Bildstabilisierung
Die digitale Bildstabilisierung lässt sich dreistufig einstellen: Turn off, Normal, Super Smooth. Nur die normale Stabilisierung liefert direkt innerhalb der Kamera ein Ergebnis. Für Super Smooth muss das Video zum Smartphone übertragen und dort weiter stabilisiert werden. Das haben wir nicht getestet.
Die normale (kamerainterne) Stabilisierung funktioniert hingegen schon ganz schön gut. Sie kostet, wie üblich, etwas Bildwinkel. Die "abgeschnittenen Pixel" benötigt die Kamera, um aus dem Rest ein beruhigtes Video zu machen. Dies funktioniert sogar ein bisschen bei Drehbewegungen. Extreme Wirkung oder einen richtigen Horizontausgleich beherrscht die Akaso Brave 8 (zumindest kameraintern) allerdings nicht.
Die stabilisierten Videos sind aber auch wirklich sehr ansehnlich. Das gilt auch für die Bildqualität (dazu später mehr). Diese wird durch die Stabilisierung nur wenig geschmälert, sodass wir bei den meisten Anwendungsfällen grundsätzlich empfehlen können, die elektronische Bildstabilisierung zu aktivieren.
Webcam-Funktion
Beim Anschließen an einen Rechner muss man per Touchscreen zwischen drei verschiedenen Modi auswählen: USB Storage (zum Auslesen der Speicherkarte), PC Camera und Charging. Während letzteres nur den ganz normalen Ladevorgang startet und sonst gar nichts macht, aktiviert "PC Camera" den Webcam-Modus. Die Akaso Brave 8 meldet sich dann ganz einfach als Webcam am PC an und erscheint dort als "USB Video Device". Dazu muss man keine Software installieren wie bei den meisten anderen Actioncams, sondern einfach anschießen, auf dem Touchscreen auf "PC Camera" tippen und fertig. Danach kann die Actioncam wie jede normale Webcam genutzt werden. Sehr gut!
Das Bild ist sehr Detailreich, allerdings auch sehr weitwinklig und nicht entzerrt. Eine vorherige Zoom-Einstellung im Videomodus hat im Webcam-Modus keine Wirkung. Somit eignet sich die Actioncam weniger als Ersatz für eine normale Webcam für eine Person vor einem Monitor, sehr wohl aber, wenn man mal in der Situation ist, eine größere Gruppe (z. B. an einem Besprechungstisch) mit einer Webcam einzufangen. Dann reicht der Bildwinkel einer normalen Webcam oft nicht aus und dann kann man stattdessen ganz einfach die Akaso Brave 8 verwenden. Dank gleichzeitiger USB-Stromversorgung übrigens unbegrenzt lange.
Bildqualität
Die maximale Bitrate der Akaso Brave 8 beträgt 100 Mbit/s. Das ist für 4K30-Videos ein gesunder Wert und ermöglicht eine gute Qualität. So gelingen auch bei viel Bewegung Videos ohne starke Kompressionsartefakte. Die hochauflösenden 4K-Videos mit weitem Bildwinkel sind ausgesprochen detailreich, die Farben kräftig (auch ohne "vivid"-Einstellung), das sieht durchaus gut aus.
Daran dürfte das hochwertige Objektiv mit aufwändig asphärisch geschliffener Frontlinse einen maßgeblichen Anteil haben, das dem Sensor offenbar eine gute Schärfe liefert. Optische Fehler wie chromatische Aberration fanden wir in den Videos keine.
Das alles gilt hauptsächlich, wenn man möglichst viel von der Sensorfläche nutzt, also möglichst in Weitwinkelstellung bleibt. Das Einschalten der Bildstabilisierung und der damit einhergehende Bildbeschnitt geht noch in Ordnung. Aber jede weitere Reduzierung des Bildwinkels, was direkt eine Reduzierung der auf dem Sensor genutzten Pixel zur Folge hat, verschlechtert das Bildergebnis. Das ist im Prinzip logisch. Zwar hat der Bildsensor 48 Megapixel, diese sind aber sehr klein und die Videos sehen vor allem dann gut aus, wenn der Bildprozessor mehrere Pixel zu einem zusammenrechnen kann und dabei z. B. Bildrauschen quasi automatisch verschwindet. Sobald man aber quasi ein Digitalzoom macht, stehen für eine optimale Bildqualität nicht mehr genug Bildinformationen zur Verfügung und die Videoqualität nimmt sichtbar ab.
Genauso sieht es leider bei diversen anderen Video-Modi aus, mit denen Akaso wirbt. 16-fache Zeitlupe hört sich natürlich toll an und 200fps, die eine solche Zeitlupe ermöglicht, sind natürlich auch spektakulär – zumindest im Datenblatt. In der Praxis geht das nur mit 720p-Auflösung und deren Qualität ist wirklich erbärmlich. Das braucht im Grunde niemand, außer man will vielleicht eine bestimmte Bewegungssituation festhalten und es dabei auf Qualität wirklich überhaupt nicht ankommt.
Ebenfalls eher als Marketing-Gag sehen wir die versprochen 8K-Zeitraffer-Videos an. Tatsächlich macht die Brave 8 dann alle paar Sekunden ein Foto mit sehr vielen Megapixeln und fertigt daraus ein Zeitraffervideo mit mehr als 33 Megapixeln (7680x4320 Pixel). Schaut man sich das Video aber ganz genau an, sieht man doch übermäßig viele Artefakte und die einzelnen Standbilder wirken teilweise wie ein Aquarell-Gemälde. Dabei hat das Video auch nur eine Datenrate von knapp 50 Mbit/s – viel zu wenig für ein gutes 8K-Video. Als Referenz-Video für die Vorführung eines 8K-Fernsehers taugt das also nicht.
Fotoqualität
Die Fotos, die man mit der Akaso Brave 8 schießen kann, lösen wahlweise 48 oder 12 Megapixel auf. Smartphones mit solchen Sensoren arbeiten ähnlich. 12 Megapixel ermöglichen es, jeweils vier Pixel zu einem zusammenzufassen. Heraus kommen dabei wirklich sehr ansehnliche 12-Megapixel-Fotos, die auch in der 100-Prozent-Darstellung auf großen Monitoren gut aussehen. Die 48-Megapixel-Fotos sehen hingegen in der 1:1-Ansicht nicht wirklich gut aus – das ist normal bei solchen "überzüchteten" Megapixel-Zahlen mit ziemlich kleinen Sensoren. Die Bilddaten erlauben es aber noch, daraus z. B. 24 Megapixel auflösende Fotos zu berechnen, falls einem die 12 Megapixel nicht reichen.
Auch hier gilt aber wieder: möglichst nicht zoomen! Mit einer Ausschnittsvergrößerung ruiniert man sich jedes Foto. Bei einer Ausgabe mit 12 Megapixeln kann man sicherlich noch ein wenig hineinzoomen. Von der Narrow-Stellung sollte man aber definitiv die Finger lassen.
Die Akaso Brave 8 kann Fotos zusätzlich zu den Videos auch als Raw-Dateien speichern. Die Raw-Dateien landen dann in einem anderen Verzeichnis auf der Speicherkarte und tragen wirklich die Endung .RAW, sind also keine DNG-Dateien. Ein Programm zum Öffnen und Verarbeiten dieser Akaso-spezifischen Raw-Dateien ist uns derzeit nicht bekannt.
Tonqualität
Die beiden Mikrofone der Akaso Brave 8 sind an der Kamerafront im Bereich der Zierlamellen untergebracht. Die Tonaufnahme kann umgeschaltet werden zwischen normalem Stereo und einem Human Mode, bei dem die Kamera in Mono aufnimmt und versucht, alles, was keine menschliche Stimme ist, herauszufiltern. Einen elektronischen Windfilter gibt es im Stereo-Modus nicht. Der aufgenommene Stereoton ist in leiser Umgebung recht gut und natürlich.
Sobald Wind ins Spiel kommt, wie bei unseren Segel-Videos, ist von den Stimmen aber nichts mehr zu hören. Das Windrauschen übertönt einfach alles. Zudem halten sich Wassertropfen in den Lamellen vor den Mikrofonen recht lange. Ist das der Fall, ist der Ton extrem dumpf. Man hört dann hauptsächlich mechanische Geräusche der Umgebung. Auch mechanische Geräusche gelangen über die Halterung und das Kameragehäuse recht ungefiltert ins Mikrofon. Insgesamt ist der Ton also noch gerade so in Ordnung, die Konkurrenz kann das aber teilweise deutlich besser.
Fazit
Die Akaso Brave 8 ist ordentlich verarbeitet und hat gute Technik eingebaut in Form eines hochauflösenden Sensors, eines guten Objektivs, zweier Bildschirme und eines offenbar leistungsfähigen Prozessors. Noch dazu ist unglaublich viel Zubehör gleich mit dabei (Halterungen, Zweitakku, Fernbedienung u.v.m.). In der Praxis erschweren einige Kleinigkeiten die Bedienung, z. B. eine nicht ganz geschmeidige Erst-Inbetriebnahme, zu kleine Menü-Schriften oder eine viel zu schwache rückseitige Status-LED. Einige Ausstattungsmerkmale wie 48-Megapixel-Fotos, 8K-Zeitraffer oder 16-fache Zeitlupe sehen nur im Datenblatt gut aus. Normale 4K-Videos sowie 12-Megapixel-Fotos hingegen sehen auch in der Praxis super aus. Zudem funktioniert die elektronische Bildstabilisierung gut, geht aber nicht so weit wie bei den aktuellen Spitzenmodellen von GoPro oder Insta360. Für ihren Preis von zum Testzeitpunkt 280 Euro liefert die Akaso Brave 8 einen guten Gegenwert.
Vorteile
- Leistungsfähige Hardware
- Gute 4K-Videoqualität
- Gute 12-Megapixel-Fotoqualität
- Riesiger Lieferumfang
Nachteile
- Hakelige Erst-Inbetriebnahme
- Teilweise umständliche Bedienung