Um es vorweg zu sagen: Was DJI da für nur wenig mehr als 900 Euro auf den Markt bringt, ist schon ein tolles Stück Technik und wird den meisten Hobby-Anwendern voll und ganz genügen. Noch vor gar nicht langer Zeit gab es in dieser Preisklasse (genau genommen sogar erst für einige Euros mehr) noch schwach aufgelöste (720p) und wackelige HD-Videos (da ohne Gimbal-Kopf). Sowas macht zwar durchaus Spaß beim Fliegen, aber nicht hinterher beim Anschauen. Die Entwicklung ging dann in schnellen Schritten weiter zu FullHD-Videos und 2-Achsen-, später sogar 3-Achsen-Stabilisierungsköpfen. Der im April 2014 vorgestellte DJI Phantom 2 Vision+ brachte für den Hobby-Bereich durchaus schon eine respektable Leistung.
Die im April 2015 vorgestelle Phantom-3-Baureihe wurde dann nochmals einen deutlichen Schritt besser. Einiges an feiner Technik wurde aus dem mehr als 3.000 Euro teuren Inspire 1 übernommen. Die beiden bisherigen Modelle der Phantom 3 Linie "Advanced" und "Professional" unterscheiden sich dabei ausschließlich durch das mitgelieferte Ladegerät (das des teureren Modells läd schneller) und die Kamera, wobei wir aufgrund der vorliegenden technischen Daten davon ausgehen, dass es sich im Grunde um dieselbe Kamera handelt, nur ist die des günstigeren Modells künstlich "gedrosselt". Statt 4K-Videos darf diese nur maximal FullHD-Videos drehen. Dies aber mit voller 60fps-Bildrate, mehr leistet die 4K-Version im "Professional" auch nicht (daher der Verdacht auf die Reduzierung per Firmware). Den kleinen, aber feinen technischen Unterschied lässt DJI sich fürstlich mit satten 300 Euro Preisunterschied bezahlen – der Phantom 3 Advanced kostet knapp 1100 Euro, der Phantom 3 Professional gleich 1400 Euro.
Nun geht es 180 Euro nach unten: nur 920 Euro kostet das "Phantom 3 Standard" getaufte, ab 10. August 2015 lieferbare Einstiegsmodell, ebenfalls inklusive Kamera, d. h. einen Phantom 3 "Naked" für die Leute, die sich lieber eine GoPro Hero oder etwas anderes unter ihren Quadrokopter hängen möchten, gibt es nicht. Dafür wird die Phantom-2-Baureihe weiter produziert. Im Grund liegt der Phantom 3 Standard aber etwas zwischen diesen beiden Baureihen. Der Quadrokopter selbst entspricht der Phantom-3-Generation und benötigt dessen Akku-Technik und Ladegeräte (nicht kompatibel mit Phantom 2). Aber die Fernsteuerung ist offensichtlich das ältere Modell aus der Phantom-2-Generation. Dies kommt schon daher, dass dem Phantom 3 Standard ein besonders leckeres Ausstattungsmerkmal fehlt: die Livebild-Übertragung per "Lightbridge" genannter Übertragungstechnik. Diese sitzt nämlich zum einen im Quadrokopter selbst (bzw. in dessen Kamera), das Gegenstück dazu aber in der Fernsteuerung. Beides sorgt für eine sehr, sehr weite Übertragung des Livebilds von der Kamera zum (als beim Anwender als vorhanden vorausgesetzten) Apple iOS-Smartphone oder iPad (Android immer noch "in Vorbereitung"), dass auf der Fernsteuerung montiert wird. Beim Phantom 3 Advanced und Professional gibt DJI die Reichweite von Fernbedienung und HD-Live-View-Video mit "bis zu 2 km" an, abhängig von lokalen Bedingungen und Anforderungen. Da die europäische CE-Version gegenüber der FCC-Version erheblich gedrosselt ist, darf man hier allerhöchstens die Hälfte der Reichweite erwarten. Das wäre dann aber immer noch weit mehr als ausreichend und in der Anwendung auch nicht Gesetzeskonform, denn Quadrokopter dürfen in Deutschland nur mit Sichtkontakt geflogen werden, und damit ich nicht 2-Kilometer-Live-View-Verbindung gemeint, sondern dass der Pilot den Quadrokopter selbst sehen kann und zwar im Grunde wohl so, dass er auch noch weiß wo vorne und hinten ist. Das ist bei einem Phantom 3 selbst in einer Distanz von 500 Metern schon ganz sicher nicht mehr gegeben. Insofern sind die Spezifikationen des Phantom 3 Standard im Grunde durchaus praxisgerecht: DJI gibt die maximale Reichweite von Steuersignal und Videosignal mit 500 Metern an (in der CE-Version, die FCC-Version reicht doppelt so weit). Selbst wenn man da mal einiges abzieht, um auf eine realistische Reichweite in der Praxis zu kommen, sollte das noch reichen.
Sieht man den Unterschied bei der Fernbedienung auf den ersten Blick, scheint die Kamera hingegen zunächst weitgehend identisch zu sein. Auf den ersten Blick ist diese sogar besser als die des Phantom 3 Advanced, auf den zweiten Blick aber doch nicht. Zwar bietet sie 2,7K-Video, also eine schön hohe Auflösung von immerhin 2704 x1520 Pixeln bei 30 Bildern/s. Ein Standard ist 2,7K nicht: Bei 2,7K macht jeder Hersteller die Auflösung, die er gerade so noch hinbekommt. Der nächst höhere 16:9-Format-Standard wäre erst 4K (UHD), der nächst niedrigere ist das weit verbreitete FullHD. Etwas mehr Reserven können nie schaden, insofern sind die 2,7K zu begrüßen. Aber. Ja, aber. Bei FullHD beherrscht die Kamera des Phantom 3 Standard auch nur maximal 30 Bilder/s. Das ist erstmal nicht so ganz furchtbar, aber doch immerhin unlogisch. Und viele Luftbild-Filmer haben gerne eine gemäßigte Zeitlupe in Ihren Videos, so werden manche Filme mitunter noch ruhiger und professioneller. Dazu braucht man dann eine höhere Bildfrequenz von wenigstens 50 oder 60 Bildern/s. Und genau das kann die kastrierte Kamera des Phantom 3 Advanced ja (die nur das 4K nicht können darf). Noch ein kleiner, feiner, wahrscheinlich in der Praxis aber eher nicht bedeutender Unterschied: DJI gibt bei den größeren Modellen explitzt an, dass der Bildsensor Sony EXMOR Typ sei. Beim günstigeren Phantom 3 Standard fehlt diese Angabe gänzlich. Die übrigen Eckdaten sind aber identisch: 94-Grad-Objektiv (entspr. 20 mm Kleinbildbrennweite, d. h. kein so brutaler Weitwinkel, wie ihn Actioncams liefern), 12 Megapixel Sensor- und Foto-Auflösung, Bildstabilisierung per 3-Achsen-Gimbal. Fotos als JPEG oder DNG-Rohdaten. Aufzeichnung auf MicroSD-Karte. Alles sehr schön.
Mit dem neuen Quadrokopter hat DJI auch neue Flugmodi angekündigt, die denmächst nachgerüstet werden sollen. Darunter sind "Point of Interest", dabei kreist der Quadrokopter automatisch um den aufzunehmenden Punkt, die Kamea ist immer dorthin gerichtet, sowie "Follow Me" (der Quadrokopter verfolgt automatisch das Motiv) und "Waypoints", d. h. der Quadrokopter fliegt vorgegebene Wegepunkte automatisch ab.