Gehäuse und Bedienung
Mit der Osmo Action 3 geht DJI nicht nur zurück zur Sub-Marke "Osmo" in der Produktbezeichnung, sondern auch zurück zum eher "klassischen" Actioncam-Design. Sie folgt auf die Action 2 (ohne Osmo), die uns im Test nicht so ganz optimal gefiel. Die Action 2 ist zwar zweifellos eine sehr hübsche Kamera mit tollem Design und großartiger Verarbeitung, aber irgendwie mehr Livestyle statt Action. Soll bedeuten: Die Action 2 war eher ein schickes Ding zum um den Hals hängen und an die Kleidung klippen, aber für den richtig harten Einsatz als Actioncam eher nicht so richtig geeignet. Ganz anders zeigt sich die DJI Osmo Action 3: Deren Gehäuse ist eher rustikal als schick, fühlt sich aber extrem stabil und sehr sehr griffig an und man glaubt ohne weiteres, dass diese Kamera auch Stürze aus max. 1,5 Metern verträgt. Zudem stellt die Wasserdichtigkeit mit 16 Metern (ohne Zusatzgehäuse) einen neuen Rekord bei Actioncams auf. Für noch tiefere Unterwassereinsätze gibt es ein Tauchgehäuse, das dann bis 60 Meter dichthält. DJI empfiehlt das Gehäuse auch bei langem Aufenthalt unter Wasser oder wenn sehr hohe Wasserströmung auftreten kann.
Auch auf feine Details hat DJI beim Gehäuse teilweise sehr schön geachtet. Das Touch-Display auf der Rückseite ist minimal zurückgesetzt. Legt man die Kamera mit der Rückseite auf den Tisch, liegen nur die rutschfesten Gehäusekanten auf der Tischplatte auf, nicht das Display selbst. Nicht ganz so glücklich ist die Konstruktion des Linsenschutzes. Dieser steht oben und seitlich etwas über das Gehäuse hinaus und ist damit natürlich anfällig im Falle eines Sturzes direkt das Schutzglas zu sprengen. Der Kamera liegt ein Gummi-Schutzring bei, den man außen über die Aluminium-Einfassung des Schutzglases ziehen kann (dieser Ring geht allerdings leichter runter als rauf und macht den Eindruck als könne er leicht verloren gehen). Wir hatten zunächst vermutet, dass dieser den Alu-Ring des Objektivschutzglases schützen soll. Die Bedienungsanleitung belehrte uns allerdings eines Besseren: Der Ring soll den Benutzer schützen. Beim langen Betrieb mit hohen Videoauflösungen kann der Objektivschutz nämlich so warm werden, dass das Anfassen unangenehm wird. Der Gummischutzring verhindert dann, dass man direkt damit in Kontakt kommt.
Das gesamte Schutzglas lässt sich einfach per Schraubgewinde abschrauben und ersetzen. Nach dem Abschrauben sahen wir uns allerdings mit einem aus seiner Position herausgesprungenen Dichtring konfrontiert, den wir nur mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl – genauer gesagt mit Fingernagelspitzen-Einsatz – sehr vorsichtig wieder an seine vorgesehene Position bewegen konnten. Das hätte man ganz sicher besser konstruieren können, denn klar ist: Wenn dieser Ring nicht perfekt sitzt, ist ein Wassereinbruch vorprogrammiert. Am besten schraubt man also den Linsenschutz wirklich nur bei Bedarf ab.
Auf der Unterseite befinden sich zwei kleine Kerben, in die die mitgelieferte magnetisch-mechanische Schnellverschluss-Halterung eingreift. Diese Technik hat die Osmo Action 3 quasi von der DJI Action 2 geerbt, bei der die Gehäuseteile untereinander und mit der Halterung ebenso ineinander einrasten. Das macht auch bei der Osmo Action 3 durchaus Spaß. Der kräftige Magnet zieht die Kamera auf der Halterung quasi in die richtige Position. Ein bisschen nachdrücken muss man trotzdem, damit die stabilen Metallnasen hörbar einrasten. Ebenso schnell und bequem ist die Kamera nach gleichzeitigem Drücken der beiden seitlichen Tasten an der Schnellverschluss-Halterung auch wieder abgenommen. Das ist ideal beispielsweise beim Radfahren, wo man die Kamera bei einer Pause vielleicht nicht am Rad lassen möchte.
Kleiner Nachteil: Obwohl die Halterung grundsätzlich symmetrisch aufgebaut ist, verhindert der Magnet, dass man die Kamera z. B. auf dem Fahrrad mal in Fahrtrichtung und alternativ auch mal schnell auf den Fahrer ausgerichtet montieren kann. Die magnetische Polarität passt nur ein eine Richtung. Tipp: Auf der Schnellwechselhalterung ist auf einer Seite ein DJI Logo eingelassen. Dies ist die Seite, die in Richtung des Objektivs der Kamera zeigen muss.
Die Kamera macht eigentlich nicht den Eindruck, dass sie zusätzlichen Schutz nötig hätte. Dennoch wird bei der DJI Osmo Action 3 ein "Schutz- und Halterahmen" serienmäßig mitgeliefert. Dieser hat unten eine Aussparung. Die Schnellwechselhalterung wird also, wie sonst auch, direkt in die Kamera eingeklinkt. Der Rahmen ist dann nur Zierde bzw. Schutz (also eher unnötig). Seinen eigentlichen Zweck, nämlich als Halterahmen, leistet er bei der Montage der Kamera im Hochformat. Der Rahmen hat an seiner schmalen Seite (dort wo an der Kamera selbst der Akkufach-Deckel sitzt) zusätzliche Haltelaschen für die Schnellverschluss-Halterung. Wer also für soziale Medien Hochformat-Videos drehen möchte, kann dies damit relativ komfortabel tun.
Zuvor muss man nur die Kamera irgendwie in den Rahmen hineinfummeln. Dabei öffnet ein Spannverschluss den Rahmen nur ein kleines Stück. Gerade so weit, dass die Kamera haarscharf hineinpasst und später auch wieder hinauskommt. Wer die Kamera übrigens nur über USB-C auslesen und aufladen will, kann den Rahmen dauerhaft dranlassen. Eine entsprechende Aussparung lässt die Schnittstellenklappe zugänglich. Wer aber an die Speicherkarte heran will oder den Akku wechseln möchte, muss die Kamera wieder aus dem Halterahmen herausschälen.
Die Action 3 ist übrigens bis -20 °C einsetzbar, geladen werden kann sie zwischen +5 und +40 °C; und das sogar richtig schnell. Mit einem 30-Watt-USB-C-Ladegerät kann der 1.770mAh-Akku innerhalb von nur 18 Minuten auf immerhin 80 % Ladung gebracht werden, damit man schnell weiterfilmen kann. Alternativ kann er einfach ausgetauscht werden.
Das Gehäuse hat zwei Klappen, eine kleine nur für die USB-C-Schnittstelle und eine große für das Akkufach und den Speicherkartensteckplatz. Beide werden mit einem Druckknopf entriegelt, also drücken und schieben. Das geht recht einfach. Elektrische Tasten gibt es an der Kamera zwei Stück. Seitlich (oberhalb der Schnittstellenklappe) sitzt der Ein-Aus-Taster, mit dem sich auch der Betriebsmodus durchschalten lässt (Video, Foto usw.). Auf der Oberseite ist unübersehbar der Auslöser untergebracht, mit dem Fotos aufgenommen oder die Videoaufnahme gestartet und gestoppt wird. Wie bei den meisten Actioncams üblich, kann man die Kamera auch so einstellen, dass sie sich durch Drücken der Aufnahmetaste einschaltet und sofort mit der Aufnahme startet.
Die übrige Bedienung läuft über die beiden Monitore. Wie heute bei Actioncams fast schon üblich, hat auch die DJI Osmo Action 3 gleich zwei Bildschirme. Alleinstellungsmerkmal: beide sind hier Touchscreens! Der auf der Front ist quadratisch und 1,4" groß (320 x 320 Pixel), auf der Rückseite ist ein 2,25" großer verbaut (640 x 360 Pixel). Beide Displays sind mit ungefähr 750 cd/m² schön hell. Beide Displays funktionieren auch gleichzeitig inklusive Touch-Funktion. Man kann die Kamera also einfach über das Display bedienen, das gerade besser erreichbar ist. Über das Front-Display ist sogar die Menübedienung vollständig möglich.
Die Menüs wiederum hat DJI ziemlich gut hinbekommen. Die Bedienung ist selbst über das kleine Front-Display halbwegs ergonomisch. Die Schrift ist jederzeit ausreichend groß. Längere Menütexte laufen per Laufschrift durch. Die Schnellzugriffs-Symbole, von denen auf dem größeren rückwärtigen Display alle acht auf einen Blick sichtbar sind, sind auf dem kleineren Front-Display einfach in zwei Seiten unterteilt. Da haben sich die Entwickler wirklich Mühe gegeben. Nicht so gut gefallen hat uns lediglich das Digitalzoom, das man aber eigentlich sowieso nicht benutzen sollte. Laut Bedienungsanleitung soll das über die übliche Zwei-Finger-Zoom-Geste gehen, bei unserem Testgerät funktionierte das so jedoch nicht. Statt dessen muss dieses zunächst durch langes Drücken auf das Lupensymbol aktiviert werden und dann erscheint ein virtuelles Drehrad auf dem Display, in dem man den Zoomfaktor sehr präzise einstellen kann. Das ist zwar ziemlich umständlich, immerhin ist damit praktisch ausgeschlossen, dass man das Digitalzoom versehentlich nutzt.
Richtig super finden wir die Konfigurierbarkeit der seitlichen Modus-Taste, hier auch QuickSelect oder auf Deutsch Schnellwechseltaste genannt. Das ist die Taste, die mit langem Drücken die Kamera ein- und ausschaltet. Drückt man sie hingegen kurz, schaltet man die verschiedenen Betriebsarten durch, also Foto, Video, Zeitraffer, Zeitlupe, Timelapse, Hyperlapse und auch Wiedergabe. Das gibt es bei GoPro ja schon immer und ist quasi Standard. Wer die Taste benutzt (und nicht den Touchscreen), wird sich sicherlich schon mal geärgert haben, dass das Umschalten manchmal nervig ist, weil man oft diverse ungewünschte Modi durchschalten muss, bis man beim gewünschten Modus angelangt ist. Zudem muss man dabei das Display fest im Auge behalten, um den richtigen Modus zu erwischen, denn mehr als ein Pieps geben die meisten Kameras dabei nicht von sich.
Bei der DJI Osmo Action 3 hingegen lässt sich die Taste quasi wie ein eigenes Menü konfigurieren. Man kann dort alle Modi abschalten, die man sowieso gerade nicht verwenden möchte. Und man kann eine Sprachansage einschalten. Aktiviert man also z. B. nur Video und Zeitlupe (bzw. schaltet alle anderen Modi aus) und dazu die Sprachansage ein, dann wechselt ein kurzer Druck auf die QS-Taste nur noch zwischen Video und Zeitlupe (und zurück) und kommentiert das sehr laut und deutlich über den eingebauten Lautsprecher mit den von einer Damenstimme angesagten Wörtern "Video" und "Zeitlupe". Damit ist der Wechsel der Betriebsart möglich, ohne überhaupt hinzuschauen. Super gemacht!
Theoretisch soll sich die Kamera übrigens auch per Sprachsteuerung bedienen lassen. Dies funktioniert allerdings nur auf Mandarin und Englisch. Zudem schweigt sich die Bedienungsanleitung dazu aus, wie die passenden Befehle lauten.
Objektiv, Sensor und Bildstabilisierung
Die Kamera- und Objektiv-Daten sind identisch mit der Action 2: Vor dem 1/1,7-Zoll-Bildsensor mit nicht spezifizierter Auflösung sitzt ein mit F2,8 nur mittelmäßig lichtstarkes Fisheye-Objektiv mit extrem weitem Bildwinkel von 155 Grad. Zum Vergleich: Die 155° erreicht die GoPro Hero10 nur mit optionalem Max Lens Mod Weitwinkelkonverter und erst damit dann auch eine 360-Grad-Horizontsperre. Wie üblich bei solchen Objektiven handelt es sich um ein Fix-Fokus-Objektiv (Autofokus-Einheiten wären in solchen robusten Kameras zu anfällig); in diesem Fall wird bereits ab 0,3 Meter alles scharf abgebildet.
Der Bildsensor ist mit 1/1,7 Zoll vergleichsweise groß. Über die Sensorauflösung erfährt man nichts. Auch auf Nachfrage sagt DJI nur, dass der Sensor auf Videos hin optimiert ist, weniger auf Fotos. Die native maximale Videoauflösung der Action 3 umfasst 4.096 x 3.072 Pixel (4K 4:3). Bei Fotos sind es 12 Megapixel mit "runden" Zahlen: 4.000 x 3.000 Pixel. Diese Zahlen sagen aber wenig aus, das kann genauso gut hoch oder runterskaliert sein. Genaues weiß man nicht.
Die heute mitunter verwendeten sehr hohen Videoauflösungen (z. B. 6K- oder 5,7K-Video) sind nicht die Sache der Osmo Action 3. Bei dem oben schon erwähnten 4K-Video im 4:3-Seitenverhältnis ist Schluss. Das lässt sich aber immerhin mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde (fps) aufzeichnen. Bei normalem 4K im 16:9-Seitenverhältnis sind sogar bis 120 fps möglich. Daraus lassen sich dann schon 4-fache Zeitlupen machen, wenn man auf eine Ausgabe von 30 fps geht oder sogar 5-fache-Zeitlupe bei 24 fps beim fertigen Video. Die 4-fache Zeitlupe kann man auch gleich direkt innerhalb der Kamera aktivieren, d. h. das Video wird mit 120 fps aufgenommen und direkt als 30fps-Video gespeichert, ohne dass man noch irgendwas nachträglich machen müsste. Weitere Auflösungen sind die üblichen 2,7K (ebenfalls bis 120 fps) sowie FullHD/1080p. Bei letzterem sind dann sogar 8-fache Zeitlupen möglich (bei 240 fps). Die Videobitrate, das ist die Qualität, in der die Videos gespeichert werden, beträgt übrigens beachtliche 130 Megabit pro Sekunde, das ist überdurchschnittlich hoch bzw. gut. Fotos der Action 3 sind 12 Megapixel groß und können in JPEG oder Raw gespeichert werden.
Die DJI Osmo Action 3 beherrscht auch einen automatischen Horizontausgleich (auch Horizontsperre oder Horizon Lock genannt) sogar in zwei Varianten, die bei DJI HorizonBalancing und HorizonSteady heißen. Dabei wird das Video immer gerade aufgezeichnet, auch wenn die Kamera in Schräglage gerät. HorizonBalancing ist die "zahmere" Version von beiden. Sie stellt noch einen halbwegs weiten Bildwinkel zur Verfügung und macht eine Horizontstabilisierung bis 45 Grad. Das funktioniert bis zu einer Videoauflösung von 4K 16:9 mit max. 60 fps. HorizonSteady dagegen eliminiert nicht nur heftige Kameraerschütterungen in alle Richtungen, sondern macht auch eine volle 360-Grad-Horizonststabilisierung. Das funktioniert durch den dann deutlich kleineren nutzbaren Bildkreis nur bei 2,7K oder 1080p jeweils im 16:9-Seitenverhältnis mit Bildraten von maximal 60 fps. Dabei ist der resultierende Bildwinkel selbst dann noch recht groß, denn als Basis dient der extreme Objektivbildwinkel von 155°.
Bei den Bildwinkeln, die die DJI Action 3 abliefert, fällt auf, dass der Anwender normalerweise nur selten ein Fisheye-Bild zu sehen bekommt, das das Objektiv ja eigentlich abliefert: Nur bei Fotos bekommt man scheinbar ein natives Bild und nur dann auch einen wirklich ultraweiten 155-Grad-Bildwinkel. Bei Videos liefert die Kamera standardmäßig ein entzerrtes Bild, was für die meisten Anwender passen dürfte. In den Pro-Einstellungen lässt sich allerdings auch für Videoaufnahmen ein "weites" Bildfeld einstellen, dann haben auch die Videos einen Fisheye-Effekt und eben auch noch etwas mehr Bildwinkel. Wir sehen die Entzerrung in nahezu allen Modi als klaren Pluspunkt. Bei der Konkurrenz in Form der GoPro Hero10 mit optionalem Max Lens Mod beispielsweise bekommt man zwar auch einen so weiten Bildwinkel und eine 360-Grad-Horizontsperre, dies jedoch immer mit Fisheye-Effekt, nicht aber entzerrt.