Noch schmerzlicher als die Sicherungsöse vermisse ich ein Stativgewinde! Auf der Unterseite der Kamera ist die USB-C-Buchse als Datenschnittstelle und zum Aufladen. Daneben ist ein lasergravierter Barcode. Dort wäre eigentlich ein idealer Platz für ein 1/4-Zoll Stativgewinde gewesen. Das fehlt. Ohne dies ist der DJI Osmo Pocket praktisch nicht sicher aufstellbar. Die Netto-Standfläche des unten allseitig abgerundeten Gehäuses beträgt nur rund 1,5 x 1,5 cm. Bei einer Gehäusehöhe von 13 cm und noch dazu einer gewissen Kopflastigkeit ist das äußerst kippelig. Eine der Möglichkeiten des Osmo Pocket, die bewegte Zeitrafferaufnahme, lässt sich damit ohne weiteres Zubehör praktisch überhaupt nicht einsetzen. Auch ein Betrieb z. B. an einem Selfie-Stick, der sich ja angesichts des geringen Gewichts des Osmo Pocket eigentlich geradezu anbieten würde, ist ohne Weiteres nicht möglich.
Um sowas zu erreichen, musst du dich mit weiterem optionalen Zubehör eindecken. Davon gibt es reichlich. Gefühlt kann man den gleichen Betrag, den der Osmo Pocket gekostet hat, nochmal in Zubehör investieren. Das da wäre:
- Eine "Zubehörhalterung", mit der man den Osmo Pocket an üblichen GoPro-kompatiblen Halterungen montieren kann (Selfie Sticks, Klebepad-Halterungen), sowas hätte eigentlich ins serienmäßige Zubehör gehört (kostet 25 Euro).
- Ein Verlängerungsstab mit Tasten zur Bedienung und einer Smartphone-Halterung (Preis und Funktion noch unbekannt).
- Ein Bedienrädchen um die Auf-/Ab-Bewegung nicht über den Touchscreen steuern zu müssen (59 Euro, die man sich meiner Meinung nach sparen kann).
- Ein wasserdichtes Gehäuse für Tauchtiefen bis zu 60 Meter (Preis noch unbekannt).
- Eine kombinierte Ladeschale/Transportbox, die den Osmo Pocket samt einigen Zubehörs aufnimmt und während der Lagerung auflädt (feine Sache, kostet aber auch 129 Euro).
- Ein Satz Neutraldichtefilter (49 Euro)
- Ein Mikrofonanschluss (39 Euro).
- Einen Drahtlos-Adapter mit Bluetooth- und WiFi-Funkmodul (59 Euro).
Ja, du hast richtig gelesen. Ich habe den letzten Punkt extra ans Ende gestellt, um hier einen schönen Übergang zu haben. Der Osmo Pocket kann serienmäßig nicht funken! Was jede Actioncam und auch sonst irgendwie gefühlt jedes Gerät heute sowieso immer kann, muss man beim Osmo Pocket für 59 Euro dazukaufen. Natürlich passt das Ding dann nicht mit in die Ladebox oder das mitgelieferte Hardcase und es wird auch nicht fest montiert, sondern einfach wie ein Cradle unten in die USB-C-Buchse gesteckt. Immerhin erhöht es dank großer Auflagefläche die Standsicherheit. Damit sind dann schon mal bewegte Zeitrafferaufnahmen möglich, sogar fernbedient vom Smartphone, wobei allerdings die schnellste Bildfrequenz 1 Bild alle 2 Sekunden ist (für handgehaltenes Hyperlapse in bewegter Umgebung ist das zu lang). Das Funkmodul auch mobil zu betreiben, scheint aber nicht vorgesehen zu sein. Womit weitere Einschränkungen verbunden sind. Ein Betrieb des Gimbals z. B. auf einer Helm-Halterung kannst du vergessen, weil du den Osmo Pocket dann mangels WiFi ja nicht fernsteuern kannst. Nur blind nach den Tasten zu fingern, ohne eine Rückmeldung zu bekommen, ob das Ding filmt oder nicht und ob die Kamera überhaupt in die richtige Richtung filmt – das braucht man nicht zu versuchen.
Bleibt also der normale Betrieb, bei dem man den DJI Osmo Pocket in der Hand hält. Genau dafür ist das Gerät gemacht und im Grunde für nichts anderes. Und da macht er seinen Job gut. Die Bitrate beträgt bei 4K beachtliche 100 MBit/s. Entsprechend Detailreich sind die Videos. Zumindest normale Anwender werden mit der Qualität sehr zufrieden sein. Natürlich gibt es Kameras, die wesentlich bessere 4K-Videos machen, aber für eine Kamera mit kleinem 1/2,3-Zoll-Sensor, noch dazu zu einem Preis von inklusive Gimbal für 360 Euro ist das Ergebnis völlig in Ordnung und so wie man es bestenfalls erwarten kann. Auch dass die Kamera für diesen Preis 4K mit 60 fps aufzeichnen kann, verdient alle Achtung. Wenn du (z. B. für sehr schnelle Action) die hohe Bildfrequenz aber nicht brauchst, empfehle ich allerdings mit 30 fps zu filmen. Die Videos haben dann etwas mehr Details und sind weniger verrauscht.
Der Ton, in Mono, ist dumpf, das Mikrofon sitzt nicht etwa im Kamerakopf selbst, sondern nach unten zeigend im Griff. das ist sicherlich so ziemlich die schlechtest-mögliche Position. GPS ist nicht an Bord. Die Positonsdaten-Felder in den Metadaten der Fotos sind dennoch nicht leer, sondern haben fälschlicherweise alle die Position 0 Grad Breite und Länge, werden also von entsprechender Software als "mit Positionsdaten" gekennzeichnet und im Atlantischen Ozean verortet. Automatische Panoramen können als 180 Grad horizontal oder als 3x3-Panoramen aufgenommen werden. Das Zusammensetzen erfolgt nicht im Osmo Pocket selbst, sondern automatisch innerhalb der DJI Mimo App im Smartphone – dies aber in guter Qualität ohne sichtbare Übergänge. Dazu wird der DJI Osmo Pocket mittels kleiner, stabiler Adapterstecker direkt ins Smartphone gesteckt. Wenigstens diese Stecker liegen dem Gerät direkt bei, und zwar ein Lightning-Stecker für Apple iPhones und ein USB-C-Stecker für aktuelle Android-Smartphones. Die App DJI Mimo ist kostenlos und bietet einige weitere Möglichkeiten. Das Smartphone kann bei eingestecktem Osmo Pocket natürlich auch als großen Monitor dienen. Dann ist allerdings kein Einhandbetrieb mehr möglich.
Fazit
Ein sehr interessantes Gerät, im Detail verbesserungswürdig. Die lange Liste mit optionalem Zubehör enthält auch Basics die eigentlich in den Standard-Lieferumfang gehören. Einiges wichtige Zubehör (Selfie Stick, Unterwassergehäuse) ist fünf Monate nach der Vorstellung des Osmo Pocket immer noch nicht erhältlich. Der Anschluss an Smartphones (iPhones und Android mit USB-C) ist gut gelöst und auch die Bedienung insgesamt überwiegend überzeugend. Dasselbe gilt für die Bildqualität, die eigentlich alles aus dem kleinen Bildsensor rausholt, was geht. Insgesamt eine nette Ergänzung zum Smartphone.
Vorteile
- sehr klein und leicht
- perfekte Bildstabilisierung dank 3-Achs-Gimbal
- problemloser Anschluss ans Smartphone
- gute Bildqualität
Nachteile
- extrem kleiner Monitor
- Monitor mit sehr kleinem Betrachtungswinkel
- kein eingebautes WiFi
- dumpfer Ton nur in Mono
- kein Stativgewinde und keine Halterung im Lieferumfang