Auf der Photokina findet man nicht nur interessante Serienprodukte, sondern auch allerlei spannende Sonderlösungen. Darunter die GoPro-Umbauten der Firma Back-Bone aus Kanada. Diese baut neue oder schon vorhandene GoPro Hero (3 und 3+, ab November auch die neuen 4er Modelle) so um, dass sich die GoPro-Kamera an andere Objektive oder andere optische Geräte, wie beispielsweise Mikroskope, montieren lässt, die einen M12-, CS- oder C-Mount-Anschluss haben. Über C-Mount-Adapter lassen sich sogar normale Fotoobjektive unter anderem von Canon, Nikon, Pentax und Sony montieren. Ebenso möglich ist beispielsweise die Montage von Objektiven für Überwachungskameras.
Das Ganze ist überhaupt nur realisierbar, weil bei den GoPro Hero Kameras das Sensormodul nicht gelötet, sondern gesteckt ist. Bei der Umbaumaßnahme muss nämlich der Sensor von der Rückwand der Kamera nach vorne geholt und dort neu montiert werden. An der Stelle sitzt ja normalerweise das Original-GoPro-Objektiv, das zwar eine hohe Qualität hat, aber auch einen Actioncam-typische extrem hohen Bildwinkel. Die starken kissenförmigen Verzeichnungen, die ein solches Fisheye-Objektiv zwangsweise mit sich bringen, schränkt die Anwendungsmöglichkeinen aber im Grunde weitgehend auf den Einsatz als Actioncam ein. Ohne diese Einschränkung hingegen ist die umgebaute GoPro Hero eine sehr leistungsfähige und extrem universell einsetzbare Foto- und Videokamera.
Herzstück des "Project: Ribcage" genannten Umbaus von Back-Bone ist im Grunde ein kurzes elastisches Platinenstück mit zwei Spezialsteckern (1 männlich, 1 weiblich), die identisch mit den von GoPro verwendeten Steckern sind. Dieses "Verlängerungskabel" überbrückt die Distanz zwischen Kamera-Platine und Sonsor-Modul und ermöglicht es, den Sensor innerhalb des Gehäuses nach vorne zu holen. Dann sitzt er direkt auf einer Ebene mit der Gehäuse-Front, hat also ein Auflagemaß von praktisch Null Millimetern und damit lässt sich dann praktisch jedes Objektiv verwenden. Um dieses montieren zu können, befestigt Back-Bone noch ein Anschlussgewinde an der Kamerafront, dass in eine stabile Aluminium-Platte verschraubt ist, die vor das GoPro-Gehäuse gesetzt wird. Dort wieder ist auch ein stabilen Halterahmen aus Aluminium befestigt, der auf der Unterseite mehrere 1/4-Zoll-Standard-Gewinde besitzt. Damit lässt sich die Kamera-Objektiv-Einheit dann auf gängigen Fotostativen und andere Halterungen befestigen (die GoPro Hero Modelle haben ja selbst kein Stativgewinde). Das Infrarot-Sperrfilter sitzt in der neusten Version des Umbau-Kits in einer herausnehmbaren Schublade, so dass die Kamera auch ohne Infrarot-Sperrfilter verwendet werden kann.
Der Umbau erfolgt normalerweise bei Back-Bone in Canada, wo auch neue, fertig umgebaute Kameras erworben werden können. Alle Teile sind aber auch komplett als Kit und sogar einzeln erhältlich, so dass du, wenn du dir den Umbau selbst zutraust, auch selber Hand anlegen kannst. Ein komplettes Ribcage Mod Kit kostet 249,00 US$, eine komplett fertig umgebaute GoPro Hero3+ schlägt mit 849,00 US$ zu Buche. Der Vertrieb erfolgt über die Website des Herstellers, aber auch über lokale Händler. Für Deutschland sind aktuell fünf Händler gelistet, die man über die generell sehr informative Website des Herstellers findet.