praktische Fernbedienung per App verwendet werden.
Mit der für iOS und Android erhältlichen App "CameraAccess" kann man die Legria mini X auch über ein Smartphone oder Tablet bedienen. So musst du nicht ständig zur Kamera laufen, um Einstellungen vorzunehmen oder den Selbstauslöser zu aktivieren. Du kannst das Gerät über den stufenlos verstellbaren aber dennoch feststehenden Standfuß positionieren, das Display in deine Richtung drehen und dich so in die richtige Ausgangsposition bringen. Anschließend startest du die Aufnahme einfach über das Smartphone oder Tablet. So kannst du die kleine Kamera auch an schlecht erreichbaren Orten positionieren um außergewöhnliche Fotos oder Videos zu machen. Bei Bedarf kannst du die Aufnahmen übrigens auch spiegeln oder auf den Kopf drehen, z. B. wenn du die Kamera irgendwo umgedreht montieren möchtest.
Sehr verbessert gegenüber der Legria mini (ohne X) hat sich das Bedienkonzept für die eigentliche Videoauslösung. Die Kamera wird jetzt über den Touch-Screen umgeschaltet zwischen Videoaufzeichnung und Fotoaufzeichnung. In beiden Fällen ist der rot markierte Knopf an der Kameraseite dann der Auslöser, d. h. man startet und stoppt damit die Videoaufzeichnung oder schießt ein Foto. So würde man es ja erwarten, aber so ist es bei der Legria mini nicht (vielleicht ändert sich das mal mit einem Firmware-Update). Dort konnte man mit der Taste nur Fotos schießen und die Videos ausschließlich per Touch-Screen starten und stoppen, was für ein Gerät, das in erster Linie Camcorder ist, schon sehr merkwürdig erscheint und zum Beispiel mit Handschuhen auch nicht funktioniert. Nach wie vor zu dezent ist die Rückmeldung, dass die Aufzeichnung läuft. Den winzigen roten Punkt auf dem Monitor sieht man in hellem Sonnenlicht kaum. Ein oder zwei gut sichtbare LEDs wären besser.