DJI hat einige Erfahrung im Bereich Gimbals. Das begann zunächst bei den Drohnen, deren Kamera ja in einer solchen kardanischen Aufhängung befestigt ist. Aber auch im reinen Kamerabereich (Osmo mit angebauter Kamera) oder auch mit Systemkameras (Ronin) hat DJI schon lange Kamerastabilisierungssysteme im Programm. Ebenso für Smartphones, sodass der Osmo Mobile hier nun schon in der dritten Generation vorliegt.
Haupt-Neuheit des Osmo Mobile 3 ist die Klapp-Technik. Waren Smartphone-Gimbals bislang so gebaut, dass sie ein recht langes Packmaß ergaben, machen sich die Hersteller neuerdings Gedanken, wie man das auch etwas kleiner verpacken kann. Dabei kommen mehr oder weniger ausgefeilte Klapp-Mechaniken zum Einsatz. Die des DJI Osmo Mobile 3 kann durchaus als gelungen bezeichnet werden. Zusammengeklappt reduziert sich dabei das Packmaß auf etwa die Hälfte eines normalen Gimbals. Nachteilig für Stabilität und Funktion ist das offenbar nicht. Die Scharniere sind sehr stabil und die ausgeklappten Arme werden von strammen Federn automatisch in ihren Endpositionen gehalten. Lediglich das Einklappen zum Verpacken muss man sich die ersten Male erstmal anschauen. Wie herum da was geklappt wird, damit es wirklich kompakt wird, dass muss man erstmal ausprobieren. In der richtigen Position rastet dann alles gut ein und ist automatisch zum Transport gesichert.
Richtig zusammengeklappt (und auch nur dann) passt der DJI Osmo Mobile 3 gerade eben so stramm in das nur beim Combo Pack mitgelieferte Transport-Etui. Das Ladekabel lässt sich zur Not noch mit verstauen. Das gilt aber nicht für das im Combo Pack mitgelieferte Tischstativ. Das Stativ wird in das unten im Gimbal eingelassene Stativgewinde eingeschraubt und ermöglicht es den Gimbal frei aufstellen, z. B. um automatisch Panorama-Aufnahmen zu machen (dazu später mehr). Alleine dadurch, dass das Stativ nicht mit in die Tasche passt, ist das Combo Pack irgendwie eher uninteressant. Andererseits gibt es ohne Stativ auch kein Etui. Ich würde mir die 20 Euro Aufpreis in diesem Fall aber wohl sparen.
Die Haptik insgesamt "geht so". Der gesamte Gimbal, zumindest alles, was man anfasst, ist aus grauem Kunststoff. Der Griff ist dabei ziemlich groß (für zarte Frauenhände möglicherweise etwas zu groß), die Bedienelemente sind gut erreichbar. Jedenfalls für Rechtshänder. Die Zoom-Wippe sitzt rechts und wird mit dem Daumen mitbedient. Wer den Gimbal in der linken Hand benutzt, hat da eher schlechte Karten. Aber man zoomt ja eigentlich auch nicht, das geht ohnehin zur zu Lasten der Bildqualität.
Aufgeladen wird der Osmo Mobile 3 übrigens über eine USB-C-Buchse. Ein entsprechendes Kabel auf USB-A-Stecker liegt bei. Unter einer Schutzabdeckung hat der Gimbal eine USB-A-Buchse. Die hat lediglich den Zweck, dass der Gimbal quasi auch als Powerbank dienen kann. Wenn das Smartphone beim Filmen schlapp zu machen droht, kann man es dort wieder nachladen. Das geht nur im Standby bzw. "ausgeschalteten" Zustand. Im Gimbal-Betrieb darf kein Kabel am Smartphone angeschlossen sein. Aber vor dem Betrieb geht es ja erstmal an die Installation der passenden App.
Die "gefühlte", oder sagen wir besser "erlebte", Qualität eines Smartphone-Gimbals steht und fällt mit der zugehörigen App. Zwar lässt sich jeder Gimbal grundsätzlich auch mit der Standard-Kamera-App des Smartphones oder einer beliebigen anderen Kamera-App verwenden. Aber dann lassen sich natürlich einige Bedienelemente des Gimbals nicht wie vorgesehen nutzen, und auch einige versprochenen Funktionen (z. B. automatische Panorama-Aufnahmen) setzen voraus, dass die zugehörige App sowohl Aufnahme als auch Gimbal steuert. Man wird deshalb einen Gimbal also meist mit der passenden App verwenden, die der Gimbal-Hersteller anbietet. Und da kann man grundsätzlich sicherlich von einer bekannten Marke wie DJI mehr erwarten als von manchem unbekannten chinesischen Unternehmen (oder auch von bekannteren Marken, die ihre Hard- und Software mal hier, mal dort einkaufen).
Dennoch bekommt die zugehörige DJI-App bei den Anwendern äußerst gemischte Bewertungen und landet im Schnitt sowohl unter Android als auch unter iOS bei knapp über 2 Sternen, was schon ziemlich finster ist. Es handelt sich um die DJI Mimo App, die DJI mit dem DJI Osmo Pocket Gimbal mit integrierter Kamera eingeführt und im nächsten Schritt auf die Actioncam DJI Osmo Action und jetzt neu auf den Osmo Mobile 3 erweitert hat. Frühere DJI-Gimbals, auch die beiden älteren Versionen des Osmo Mobile, nutzten eine ganz andere App. So hängen ein Teil der negativen Bewertungen auch mit diesen, anfänglich vielleicht noch nicht hundertprozentig ausgereiften Geräten zusammen, also der Hardware. Und auch die App selbst ist noch jung und versprach teilweise mehr als sie hielt. Will man ein Gesamtbild haben, muss man also die Kommentare bzw. Bewertungen auf die Verwendung mit dem Osmo Mobile 3 untersuchen. Davon scheint es bei Apple kaum welche zu geben. Entweder benutzen nur wenige iPhone-Anwender einen Osmo Mobile 3. Oder die iOS-App läuft problemlos. Wie auch immer.
Zur Android-App findet man schon sehr viele Kommentare in Verbindung mit dem Osmo Mobile 3 und diese sind häufig nicht gut. Die Anwender beklagen sich darin allerdings häufig, dass ihr Smartphone nicht oder nur teilweise unterstützt wird. Nun hat es ein Hersteller gerade bei einer Kamera-App in letzter Zeit natürlich sehr schwer. Die ganze Technik wie Tracking, automatisches Panorama usw. hängt stark von der verwendeten Kamera ab, die bei jedem Android Smartphone-Typ anders ist. Und nun soll das möglichst alles auch noch nicht nur mit der Hauptkamera funktionieren, sondern am besten auch noch mit der Telekamera und auch mit der Weitwinkelkamera und natürlich auch in 4K mit 60 fps usw..
Die genannten Beispiele zeigen auch gleich, wo es hakt. WENN ein Smartphone unterstützt wird, bedeutet das nicht, dass auch alle Kameras unterstützt werden. Und "grenzwertige" Modi wie 4K60 oder FullHD hoher Bildwiederholfrequenz für Zeitlupen sind leider auch nicht selbstverständlich. Die zum Zeitpunkt dieses Tests aktuelle Liste offiziell kompatibler Smartphones haben wir am Ende dieses Artikels verlinkt. Sie umfasst 30 Android-Smartphones und 10 iPhones. Aus der Liste geht auch hervor, welche Zoomfaktoren unterstützt werden und wo Zeitlupe unterstützt wird (bei Android gar nicht) und welche höchste Video-Auflösung möglich ist.
In diesem Test kam ein Google Pixel 2 XL zum Einsatz. Das steht interessanterweise ausdrücklich auf der Kompatibilitätsliste der App (z. B. in Verbindung mit dem Osmo Pocket) aber NICHT in der Kompatibilitätsliste zum Osmo Mobile 3. Dennoch konnte ich im Test keinerlei Probleme damit feststellen. Soweit ich das sehe, verhält sich das Pixel 2 XL genauso wie das Pixel 3 XL.
Dass man die App nur nach Zwangsregistrierung nutzen kann, ist nicht schön. Da sollte sich DJI mal die Apps von GoPro anschauen, die nutzen auch viel "Cloud", dennoch ist die optional. Bei DJI ist sie hingegen Pflicht, obwohl nicht mal klar ist, wozu das überhaupt gut sein soll. Schlecht. Mir persönlich allerdings relativ egal, ich habe schon seit Jahren einen DJI-Account, der hier mal wieder zum Einsatz kam (ohne dass ich bis jetzt weiß, wozu eigentlich). Das Einrichten ist ansonsten super einfach. Nach der Registrierung erklärt einem die App den Gimbal und wie das Smartphone dort eingesetzt wird.
Letzteres funktioniert beim Pixel 2 XL problemlos, obwohl die Klemme genau dort sitzt, wo die Lautstärketasten sind. Diese werden aber zum Glück von der Spannzange nicht gedrückt, sondern diese greift "spitz" an die Gehäusekante und lässt für Tasten einen entsprechenden Hohlraum frei. Allerdings sind die Lautstärketasten unter der Spannzange dann natürlich nicht mehr erreichbar, man muss die Lautstärke also bei Bedarf umständlich per Touchscreen regeln.
Das Pixel 2 XL kann 4K mit 30fps, das unterstützt die Mimo App. Man kann natürlich umschalten auf FullHD. Eine Bildfrequenz kann man dabei nicht einstellen. Es bleibt also bei 30 fps. Weitere rückseitige Kameras als die 12-Megapixel-Hauptkamera hat das Smartphone nicht, man vermisst also auch keine entsprechende Auswahl in der App. Beim Umschalten in den Selfie-Modus ist maximal FullHD drin. Mehr schafft auch die Original-Kamera-App nicht.
Die App lässt sich auch gut bedienen und alles ist mehr oder weniger selbsterklärend. Neben Foto- und Video-Modus bietet die App auch Hyperlapse, d. h. das automatische erstellen stabilisierter Zeitraffer-Videos, sowie einen Panorama-Modus. Letzterer macht, idealerweise auf einem Stativ, automatisch die richtig ausgerichteten Aufnahmen. Dabei schafft die App bzw. der Gimbal aber maximal 180 Grad bei horizontalen Panoramen und 3x3-Panoramen kombiniert aus 9 Einzelaufnahmen. Das ist eher schwach und hängt damit zusammen, dass der DJI Osmo Mobile 3 eben nicht "endlos" drehen kann, auch nicht horizontal. Früher oder später stößt er an einen Anschlag. Auch das Zusammenfügen der Fotos klappt nicht immer bestens. Die Schwenkpanoramen, die die Original-App von Google bietet, leisten da deutlich mehr.
Ein automatisches Abfahren eines voreingestellten Weges kennt die App übrigens nur im Time-Lapse-Modus. Eine Spezialität der DJI Mimo App ist hingegen der Story Modus, den DJI mit dem Osmo Pocket eingeführt hat. In dem Modus wählt man eine von diversen Vorlagen und die App übernimmt dann sozusagen die Regie, die Kamerabewegung, den Schnitt und die Vertonung. Das hört sich gut an, und für eine schnelle Instagram-Story mag das ganz nett sein, für viel mehr aber wohl nicht.
Seine Haupt-Aufgabe, das Stabilisieren von Videos erledigt der DJI Osmo Mobile 3 aber erwartungsgemäß gut und sehr zuverlässig. Man kann dabei zwischen einem eher soften normalen Modus und einem schneller folgenden Sport-Modus wählen. Sehr zuverlässig läuft auch das "Active Track". Dabei zieht man in der App um das zu verfolgende Haupt-Motiv einen Rahmen auf und die App versucht dann diesen Bildteil beim folgenden Dreh mehr oder weniger in der Bildmitte zu halten. Das funktioniert sowohl bei statisch montiertem Gimbal, wenn man sich dann vor dem Gimbal hin und her bewegt, als auch zur Unterstützung der normalen Gimbal-Funktion, wenn der Kameramann in Bewegung ist. Gerade dann ist das Active Track eine enorme Hilfe, denn diese macht sozusagen den Feinschliff bei der Ausrichtung.
Die beim Thema Panorama schon genannten begrenzten Schwenkwinkel stören beim normalen Filmen in der Praxis überhaupt nicht. Dass die App per Warnhinweis meldet, dass der Schenkbereich überschritten sei, kam eigentlich nur beim Hantieren am Schreibtisch vor. Auch beim Handling insgesamt zeigt sich der Osmo Mobile 3 extrem genügsam und zahm. Man kann ihn sogar eingeschaltet einfach auf den Tisch legen. Meist erkennt er sofort die Situation und meldet aktivierten Motor-Schutz, statt herumzuzappeln. Normalerweise schaltet man ihn natürlich vorher in Standby. Aber falls nicht, passiert auch nichts Schlimmes.
Fazit
Der Story-Modus der DJI Mimo App ist eine ganz nette Spielerei, aber sehr nett eng an die Vorlagen geknüpft. Hyperlapse wird unterstützt, Timelapse ebenfalls, bei letzterem kann der Kopf auch bestimmte vorher festgelegte Positionen abfahren (Motion Timelapse). Automatische Kamerafahrten bei normaler Videogeschwindigkeiten sind aber nicht vorgesehen. Und für spektakuläre Panoramaaufnahmen ist der Schwenkbereich zu gering. Seine Hauptaufgabe aber – das Stabilisieren von Smartphone-Videos – erledigt der DJI Osmo Mobile 3 mit Bravour (auf Wunsch auch im schnellen Sport-Modus). ActiveTrack sorgt dabei zusätzlich dafür, dass das ausgewählte Motiv im Bild bleibt. Die Handhabung in der Praxis ist einfach und auch die App macht einen sehr ausgereiften Eindruck. Praktisch ist auch das recht kleine Packmaß. Der Preis (ohne Tasche und Stativ) ist mit nur etwas über 100 Euro sehr fair.
Vorteile
- sehr gute Stabilisierungswirkung (auch dank ActiveTrack)
- einfache Bedienung
- geringes Packmaß
Nachteile
- Panorama-Möglichkeiten sehr eingeschränkt