"Wie wir bereits in unserem Geschäftsbericht im November festgestellt hatten, sahen wir zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts eine schwache Nachfrage nach unserer Hero5 Black Kamera", sagte GoProGründer und CEO Nicholas Woodman im aktuellen Geschäftsbericht für das 4. Quartal 2017. "Trotz erheblicher Marketing-Unterstützung haben wir festgestellt, dass die Verbraucher zögern, die Hero5 Black zum gleichen Preis wie vor einem Jahr zu kaufen. Die am 10. Dezember durchgeführte Preissenkung sorgte für einen starken Anstieg des Verkaufs." Die Hero 5 Black wurde von 469,99 Euro auf 329,99 Euro gesenkt, was einem Preisnachlass von satten 30 % entspricht. Allerdings muss man anmerken, dass der "Straßenpreis" im Handel für die Hero5 Black schon lange unter 400 Euro lag und auch GoPro im eigenen Shop mehr oder weniger dauernd Zugaben oder aktionsbezogene Preisnachlässe gewährt hat.
Prozentual noch drastischer ist der Preisabschlag bei der Hero5 Session, dem kleinen würfelförmigen Schwestermodell der Hero5 Black. Die 5er Session wurde gleich um ein Drittel von 329,99 auf 219,99 Euro gesenkt. Die "Ur-Session" (GoPro Session ohne Nummer in der Typenbezeichnung) wurde im Sommer 2015 vorgestellt und wurde zum Ladenhüter, weil der Einführungspreis viel zu hoch angesetzt war und das eigentlich schicke, kleine Gerät aufgrund seines reduzierten Funktionsumfangs selbst im eigenen Haus nicht gegen die damaligen Geräte der Hero4-Baureihe ankam. Immerhin war die GoPro Session der Vorreiter der auch ohne Schutzgehäuse wasserdichten Kameras im Hause GoPro. Im Lieferumfang war, wie bei allen aktuellen GoPro-Kameras kein Unterwassergehäuse, sondern nur ein Halterahmen. Nach diversen Preissenkungen auf weniger als die Hälfte des ursprünglichen Preises ist die ursprüngliche Session seit längerem ausverkauft und es war zu lesen, dass die noch erhältliche Hero5 Session die letzte Kamera dieser Designlinie bleiben wird.
Am 7. Januar 2018 erfolgte dann die dauerhafte drastische Preissenkung des aktuellen Flaggschiff-Modells GoPro Hero 6 Black. Zuvor gab es schon diverse Verkaufsaktionen mit Zugabe von Speicherkarten oder Preisnachlässen von bis zu 100 Euro. Die neue unverbindliche Preisempfehlung lautet 429,99 Euro (entsprechend dem Preis im GoPro Online-Shop) – das sind rund 25 % weniger als der Preis bei Markteinführung im Herbst 2017. Damit ist diese Kamera für den Kunden preislich deutlich besser positioniert. Die Hero6 Black ist, wie unser Test gezeigt hat, extrem gut, aber sie war bisher auch extrem teuer. Jetzt passt der Preis sehr viel besser.
Zu den Preissenkungen muss man sagen, dass diese generell völlig normal und teilweise wohl sogar längst überfällig waren. Technik entwickelt sich weiter und es ist ganz normal, dass neue Spitzenmodelle mehr leisten als die Modelle der Generationen zuvor. Damit geht allerdings nicht zwangsläufig einher, dass neue Modelle immer teuer und teurer werden und die Vorgängermodelle auf ihrem Preis verharren. Genau das hat GoPro allerdings im letzten Jahr probiert. Hero5 Session und Hero5 Black blieben zum unveränderten (durchaus nicht gerade günstigen) Preis im Programm, während für das neue Spitzenmodell nochmal satte 100 Euro draufzulegen waren. Das nimmt der Verbraucher so nicht an, zumal sich die Preise für die GoPro Actioncams damit langsam aber sicher aus dem bezahlbaren Bereich herausbewegt haben. Zum Vergleich: Das GoPro Spitzenmodell von 2013, die GoPro Hero3+ Black, damals durchaus State of the Art unter den Actioncams, kostete inklusive eines größeren Lieferumfangs (inkl. Tauchgehäuse und Fernbedienung) knapp unter 450 Euro, wer mit etwas weniger Leistung zufrieden war, bekam die damals ebenfalls ganz neue Hero3+ Silver für unter 300 Euro. Das sind natürlich ganz andere "Hausnummern" als 470 und 570 Euro für die entsprechenden (wenn auch leistungsfähigeren und moderneren) GoPro-Kameras in 2017.
Aus für den Karma Quadrokopter
GoPro erwähnt in seinem Quartalsbericht, dass der Actioncam-Hersteller nach dem Abverkauf der vorhandenen Lagerbestände der GoPro Karma Drohne sich aus diesem Marktsegment zurückziehen wird. Der Bereich sei äußerst wettbewerbsintensiv, schreibt GoPro, und erwartet, dass das schwierige regulatorische Umfeld in Europa und in den Vereinigten Staaten in den kommenden Jahren wahrscheinlich zu einem reduzierten adressierbaren Gesamtmarkt führen wird. Service und Support für bestehende und neue Kunden der existierenden Karma-Drohne wird der Hersteller selbstverständlich weiterhin bieten.
Mit der Karma-Drohne wollte GoPro (nachvollziehbarer Weise) darauf reagieren, dass heutige Quadrokopter in aller Regel bereits eine Kamera und einen entsprechenden Stabilisierungsgimbal direkt eingebaut haben. Das war früher anders: da kamen die Kopter "nackt" oder mit einem Gimbal. Die Kamera musste aber extra dazugekauft werden – und in der Regel waren GoPro-Kameras die einzigen, die da passten. Diese Symbiose bietet Vorteile, aber auch Nachteile. Schön ist natürlich, dass man relativ preisgünstig auf die nächste Kamerageneration aufrüsten kann. Der Kopter bleibt derselbe, liefert mit der neuen Kamera aber schärfere und/oder flüssigere Videos. Genau das Argument nutzte GoPro beim Karma, der zusammen mit der Hero5 Black angekündigt wurde und jetzt problemlos mit der Hero6 betrieben werden kann. Der Nachteil dieser modularen Bauweise ist allerdings auch nicht von der Hand zu weisen, zumal sich die GoPro-Actioncams nicht gerade in die Richtung entwickelt haben, die für den Kopter-Betrieb optimal ist. Mit ihrem wasserdichten, robusten Gehäuse und ihrem eingebauten Touchscreen sind Hero5 Black und Hero6 Black nicht nur deutlich größer als früher die "nackten" Kameras der Hero3, 3+ und 4-Generationen, sondern auch deutlich schwerer. Zudem besitzen Sie eine autonome Stromversorgung per Akku. Dieses (für den Kopter-Betrieb völlig unnötige) Gewicht muss der Gimbal-Kopf stabilisieren können, was bei diesem auch etwas mehr Leistung und Gewicht erfordert. Zudem hat eine normale Actioncam natürlich ihren eigenen Akku. Das ist "ganz nett", aber für den Kopter-Betrieb ebenfalls unnötig.
Das ganz Zusatzgewicht aus Kameragehäuse, Monitor, Akku und leistungsfähigerem Gimbal muss der Kopter in die Luft bringen. Dazu muss dieser wiederum leistungsfähiger sein, als er bei einer schlankeren Kameralösung sein könnte. Das macht wiederum den Kopter schwerer und das alles geht dann zu Lasten der möglichen Flugzeit. Damit der Karma eine konkurrenzfähige Flugdauer von 20 Minuten erreicht, muss ein fetter Akku rein, was wiederum einiges wiegt – quasi ein Teufelskreis der seinen Anfang in der unnötig schweren Kamera hat. So wird am Ende die Austauschbarkeit der Kamera teuer erkauft.
Und das kann man wörtlich nehmen. Der Karma ist vom Gewicht und von der Tragfähigkeit schon oberhalb der Einsteigerklasse angesiedelt und kostet auch entsprechend: Die aktuellen Preise von knapp 1000 Euro ohne Kamera und offiziell 1500 Euro mit Kamera liegen sogar oberhalb der Einführungspreise aus 2016, d. h. der Karma ist von den Preissenkungen bislang ausgenommen. Nach Anwendung von Aktionsrabatten liegt der aktuelle Verkaufspreis bei GoPro für den Karma inklusive Hero6 Black immer noch bei 1329,99 Euro.
In dieser Preisregion bietet die Konkurrenz entweder Kopter mit ähnlich guten Kameras für deutlich weniger Geld oder aber Kopter mit Kamera, die dank 1-Zoll-Bildsensor noch bessere Bilder liefern (und auch höher auflösende Standbilder). Zudem haben solche Kameras kein Fisheye-Objektiv, sondern ein normales verzerrungsfreies moderates Weitwinkelobjektiv, das für Luftaufnahmen eigentlich besser geeignet ist als die ultraweiten Bildwinkel der Actioncams. Und was dem Karma ohnehin völlig fehlt, ist jegliche Sensorik. Der Karma hat weder Technik zur Kollisionsverhütung noch zum Indoor-Flug oder zum präzisen Landen an Bord. Während andere moderne Kopter heute vollgepackt mit einer Vielzahl von Sensoren sind (optisch und Ultraschall), muss sich der Karma allein auf die Satellitennavigation verlassen. Das ist im Grunde ein völlig veralteter technischer Stand, der so bei den Mitbewerbern allenfalls noch in der untersten Einsteigerklasse angeboten wird (dabei bezieht sich "Einsteiger" wirklich nur auf den Preis, denn solche Kopter sind viel schwerer zu fliegen als die teureren Modelle mit ausgefeilter Sensorik). Für die derzeit aufgerufenen Preise dürfte der Karma also nur schwer zu verkaufen sein, auch wenn er natürlich das Alleinstellungsmerkmal besitzt, dass nur er die aktuellen GoPro-Kamera sinnvoll in die Luft bringt.