Beim Starten empfängt dich eine schöne, übersichtliche Oberfläche, vor die sich sogleich ein klassischer Eröffnungsdialog schiebt. „Neues Videoprojekt erstellen“, „Projekt laden“ und „Einführungsvideo“ sind die drei selbsterklärenden Antworten auf „Was möchten Sie tun?“. Klickst du auf „Neues Videoprojekt erstellen“, schlägt dir Fastcut zum Import von Dateien direkt externe Speichermedien vor. Nützlich, wenn du die Clips direkt von der Speicherkarte nehmen möchtest, ohne sie zunächst auf die Festplatte kopieren zu müssen. Das Programm kann die Dateien dann auch direkt importieren oder vorher auf die interne Festplatte kopieren. Dabei leistet Magix sogar Hilfestellung und legt dir schriftlich Vor- und Nachteile beider Verfahren vor. Das Programm merkt sich anschließend für das nächste Mal zwar, welche Option ("Importieren" bzw. "Kopieren) du gewählt hast, vergisst aber, welches Verzeichnis du als Ablage fürs Kopieren bestimmt hattest, was nicht zu Ende gedacht ist. Die Materialwahl selber ist auch suboptimal, denn du kannst immer nur aus einem einzigen Verzeichnis Clips beziehen, was unpraktisch ist, wenn dein Material auf mehrere Ordner verstreut ist. Alternativ kannst du übrigens den Dialog auch abbrechen und die Videos per Drag-And-Drop direkt in die Zeitleiste einfügen.
Hältst du dich hingegen an den Importdialog, kannst du im nächsten Schritt eine Filmvorlage inklusive Musik für dein Projekt wählen. Diese Vorlagen sind mit eher abstrakten Begriffen wie „Beryll“, „Bright Future“ oder „Distorted Reality“ betitelt, verfügen allerdings dafür über kurze, aussagekräftige Beschreibungen (auf Deutsch) sowie Beispielvideos zur Demonstration. Diese beinhalten tolles Material und die Musik erweckt tatsächlich Lust, jedes einzelne Preset mit eigenen Clips auszuprobieren (ganz ohne Vorlage kannst du natürlich auch arbeiten). Klickst du auf „Vorlage anwenden“, rechnet Fastcut (beim ersten Mal) eine längere Weile und im Hintergrund bauen sich Videoobjekte mit einer Tonspur auf. Der Dialog bleibt unterdessen geöffnet und bietet dir die Möglichkeit, gegebenenfalls auf eine andere Vorlage umzuschwenken.
Vor dir liegt nun eine große Vorschauanzeige, darunter eine exakte Zeitleiste mit zwei Cursorn, eine zweite Timeline mit Videoobjekten und der Musikspur und rechts eine aufgeräumte Übersicht mit Videobildkorrekturen, Audiooptionen, Blenden und einem Titel-Editor. Alles wirkt angenehm aufgeräumt und übersichtlich. Die Bearbeitung erfolgt klassisch mit Cursor auf der Zeitleiste und Shortcuts bzw. virtuellen Buttons. Vier Stück stehen dir zur Verfügung und decken alle rudimentären Grundfunktionen des Schnittes ab – abgesehen vom Material-Entfernen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen kannst du per Knopfdruck nämlich ausschließlich das Material links vom Cursor löschen. Um das gleiche auf der rechten Seite zu erzielen, musst du einen Schnitt setzen und das dabei entstehende neue Videoobjekt von Hand löschen, was keine großen Umstände bereitet, jedoch verwundert. Über eine weitere Schaltfläche kannst du den vorhin behandelten Dialog erneut aufrufen und weitere Clips hinzufügen – auch wieder nur einen Schwung aus einem Verzeichnis. Beim Anfügen der Videos erweitert Fastcut die Gesamtlänge deines Projektes leider nicht. Die neuen Clips werden also sofort automatisch gekürzt, was du durch einen Mausklick aber wieder korrigieren kannst.
Die Videoobjekt-Einstellungen im rechts oben befindlichen Fenster umfassen alle gängigen Funktionen (Farbkorrektur, Zeitlupe und Filmlooks). Interessanter sind die Korrekturen speziell für Actioncams. Hier findest du eine manuelle Fisheye-Entzerrung, eine 180-Grad-Bilddrehung, sowie Bildstabilisierung und einen sogenannten „Rumpelfilter“. Für die Bildstabilisierung wählst du einen oder mehrere „Videobausteine“ (so sehen die Objekte am ehesten aus) an und klickst auf „durchführen“. Es öffnet sich kein Dialog, das Programm beginnt einfach zu rechnen – dies sogar verhältnismäßig flink: ein dreiminütiges Video ist innerhalb von knapp fünf Minuten bearbeitet. Ungefähr ein Sechstel des Bildes geht dabei zwecks Korrekturen verloren. Das Resultat ist überraschend wenig zufriedenstellend: kleine Erschütterungen kann der Stabilisator noch ausgleichen, wenn die Aufnahme jedoch wirklich kräftig wackelt, tut sie das auch nach der Bearbeitung noch (das kann ProDrenalin, zuletzt getestet, besser) und hochfrequentiertem Zittern von Quadrocoptern kommt Fastcut auch nicht bei. Wenn du hier nun den zuvor erwähnten Rumpelfilter dazuschaltest, bleibt der Horizont einigermaßen gerade, das Bild dreht sich also nicht mehr zu sehr nach links und rechts. Diese Funktion wird aber auch nicht so konsequent umgesetzt, dass das Ergebnis wirklich überzeugen könnte. Wie auch bei Bildstabilisator bleiben stets Ruckler zurück.
Wenn du ein Titelobjekt erstellst, kannst du es positionieren, skalieren, eingeschränkt animieren und ein- bzw. ausblenden lassen. Für ein kleines Programm wie dieses ein völlig ausreichender Umfang. Die Audiooptionen belaufen sich auf Lautstärkeregler und eine automatische Tonoptimierung, die dir bei miserablen Actioncam-Mikrofonen allerdings auch nicht weiterhelfen wird. Zudem steht dir noch eine recht große Auswahl an Bildübergängen zur Verfügung. Wenn du dann beschließt, dein Video zu exportieren, kannst du dies als herkömmliche Videodatei tun, es für ein Mobilgerät optimieren oder direkt ins Internet (auf YouTube, Facebook etc.) stellen, was gerade für Actioncamvideos und ihre Produzenten sehr praktisch sein kann. Der Export als Videodatei erfolgt wahlweise in .mp4 oder .wmv, überraschenderweise beides jedoch höchstens in FullHD (1920x1080). Das verwundert, wo sich Fastcut doch extra die Mühe macht, Proxydateien für 4K-Material zu erstellen, die ja den Zweck haben, die Bearbeitung zu beschleunigen und anschließend in der vollen Auflösung zu exportieren. Die fehlende 4K-Unterstützung beim Export ist daher etwas inkonsequent und sollte vielleicht bei Gelegenheit per Update nachgebessert werden.
Fazit
Für knapp 50 Euro (UVP) bietet sich dem Einsteiger, der die Postproduktion vielleicht ausschließlich für Actioncams benötigt, mit Fastcut ein sehr gutes Komplettpaket. Die Schnittfunktionen decken alle Grundbedürfnisse ab und die erweiterten Bearbeitungsmöglichkeiten dürften einen Neuling komplett zufriedenstellen. Die abwechslungsreichen, hochwertigen Videovorlagen sind großartig, um schnell vorzeigbare Resultate zu produzieren. Die Ergebnisse der Bildstabilisation hingegen sind leider enttäuschend, ebenso die beim Export fehlende 4K-Unterstützung. Fortgeschrittene Anwender werden erweiterte Schnittfunktionen, Effekte und Keyframes vermissen. Für jene erfahrenen Nutzer lohnt sich dann eher ein Blick auf Magix Video Deluxe 2015, das detailliertere Videobearbeitung und ebenfalls auch alle Actioncam-Features aus Fastcut (dann sogar mit Einstellungsmöglichkeiten) bietet (Test siehe weiterführende Links).
Vorteile
- guter Videoschnitt
- hochwertige Vorlagen
- schnell
Nachteile
- schwache Bildstabilisation
- fehlender 4K-Export