Willst du die Kamera direkt bedienen, drückst du einfach die Ein-/Aus- bzw. Modus-Taste, um die gewünschte Betriebsart auszuwählen. Jeder Druck schaltet einen Modus weiter: Video-Aufzeichnungs-Modus, Foto-Modus. Loop-Videoaufzeichnung, Timelapse-Zeitrafferaufnahmen, schnelle Serienbilder, dann kommt wieder WiFi usw.
Die Voreinstellungen in den jeweiligen Modi sind gut und müssen meist nicht geändert werden. Willst du das dennoch, drückst du die Taste "Menü" (Pfeil nach unten). Dort sind dann die Optionen für den jeweils aktuell aktiven Modus einstellbar, mit "OK" (Auslöser) kommst du dort rein. Oder du kannst grundlegende Einstellungen vornehmen wie Datums-Einstellung, Lautstärke der Signaltöne, Speicher formatieren usw. Tatsächlich kannst du die Kamera auf dieses Weise vollständig konfigurieren.
Die im Dual Pro Pack enthaltene Fernbedienung RR-BK01 kannst du auch für eine einzelne Pixpro SP360 4K als Sonderzubehör hinzukaufen. Die Fernbedienung ist wasserdicht bis 5 Meter Wassertiefe und "Shock Proof" bis 2 Meter. Mit dieser einfachen, per CR2450-Knopfzelle mit Spannung versorgten Armband-Vernbedienung kannst du eine oder mehrer SP360 4K in den grundlegendsten Funktionen fernsteuern: Mittels zweier Schiebeschalter kannst du zwischen Front-Modus und Kuppel-Modus umschalten und zwischen Foto- und Video-Modus. Ein Auslöseknopf startet oder stoppt das Video bzw. löst das Foto aus. Dazu gibt es noch einen Knopf, mit dem du die Signalqualität prüfen kannst, sprich: ob Fernbedienung und Kamera kontakt zueinander haben. Über LEDs werden verschiedene Zustände signalisiert. Alles sehr reduziert und einfach, wie es sich für eine Actioncam-Fernbedienung gehört.
Foto und Video in der Praxis
Im Praxiseinsatz erweist sich die Handhabung der Kodak Pixpro SP360 als wirklich einfach und unproblematisch. Meist wird man die Kamera per App fernbedienen, weil man nur so sieht, was man eigentlich aufnimmt. Andererseits: Durch ihren extremen Bildwinkel nimmt die SP360 sowieso alles auf, was sich auch nur irgendwie vor der Linse befindet. Insofern ist eine Livebild-Vorschau in viele Fällen unnötig und die Handhabung ist dadurch noch simpler: Einfach irgendwo montieren, einschalten, den gewünschten Aufnahmemodus anwählen und los geht's. Bei den Aufnahmen musst du allerdings überlegen, und das unterscheidet die Kodak-Panoramakamera grundlegend von anderen Actioncams, welche Art Videos du machen willst. Entweder Rundum-Videos, deren Bildausschnitt du entweder in der App auf dem Smartphone oder PC interaktiv einstellst (und vom PC und Mac aus auch exportieren kannst). Oder ein "normales" frontal gerichtetes Video mit extrem breitem Bildwinkel.
Wenn du erst Aufnahmen gemacht hast und diese auf der Speicherkarte suchst, wirst du dich wundern. Die Aufnahmen liegen nicht wie üblich alle schön fortlaufend nummeriert in einem Verzeichnis, sondern sind auf sage und schreibe 16 Unterverzeichnisse verteilt. Je nachdem ob du ein Foto oder Video machst und in welcher Auflösung und eine erhöhe Bildwiederholfrequenz einstellst – für jede Einstellung gibt es ein eigenes Unterverzeichnis. Wozu auch immer das gut sein soll. Hinzu kommt, dass fortgesetzte Videos (nach jeweils knapp 4 GByte Dateigröße, das sind etwa neuneinhalb Minuten Video in 2880x2880p30, fängt die Kamera eine neue Datei an) statt eines Unterstrichs ein "C" im Namen tragen. Auf z. B. 119_0008.mp4 folgt dann 119C0009.mp4. Das führt dazu dass diese Dateien bei alpabetischer Sortierung um Betriebssystem nicht untereinander angezeigt werden. Alles in allem also für den Anwender recht umständlich zu handhaben.
Die Bildqualität der 2880x2880-Videos, die die Kamera speichert, ist beeinduckend. Selbst im extremen Randbereich, also über die 180 Grad Bildwinkel hinaus sind praktisch keine qualitativen Einbußen erkennbar. Das ist besonders schön, weil sich bei der Positionierung "Kuppel nach oben" oft gerade im horizontalen Bereich im Video das Wichtigste abspielt. Hier gibt es dann später einfach nur den "Cut", wo das Bild einfach schwarz wird, und keinen kontinuierlichen Qualitätsabfall, wie man ihn bei solchen Extrem-Objektiven befürchten könnte. Gute Arbeit!
Auch die Videoquallität selbst ist super. Selbst bei bewegten Szenen gibt es keine sichtbaren Kompressionsartefakte oder Unschärfen im Roh-Video, das die Kamera speichert (ja, diese Einschränkung müssen wir leider hier hinzufügen). Verantwortlich dafür ist neben dem guten Objektiv vor allem auch eine sehr schön hohe Daterate von knapp über 60 MBit/s. Das ist ordentlich viel, für ein Video mit 8,3 Megapixeln aber auch ein sinnvoll hoher Wert, wenn am Ende eine gute Qualität entstehen soll. Die Videos bieten also eigentlich beste Voraussetzung für die Weiterverarbeitung.
Nun ist es aber leider so, dass mit dem Kuppel-Roh-Video der Kodak SP360 4K leider direkt niemand etwas anfangen kann. Für die Nutzung auf YouTube oder auch z. B. die Weiterverarbeitung in 360-Grad-fähigen Videoschnittprogrammen wie z. B. die aktuelle Version von Magix Video Deluxe 2016 muss das Video in ein "flaches" Format projiziert werden (so genannte äquirektanguläre Projektion). Dazu brauchst du die Kodak-Software für PC oder Mac. Bis vor kurzem konnte diese aus den 4K-Videos der Kamera noch nicht einmal 4K-Videos für YouTube machen. Das Problem ist seit Anfang Februar 2016 behoben: Die Version 2.0.1.0 kann es! Heraus kommt dabei ein Video in bis zu 3840x1920p30, bei dem allerdings das untere Drittel schwarz ist, denn die Kamera ist ja im unteren Bereich "blind" (Bildwinkel 235 Grad). Die Software "injiziert" erfreulicherweise auch gleich die nötigen Informationen, so dass du das Video nicht noch einmal mit dem lästigen YouTube-Tool (ein externes Mini-Programm, mit dem du ein Video für YouTube als VR-Videos markieren kannst, damit es auf YouTube im räumlich im VR-Modus projiziert wird) anfassen musst. Die neue Version kann die Videos nach der langwierigen Konvertierung (für jede Minute Video kannst du vier bis zehn Minuten Konvertierzeit einplanen) meist auch direkt zu YouTube hochladen. Bei kürzeren Videos klappt das bei uns auch, bei längeren Videos nicht (Abbruch mit Fehler). Das ist aber nicht schlimm, denn du kannst die Videos auch einfach ganz konventionell zu YouTube hochladen. Dabei zeigt YouTube dir dann einen Warnhinweis, du mögest im Interesse bester Qualität doch das Video gleich in einem geeigneten Streaming-Format hochladen, um die Verarbeitung zu beschleunigen. D. h. obwohl der Export-Vorgang in der Kodak-Software ja "für YouTube" heißt, gefällt YouTube das entstandene MP4-Format nicht besonders und YouTube rechnend anschließend das Ganze noch einmal komplett um.
Eine Möglichkeit längere Videos als die 9:30 Minuten, die in eine Datei passen zu bearbeiten oder für YouTube bereitzustellen oder Videos zu kürzen oder zusammenzufügen bietet die Kodak-Software nicht. Du musst im Grunde alle Schnipsel einzeln konvertieren und dann in einem anderen Programm weiterverarbeiten – und danach dann auch manuell (mit dem Google-Tool) die Tags injizieren, dass es sich um ein VR-Video handelt, denn die gehen bei der Verarbeitung in einem anderen Programm höchstwahrscheinlich verloren. Ganz schön umständlich also! Die Konvertierung für YouTube erzeugt Dateien mit unterschiedlicher Datenrate. In unserem Fall waren es mal 30 MBit/s, mal 90 MBit/s. Entsprechend sind die Ausgabedateien mal kleiner, mals größer als die Originaldatei. Wovon das abhängt, wissen wir aktuell noch nicht. Die Qualität der Konvertierung ist aber immer gut. Außer du hast versucht die Originaldateien vorher schon zu bearbeiten, z. B. zu kürzen. Damit kommt die Kodak-Software dann nicht zurecht und produziert merkwürdige Ergebnisse. Du solltest also immer die unbearbeiteten Originaldateien konvertieren.
Alternativ zu dem VR-Video, in dem der Betrachter selbst den Bildausschnitt festlegt, kannst du von dem Ausgangsvideo auch ein bereits "fertiges" Video erstellen, in dem du selbst in der Kodak-Software den Bildausschnitt festlegst. Dabei stehen die verschiedene Projektionsarten zur Verfügung. Während des laufenden Videos den Bildausschnitt zu ändern gelingt allerdings dabei nur etwas ruckelig. Die Steuerung der Software erfolgt in etwas zu groben Grad-Schritten. Bei Action-Szenen, die sowieso unruhig sind, mag dies aber nicht allzu sehr stören. Aus so verarbeiteten Videos ist dann immer ein FullHD-Video das Ergebnis, das mit 20 bis 25 MBit/s eine gute Qualität hat.
Bei Fotos ist die Qualität natürlich theoretisch genauso gut wie bei den Videos, nur dass man von sphärischen Panoramafotos eben deutlich mehr Auflösung erwartet als von Videos. 8,3 Megapixel sind für Panoramafotos einfach zu wenig. Für die Veröffentlichung als VR-Panorama-Foto bietet Kodak (anders als beispielsweise Ricoh mit seiner Theta360.com-Website) keine Lösung, hierbei ist der Benutzer auf sich gestellt.
Noch ein Wort zur Tonqualität: die ist tadellos! Die Kodak Pixpro SP360 4K hat ein eingebautes Stereomikrofon, das einen wirklich guten Job macht. Der Ton ist klar und verständlich und mit gut hörbarem Stereo-Effekt.
Fazit
Die Kodak Pixpro SP360 4K ist durch ihre 360-Grad-Konstruktion einzigartig. Der Verarbeitung ist super, die Bedienung am Gerät ausgereift auch durch sinnvoll beschränkte Einstellmöglichkeiten. Die Smartphone-Apps erfüllen alle Erwartungen, du benötigst sie für die Bedienung aber nicht unbedingt. Das 235-Grad-Extrem-Fisheye-Objektiv der Kamera hat trotz gegenüber dem des Vorgängermodells noch weiter vergrößerten Bildwinkels qualitativ deutlich zugelegt und leistet Erstaunliches. Die 8,3-Megapixel-Videos, die so auf der Speicherkarte landen haben eine tolle Qualität und lassen sich vielfältig nutzen. Vor der Weiterverarbeitung mit 360-Grad-fähigen Bildbearbeitungsprogrammen oder dem Hochladen zu YouTube steht alledings die Konvertierung in das übliche flache/breite Panorama-Videoformat mit Hilfe der Kodak-Software. Diese lässt einige Wünsche offen und das Konvertieren dauert sehr lange. Am Ende steht aber eine gute Ausgabequalität.
Vorteile
- sehr gute Produktqualität
- einfache Bedienung
- gute Panorama-Videoqualität
- auch zum gerichteten Filmen verwendbar
Nachteile
- zu geringe Fotoauflösung
- Dateiablage sehr unübersichtlich
- Verarbeitung längerer Videos für YouTube nicht vorgesehen