Multi-Kamera-Fernsteuerung
Richtig cool ist die Möglichkeit, bis zu fünf Kameras mit einer RM-LVR1 Fernbedienung zu verbinden. Das geht mit der Firmware-Version 2.0 für die Fernbedienung, die seit Februar 2014 erhältlich ist. Auf den aktuellen RM-LVR1 ist diese Version natürlich drauf, wenn du eine ältere Version hast, kannst du sie upgraden. Die Multi-Kamera-Steuerung funktioniert aber in jedem Fall derzeit nur mit der HDR-AS100V, nicht mit den älteren Modellen HDR-AS15 und HDR-AS30. Das Pairing ist etwas tricky. Wenn man nicht weiß, wie das geht, kommt man von selbst sicherlich nicht drauf. Das Problem: Wie das geht, steht nicht mal in der Bedienungsanleitung der Kamera, sondern in der Anleitung zur Fernbedienung! Kurz gesagt geht das so: Erst muss die Fernbedienung von Single-Verbindung auf Multi-Verbindung umgestellt werden. Danach muss die Fernbedienung in den Registrierungs-Modus versetzt werden (in dem die Fernbedienung neue Kameras kennenlernt). Nun muss noch die erste Kamera im Setup-Menü in den Multi-Modus versetzt werden und mit der Fernbedienung verbunden werden. Der vorige Schritt (an der Fernbedienung) und der letzte Schritt (an der Kamera) müssen für jede weitere Kamera wiederholt werden. Danach hat man dann sozusagen ein Netzwerk aus bis zu fünf Kameras und einer Fernbedienung. Das weiter Bedienkonzept ist dann, dass man an der Fernbedienung das macht, was für alle Kameras gleichzeitig gilt. An jeder einzelnen Kamera macht man hingegen das, was nur für die einzelne Kamera gilt. Man kann zwar mit den Hoch/Runter-Tasten an der Fernbedienung das Livebild jeder einzelnen Kamera auf den Bildschirm holen. Man kann aber weder die Einstellungen einzelner Kameras von dort aus verändern noch einzelne Kameras starten oder stoppen. An der Fernbedienung passiert immer alles für alle Kameras gleichzeitig. Wechselt man den Modus von Video auf Foto, dann wechseln alle Kameras von Video auf Foto. Will man nur für einen Teil der Kameras den Modus wechseln, muss man das direkt an den Kameras tun (und auf der Fernbedienung ändert sich dann das Symbol für die entsprechende Kamera). Schlecht, wenn man an die Kamera nicht herankommt, weil die oben im Mast hängt oder einfach oben auf dem Helm. Aber so ist das Konzept. Und wieder gilt: Insgesamt bleibt die Sache durch diese Einschränkung in der Praxis relativ gut bedienbar. In der Regel wird man sich die Kameras ja einmal einrichten und will dann unterwegs nur die Aufnahmen starten oder stoppen.
Play Memories Mobile App
Nachdem das mit der Fernbedienung ja nun nichts wurde mit der komfortablen Bedienung – vielleicht klappt es ja mit der App? Das ist ja sozusagen die Universal-Smartphone-App (erhältlich für Android und iOS) für alle Sony-Kameras. Und weil die so universell ist, weiß die App jederzeit, was sich beim fernbedienten Gerät einstellen lässt. Und das ist bei der Actioncam HDR-AS100V eben leider fast nichts. Genau gesagt: Es ist genau das wenige, was man auch über die Liveview-Fernbedienung einstellen kann. Das liegt also nicht an der Fernbedienung, das liegt an der Kamera. Schade eigentlich. Aber das wenige, das geht, geht recht gut. Dank NFC geht das Verbinden kinderleicht. Smartphone an die Actioncam halten, die Sony App startet automatisch und verbindet sich mit der Kamera. Wenige Sekunden später erscheint das Livebild, das im Querformat den ganzen Smartphone-Bildschirm ausfüllt. Das Livebild bei Videos wieder schnell und flüssig, wie bei der Livebild-Fernbedienung bis ca. 3 bis 5 Meter, darüber gibt es Aussetzer, ab 10 Meter ist Schluss. Schaltet man auf Foto um, ist das Livebild unscharf, reicht aber, um den Ausschnitt richtig zu setzen und ein (dann natürlich scharfes) Foto zu schießen, dass direkt anschließend direkt vom Smartphone aus geöffnet werden kann. Schade, dass Sony nicht wenigstens über die App eine einfache, komplette Konfiguration der Kamera ermöglicht. Hier bieten viele Mitbewerber mehr Komfort.
Interessantes Zubehör
Der AKA-LU1 Handgriff mit LC-Display wurde eigentlich für die schwarzen Vorgängermodelle entwickelt und sieht mit der weißen HDR-AS100V irgendwie nicht wirklich toll aus, aber die Funktionalität ist nicht verkehrt, wenn du mit der Actioncam aus der Hand filmen willst oder dich selbst aufnehmen willst. Der seitlich ausklapp- und schwenkbare Monitor zeigt dir, was du filmst. Sonst nichts, also keine Status-Anzeigen oder so. Durch die Bauform kannst du die Kamera im Handgriff dann so halten wie einen normalen Camcorder. Kostet 100 Euro und hat sonst keinerlei weitere Funktionen. Die Livebild-Fernbedienung kann mehr.
Den AKA-SF1 Skelettrahmen möchte ich kurz erwähnen, denn den braucht man eigentlich, wenn man die 3,5mm-Mikrofonbuchse der HDR-AS100V nutzen möchte. Denn der Stativadapter verdeckt ja den Zugang zu der Buchse und auch der Handgriff mit LC-Display tut das (bei letzterem würde eventuell eine Bohrmaschine und ein 10mm-Bohrer in Verbindung mit ein wenig Heimwerker-Geschick helfen). Die Lösung, wenn man alle Buchsen unten zugänglich haben will, heißt AKA-SF1 Skelettrahmen. Mit dem wird die Kamera seitlich befestigt und unten, dort wo die Schnittstellen sitzen, bleibt alles frei. Das Ding wurde auch für die Vorgängermodelle entwickelt (ist also auch schwarz) und kostet 29 Euro.
Extra-Tipp: AKA-DM1 Hundegeschirr. Eine Kamerahalterung für Hunde gibt es bislang nur von Sony: Dog Mount 1. Ich nehme mal an, dass dafür das DM1 in der Typenbezeichnung steht. Wenn du (oder jemand in deinem Freundeskreis) einen mindestens mittelgroßen Hund hast und eine Actioncam von Sony, dann macht euch den Spaß und gebt die 45 Euro für diese Halterung aus! Die Welt aus der Perspektive des Hundes zu sehen, mit dem Hundekopf im Vordergrund und mitzubekommen, wo der hinschaut und was der macht … herrlich! Das ist echt eine witzige Anwendung für eine Actioncam.
Bildqualität
Die Bildqualität der Sony HDR-AS100V ist beeindruckend. Sie gehört zum Besten, was es derzeit bei Actioncams gibt. Die normalen MPEG4-AVC/H.264-Videos haben in 1080p eine Datenrate von 16 bis 17 Mbit/s bei 30 Bildern pro Sekunde und rund 25 Mbit/s bei 60 Bildern pro Sekunde. Im 170°-Aufnahmemodus sind die Aufnahmen in der Bildmitte sehr schön scharf, ohne dass eine starke sichtbare Scharfzeichnung an den Kontrastkanten sichtbar wird. Zum Rand hin nimmt die Auflösung sichtbar ab, das Bild wird dort weicher/unschärfer. Das sieht man nicht nur bei unserer Testaufbau-Aufnahme, sondern durchaus auch bei Alltagsmotiven. In der Praxis wird das das allerdings selten stören, denn das Wichtigste spielt sich meist ohnehin in der Bildmitte ab. Bei eingeschalteter Bildstabilisierung reduziert sich der Bildwinkel auf 120° und das gesamte Video wird unschärfer, da das Video weniger Pixel als Ausgangsmaterial zur Verfügung hat. Die Qualität ist noch brauchbar, aber nicht mehr wirklich gut.
Eine Spezialität der Sony HDR-AS100V ist ihr XAVC S Videoformat. Dieser wird im Menü etwas umständlich mit der Funktion "PRO" eingeschaltet. Der funktioniert nur mit exFAT formatierten Speicherkarten, ist keine solche eingelegt, blinkt "MEDIA" in der Anzeige und der Modus lässt sich nicht aktivieren. Mit XAVC S könnten in PAL-Einstellung 25 oder 30 fps gewählt werden, bei NTSC sind es 24, 30 oder 60 fps. Trotz abweichender Bildrate beträgt die Bitrate immer 50 Mbit/s. Das ist für FullHD ein stolzer Wert und verspricht sehr hohe Bildqualität auch bei intensiv bewegten Motiven oder Kameraschwenks. Der Ton wird in diesem Videoformat in LinearPCM aufgezeichnet. Qualität auf ganzer Linie also. Und ein super Ausgangsmaterial für eine Nachbearbeitung. An der "Standbildqualität" ändert das Videoformat aber natürlich nichts, das heißt, dafür gilt dasselbe wie zuvor bei MPEG4 geschrieben.
Bei Fotos tun sich mir als Tester einige Rätsel auf. Zum einen: Laut Datenblatt hat der Sensor 18,9 Megapixel. Die Kamera speichert aber Einzelfotos ausschließlich im 16:9-Videoseitenverhältnis. Das ist unüblich und der Sinn entschließt sich mir nicht so recht. Auf diese Weise bleiben 13,5 Megapixel übrig, die auch in sehr guter Qualität auf der Speicherkarte landen (mit der Einschränkung der zum Rand hin nachlassenden Bildschärfe). Leider habe ich aber auch noch eine richtig schlechte Nachricht: Die bei Actioncams wichtigen Intervall-Aufnahmen speichert die Sony HDR-AS100V ausschließlich in 2-Megapixel-Videoauflösung (1920 x 1080 Pixel). Die Qualität ist zwar noch ein wenig besser als bei Video. Aber was soll das? Damit disqualifiziert sich die Kamera für viele Anwendungen, zum Beispiel für Luftaufnahmen, bei denen eine Kamera heute oft unter einen Multikopter gehängt wird und einfach hochauflösende Intervallaufnahmen schießt bis zur Landung (und hinterher sucht man sich die besten Aufnahmen aus). Wie kann eine Actioncam, die einen 50-Mbit/s-Videostream errechnen und auf Speicherkarte wegschreiben kann, bei Serienaufnahmen nur 2-Megapixel-Fotos speichern? Völlig unverständlich.
Tonqualität
Der Ton ist eigentlich bei Actioncams kein Thema. Der ist in der Regel einfach nur schlecht (und deshalb bestenfalls eine Nebenbemerkung wert). Bei der Sony HDR-AS100V ist die Lage deutlich besser. Die beiden auf der Kameravorderseite eng beieinander stehenden Mikrofonen nehmen zwar keine breite Stereoperspektive auf, bieten aber dennoch schon ansatzweise einen Stereoklang. Zudem ist der Ton klar und fast rauschfrei. Im XAVC S Format wird der Ton zudem als Linear-PCM in hoher Qualität aufgenommen, ideal für die weitere Nachbearbeitung. Allerdings sind die Mikrofone von dem Gehäuse nicht entkoppelt, Geräusche, die aus der Handhabung entstehen oder vom Fahrzeug über die Halterung an die Kamera übertragen werden, werden sehr laut aufgenommen. Von der Tonqualität her ist die Sony HDR-AS100V dennoch ganz klar die beste Actioncam.
Fazit
Die Sony HDR-AS100V ist ein faszinierendes Stück Technik und derzeit eine der besten Actioncams. Meine hohen Erwartungen als potenzieller GoPro-Killer erfüllt sie aber nicht ganz. Natürlich ist das "Jammern auf hohem Niveau". Das neue, leistungsfähige Videoformat XAVC S ist ein richtiger Schritt zu hochwertigen Videos und guter Tonqualität, zu der auch das Stereomikrofon entscheidend beiträgt. Die Qualität des Objektivs ist jedoch nicht ganz optimal. Dass die Bildqualität zum Rand hin abnimmt, mag bei üblichen Actioncam-Aufnahmen allerdings kaum auffallen. Die Bildstabilisierung gleicht leichte Erschütterungen aus, aber der reduzierte Bildausschnitt geht mit einer sichtbar reduzierten Bildqualität einher. Für viele Anwendungen unbrauchbar sind die Intervall-Fotos, die die Kamera nur in 2-Megapixel-Auflösung beherrscht. Einzelaufnahmen mit 13,5 Megapixeln sind hingegen gut. Die Bedienung über die drei Tasten direkt an der Kamera geht in Ordnung, aber es ist schade, dass über die Livebild-Fernbedienung oder die App nicht mehr möglich. Dass man trotz Smartphone-App fast alles direkt an der Kamera einstellen muss, ist eigenwillig und unkonfortabel. Das größte Pfund, mit dem die Sony HDR-AS100V wuchern kann, ist ihre tolle Livebild-Fernbedienung und die Möglichkeit darüber bis zu fünf Kameras steuern zu können (sogar inklusive Timecode-Synchronisierung bei Verwendung des XAVC S Videomodus). Filmteams, die mit mehreren Actioncams gleichzeitig filmen und das Material professionell verarbeiten wollen, werden das lieben. Das Preis-Leistungsverhältnis bei knapp 300 Euro für die Kamera und knapp 400 Euro im Set mit der Livebild-Fernbedienung ist gut.
Vorteile
- Stereomikrofon mit guter Tonqualität
- WiFi mit NFC
- eingebautes GPS
- Synchronisierung per Timecode
- Livebild-Fernbedienung
- Fernsteuerung von bis zu 5 Kameras
- spritzwassergeschützt
- sehr klein und leicht
- sehr gute Fotoqualität bei Einzelaufnahmen
- Wirksame Bildstabilisierung
Nachteile
- Intervallaufnahmen nur mit 2 Megapixel
- etwas kryptische Bedienung
- kaum Einstellmöglichkeiten über App und Fernbedienung