Die Ricoh Theta X ähnelt vom Design her schon etwas ihren Vorgänger- und Schwestermodellen. Und doch ist fast alles ganz anders. Frühere Theta-Modelle waren aufs absolute Minimum reduziert und hatten einen fest eingebauten Akku, fest eingebauten Speicher und nur das absolute Minimum an Bedienelementen und Anzeigen. Bei den letzten Generationen wurde Ricoh zumindest bei den Anzeigen etwas spendabler, dabei blieb es aber bei erweiterten Status-Anzeigen. Dafür brachte Ricoh mit der Theta Z1 im Jahr 2019 ein Spitzenmodell auf den Markt, das anders als jemals zu vor, große 1-Zoll-Bildsensoren hat und damit eine bis heute unerreichte Bildqualität bietet. Die Technik erforderte ein etwas größeres Gehäuse, was aber in der Praxis kein Nachteil war und insofern traut sich Ricoh jetzt noch einen Schritt weiter und hat die Neue noch etwas größer gemacht und dafür viele Sachen eingebaut, die die Handhabung insgesamt deutlich erleichtern.
Das auffälligste Merkmal ist natürlich der 2,25 Zoll (5,7 cm) große, farbige Touchscreen, der eine völlig neue Bedienung ermöglicht. Alle früheren Theta-Kameras bediente man hauptsächlich über die zugehörige Smartphone-App. Die Theta X lässt sich hingegen auch an der Kamera selbst bedienen. Das gilt nicht nur für die Einstellungen, sondern auch für die Kontrolle der Aufnahmen.
Die zweite große Neuerung ist, dass Akku und Speicherkarte nun auswechselbar sind. Im Prinzip ist das ganz normal bei allen Mitbewerbermodellen, bisher aber eben nicht bei den Kameras der Ricoh-Theta-Baureihe. Sicherlich geht dadurch irgendwie eine Menge vom bisherigen "Theta-Stil" verloren. Gerade fortgeschrittene Anwender werden es aber eindeutig schätzen, bei Bedarf mal schnell einen vollen Zweitakku in die Kamera schieben zu können oder eine richtig große Speicherkarte einzusetzen und hinsichtlich Gesamt-Speicherkapazität der Videos oder Anzahl der Fotos nicht den Grenzen des fest eingebauten Speichers zu unterliegen. 46 GByte eingebauten Speicher hat die Theta X aber ebenfalls, der reicht für tausende Fotos und rund 100 Minuten Videos in mittlerer Bitrate.
Auch bei den Bildsensoren geht Ricoh ganz neue Wege. Leider, muss man wohl sagen, setzt Ricoh bei der Theta X nicht das 1-Zoll-Sensor-Konzept der Theta Z1 fort (man darf also im Prinzip noch auf eine Theta Z2 hoffen, die dann eine Kreuzung der Z1 und der X sein könnte). Die Theta X nutzt stattdessen zwei hochauflösende 1/2-Zoll-Smartphone-Sensoren mit 48 Megapixeln, von denen naturgemäß nur ein kreisrunder Bereich effektiv genutzt wird. Dennoch bieten die vielen Megapixel, die allerdings nur mit einer sehr kleinen Pixelgröße auf den Sensoren erreicht werden, die Möglichkeit, in bislang bei solchen Kameras unerreichte Megapixelzahlen bei den Fotos vorzudringen: satte 60 Megapixel haben die vollsphärischen Fotos der Ricoh Theta X maximal, gedacht für "helles Licht", wie sogar in der Pressemitteilung vermerkt ist. Das bietet viel Potenzial zum "reinzoomen". Wir sind gespannt, wie gut die Ergebnisse dann wirklich sind. Für "andere Szenarien" (also nicht helles Licht) kann die Kamera auch noch ein Viertel der Maximal-Auflösung speichern, also 15 Megapixel.
Bei den Videos ist die heute bei 360-Grad-Kameras und Actioncams schon relativ gebräuchliche 5,7K-Auflösung mit 30 Bildern pro Sekunde die höchste Auflösung. Bei etwas geringerer Auflösung von 4K sind dann wahlweise 60 Bilder/s möglich. Die Bitraten betragen bis zu 120 Mbit/s, was für gute, wenig komprimierte Videos spricht. Über USB-C ist auch ein Live-Streaming in 4K mit 30 fps und 100 Mbit/s möglich. Wie schon bei den anderen Theta-Modellen verhindert die Erwärmung der Kameras lange Videoaufzeichnungen. Bei 5,7K30 und 4K60 ist bereits nach rund 10 Minuten Schluss. Bei 4K30 sind immerhin 25 Minuten drin, das gilt auch fürs Live-Streaming. Dafür soll später per Firmware-Update noch ein 2K30-Video (was für 360-Grad-Videos aber wirklich eine sehr niedrige Auflösung ist) nachgereicht werden, das unbegrenzte Aufzeichnung bzw. unbegrenztes Live-Streaming ermöglicht.
Das Betriebssystem der Kamera basiert wieder auf Android. Dadurch ist es Programmierern möglich, spezielle Erweiterungen für die Kamera zu entwickeln. Direkt eingebaut ist erfreulicherweise ein GPS-Modul. Die Bilder in der Kamera sind also gleich geogetaggt und man kann später schauen, wo sie aufgenommen wurden. Anders als einige Mitbewerbermodelle ist die Ricoh Theta X übrigens keine "Action Cam", d. h. sie ist nicht wasserdicht/robust. Stand jetzt ist offenbar auch kein wasserdichtes Gehäuse geplant.
Die Ricoh Theta X wird voraussichtlich ab März 2022 erhältlich sein zum für uns unerwartet hohen Preis von 999 Euro. Für den Preis bekommt man auch die Theta Z1 mit den großen Bildsensoren und der herausragenden Bildqualität. Der Preis weckt natürlich hohe Erwartungen an die Theta X mit ihren beiden 48-Megapixel-Sensoren. Wir sind gespannt und freuen uns schon auf den ausführlichen Test, sobald die Kamera erhältlich ist.
Zur weiteren Information haben wir nachfolgend noch die Original-Presseinformation eingeklinkt. Darin enthalten sind ausführliche technische Daten auf Englisch.