Sony war bisher schon mit seinen jeweiligen Spitzenmodellen einer der ganz wenigen Hersteller, der es mit dem Marktführer GoPro wirklich aufnehmen konnte. Viele innovative Sachen, wie z. B. die synchrone Fernsteuerung mehrerer Kameras, gab es von Sony als erstes. Auch in Sachen Videoverarbeitung und bei Bildstabilisatoren ist Sony führend, und die Qualität dessen, was da als Videostream auf der Speicherkarte ankommt, ist schon beim Vorgängermodell der X3000, der X1000, tadellos.
In diesem Test kann ich nicht alle Aspekte der Kamera berücksichtigen. Beispielsweise die Livestream-Funktion habe ich überhaupt nicht untersucht. Ob die Herstellerangabe der Akkulaufzeit stimmt, habe ich diesmal nicht geprüft. Auch nicht die Bedienbarkeit über eine Smartphone-App, da die Kamera ja mit einer Live-View-Fernbedienung geliefert wird. Stattdessen konzentriere ich mich aufs Wesentliche und das ist: Wie gut funktioniert der optische Bildstabilisator? Wie gut funktioniert die neue, kleinere, schickere Live-View-Fernbedienung? Wie brauchbar ist die (endlich) komplett überarbeitete neue Menü- bzw. Bedienstruktur?
Neue Menüführung und neue Live-View-Fernbedienung
Fangen wir mit der Bedienung gleich an. Die neue Fernbedienung ist schön klein und mit ihren seitlichen Tasten gut zu bedienen. Ist die Kamera noch auf Standby, schaltet ein Druck auf den Einschalter der Fernbedienung die Kamera gleich mit ein. Nach wenigen Sekunden steht dann die Verbindung und du siehst ein Livebild. Neu an der X3000 ist ein offensichtlich deutlich leistungsfähigerer WLAN-Modus, den man im Menü aktivieren kann (bei meinem Testgerät war der standardmäßig aktiviert). Dieser führt möglicherweise zu einem erhöhtem Batterieverbrauch. Aber er führt auch vor allem zu einer drastisch gesteigerten Reichweite. Eine solche Livebild-Übertragung gerät normalerweise schon nach wenigen Metern ins Stocken und reißt ab zehn oder 15 Metern Entfernung ganz ab. Nicht so bei der FDR-X3000. Selbst durch zwei Wände oder durch die Stahlbeton-Geschossdecke im Büro ist der Empfang jederzeit einwandfrei ohne Klötzchenbildung oder Verzögerungen, und die Kamera reagiert promt auf die Fernbedienungsbefehle.
Die neue Bedienstruktur mit komplett überarbeiteten Menüs ist durchaus gelungen. Wurden in allen früheren Tests von uns (aber auch von anderen Magazinen) stets die unmögliche Bedienung der Sony Actioncams über das kameraeigene LC-Display kritisiert, kann man an diesen Punkt jetzt getrost einen Haken machen. Allenfalls, dass die Bedienung sehr Icon-lastig ist und nicht jedes Symbolbild ohne Bedienungsanleitung verstanden wird, kann man kritisieren. Aber im Großen und Ganzen funktioniert die Bedienung jetzt sehr gut. Dazu trägt bei, dass die Bedienung über die Fernbedienung exakt der Bedienung direkt an der Kamera entspricht. Zwar sind alle Symbole invertiert (schwarze Schrift auf hellem Grund an der Kamera und helle Schrift auf dunklem Grund auf der Fernbedienung), das verlangt meinem Gehirn offenbar durchaus einige Umsetzungsarbeit ab (die leicht zu vermeiden wäre, Sony bräuchte ja nur die Menüs auf der Fernbedienung ebenfalls dunkel auf hell darzustellen), aber letztlich ist das kein wirkliches Problem. Alles ist an der gleichen Position und bedient sich auch genauso.
Zum Laden wird die Fernbedienung in eine Ladeschale gesetzt. Hast du die auf deiner Tour vergessen, kannst du die Fernbedienung nicht aufladen. Eine Ladung der Fernbedienung übersteht aber problemlos mehre Ladezyklen der Kamera. Deren Akku wird übrigens direkt in der Kamera geladen, und auf dem Wege kann die Kamera auch dauerhaft mit Strom versorgt werden. Im Testbetrieb hielt der Akku der Kamera nicht lange durch. Hier mal was ausprobiert und am nächsten Tag wieder, dazwischen ist die Kamera dann offenbar stundenlang auf Standby und lauscht auf irgendwelche Befehle der Fernbedienung – und ist dann fast leer, wenn man sie wirklich verwenden will. Ein zweiter Akku oder alternativ ein "Powerpack" zum mobilen Nachladen unterwegs solltest du bei der FDR-X3000 also am besten parat haben.
Eingesetzt in das mitgelieferte Armband wird die Live-View-Fernbedienung dann zur Armband-Fernbedienung. Du musst also nicht blind an der vielleicht an deinem Helm montierten Kamera herumfummeln, sondern bedienst diese über die "Armbanduhr". Dort siehst du auch gleich, ob der Bildausschnitt stimmt und die Kamera gerade ausgerichtet ist. Besser geht es eigentlich nicht. Nur die Schließe des Armbands ist ein Ärgernis. Statt einem beweglichen schlanken Dorn, wie man ihn sonst von Armbändern kennt, gibt es hier nur einfach einen Gummidorn, der mit sehr viel Gewalt durch das passende Loch im Armband gequetscht werden will. Einhand, d. h. ohne fremde Hilfe, gelingt das mitunter überhaupt nicht.
Optischer Bildstabilisator
Nun aber zum eigentlich entscheidenden Feature: Die Sache mit dem Balanced Optical SteadyShot (B.O.SS.) – ist das Fake? Oder kann es wirklich sein, dass Sony so ein "Ding" (dazu gleich mehr) in eine winzige Actioncam gepackt hat? Und funktioniert das auch wirklich? Und eine Sache wurmte mich doch von Anfang an: Wie kann es sein, dass Sony für den Bildsensor nur 8,2 Megapixel effektive Auflösung angibt, obwohl man für 4K-Videos doch 8,3 Megapixel braucht? Offenbar wird da interpoliert? Sieht man das?
Bislang gab es bei Actioncams ausschließlich elektronische Bildstabilisatoren, auch bei Sony. Diese funktionieren im Prinzip so, dass die Kamera einen größeren Bildausschnitt filmt, als später im Videos zu sehen ist. Der Randbereich, der dann abgeschnitten wird, kann zur elektronischen Bildstabilisierung genutzt werden. Die kamerainterne Software vergleicht Bild für Bild des Videos die Inhalte und sucht sich die jeweils nahezu passenden Ausschnitte aus, die gespeichert werden, sozusagen Bild für Bild ein anderer Ausschnitt. Wie gut das funktioniert, hängt hauptsächlich davon ab, wie gut der Hersteller die Algorithmen beherrscht, wie viel Rechenpower zur Verfügung steht und wie viel Ausgangsauflösung überhaupt vorhanden ist. Ganz ehrlich gesagt: Noch vor einem Jahr war Sony der EINZIGE Hersteller, der das wirklich gut beherrschte. So gut nämlich, dass man es ernsthaft nutzen konnte. Zwar kostete der eingeschaltete elektronische Bildstabilisator auch bei Sony etwas Bildqualität und in jedem Fall notwendigerweise einiges von dem kostbaren Bildwinkel. Bei den Kameras aller anderen Hersteller, die ich getestet habe, funktionierte die Bildstabilisierung entweder nicht wirklich erkennbar gut (kein Stabilisierungseffekt) und/oder der Bildqualitätsverlust durch das Einschalten der elektronischen Bildstabilisierung war untragbar hoch.
Wenn Sony aber schon so einen tollen elektronischen Bildstabilisator hatte, was soll das dann nun noch mit der optischem Bildstabilisierung? Ganz einfach: KEINE EINZIGE Actioncam konnte bislang 4K-Videos stabilisieren! Dafür reichte die Rechenleistung der kamerainternen Prozessoren bislang nicht aus. Und auch nicht die Auflösung der verwendeten Sensoren. Denn dann bräuchte der Sensor um die effektiv genutzten gut 8 Megapixel herum ja noch einmal zusätzlich zwei bis vier Megapixel, die permanent mit ausgelesen und verarbeitet werden müssten, um dann daraus ein stabilisiertes 4K-Video zu erzeugen. Sicherlich denkbar, aber Stand heute in einer Actioncam nicht machbar. Deren Prozessor wird schon beim normalen 4K-Filmen ordentlich heiß. Der Anwender musste sich deshalb bislang immer entscheiden: Hochauflösende 4K-Videos ohne Stabilisierung oder FullHD-Videos mit Stabilisierung. Weil die Frage nach der aktuellen GoPro Hero bestimmt jetzt gleich kommt, hier auch gleich die Antwort: Nein, auch das aktuelle GoPro-Flaggschiff GoPro Hero 5 Black kann 4K-Videos nur ohne Stabilisierung!