iPhone-Zusatzkamera Als wir Mitte Juni in der digitalkamera.de-Redaktion zum ersten Mal von der DxO One Kamera hörten, waren wir zugegebenerweise etwas ratlos. Was war das nun wieder für ein Ding? Eine Ansteck-Kamera fürs iPhone. Ausschließlich fürs iPhone (und iPad), nicht für Android-Geräte. Der Hersteller verspricht in der Pressemitteilung vollmundig Spiegelreflex-Qualität aus einem 1 Zoll großen Sensor. Wie soll das gehen? Wir entschieden uns damals erstmal abzuwarten, bis das alles konkreter wird und wir mehr über das Gerät erfahren oder eines in den Fingern haben. Und genau das ist nun der Fall.

Die DxO One ist eine Kamera, die zwar auch autark funktioniert – allerdings nicht gut, weil du ja nicht siehst, was du fotografierst. Als Sucher und generell zur Bedienung brauchst du ein Apple iPhone oder ein iPad. Theoretisch müsste auch ein iPod-Touch funktionieren, aber davon ist in der Kompatibilitäts-Liste nicht die Rede. Und es kommen nur die Geräte seit iPhone 5 infrage, die einen sogenannten Lightning-Anschluss besitzen. Das ist die proprietäre Apple-Buchse zum Aufladen der iPhones und iPads und zum Datenaustausch (normalerweise mit einem stationären PC). Auf die Buchse gehen wir später noch näher ein.

  • Bild Die DxO One ist eine reine Ansteck-Kamera fürs iPhone oder iPad mit Lightning-Stecker. Du kannst zwar auch autark damit fotografieren, aber dann sieht du nicht den Bildausschnitt. [Foto: DxO]

    Die DxO One ist eine reine Ansteck-Kamera fürs iPhone oder iPad mit Lightning-Stecker. Du kannst zwar auch autark damit fotografieren, aber dann sieht du nicht den Bildausschnitt. [Foto: DxO]

  • Bild Um sinnvoll mit der DxO One zu arbeiten, muss sie per Lightning-Stecker mit dem iPhone verbunden werden, das dann zum riesengroßen Kameramonitor wird. [Foto: DxO]

    Um sinnvoll mit der DxO One zu arbeiten, muss sie per Lightning-Stecker mit dem iPhone verbunden werden, das dann zum riesengroßen Kameramonitor wird. [Foto: DxO]

Die DxO One ist also ein reines Smartphone-Zubehör. Noch mehr als die "Lens Style Cameras", die in den letzten Jahren – ebenfalls hauptsächlich als Smartphone-Zusatzkameras – auf den Markt kamen. Zumindest die vier Sony-SmartShot-Modelle lassen sich mittlerweile aber auch von Sony-Camcordern und LiveView-Armbandfernbedienungen aus steuern, haben sich also vom reinen Smartphone-Zubehör-Status etwas distanziert. Ansonsten ist das Konzept eigentlich ähnlich. Du brauchst eine App, die als Sucher dient und mit der du die Kamera bedienst. Genau da liegt bei den Lens Style Kameras bislang ihre Schwäche. Die Fernbedienungs-Apps sind samt und sonders optimierungsbedürftig bis unbrauchbar. Dies jedenfalls, wenn du damit ernsthaft fotografieren möchtest und vielleicht auch noch ein paar mehr Sachen außerhalb des Automatikprogramms einstellen willst. Ein zweites Problem ist das Nadelöhr WiFi über das die Lens-Style-Kameras mit dem Smartphone (oder Tablet-PC) kommunizieren. Das läuft alles nicht so schnell und flüssig, wie es müsste. Bei einer Actioncam geht so eine WiFi-Fernbedienung in Ordnung, da brauchst du nur ein grobes Sucherbild und musst die Aufnahme starten und stoppen und nur rudimentäre Einstellungen treffen. Aber bei einer Fotokamera-Anwendung bedienst du die Kamera ja vollständig über die App, die auch gleichzeitig Sucher ist. Da nervt jede noch so kleine Verzögerung, sei es im Live-View oder beim Auslösen. Der Vorteil der WLAN-Funkstrecke ist natürlich, dass du die Geräte auch trennen kannst. So kannst du die Lens-Style-Kamera irgendwo auf ein Stativ schrauben, über das Smartphone bedienen und dabei vielleicht selbst Teil der Szene sein. DxO hat sich stattdessen für eine feste Steckverbindung via Lightning-Stecker entschieden. Das hat den Vorteil der schnelleren und zuverlässigeren Datenübertragung und schont zudem die Akkus von Smartphone und Kamera (im Vergleich zu WiFi, das recht viel Strom verbraucht).

Der Nachteil ist allerdings, dass die Kamera damit proprietäres Apple-Zubehör ist und direkt am Apple-Device hängen bzw. stecken muss. Wobei man sich unweigerlich fragt, ob die Lightning-Buchse für solcherlei Handhabung ausgelegt ist. Ein MicroUSB-Stecker wäre dies ganz sicher nicht, insofern ist dasselbe Konzept für Android-Geräte derzeit nicht möglich und auch nicht geplant. Der zukünftige USB Typ C Stecker (der ja dem Lightning-Stecker recht ähnlich ist) mag da besser geeignet sein. Es gibt derzeit laut DxO aber keine Pläne für eine DxO-Kamera außerhalb der Apple-Welt. Der Lightning-Stecker von Apple (und vor allem die Buchse in den Apple-Geräten), so versicherte uns DxO ausdrücklich, hält der Belastung stand. Die ganze Konstruktion ist mit Apple abgestimmt und hat den Segen aus Cupertino. Brechen kann da angeblich nichts – bei zu starker Belastung geht einfach der Stecker aus der Buchse, heißt es. Hoffen wir mal das Beste. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie satt der Stecker in die Buchse einrastet, und dass du sowohl die Kamera am Smartphone als auch das Smartphone an der Kamera tragen kannst. Gleichwohl ist das Ganze eine etwas wackelige Angelegenheit, denn der Stecker hat natürlich in der Buchse etwas Spiel. Dies hat auch unseren Labortester fast zum Wahnsinn getrieben, denn die Kamera selbst hat ja kein Stativgewinde und selbst wenn das iPhone in geeignete Halterungen fest eingespannt wird, ist die darin steckende DxO-Kamera weit davon entfernt "fixiert" zu sein. Ein ernsthafter Labortest mit hochpräzisen Messungen ist so kaum möglich und wir haben unter anderem deshalb darauf verzichtet. In der täglichen Handhabung erweist sich die Verbindung aber durchaus als praktikabel.

iPhone-Zubehör

Erstmal von Anfang an. Als wertvolles Apple-Zubehör konzipiert, hat die Kamera auch eine "coole" Verpackung. Den Karton öffnest du wie ein kleines Schränkchen. Darin liegt dann die DxO One Kamera. Sehr edel: Die Farbe der Verpackung ist schön abgestimmt auf die Farbe der Kamera. Wo diese ihren Farbwechsel von Grau auf Schwarz hat, wechselt auch die Verpackung ihre Farbe. Durchaus etwas für Ästheten! Der Farbübergang an der Kamera markiert übrigens auch den Übergang von Aluminium auf Kunststoff. Die Verarbeitung der Kamera ist tadellos und hochwertig. Die Farbe des Grau entspricht übrigens perfekt der Apple-Farbe "Space Grey". Falls du also ein iPhone in dieser Farbe hast (der einzigen Farbe, bei der dann auch die Front schwarz und nicht weiß ist), dann passt die DxO One wirklich ideal dazu. Sonst aber auch nicht. Also beim nächsten iPhone-Kauf bitte berücksichtigen. ;-)

  • Bild Schon die Verpackung der DxO One macht einiges her. [Foto: MediaNord]

    Schon die Verpackung der DxO One macht einiges her. [Foto: MediaNord]

  • Bild Klappst du das Schmuckkästchen auf, bemerkst du, dass das Verpackungsdesign und die Farben exakt auf die DxO One Ansteck-Kamera abgestimmt ist. [Foto: MediaNord]

    Klappst du das Schmuckkästchen auf, bemerkst du, dass das Verpackungsdesign und die Farben exakt auf die DxO One Ansteck-Kamera abgestimmt ist. [Foto: MediaNord]

  • Bild Die Farben der DxO One passen wiederum exakt zu dem iPhone in der Farbe "Space Grey", der einzigen iPhone-Version, die dann ein schwarzes Frontglas hat. Diese Kombination sieht dann wirklich schick aus. [Foto: MediaNord]

    Die Farben der DxO One passen wiederum exakt zu dem iPhone in der Farbe "Space Grey", der einzigen iPhone-Version, die dann ein schwarzes Frontglas hat. Diese Kombination sieht dann wirklich schick aus. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der klappbare Stecker der DxO One erwies sich im Test als erstaunlich stabil. Laut DxO soll eine Beschädigung des Steckers oder der Lightning-Buchse im iPhone praktisch ausgeschlossen sein. Der Aufkleber erklärt den nicht ganz intuitiven Einklapp-Vorgang. [Foto: MediaNord]

    Der klappbare Stecker der DxO One erwies sich im Test als erstaunlich stabil. Laut DxO soll eine Beschädigung des Steckers oder der Lightning-Buchse im iPhone praktisch ausgeschlossen sein. Der Aufkleber erklärt den nicht ganz intuitiven Einklapp-Vorgang. [Foto: MediaNord]

Die DxO One ist klein. Einen griffigen Vergleich anzustellen ist schwierig. Irgendwo zwischen Streichholzschachtel und Zigarettenschachtel. Konkret: Weniger als 7 x 5 x 2,7 Zentimeter klein ist die Kamera, und dies sogar inklusive vorstehender Teile, wie man so schön sagt. Die "Netto-Gehäuse-Maße" sind noch kleiner und durch die allseits stark abgerundete Gehäuseform lässt sich der kleine Handschmeichler bequem in einer Jacken- oder Hosentasche verstauen (vielleicht nicht gerade in einer engen Jeans, dazu ist die Kamera dann zu dick). Durch das geringe Gewicht von 108 Gramm macht sie dort auch kaum störend bemerkbar.

Die Kamera hat auf der Vorderseite einen edel verarbeiteten Schieber, der bei Betätigung durch eine Feder sanft in die neue Position geleitet wird. Der Schieber schützt als Abdeckung das Objektiv und dient gleichzeitig als Ein/Aus-Schalter. Und er hat aber noch eine weitere Funktion, die sich nicht ganz von selbst erklärt, weshalb sich DxO genötigt sieht, einen nicht ganz so hübschen Aufkleber (den du natürlich abnehmen kannst) auf die edle Kamera zu kleben. Schiebst du den Ein/Aus/Schutz-Schieber nämlich über die Einschalt-Stellung hinaus, dann springt der Lightning-Stecker aus seiner Versenkung. So weit, so intuitiv. Weniger intuitiv ist, dass du die gleiche Prozedur wiederholen musst, um den Stecker wieder einzuklappen. Die scheinbar einleuchtende Methode "Kamera abnehmen und dabei ausschalten und dann den Stecker einklappen" funktioniert also nicht. Der Anwender muss lernen: Kamera abnehmen, Einschalter über die Einschalt-Stellung hinaus bewegen und gleichzeitig (!) den Lightning-Stecker einklappen, der sich zudem in der richtigen Drehwinkel-Ruhestellung befinden muss – und erst danach ausschalten. Intuitiv ist anders. Ein kleiner Extra-Druckknopf zum Einklappen in der Nähe des Lightning-Klapp-Steckers beispielsweise, der dann auch idealerweise noch in jeder Stellung einklappen könnte und nicht nur in Null-Grad-Stellung, hätte das Problem bereits gelöst.

Dass der Stecker nicht einfach so jederzeit einklappbar ist, hat natürlich seinen Sinn. Nämlich den, dass die Kamera – trotz Stecker-Klappmechanismus – so halbwegs im 90-Grad-Winkel zum iPhone bleibt. Und das gelingt auch ganz gut. Sie guckt immer mehr oder weniger genau nach vorne und ist dabei um 60 Grad nach oben und 60 Grad nach unten schwenkbar. Dein iPhone wird also sozusagen zum Schwenk-Display. Für Selfies einmal um 180 Grad herumschwenken geht aber nicht. Dafür musst du die Kamera abnehmen und andersherum aufstecken. Kein Nachteil sagt DxO, sondern ein Vorteil. Die Kamera erkennt nun nämlich automatisch, dass sie sozusagen "verkehrt herum" im iPhone steckt und die App geht automatisch in den Selfie-Modus. Dabei wird im Moment der Aufnahme das Display zur warmtönigen Flächenleuchte und erhellt die Gesichter etwas. Noch ausgefeilter macht Apple das beim neuesten iPhone 6s, dort wird sogar mit dem Display "geblitzt" (das dann kurzzeitig über die normale Helligkeit hinaus leuchtet). Aber das Prinzip ist fast das gleiche und durchaus nützlich. Jedenfalls sofern du keine Brille trägst. In dem Fall ist die große Display-Fläche, die sich in deinem Brillenglas spiegelt, nämlich eher kontraproduktiv. Übrigens kannst du auch jederzeit ohne die Verbindung zum iPhone mit der DxO One fotografieren. Wenn es also mal ganz schnell gehen muss, dann hole die Kamera aus der Hosentasche, schalte sie ein, halte sie mit dem Objektiv in die richtige Richtung des Motivs und drücke den Auslöser. Das hat zwar nichts mit Bildkomposition zu tun, aber ein Schnappschuss ist so blitzschnell gemacht. Und du wirst auf diese Art wahrscheinlich sogar herrlich ungestellte Aufnahmen machen können, weil die fotografierten Personen so schnell gar nicht mitbekommen, was da passiert und in dem kleinen seifenstück-großen Ding auch sowieso keine Kamera vermuten. Die Kamera besitzt selbstverständlich auch einen großen, zweistufigen Auslöser (erste Stufe: scharfstellen; zweite Stufe: auslösen), einen unauffällig schnellen Autofokus, allerdings keinen optischen Bildstabilisator.

  • Bild Nur 69 x 49 x 26 Millimeter misst die iPhone-Ansteck-Kamera DxO One und wiegt kaum mehr als eine Tafel Schokolade (108 Gramm). [Foto: DxO]

    Nur 69 x 49 x 26 Millimeter misst die iPhone-Ansteck-Kamera DxO One und wiegt kaum mehr als eine Tafel Schokolade (108 Gramm). [Foto: DxO]

  • Bild Der Schieber auf der Vorderseite der DxO One schützt in Ruhestellung das Objektiv und gibt es beim Einschalten gleich frei. [Foto: DxO]

    Der Schieber auf der Vorderseite der DxO One schützt in Ruhestellung das Objektiv und gibt es beim Einschalten gleich frei. [Foto: DxO]

  • Bild Bewegst du den Schieber über die hier gezeigt normale Einschalt-Position hinaus ganz nach unten, dann springt der Lightning-Stecker aus seinem Versteck. Auch zum Einklappen musst du den Schieber wieder betätigen. [Foto: DxO]

    Bewegst du den Schieber über die hier gezeigt normale Einschalt-Position hinaus ganz nach unten, dann springt der Lightning-Stecker aus seinem Versteck. Auch zum Einklappen musst du den Schieber wieder betätigen. [Foto: DxO]

  • Bild Eingeklappt ist der Lightning-Stecker der DxO One gut geschützt. Die Platte, in der er montiert ist, ermöglicht ein Schwenken der Kamera um bis zu jeweils 60 Grad nach oben und unten. [Foto: DxO]

    Eingeklappt ist der Lightning-Stecker der DxO One gut geschützt. Die Platte, in der er montiert ist, ermöglicht ein Schwenken der Kamera um bis zu jeweils 60 Grad nach oben und unten. [Foto: DxO]

  • Bild Auf der Rückseite besitzt die DxO One ein Schwarzweiß-OLED-Display, auf dem die wichtigsten Parameter direkt angezeigt werden. Sehr edel! Der auffällige silberne "Knopf" unten an der Kamera ist lediglich die Öse für eine Handschlaufe. [Foto: DxO]

    Auf der Rückseite besitzt die DxO One ein Schwarzweiß-OLED-Display, auf dem die wichtigsten Parameter direkt angezeigt werden. Sehr edel! Der auffällige silberne "Knopf" unten an der Kamera ist lediglich die Öse für eine Handschlaufe. [Foto: DxO]

  • Bild Unter der stabilen Klappe auf der Rückseite der DxO One befinden sich der Speicherkarten-Steckplatz und der USB-Anschluss. [Foto: DxO]

    Unter der stabilen Klappe auf der Rückseite der DxO One befinden sich der Speicherkarten-Steckplatz und der USB-Anschluss. [Foto: DxO]

Aufgeladen wird die DxO One übrigens über eine MicroUSB-Buchse. "Igitt!" werden eingefleischte Apple-Anwender nun sagen, "Was ist denn das für ein hässlicher und fummeliger Stecker!". Naja, wahrscheinlich wirst du, auch wenn du konsequenter Apple-Anwender sein solltest, schon mal irgendwo damit in Berührung gekommen sein. Und die Welt geht davon natürlich nicht unter. Aber die iPhone-Besitzer, die mit der DxO One umherziehen, werden künftig daran denken müssen, das mitgelieferte USB-Kabel (oder ein anderes) mit dabei zu haben, denn mit dem Lightning-Kabel bekommt man die DxO One nicht geladen. Das ist wirklich sehr schade. Der Grund ist nicht bei DxO zu suchen, sondern bei Apple. Der Stecker ist zwar freigegeben, nicht aber die Buchse. Die darf nicht "nachgemacht" werden, die darf nur in Apple-Geräten stecken. Also: USB-Kabel nicht vergessen. Auch schade: Der Ladestrom der Kamera wird nicht ans iPhone durchgescheift, d. h. wenn du die Kamera lädst und die Kamera im iPhone steckt, dann wird das iPhone nicht mitgeladen (auch eine "Notstromversorgungs-Funktion" gibt es entsprechend natürlich nicht, d. h. du kannst nicht im Notfall mit der DxO-Kamera dein iPhone nachladen). Du musst also erst das eine und dann das andere Gerät laden – oder noch ein zweites Steckerladegerät mitnehmen. Schöner wäre wirklich eine Lightning-Buchse anstelle des MicroUSB-Anschlusses in der DxO One gewesen – aber da spielt Apple nicht mit.

Fortsetzung auf Seite 2