Anmerkung: Die ebenfalls neu vorgestellte GoPro Hero6 Actioncam haben wir in einer separaten Meldung vorgestellt.
Die Fusion ist ab sofort für 749 Euro im GoPro-Shop vorbestellbar und soll spätestens ab Ende November ausgeliefert werden. Ab dem Zeitpunkt dürften dann weitere Informationen in Form der Bedienungsanleitung und weiterer FAQs auf der GoPro-Website zur Verfügung stehen.
Mit dem Einstieg in den noch jungen Markt der vollsphärisch aufzeichnenden Kameras setzt GoPro dort offenbar die Messlatte gleich ein Stückchen höher. Bislang gilt "4K-Aufzeichnung" als das Maß der Dinge im Consumer-Bereich, aber auch unsere eigenen Tests (z. B. der Nikon KeyMission 360 oder der Ricoh Theta V) zeigen immer wieder: das reicht bestenfalls so gerade eben und eigentlich auch nur für kleine Displays oder die Wiedergabe in einem kleinen Player-Fenster auf einer Website oder auf einer ohnehin niedrig auflösenden VR-Brille. Sobald man solche VR-Videos ausschnittsweise auf einem großen Bildschirm betrachtet, bekommt man schnell ein recht unscharfes Bild, das zwar zunächst durch den verblüffenden VR-Effekt überzeugt und Spaß macht. Legt man aber ähnliche Qualitätsansprüche zugrunde, wie man sie bei normalen Videos heute ansetzt (d. h. für mich eigentlich: mindestens FullHD), dann ist ein Ausschnitt aus einem 4K-VR-Video davon meilenweit entfernt.
Das liegt auch daran, dass das "4K" bei VR-Videos eigentlich ziemlich "schöngerechnet" ist. Schaut man sich die Roh-Videos an, sieht man um die beiden kreisrunden Kamerabilder riesige schwarze Flächen, die keine Bildinformationen enthalten. Wenn man ganz sauber rechnen würde, dürfte man diese eigentlich bei der Bildgrößenangabe nicht berücksichtigen, denn sie sind nicht bildwirksam. Insofern ist es wirklich nur gut, dass GoPro nicht mit 4K sondern mit 5,2K startet. Das sind dann immerhin 13,7 Megapixel statt 7,4 Megapixeln bei den 4K-VR-Videos. Natürlich müsste man davon eigentlich auch die schwarzen Flächen abziehen. Dennoch würden die Videos der GoPro Fusion rund 85 Prozent mehr Bilddaten bieten als alle derzeit erhältlichen 4K-VR-Kameras – das hört sich verdammt gut an! Alternativ zu 5,2K mit 30 Bildern/s (5228 x 2624 Pixel) kann die Fusion übrigens 3K60 speichern, also 3000x1504 Pixel mit 60 fps. Das gibt zwar flüssigere Videos, aber die Auflösung reicht im Grunde nicht mehr für anspruchsvolle Qualität.
Wie genau die Aufzeichnung bei der GoPro Fusion funktioniert, wo die Teilbilder zusammengefügt werden (in der Kamera oder extern), das ist derzeit alles noch nicht bekannt. GoPro bietet zu der Fusion im Shop zwei (2!) SD-Karten an als Paket. Das deutet für mich darauf hin, dass die Kamera evtl. die Videos der beiden Kameras getrennt auf jeweils einer Speicherkarte und nicht Side by Side in einem Video aufzeichnet. Das muss nicht stimmen, aber was soll das sonst mit den beiden Speicherkarten? Mit dem Verfahren würde GoPro einerseits einige Probleme umgehen, andererseits neue Probleme schaffen. Im Endeffekt ist es aber natürlich deutlich weniger aufwändig, zwei Videos mit 2624 x 2624 Pixeln aufzuzeichnen (immerhin jeweils 6,9 Megapixel), als zwei dieser Videos on-the-Fly zu einem 5228x2624-Pixel-Video (13,8 Megapixel) zusammenzufügen und zu speichern.
GoPro sieht bei der Fusion nicht nur reine VR-Anwendungen, sondern die hohe Auflösung soll es auch ermöglichen, komfortabel mit Hilfe der GoPro-Apps für Desktop-Rechner und mobile Geräte aus dem vollspärischen Videos einen dynamischen Ausschnitt herauszuziehen und als normales Video auszugeben. Du stellst dazu einfach die Fusion mitten ins Geschehen, nimmst alles auf, ohne dich um den Bildausschnitt kümmern zu müssen. Später in der Nachbearbeitung entscheidest du dich für den Bildausschnitt, den du dynamisch an das Geschehen anpasst und speicherst diese virtuelle Kamerafahrt als klassisches HD- oder FullHD-Video. OverCapture nennt GoPro diese Art der Aufnahme und Verarbeitung. Das Feature wird aber erst ab Anfang 2018 mit neuen Versionen der GoPro-Apps für Smartphones zur Verfügung stehen.
Ein herausragendes Feature könnte die integrierte Bildstabilisierung werden. Die mit der Fusion aufgenommenen Videos sind bereits in der Kamera stabilisiert, d. h. es ist eigentlich egal, wie herum du die Kamera hältst oder montierst und wie sich die Kamera bewegt: unten bleibt immer unten und herauskommen soll ein Video, das wie mit einem Gimbal stabilisiert wirkt. Zudem sorgt die spezielle Geometrie und die interne Bildbearbeitung dafür, dass das Stativ oder die Halterung im Video unsichtbar bleibt. Damit scheint die Kamera in der Luft zu schweben und es ergeben sich verblüffende Aufnahmen, die mit normalen Kameras gar nicht möglich wären.
Fotos kann die Fusion übrigens auch schießen, dabei werden 18 Megapixel erreicht, also gar nicht so viel mehr wie bei den Videos (13,7 Megapixel). Damit sind dann Time-Lapse-Panoramavideos möglich (auch bei Nacht) und wohl auch schnelle Bildfolgen. GPS, Beschleunigungssensor, Gyroskop und Kompass sind eingebaut, ebenso WiFi und Bluetooth und natürlich die von GoPro seit der Hero5 bekannte Sprachsteuerung. Die Fusion ist wasserdicht bis 5 Meter, soll bzw. kann aber eigentlich nicht zum Tauchen eingesetzt werden, da unter Wasser durch den anderen Brechungsindex (von Wasser im Vergleich zu Luft) keine nahtlosen 360-Grad-Aufnahmen möglich sind (ein generelles Problem, dass auch alle anderen VR-Kameras haben).
Die GoPro Fusion kann ab sofort auf GoPro.com in den USA, Kanada und der EU vorbestellt werden (Preis in Deutschland: 749 Euro), der Versand erfolgt im November. Für den Videoschnitt in VR wird dann die Fusion Studio Desktop-Software erhältlich sein. OverCapture kommt Anfang 2018 als Teil der neuen GoPro App für iOS und Android.