Ende April hatten wir schon in einer News-Meldung das Eintreffen unseres Testgerätes der Akaso Brave 8 angekündigt, diese Kamera testen zu wollen. Vorher waren noch ein paar andere Sachen in der Pipeline, sodass wir uns mit dem Test etwas Zeit gelassen haben. Zudem ist die Kamera nach wie vor nicht, wie ursprünglich angekündigt, bei Amazon Deutschland erhältlich. Das ist insofern etwas verwunderlich, weil es dort bis auf die Brave 8 ein breites Sortiment an Akaso Actioncams und Zubehör sowie anderer Produkte im Akaso Brandstore gibt. Akaso teilte uns auf Anfrage mit, dass die Kamera aufgrund begrenzter Lagerbestände derzeit nicht über Amazon.de vertrieben wird. Die Kamera ist aber direkt im Webshop von Akaso selbst bestellbar und auch lieferbar, der dänische Proshop hat die Kamera in seinem deutschsprachigen Onlineshop vorrätig und auf Ebay findet man die Kamera auch bei deutschen Händlern. Also kein Problem, die Kamera zu beschaffen, so here we go.
Kurzer Überblick noch zu Akaso, die Marke kennt man hierzulande bislang ja nicht wirklich: Die Website von Akaso macht (zumindest auf Desktop-Rechnern) einen sehr professionellen Eindruck (auf einem Tablet-Computer angeschaut eher nicht, dort läuft dann die für Smartphones optimierte Version). Man ist im US-Bundesstaat Maryland angesiedelt und offensichtlich auf das Thema Outdoor spezialisiert. Die Actioncams sind sozusagen eine von zwei Abteilungen (Akaso Tech). In der anderen Abteilung (Akaso Outdoor) geht es um Outdoor- und Sport-Equipment allgemein. Von Handschuhen über Luftmatratzen und Camping-Leuchten sowie Paddel-Boards (SUPs) gibt es da eine Menge, was man fürs Leben in der der Natur gebrauchen kann. Dazu passen Actioncams natürlich nicht schlecht.
Riesiger Lieferumfang
Nun zur Kamera selbst und warum wir sie testen: Der Preis der Akaso Brave 8 liegt zum Zeitpunkt dieses Tests bei knapp 280 Euro (im Proshop teurer), das ist für die technischen Eckwerte günstig, mit denen die Brave 8 als echte Flaggschiff-Kamera auftritt: Front- und rückseitige Bildschirme, einen 1/2-Zoll-48-Megapixel-Sensor (der seine Qualitäten schon in Drohnen und der Actioncam Insta360 RS unter Beweis stellen konnte), interne Bildstabilisierung, Voice Control, 8K Timelapse und 16-fach-Zeitlupe. Das ist mal eine Ansage. Hinzu kommt ein enorm großer, durchaus wertvoller Lieferumfang inklusive Funkfernbedienung, zweitem Akku, Dual-Batterieladeschale und zahlreichen Halterungen, die woanders nochmal mit weit über 100 Euro zu Buche schlagen. Sicherlich ist Akaso den "B-Brands" zuzuordnen, also den unbekannten Marken. Mit solchen Actioncams haben wir insgesamt eher keine guten Erfahrungen gemacht. Zumindest von den technischen Eckwerten verspricht Akaso hier definitiv A-Marken-Leistung zu einem sehr attraktiven Preis. Bei A-Marken wie GoPro, Insta360 oder DJI zahlt man für adäquate Kameras deutlich mehr, erst recht, wenn man dann auch nur einen Teil des hier mitgelieferten Zubehörs hinzukauft. Ein Grund also, der versprochenen Leistung auf den Zahn zu fühlen.
Die Akaso Brave 8 wird in einer Schneewittchensarg-Verpackung geliefert. Ich dachte eigentlich, die wäre im Zuge der Verpackungvermeidung bzw. Recyclingfähigkeit längst völlig aus der Mode gekommen. Immerhin thront auf dem Pappkarton kein massives Plexiglas-Aquarium mehr, wie es früher bei Actioncams gang und gäbe war, aber eine aufwändige Verpackung mit Fenster hat Akaso dennoch gebastelt. Obendrein hat die Verpackung sogar noch eine Schutzfolie, damit das Fenster nicht zerkratzt. Zudem ist die Verpackung insgesamt ziemlich voluminös, was aber nicht daran liegt, dass da übermäßig viel Luft drin ist, sondern übermäßig viel Zubehör! Wir ersparen uns hier die lange Aufzählung, sondern zeigen einen Screenshot von der Akaso-Website (sicherheitshalber: ja, das ist wirklich alles dabei!).
Sehr löblich finde ich die Sicherungsschlaufen, bestehend aus vier Kabelbindern und einem kleinen Stahlseil. Bei all der Fülle an Zubehör lauern dennoch ein paar "Fallen": Es ist zwar ein USB-Kabel dabei mit USB-C-Stecker, der für die Kamera und die Dual-Ladeschale passt. Die Fernbedienung hat jedoch eine Micro-USB-Buchse. Ein entsprechendes Micro-USB-Ladekabel werden die meisten sicherlich irgendwo in der Schublade liegen haben, mitgeliefert ist aber keines.
Dann die "Helmhalterung" genannten Klebehalterungen: Löblicherweise sind davon eine gewölbte und eine plane Halterung dabei (zum Vergleich: GoPro liefert neuerdings nur noch ausschließlich eine gewölbte Klebeplatte mit) und es sind sogar zusätzliche Klebepads mit dabei. Die Halterungen entsprechen jedoch nicht dem "GoPro-Standard". Wer weitere dieser Klebehalterungen benötigt, wird diese vielleicht nicht leicht bekommen. Immerhin hat der Übergang zum eigentlichen Halterahmen die üblichen Abmessungen, d. h. man kann auch genauso gut die üblichen Halterungen verwenden, die man überall im Zubehör bekommt. Das ganze Zubehör macht einen ganz "okayen" Eindruck, nicht so hochwertig wie das, was man z. B. von GoPro bekommt, eher das übliche China-Zeug, aber ausreichend.
Wichtigstes Zubehör davon ist der Halterahmen. Ohne den kann man die Akaso Brave 8 nirgendwo befestigen, denn ein Stativgewinde besitzt die Kamera nicht. Der transluzente Kunststoff des Halterahmens wirkt etwas "flatterig" und recht weich. Das muss aber keineswegs ein Nachteil sein, denn eine Ingenieurs-Weisheit besagt ja: Was sich biegt, das bricht nicht. Seine seitliche Öffnung ist gerade nicht groß genug ist, damit man die Gehäuseklappe mit dem USB-Anschluss öffnen könnte. Um an die USB-Buchse oder die Speicherkarte zu kommen, muss man die Kamera also auf jeden Fall aus dem Halterahmen nehmen. Immerhin lässt sich die Klappe einfach entfernen. Das ist auch der Grund, warum es die Aussparung im Halterahmen überhaupt gibt. So sind Speicherkarte und USB-Schnittstelle im Indoor-Betrieb auch im Halterahmen erreichbar.
Nun zur Kamera selbst. Die Akaso Brave 8 zeigt äußerlich starke Design-Anleihen an die mittlerweile nicht mehr lieferbare DJI Osmo Action (die 2019 vorgestellte erste Actioncam vom Drohnen-Pionier DJI). Das beginnt bei der Gehäusefarbe (Grau) und hört bei den Vertikallamellen an der Front nicht auf. DJI ist über solche Design-Spielereien längst hinweg und praktisch sind die Design-Lamellen nicht. In ihnen kann sich Schmutz gut festsetzen und auch Wassertropfen halten sich dort recht stabil und blockieren mitunter für längere Zeit die in den Tiefen der Lamellen untergebrachten Mikrofone (siehe weiter unten beim Ton). Insgesamt erreicht das Gehäuse nicht die "Anfühl-Qualität" der Kameras der bekannten Marken, ist aber wiederum ausreichend stabil.
Kleinere Unstimmigkeiten eröffnen sich dann beim Einschalten. Die Kamera hat drei Tasten. Eine ist ganz offensichtlich die Aufnahmetaste (an der üblichen Stelle mit rotem Ring-Aufdruck). Eine zweite oben auf der Kamera ist mit dem Ein/Aus-Symbol beschriftet sowie mit "Disp". Seitlich gibt es noch eine mit M beschriftete Taste. Nach dem Einschalten läuft nur einer der beiden Monitore. Wer nun vermutet, mit der "Disp"-Taste zwischen den beiden Displays hin- und herschalten zu können oder sogar beide gleichzeitig aktivieren zu können, liegt völlig falsch. "Disp" steht durchaus für "Display", schaltet das (standardmäßig hintere) Display aber lediglich an und aus. Eigentlich eine völlig unnötige Funktion, denn das könnte eine Energiesparautomatik ja auch nach einer eingestellten Zeit automatisch tun und tut es ja sogar auch. Wer nun das vordere Display zum Leben erwecken will, kommt erstmal nicht weiter. Wir verraten es hier aber: Die seitliche M-Taste lange gedrückt halten schalten zwischen beiden Displays um. Dass beide gleichzeitig ein Bild zeigen ist nicht vorgesehen, man muss sich entscheiden. Das sind die kleinen Details, wo Marktführer GoPro einfach die Nase vorn hat (dort sind beide Displays gleichzeitig eingeschaltet und niemand muss sich dafür auf die Suche machen, wie das geht).
Nach dem ersten Einschalten fordert die Kamera die Installation und Verbindungsaufnahme zur App Akaso Go. Der Bildschirm kann nur dreimal weggeskippt werden, so steht es zumindest dort. Immerhin erfordert die App, die schnell aus den App-Stores von Apple oder Google geladen ist, keine Zwangsregistrierung. Die Verbindung klappt allerdings nicht auf Anhieb und wie vorgesehen ("lassen Sie die Kamera eingeschaltet und installieren Sie die App"). Der Grund: WiFi ist in der Kamera standardmäßig ausgeschaltet, sodass die Brave 8 gar keine Verbindung zum Smartphone aufnehmen kann. Hier dürfte also der eine oder andere Anwender, der sich strikt an die Anweisungen hält, durchaus verzweifeln. Nach dem Einschalten des WiFi in der Kamera klappt die Verbindung zur App auf Anhieb. Die App bietet die Aktualisierung der Kamera-Firmware an, was auch ohne Probleme klappt. Danach meldet sich die Kamera jungfräulich, durchläuft z. B. erneut die Sprachauswahl – und nervt auch nicht mehr mit der Verbindung zur App.
Apropos Sprache: Die der App ist automatisch auf Deutsch gestellt und auch nicht umschaltbar auf Englisch, was schade ist, denn die Übersetzung der App ist teilweise extrem schlecht und irreführend. Das ist bei der Kamera nicht viel besser. Wer ein wenig Englisch kann, dem empfehlen wir Englisch als Kamerasprache einzustellen.
Gute Touch-Bedienung: Viele Einstellungsmöglichkeiten sind ausgegraut, ohne dass erklärt wird, warum diese gerade nicht aktiv sind. So gibt es beispielsweise bei den Videoeinstellungen eine Option "8K", diese ist aber nicht auswählbar, weil sie nur bei Zeitraffervideos funktioniert. Andere Sachen sind wiederum ganz gut erklärt, wie beispielsweise die Bildstabilisierung.
Zur Signalisierung der laufenden Aufnahme oder des Ladevorgangs besitzt die Akaso Brave 8 zwei Leuchtdioden. Die auf der Rückseite neben dem Monitor eingelassene LED leuchtet allerdings nur sehr schwach, sie ist selbst in Innenräumen kaum zu sehen, draußen überhaupt nicht. Vorne, neben dem Akaso-Schriftzug, ist eine weitere LED eingebaut, die normal hell leuchtet. Statt der üblichen Konvention "Rot = Aufnahme" hat sich Akaso für eine grün blinkende LED entschieden. Rot leuchtend bzw. eher schwach glimmend zeigt sich ausschließlich die hintere LED, wenn die Kamera geladen wird (die vordere LED ist dann aus).
Touch-Screen-Bedienung
Die Bedienung über den Touch-Screen ist relativ gut gelungen; nicht so intuitiv und elegant wie bei GoPro, aber unserer Meinung nach besser als beispielsweise bei Insta360. Einzig die Farbgebung ist nicht optimal. Anwählbare Optionen werden weiß angezeigt, die gerade aktiven, bzw. wenn eine Funktion eingeschaltet wurde, wird in blauer Farbe angezeigt. In hellem Umgebungslicht kann man das nur schwer erkennen. Zudem ist die Schrift sehr klein. Die Kamera konfiguriert man also besser in Ruhe und in Innenräumen und nicht während der "Action".
Beim Einschalten sorgt die Kamera bei mir übrigens immer für einen kleinen Schock "Mist, der Akku ist leer". Direkt nach dem Einschalten signalisiert das Batterie-Symbol stets, dass der Akku leer sei (rotes Symbol für sehr geringen Batteriestand). Das ist aber zum Glück in der Regel nicht der Fall und nach ca. einer Sekunde wird der tatsächliche Ladezustand angezeigt. So etwas ist nicht schön und völlig unnötig. Da kann man das Symbol lieber ganz ausblenden, solange die Kamera den Zustand noch nicht ermittelt hat (so machen es andere Hersteller).
Die Menüs sind (anders als die Smartphone-App) übrigens nicht in Deutsch, sondern man muss mit Englisch leben (was für uns OK ist). Die wenigen Symbole sind überwiegend wirklich gut gewählt. Bei den Einstellungen (Preferences) verlässt sich Akaso nicht nur auf Symbole, sondern ergänzt diese jeweils durch einen Text, das gefällt uns gut. Hier werden dann auch Symbole erklärt, die auf dem Hauptbildschirm vielleicht doch nicht so selbsterklärend anmuten, wie etwa das "One Click Fast Shooting", das Aktivieren der Kamera über den Aufnahmeknopf mit gleichzeitigem Starten der Aufnahme also.
Die Videoeinstellmöglichkeiten sind vielfältig. Insgesamt 13 Parameter lassen sich dort individuell einstellen, wenn man möchte, darunter Sachen wie Bitrate, Farbgebung (neutral oder lebhaft) und die Stärke der Bildstabilisierung. Insgesamt ist das alles ziemlich gut gemacht.
Foto und Video in der Praxis
Beim Auswerten der Aufnahmen fällt auf, dass die Akaso Brave 8 die Videoaufzeichnungen auf der Speicherkarte in kurzen 3-Minuten-Schnipseln speichert. Die sind selbst bei 4K30-Vidos jeweils kaum über 2 GByte groß. Eine Stückelung machen fast alle Actioncams. Am Speicherkarten-Format kann es nicht liegen, das würde größere Dateien zulassen. Wir vermuten Sicherheitsaspekte (wenn eine Datei nicht korrekt gespeichert wurde, sind wenigstens alle anderen noch OK) und eine Praktikabilität bei der Übertragung an Smartphones.
An maximaler Aufnahmekapazität mit einer Akku-Ladung haben wir bei 4K30-Videos mit Bildstabilisator 71 Minuten erreicht. Das ist ein guter Wert, zumal ja ein zweiter Akku mit im Lieferumfang enthalten ist. Mit der Bitraten-Einstellung (= Qualitäts-Einstellung) "High", also beste Qualität, werden dann satte 50 GByte an Daten erzeugt. Angesichts der zwei mitgelieferten Akkus sollte man sich für die Akaso Brave 8 also durchaus eine 128-GByte-Speicherkarte kaufen, um gut über den Tag zu kommen (oder sicherheitshalber zwei Speicherkarten mit je 64 GByte).
Bei der Aufzeichnung hochauflösender Videos wird die kleine Kamera mollig warm. Insbesondere die Objektivabdeckung aus Aluminium wirkt quasi wie ein Kühlkörper. Wärmeprobleme oder hitzebedingte Abschaltungen konnten wir aber nicht beobachten. Allgemein gestaltete sich die Videoaufzeichnung völlig problemlos und ohne besondere Auffälligkeiten.