Quadrokopter GoPro bastelt zur Zeit an einem eigenen Quadrokopter, der die hauseigenen Actioncams in die Luft bringen soll. Dieser tritt damit technisch unter anderem gegen das bereits bestehende System des US-amerikanischen Herstellers 3D Robotics an, welches ebenfalls präzise und ausschließlich auf GoPro-Actioncams ausgelegt ist: Nicht nur hat eine Kooperation der beiden Unternehmen die volle Kontrolle über deine GoPro via Fernsteuerung ermöglicht – die Kamera wird im Flug auch noch mit Strom versorgt und von einem exakt kalibrierten Gimbal-Head ausbalanciert, was dir Fummelei und zahlreiche Fehlerquellen erspart.

2007 lernt Chris Anderson, damals unter anderem Herausgeber des Wired Magazine, den jungen Mexikaner Jordi Muñoz kennen, der ihm dadurch aufgefallen war, dass dieser aus purer Langeweile einen voll funktionsfähigen Autopiloten aus einem Wii-Controller gebastelt hatte. Zusammen gründen die beiden 3D Robotics, ein Unternehmen, dessen Bekannt- und Beliebtheit hauptsächlich von ebenjenen Autopilot-Systemen herrührt. So markiert auch die im Frühjahr 2015 vorgestellte Solo Smart Drone einen neuen Meilenstein für Flugcomputer, die essentiell für Multikopter sind.

  • Bild 3DR Solo Quadrokopter inklusive Gimbal-Head und GoPro Hero Actioncam (nicht im Lieferumfang enthalten). [Foto: 3DR, Richard Reens]

    3DR Solo Quadrokopter inklusive Gimbal-Head und GoPro Hero Actioncam (nicht im Lieferumfang enthalten). [Foto: 3DR, Richard Reens]

  • Bild 3DR Solo Quadrokopter inklusive Gimbal-Head und GoPro Hero Actioncam (nicht im Lieferumfang enthalten). [Foto: 3DR, Richard Reens]

    3DR Solo Quadrokopter inklusive Gimbal-Head und GoPro Hero Actioncam (nicht im Lieferumfang enthalten). [Foto: 3DR, Richard Reens]

Die Drohne

Die Solo Smart Drone kommt in Form eines kompakten schwarzen Kastens daher, für den es auch einen zusätzlich erhältlichen Transport-Rucksack mit Styropor-Polsterung gibt. Vier Rotoren aus glas-verstärktem Nylon mit je 24 Zentimetern Durchmesser heben den Quadrokopter mit 1,5 kg Eigengewicht in die Luft. Weitere rund 300 Gramm wiegen der Gimbal-Head und die GoPro Actioncam. Vier farbige LEDs geben optische Rückmeldung darüber, in welche Richtung sich die Drohne bewegt.

Eine beachtliche Maximalgeschwindigkeit von 89 km/h wird vom Hersteller versprochen, nach knapp 2,5 Minuten konstanter Beschleunigung könntest du dieses Tempo auch erreichen. Die hauptsächliche Einsatzmöglichkeit hierfür liegt sicher bei der Verfolgungsfunktion, also wenn dir die Drohne beim Laufen oder Fahren folgt. Im Normalbetrieb (wenn du an einer Stelle stehst und die Solo Smart Drone davonfliegen lässt) wirst du eher nicht auf die knapp 90 km/h kommen, denn das Fernsteuerungssignal reicht maximal 800 Meter weit, die Stecke reicht also zur vollen Beschleunigung nicht aus. Unter deutschen Richtlinien wirst du allerdings auch die maximale Entfernung nicht ausreizen können, denn hierzulande dürfen Multikopter nur auf Sichtweite geflogen werden. Den Vorschriften der US-Luftfahrtbehörde entsprechend kann die Solo Smart Drone auch nur maximal 122 Meter Flughöhe erreichen.

Der Akku des Quadrokopters hat eine Speicherkapazität von 5200 mAh und ermöglicht damit eine Flugzeit von 20-25 Minuten – unter Idealbedingungen. Für Consumer-Multikopter ist das ein sehr guter Wert, die meisten fliegen nicht so lange mit einer Akkuladung. Das Feature, die am Kopter hängende GoPro-Actioncam im Flug zu laden, dürfte eher wenig Einfluss auf die Flugzeit haben. Dennoch kann diese Funktion offenbar abgeschaltet werden.

3-Achsen-Stabilisierung – speziell für GoPro

Deine GoPro-Kamera, ob geladen oder nicht, hängt am speziell konstruierten 3D-Gimbal-Head, wird also in alle Richtungen auf drei Achsen stabilisiert. Kompatibel sind die Kameras GoPro HERO3, 3+, 4 Silver und Black. Der Gimbal-Head ist mit den Kontakten der Kamera verknüpft und überträgt das Live-Bild der Actioncam auf den Controller – dies immerhin in HD (1280x720p). Auf der Speicherkarte landet natürlich die volle Aufösung, die du an der Kamera eingestellt hast.

  • Bild Der Gimbal-Head stabilisiert deine GoPro Hero Actioncam in drei Achsen, überträgt das Live-Bild der Kamera an den Controller und versorgt die Actioncam mit Strom. [Foto: 3DR]

    Der Gimbal-Head stabilisiert deine GoPro Hero Actioncam in drei Achsen, überträgt das Live-Bild der Kamera an den Controller und versorgt die Actioncam mit Strom. [Foto: 3DR]

Der Controller – mit Feinjustierung und manueller Tastenbelegung

Der Controller selbst besitzt einen 2600-mAh-Akku, aber keinen integrierten Monitor – zumindest nicht für ein Live-Bild. Hier kommt eine Universal-Klemme zum Einsatz, in die du dein Smartphone oder Tablet spannst. Um die App für die Solo Smart Drone nutzen zu können, musst du mindestens Android 4.3 bzw. iOS 8.0 auf deinem Gerät vorweisen können. WindowsPhone bleibt, wie so häufig, außen vor und wird nicht unterstützt. Die App gibt dir in der Kopfleiste Aufschluss über Flughöhe, Geschwindigkeit und Richtung sowie Akkustand der Drohne und Signalstärke. Das Hauptbild ist geteilt und zeigt links die Video-Übertragung von der Kamera, während rechts eine Karte GPS-Daten visualisiert, sodass du auf einen Blick siehst, wo deine Solo Smart Drone war und wohin sie unterwegs ist. Über die App hast du auch Zugriff auf deine GoPro-Actioncam, kannst im Flug einige der Einstellungen ändern, den Aufnahmemodus wechseln und den Auslöser betätigen.

Die Bedienfläche des Controllers umfasst zwei Joysticks, einen Power-Button, eine Taste zum Starten oder Landen der Solo Smart Drone, einen Knopf, der den Quadrokopter selbstständig zur Basis zurückkehren lässt, sowie einen Pause-Button, der die Bewegung der Drohne unterbricht. Hinzu kommen zwei Knöpfe, die du selbstständig mit Funktionen belegen kannst. Ideal für einen Schnellzugriff liegen diese direkt unterhalb des linken Joysticks. Mittig in den Controller eingelassen findest du eine Statusanzeige, welche die numerischen Daten deines Fluges angibt. Sie sind identisch mit den Angaben aus der App, sodass die Statusanzeige wohl der Steuerung ohne Smart-Endgerät dient. Außen, vom Bediener fortweisend, findest du zwei besonders interessante Bedienelemente: Hier kannst du intuitiv die Neigungs-Geschwindigkeit des Gimbal-Heads beeinflussen, zwischen voreingestellten Kamera-Perspektiven wechseln oder mit einem präzisen Drehregler die Kameraneigung manuell vornehmen. Diese Bedienelemente sind gleichzeitig Auslöser für Foto und Video, wenn sie auf bestimmte Weise gedrückt werden, sodass du eine gute Alternative zur Kamerabedienung via Touchscreen hast. Zusätzlich weist der Controller einen MicroHDMI-Ausgang auf. Du kannst also das Live-Bild zusätzlich auf einen beliebigen Monitor übertragen.

  • Bild In den 3DR Solo Flight Controller kannst du dein Smartphone oder Tablet klemmen – parallel steht dir noch ein HDMI-Ausgang zur Verfügung, um einen beliebigen Monitor fürs Live-Bild anzuschließen. [Foto: 3DR, Richard Reens]

    In den 3DR Solo Flight Controller kannst du dein Smartphone oder Tablet klemmen – parallel steht dir noch ein HDMI-Ausgang zur Verfügung, um einen beliebigen Monitor fürs Live-Bild anzuschließen. [Foto: 3DR, Richard Reens]

  • Bild Der Controller hat zwei individuell belegbare Tasten und stirnseitig zwei Hebel zur Steuerung des Gimbal-Heads. [Foto: 3DR]

    Der Controller hat zwei individuell belegbare Tasten und stirnseitig zwei Hebel zur Steuerung des Gimbal-Heads. [Foto: 3DR]

Quadrokopter-Computer Pixhawk 2 – Kernstück der Solo Smart Drone

Das Herz der Solo Smart Drone bildet der Linux-basierte 1-GHz-Computer. Auf diesem Computer befindet sich hauptsächlich der Autopilot Pixhawk 2. Jene ausgefeilte, hauseigene Technologie setzt neue Maßstäbe und erfreut sich derartiger Beliebtheit, dass der Rechner auf Drängen der Quadrokopter-Bastler hin auch einzeln zum Verkauf steht. Was du als Besitzer der Solo Smart Drone effektiv von der Technik siehst, sind einwandfrei wackelfreie Aufnahmen und spannende Aufnahmeprogramme. Diese umfassen zunächst „Orbit“, eine Funktion, bei der sich die Solo Smart Drone auf einen von dir gewählten Punkt fixiert und ihn selbstständig umfliegt. Dies gelingt wohl dermaßen sauber, dass du das entstandene Video nachträglich beschleunigen kannst, ohne dass es bspw. durch dann sichtbare Wackler unansehnlich wird. Die Option „Follow“ ist relativ selbsterklärend: Die Drohne folgt dem Sender, den du bei dir trägst und fängt somit jede deiner Bewegungen ein. „Cable Cam“ ist ein sehr passender Name für die dritte herausragende Funktion: Du spannst in der Landschaft ein virtuelles Seil, an dem der Quadrokopter dann entlangfliegt und eine saubere Kamerafahrt erzeugt, während du manuell noch die Kamera-Blickrichtung steuern kannst. Und mit „Selfie“ ist auch den Ansprüchen der modernen Gesellschaft Genüge getan: Hier beginnt die Kamerafahrt bei deinem Gesicht, dann entfernt sich die Drohne von dir und setzt dich somit heroisch in die dich umgebende Landschaft. Die App ist übrigens darauf ausgelegt, die Selfies nach dem Aufnehmen unkompliziert in soziale Netzwerke stellen zu können.

Fazit

Das hört sich wirklich sehr vielversprechend an, doch was kostet dich diese Rundum-Lösung für GoPro-Actioncams? Verkauft werden die Teile (Quadrokopter + Controller, Gimbal-Head) einzeln. Theoretisch hast du also auch die Möglichkeit, eine andere Actioncam als GoPro-Modelle unter die Drohne zu klemmen, jedoch beträgt die maximale Traglast 420 Gramm, die für deinen Gimbal-Head und die Kamera ausreichen muss. Etwas anderes als eine Actioncam wird es also eh nicht. Solo Smart Drone und Controller kosten direkt beim Hersteller knapp 1000 US$ (UVP), den Gimbal-Head gibt es für knapp 400 US$ (UVP), womit du insgesamt auf 1400 US$ kommst – was die GoPro-Actioncam nicht beinhaltet! Für den Preis gibt es bei der Konkurrenz durchaus auch schon Kopter mit brauchbarer, direkt angebauter Kamera (inkl. Gimbal-Head), allerdings möglicherweise nicht ganz so "smart" und ausgefeilt. Dieser Quadrokopter lohnt sich also hauptsächlich, wenn du ohnehin bereits im Besitz einer GoPro-Hero-Kamera bist.