Erster Eindruck
Die Rollei Action One kommt in einer unglaublich kompakten Verpackung. Wie soll da all das Zubehör reinpassen, von dem die Rede war? Aber das geht. Die Kamera ist platzsparend in das Unterwassergehäuse eingelegt und – sehr ungewöhnlich – sogar der Akku ist bereits in der Kamera eingelegt (normalerweise liest man überall, dass ein Akku bei längerer Lagerung herausgenommen werden soll). Drumherum ist noch etwas Platz für Schaumstoff. In einem kleinen Karton befindet sich das gesamte übrige Zubehör: Halterahmen, Klebehalterungen, Anschlusskabel usw. Sogar Ersatz-Klebepads sind dabei sowie ein kleines Putztuch und eine Schutzabdeckung für das Objektiv. Vor dem eigentlichen Test geht es noch ans Firmware-Update.
Firmware-Update Ein Firmware-Update erfolgt bei der Rollei Action One ganz "traditionell" und das geht wie folgt. Firmware-Update mit einem PC von der Rollei-Website herunterladen, die ZIP-Datei entpacken und die enthaltenen Update-Dateien ins Hauptverzeichnis der Speicherkarte kopieren. Dann die Action One neu starten. Anschließend installiert die Kamera die neue Firmware und wird danach noch einmal neu gestartet. Das ist also wirklich einfach. Zum Zeitpunkt dieses Tests war die Firmware V1.1.9 aktuell.
Der erste gute Eindruck, den die sparsame Verpackung hinterlässt, setzt sich fort. Die Gehäuse-Qualität ist wirklich solide. Die Kamera fühlt sich sehr stabil an und ist schön kompakt. Die Oberfläche ist teilweise gummiert und sehr griffig. Das Objektivschutzglas lässt sich bei Bedarf mit etwas Kraft einfach abschrauben und ersetzen. Sehr gut auch und eine Seltenheit: Die Action One hat direkt ein Stativgewinde eingebaut. Wenn also keine großen mechanischen Belastungen zu befürchten sind, kann man die Kamera problemlos direkt an einer beliebigen Halterung mit Standard-Fotogewinde befestigen.
Möchte man die Kamera stattessen mit einer Finger-Halterung befestigen und genügt einem dabei die Wasserdichtigkeit bis fünf Meter, dann kommt die Kamera in den mitgelieferten Halterahmen, der unten die übliche Action-Cam-Befestigung hat, also kompatibel zu diversen handelsüblichen Halterungen ist. Auch der Halterahmen macht einen guten, stabilen Eindruck. Allerdings sitzt der Auslöser so tief im Rahmen, dass er dort mit Handschuhen kaum bedient werden kann. In solchen Fällen kann man dann gegebenenfalls lieber das mitgelieferte Schutzgehäuse verwenden, das übrigens bis 30 Meter wasserdicht ist. Dann allerdings ist natürlich keine Touchscreen-Bedienung mehr möglich.
Die Klappe über der USB-C-Schnittstelle, über die die Kamera aufgeladen und ausgelesen wird, ist übrigens abnehmbar und der Halterahmen hat dort eine kleine Aussparung. So kann die Kamera bei Bedarf über USB dauerhaft mit Strom versorgt werden, nützlich beispielsweise für stundenlange Zeitrafferaufnahmen. Mit entfernter Schnittstellenklappe ist die Kamera dann natürlich nicht mehr wasserdicht.
Ausstattung und Bedienung
Außer dem Touchscreen besitzt die Rollei Action One nur ein einziges Bedienelement: den Auslöser. Darüber schaltet man die Kamera ein und wieder aus (lang drücken) oder startet und stoppt die Aufnahme (kurz drücken). Alles andere wird über das Touch-Display bedient. Ein schnelles "blindes" Umschalten zum Beispiel von Video auf Foto, während die Kamera auf einen selbst gerichtet ist, ist somit nicht möglich (da die Touch-Bedienung ausschließlich über das hintere Display erfolgt). Abhilfe kann ein optional erhältliches Fernbedienungsarmband schaffen, mit dem man die Kamera fernbedienen kann (nicht getestet). Das erfolgt über WiFi (WLAN 2,4 und 5,0 GHz 802.11 A/B/G/N), das die Action One eingebaut hat (im Gegensatz zu Bluetooth). Über WiFi lässt sich die Kamera bei Bedarf von den für Android und iOS erhältlichen Smartphone-Apps fernbedienen (ebenfalls nicht getestet).
Man kann die Action One übrigens so konfigurieren, dass Sie nach dem Einschalten sofort mit der Aufnahme beginnt ("Power-On Aufnahme" heißt der Menüpunkt). Das ist manchmal praktisch, wenn man einfach sichergehen will, dass die Aufnahme auch wirklich läuft. Der Nachteil ist dann natürlich, dass jedes Mal, wenn man vielleicht nur eine Einstellung oder den Akkustand kontrollieren möchte, einige Sekunden Videoaufzeichnung auf der Speicherkarte landen.
Apropos Speicherkarte: Die ist trotz des sonst super kompletten Lieferumfangs nicht mit dabei. Laut Spezifikation unterstützt die Rollei Action One MicroSD-Karten mit bis zu 64 GB, Klasse 10 oder höher. Das glauben wir natürlich nicht und stecken gleich erstmal eine 128 Gigabyte große Speicherkarte hinein (eine günstige Samsung Evo Select) und siehe da: die Kapazität ist auch kein Problem. Die Speicherkarte wird übrigens seitlich unter der Klappe mit der USB-C-Buchse eingeschoben. Die große Klappe auf der Unterseite beherbergt nur den Akku.
Sehr sparsam ist die Ausstattung der Action One mit Kontrollleuchten. Eine einziges LED-Feld gibt es, das auf der Vorderseite platziert ist. Wenn dieses blau leuchtet, ist die Kamera eingeschaltet, blinkt es blau, läuft die Aufnahme. In sehr heller Umgebung kann man das relativ schlecht erkennen. Leuchtet es rot, lädt die Kamera. Blau und rot gleichzeitig geht auch: das heißt, die Kamera ist eingeschaltet und wird über den Stromanschluss versorgt. Das geht nämlich, dabei lädt die Kamera dann sogar auf, während die Aufnahme läuft.
Die Dual-Screen-Technik wirkt insgesamt nicht ganz ausgereift. Es laufen nämlich niemals beide Bildschirme gleichzeitig, selbst wenn man "Doppelbildschirm" im Menüpunkt "Bildschirmanzeige" ausgewählt hat (in der Einstellung "Einzelbildschirm" läuft nur der hintere Monitor). Bei aktiviertem "Doppelbildschirm" kann man lediglich zwischen beiden Bildschirmen umschalten. Hierzu muss man etwa in der Mitte des hinteren Display schnell doppeltippen. Das muss man erstmal wissen beziehungsweise herausfinden. Sonderlich intuitiv finden wir das nicht. Schöner wäre es, wenn einfach (wie bei anderen Herstellern) beide Monitore gleichzeitig laufen würden. Die Displays schalten sich sowieso nach kurzer (einstellbarer) Zeit ab und verbrauchen dann keinen Strom mehr.
Die Touchscreen-Bedienung ist insgesamt OK, aber längst nicht so geschmeidig wie beispielsweise bei GoPro, Insta360 oder DJI. Zwar erfolgt die Bedienung über den Touch-Monitor und es gibt sogar zwei verschiedenen Menü-Darstellungen, aus denen man wählen kann (Standard und Rollei). Die Schrift und die Symbole der Status-Meldungen auf dem Hauptbildschirm (nur dort!) sind teilweise sehr klein und die Symbolik für unseren Geschmack eher unüblich. So werden beispielsweise über das Zauberstab-Symbol nicht etwa besondere "Zauber"-Funktionen oder intelligente Sachen aufgerufen, sondern die ganz normalen Aufnahme-Einstellungen.
Die ganze Benutzerführung wirkt nicht so elegant und durchgestylt, wie etwa bei GoPro oder DJI. Dafür muss man aber auch nicht erst erlernen, welche Einstellungen man von oben, von unten oder von der Seite in den Bildschirm hineinwischen muss, sondern solche Wisch-Gesten gibt es einfach gar nicht. Stattdessen muss man direkt auf die entsprechenden, allerdings sehr kleinen Symbole des Hauptbildschirms tippen. Jemand, der schon einmal eine GoPro mit Touchscreen bedient hat, wird auf Anhieb vielleicht gar nicht auf die Idee kommen auf die kleinen Anzeigen zu klicken, da diese nicht als Schaltflächen erkennbar sind. Letztlich ist das aber Gewöhnungs- und vermutlich auch Geschmackssache.
Ärgerlicher ist da schon ein anderer Bruch mit üblichen Konventionen: Die Rollei Action One besitzt keine GoPro-kompatible Montageplatte. Solche Platten sind eigentlich mittlerweile so etwas wie ein "Industriestandard", auch wenn Sie nicht wirklich genormt sind. Die Platten und Halterungen, die Rollei der Action One mitliefert, sehen den üblichen Klebehalterungen auf den ersten und auch auf den zweiten Blick extrem ähnlich. Versucht man aber die Rollei-Füße in eine Standard-Klebeplatte zu schieben, stellt man fest, dass diese dort nicht hält. Klebt man stattdessen die Rollei-Klebeplatte irgendwo an, wird man ggf. irgendwann feststellen, dass dort außer der Action One nichts hineinpasst.
Dort, wo das Unterwassergehäuse oder der Halterahmen per Knebelschraube an die Schnapp-Halterung angeschraubt wird, passt dann zum Glück wieder alles zum üblichen Standard. Das Unterwassergehäuse oder der Halterrahmen sind also kompatibel zu allen gängigen Befestigungen. Zur Entlastung von Rollei sei noch erwähnt, dass immer mehr Hersteller in letzter Zeit dazu übergehen, gar keine Klebehalterungen mehr mitzuliefern. Insofern ist man bei Rollei nicht wirklich schlechter gestellt, sondern man hat zunächst einmal eine schlüsselfertige Lösung, die halt nur nicht kompatibel zum Rest der Welt ist.