Smartphone mit optischem 3-fach-Zoom Laut Asus beginnt mit dem ZenFone Zoom "eine neue Ära der mobilen Fotografie". Asus spricht vom dünnsten Smartphone mit optischem Zoom. Frühere Android-Smartphones mit Zoom sahen dagegen mehr wie eine Digitalkamera aus – ihr Objektiv fuhr weit aus dem relativ dicken Gehäuse heraus. Beim ZenFone Zoom misst das Gehäuse an seiner dicksten Stelle weniger als 12 mm. Nachdem es unsere Kollegen von digitalkamera.de im Messlabor hatten, hatten wir die Gelegenheit diese Innovation noch in der Praxis zu erproben.

  • Bild Das Asus ZenFone Zoom ist das erste relativ dünne Smartphone mit Zoomobjektiv. [Foto: Asus]

    Das Asus ZenFone Zoom ist das erste relativ dünne Smartphone mit Zoomobjektiv. [Foto: Asus]

Um das Zoom überhaupt in ein 12 mm flaches Gehäuse zu bekommen (immerhin sitzt die Kamera ja nicht in der Ecke bzw. am Rand des Gehäuses sondern in der Mitte, also hinter dem Bildschirm) verwendet das Linsensystem zwei Prismen. Das Prinzip der "Periskop-Kameras" kennt man von den Outdoor-Kameras. Dort kann ja auch nichts aus dem Gehäuse herausfahren, sonst wäre es weder wasserdicht noch robust. Also wird das einfallende Licht durch ein Prisma um 90 Grad umgelenkt und das gesamte Zoomobjektiv mit seinen beweglichen Linsengruppen sitzt komplett innerhalb des Kameragehäuses. Nach dem Passieren der Objektivlinsen fällt das Licht in den Outdoor-Kameras dann auf den Sensor. Im flachen Kameramodul des Asus ZenFone Zoom wird das Licht aus Platzgründen aber noch ein weitres Mal um 90 Grad umgelenkt, bevor es auf den Sensor trifft. Dieser sitzt also praktisch direkt hinter der Gehäuserückseite und "guckt" nach hinten.

Die Verarbeitung des Asus ZenFone Zoom ist insgesamt gut bis sehr gut. Die Rückseite ist um das runde Kamera-Modul herum abnehmbar. Dazu gibt es eine kleine Aussparung in dem massiven Aluminium-Rahmen, durch die du mit dem Daumen unter die Rückseitenabdeckung fassen und diese abklipsen kannst. Die Rückseite ist tatsächlich mit echtem Leder bezogen und duftet angenehm. Die Griffigkeit ist allerdings nicht übermäßig gut, das genarbte Leder ist in der Hand recht glatt. Sicherer greift sich der matt eloxierte Gehäuserahmen. Hinter der abnehmbaren Gehäuserückseite befinden sich einige Holräume. Hierdurch fühlt sich das Gerät "akustisch" etwas hohl an und längst nicht so satt massiv wie die Monoblock-Geräte, bei denen sich nichts abnehmen lässt. Trotz abnehmbarer Rückseite ist der Akku leider nicht ohne weiteres einfach selbst auswechselbar – da hat Asus eine Chance vertan. Mittig unter der Abdeckungen sitzen die Steckplätze für die Micro-SIM und eine Micro-SD-Karte. An die kommt man also ohne Werkzeug heran, das ist prima. Das Glas des Kamera sitzt leicht versenkt in dem "Kamerabuckel", sodass es vor Kratzern gut geschützt ist. Perfekt: Das Asus ZenFone Zoom hat, wie es sich für ein ernst gemeintes Foto-Handy gehört, einen separaten zweistufigen Fotoauslöser, der bei langem Druck das Smartphone aus dem Standby holt und sofort die Kamera-App startet. Als einziges Smartphone überhaupt hat das ZenFone Zoom darüber hinaus einen separaten Video-Auslöser (Start/Stopp), auch dieser holt das Smartphone aus dem Standby, ein weiterer Druck startet dann sofort die Videoaufzeichnung.

  • Bild Auf der Rückseite des Asus ZenFone Zoom nimmt das Kameramodul prominent seinen Platz ein. An dieser Stelle ist das Gerät knapp 12 mm dick. Zum Rand hin wird es dann zunehmend dünner. [Foto: MediaNord]

    Auf der Rückseite des Asus ZenFone Zoom nimmt das Kameramodul prominent seinen Platz ein. An dieser Stelle ist das Gerät knapp 12 mm dick. Zum Rand hin wird es dann zunehmend dünner. [Foto: MediaNord]

Gezoomt wird entweder über eine Wisch-Geste oder mit Hilfe der Lautstärke-Wippe. Letzteres funktioniert so, wie man es gewohnt ist: der Tastendruck lässt sofort das Zommobjektiv "loslaufen". Anders die Zoomgeste, die erst verzögert wirkt. Die Kamera-App ist gar nicht schlecht. Du findest darin auch fortgeschrittene Funktionen wie eine Wasserwaage oder ein eingeblendetes Histogramm und kannst zudem die meisten relevanten Parameter auch manuell einstellen. Nicht alles ist vernünftig auf Deutsch übersetzt, wie übrigens auch einige andere mitgelieferte Programme. Warnhinweise der Antiviren-Software erwarten beispielsweise eine Bestätigung mit einer mit "Verteidigen" beschrifteten Schaltfläche oder der Hinweis auf den Mindestabstand bei vollem Zoom erfolgt mit "Den korteste fokuseringafstand er 30 centimeter" (wir hatten durchaus deutsch eingestellt und nicht dänisch), was aber nicht wesentlich stört.

Den zweistufigen Fotoauslöser hatten wir schon erwähnt. Drückst du ihn halb durch, fokussiert das ZenFone Zoom zunächst ohne auszulösen. Alternativ kannst du an eine Stelle auf dem Monitor klicken, an der du scharfstellen willst. Drückst du die Auslösertaste dann ganz herunter, wird das Foto geschossen. Alternativ gibt es natürlich eine Auslöse-Schaltfläche auf dem Monitor. Der Autofokus und die Auslöseverzögerung gehören eher zu den langsamen Vertretern. Die von Asus versprochenen superschnellen 0,03 Sekunden für den Autofokus konnten wir in der Praxis nicht erreichen. Der Autofokus fühlt sich eher "normal schnell" an – nach Smartphone-Maßstäben, d. h. längst nicht so schnell wie bei aktuellen Digitalkameras. Die im Labor gemessenen sehr hohen Auslöseverzögerungen treten so in der Praxis zum Glück meist nicht auf.

Mit dem Anspruch an die Foto-Bildqualität ist es ja so eine Sache. Bedingt durch das winzige Zoomobjektiv besitzt das Asus ZenFone Zoom einen sehr kleinen Bildsensor (etwas kleiner als heute bei guten Smartphone-Kameras üblich) und eine relativ geringe Lichtstärke, insbesondere im Tele-Bereich. Beides zusammen ist natürlich keine sehr günstige Kombination, die per se nicht zu höchster Bildqualität führt – was sich in der Praxis bestätigt. Im direkten Vergleich mit anderen sehr guten Kameras in aktuellen Top-Smartphones wie z. B. einem Apple iPhone 6s oder 6s Plus oder dem neuen Huawei P9 mit Leica-Doppelkamera (beide Modelle liefern ebenfalls 12-Megapixel-Fotos) ist das Asus ZenFone Zoom stets unterlegen. Wo die beiden Konkurrenten noch Details im Foto auflösen, kämpfen im ZenFone Zoom schon Rauschunterdrückung, Bildaufbereitung und starke Scharfzeichnung gegeneinander. Sichtbar wird das natürlich vor allem in der 100-Prozent-Darstellung bzw. vor allem bei der kritischen Betrachtung am Computer-Monitor. Für die Darstellung auf dem Smartphone-Display und auch für Ausdrucke bis zum 13x18-Format reicht die Qualität völlig aus. Und interessant wird die Sache natürlich sobald du zoomst. Dann konkurriert der Digitalzoom anderer Smartphones mit dem optischen Zoom des Asus ZenFone Zoom – und dann hat das Asus die Nase vorn. Denn ein Digitalzoom nimmt im Grunde immer nur einen Bildausschnitt vom Gesamtfoto, d. h. er nutzt von den ursprünglichen 12 Megapixeln beispielsweise nur noch die mittleren 4 Megapixel. Damit ist natürlich kein Blumentopf zu gewinnen. Anders beim Asus ZenFone Zoom: Zwar nimmt die Bildqualität in mittlerer Zoomstufe oder in Telestellung natürlich nicht zu, aber auch nicht ab, das ist gut! Dort bleiben 12 Megapixel weiterhin 12 Megapixel und enthalten entsprechend viele Details. Insgesamt ist die Bildqualität aber nur mittelmäßig. Selbst bei Aufnahmen, die in hellstem Sonnenstein entstanden sind, sieht man die Eingriffe der Bildbearbeitung: die Bilder wirken leicht künstlich. Selbst in den niedrigsten ISO-Stufen wird beispielsweise Holzmaserung offenbar gern als Rauschen verdächtigt und weggebügelt. Kontrastkanten sind hingegen überschärft und haben einen sichtbaren "Heiligenschein". Sobald die Beleuchtung nachlässt, greift die Rauschunterdrückung erbarmungslos ein und die Aufnahmen besitzen kaum noch Details (aber auch wenig Rauschen).

  • Bild Das Asus ZenFone Zoom mit dem mitgelieferten Zusatzblitz. Dieser hält magnetisch auf der belederten Rückseite. [Foto: MediaNord]

    Das Asus ZenFone Zoom mit dem mitgelieferten Zusatzblitz. Dieser hält magnetisch auf der belederten Rückseite. [Foto: MediaNord]

  • Bild Der im Lieferumfang des Asus ZenFone Zoom befindliche Zusatzblitz wird mit einer kleinen Silikon-Schutzhülle geliefert, in der er gut transportiert werden kann. [Foto: MediaNord]

    Der im Lieferumfang des Asus ZenFone Zoom befindliche Zusatzblitz wird mit einer kleinen Silikon-Schutzhülle geliefert, in der er gut transportiert werden kann. [Foto: MediaNord]

Reingezoomt auf 3-fach-Zoom ist es nicht gerade leicht das Gerät still zu halten und verwackelungsfreie Fotos und Videos hinzubekommen. Der eingebaute Bildstabilisator hilft kaum. Bei Videos solltest du deshalb eher die Weitwinkel-Stellung des Objektivs verwenden. Bei der Videoauflösung bietet das Asus ZenFone Zoom übrigens die übliche FullHD-Qualität, d. h. 4K-Videos oder andere hohe Auflösungen beherrscht das Gerät nicht. Die FullHD-Videos sind sehr ansehnlich. Der Ton wird allerdings nur in Mono aufgezeichnet und Windgeräusche sind deutlich vernehmbar.

  • Bild Mit dem Asus ZenFone Zoom fotografierte Beispielaufnahme in Weitwinkelstellung (28 mm). [Foto: MediaNord]

    Mit dem Asus ZenFone Zoom fotografierte Beispielaufnahme in Weitwinkelstellung (28 mm). [Foto: MediaNord]

  • Bild Mit dem Asus ZenFone Zoom fotografierte Beispielaufnahme vom gleichen Standort mit 3-fach-Zoom rangezoomt (84 mm Kleinbildbrennweite). [Foto: MediaNord]

    Mit dem Asus ZenFone Zoom fotografierte Beispielaufnahme vom gleichen Standort mit 3-fach-Zoom rangezoomt (84 mm Kleinbildbrennweite). [Foto: MediaNord]

Im Zubehör des gelieferten Testgeräts befand sich ein kleiner Zusatz-Blitz, der magnetisch an einer bestimmten Stelle der Leder-Rückseite haftet – ein richtiger kleiner Xenon-Blitz, kein LED-Blitz. Dieser besitzt ein kleines Kabel, das zur Stromversorgung des Blitzgeräts in die USB-Schnittstelle des Smartphones eingesteckt wird. Zum Betrieb braucht man allerdigs eine spezielle App, die weniger kann als die Haupt-Kamera-App und auch nicht automatisch startet, wenn du den Blitz einsteckst. Der Blitz ist dabei ein reiner Slave-Blitz, der nur blitzt, wenn der LED-Blitz der Kamera blitzt. Das ganze Konstrukt erscheint uns wenig praxisgerecht. Den Zusatzblitz hast du wahrscheinlich nicht dabei, wenn du ihn gebrauchen kannst und falls doch, wirst du vermutlich wenig Lust verspüren den erst an das Smartphone ranzubasteln und dann auch noch eine andere, dir nicht vertraute Kamera-App zu verwenden. Der Platz für die kleine Blitzröhre wäre im Smartphone-Gehäuse sicherlich noch gewesen. Nokia hatte beim Lumia 1020 eine solche Xenon-Blitz-Lösung (parallel zu einem LED-Video-Licht) fest eingebaut. Das war weitaus praxisgerechter.

Fazit

Wenn für dich eine Kamera ohne Zoom-Objektiv keine Kamera ist oder du bei deinem jetzigen Android-Smartphone ein optisches Zoom sehr vermisst, dann ist das Asus ZenFone Zoom vielleicht das richtige Gerät für dich. Aber die systembedingten Nachteile durch den kleinen Bildsensor und das lichtschwache Objektiv machen sich in der Praxis (im Vergleich zu lichtstarken Festbrennweiten-Objektiven anderer guter Smartphones) durchaus bemerkbar: die Bildqualität ist nur mittelmäßig. Gerade wenn dir eine eine gute Fotoqualität wichtig ist, ist das Asus ZenFone Zoom deshalb leider doch keine gute Wahl.

Vorteile

  • optisches 3-fach-Zoomobjektiv
  • relativ flach
  • gute Verarbeitung, echtes Leder
  • zweistufiger Fotoauslöser plus Videotaste (Hardware-Tasten)

Nachteile

  • mittelmäßige Bildqualität
  • Android-Version (5.0) nicht aktuell