Beispielfoto
Videos mit der Theta X
Panorama-Videos nimmt die Ricoh Theta X mit einer maximalen Auflösung von 5,7K auf. Das ist durchaus beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Videos direkt innerhalb der Kamera fix und fertig zusammenmontiert auf die Speicherkarte geschrieben werden. Das ist ein Novum in der Ricoh-Theta-Baureihe und auch bei der Konkurrenz alles andere als selbstverständlich. Meist werden die beiden Fisheye-Videobilder der beiden Kameramodule separat unbearbeitet aufgezeichnet und später im Smartphone oder am PC zu einem Panorama-Video zusammengebaut.
Die 5,7K-Videoaufzeichnung stellt aber auch die Theta X vor eine Herausforderung. Das merkt man zum einen daran, dass sie dann nichts anderes mehr kann und Funktionen wie beispielsweise WLAN vorher abgeschaltet werden müssen, um überhaupt 5,7K-Videos aufnehmen zu können. Man merkt das aber auch an einer enormen Wärmeentwicklung einhergehend mit sehr hohem Stromverbrauch. Die Theta X wird dann zum Taschenwärmer, jedenfalls solange der kleine Akku hält. Die Aufzeichnungslänge ist standardmäßig auf fünf Minuten eingestellt und kann manuell auf 25 Minuten umgestellt werden, wobei die Kamera oft vorher schon Temperaturwarnungen ausgibt. Zumindest unser Testgerät mit Firmware 1.00.1 überhitzte schnell.
Übrigens gibt es bei Ricoh durch die interne Verarbeitung auch keinerlei Bildstabilisierung. Wackelt die Kamera bei der Aufnahme, wackelt auch das Video (gut in unserem Wassermühlen-Beispielvideo zu sehen). Immerhin sind die Videos (die Fotos natürlich auch) aber horizontal ausgerichtet, egal in welchem Winkel man die Kamera hält. Nur eine Stabilisierung (wie man sie z. B. von Insta360 oder von GoPro kennt, die allerdings nur in der Nachbearbeitung wirksam wird), schafft Ricoh bei der kamerainternen Verarbeitung nicht.
Die Videodatenrate lässt sich übrigens dreistufig anpassen. Wir haben nur die beste Datenrate (100 Mbit/s) getestet. Das ist eine vernünftige Datenmenge für so große Videos (bei der Theta Z1 hatten wir die geringe Datenrate von 55 Mbit/s kritisiert und nach 100 Mbit/s verlangt). Entsprechend sind die Videos auch technisch in Ordnung und nicht kaputtkomprimiert. Eine der geringeren Datenraten sollte man ohne Not nicht einstellen, außer vielleicht es kommt bei den Videos auf die Qualität wirklich nicht an und man möchte Speicherplatz beim Archivieren sparen.
In welcher Auflösung man filmen sollte, hängt hauptsächlich vom geplanten Übertragungsweg ab. Normalerweise gilt bei Panorama-Videos: viel (Auflösung) hilft viel. Deshalb ist 5,7K eigentlich die Auflösung der Wahl. Außer man will oder muss die Videos über die Smartphone-App weiterverteilen. Das geht nämlich nicht mit 5,7K-Videos. In dem Fall müssten Sie also in der 4K-Auflösung filmen.
Beim Ton kann die Theta X leider nicht punkten. Das opulente 4-Mikrofon-System der Theta V und Theta Z1 mit Raumklang-Aufzeichnung hat der Hersteller der Theta X nicht spendiert, sondern diese (bzw. der Anwender) muss sich mit einfachem Mono-Ton zufriedengeben.
Live-Streaming beherrschet die Theta X ebenfalls, wurde von uns aber nicht getestet. Hierzu muss die Kamera per USB-Kabel an einen PC angeschlossen werden (was dank seitlicher Buchse nun ja kein Problem ist) und dann folgt man der umfangreichen Anleitung von Ricoh mit der Installation und Einrichtung einiger Software-Tools. Die Streaming-Dauer im 4K-Modus ist auf theoretisch 25 Minuten beschränkt, falls die Kamera nicht vorher überhitzt. Ricoh will deshalb noch einen 2K-Modus nachrüsten, der dann unbegrenzt lange funktionieren soll, aber natürlich auch keine attraktive Qualität für ein Panorama-Video mehr bietet. Das Thema "Live-Streaming" ist also nicht wirklich "rund": Es ist extrem kompliziert einzurichten und nur in niedriger Auflösung über eine längere Zeit möglich.
Beispielvideo
Zielgruppe und Einordnung
Die Auslegung der Ricoh-Theta-Kameras im Vergleich mit 360-Grad-Kameras beispielsweise von Insta360 oder auch GoPro ist eine ganz andere. Die letztgenannten sind eher Actioncams, die man auch in rauen Umgebungen einsetzen kann und die dafür optimiert sind. Sie sind auch eher "Spaß-Geräte" (was nicht heißt, dass man sie nicht professionell einsetzen kann). Ricoh-Theta-Kameras (ohne Bildstabilisierung) fühlen sich hingegen auf einem Stativ am wohlsten und sind eher für semiprofessionelle Anwendungen gedacht, allerdings durch Leute, die sich mit einer Nachbearbeitung nicht auseinandersetzen wollen oder dafür im Berufsalltag keine Zeit haben: Makler/Verkäufer beispielsweise, die Innenaufnahmen von Wohnungen/Häusern, Wohnmobilen/Wohnwagen oder Yachten machen wollen. Entsprechend liegt der Schwerpunt bei den Ricoh-Theta-Kameras auch seit jeher auf den Fotos, weniger auf den Videos, während es bei den Actioncams genau andersherum ist. Auch bei der Theta X muss man ganz klar sagen: Die Fotos sind beeindruckender als die Videos – und das ist für die Zielgruppe genau richtig so.
Mit einer unverbindliche Preisempfehlung von 999 Euro liegt die Theta X mit der Theta Z1 mit großem 1-Zoll-Sensor gleichauf, die man mittlerweile allerdings oft auch schon etwas günstiger bekommt. Vergleichen mit den bisherigen Theta-Modellen mit kleinem Sensor, die immer unter 500 Euro lagen, ist das eine satte Preissteigerung auf mehr als das Doppelte. Früher hatte Ricoh mit seinen Theta-Kameras ausdrücklich auch Privatanwender im Blick, konnte dort aber wohl nicht wirklich Fuß fassen. Mit der Theta X stehen nun endgültig nahezu ausschließlich berufliche Anwender als Zielgruppe fest. Da es momentan eine solch hohe Panoramafoto-Auflösung direkt endverarbeitet innerhalb der Kamera sonst nicht gibt, dürfte der relativ hohe Preis von der Zielgruppe akzeptiert werden.
Theta Z1 oder Theta X kaufen?
Zwei Kameras zum exakt gleichen Listenpreis von 999 Euro vom gleichen Hersteller. Die eine (Theta Z1) ist 3 Jahre alt, mit großen 1-Zoll-Sensoren, Video maximal 4K und extern verarbeitet, aber mit 4-Kanal-360-Grad-Sound, ausschließlich per App bedient. Die andere brandneu, mit kleinen, aber hochauflösenden Sensoren, Video maximal 5,7K direkt fertig im internen Speicher oder auf der Speicherkarte, allerdings nur mit Mono-Ton, bedient mit großem Touchscreen (wahlweise auch per App). Da fällt die Wahl schon irgendwie schwer. Die Theta Z1 gefiel uns im Test seinerzeit nicht wirklich, ihre technischen Voraussetzungen sind eigentlich extrem vielversprechend. Was dann an Fotos und Videos dabei herauskam, überzeugte mich nicht, dabei war das Gerät zum Zeitpunkt des Tests schon einige Monate auf dem Markt. Die Theta X hingegen war zum frühen Testzeitpunkt ganz offensichtlich noch nicht ausgereift und es sieht so aus, als hätten die Ricoh-Techniker da noch einige Arbeit vor sich. Die Qualität der Fotos und Videos ist aber beachtlich und deutlich besser als bei der Theta Z. Obwohl ich sowohl auf den Touchscreen als auch auf den entnehmbaren Akku durchaus verzichten könnte (und angesichts der begrenzten Videoaufzeichnungsdauer sogar auf den Speicherkarten-Steckplatz), würde ich mich zwischen beiden Kameras ganz klar für die Theta X entscheiden.
Fazit
Die Ricoh Theta X liefert derzeit die beste Fotoqualität ihrer Klasse. "60 Megapixel" hört sich allerdings nach mehr an als da effektiv in den Fotos drin steckt – zu stark greifen Rauschunterdrückung und Bildverarbeitung ein und zu sichtbar sind dennoch Sachen im Bild, die da nicht hingehören ("Artefakte"). Dennoch sieht man in den Fotos eine Menge Details, die bei den Fotos anderer kompakter Panoramakameras fehlen. Dabei sind die JPEG-Dateien direkt in der Kamera bereits fertig verarbeitet und können direkt verwendet werden. Dasselbe gilt grundsätzlich für die Videos, die maximal 25 Minuten am Stück lang sein dürfen und mangels Bildstabilisierung vorrangig vom Stativ aus gemacht werden sollten. Wo diese Eckwerte passen, erfreut die Theta X ihre Besitzer mit qualitativ wirklich guten 360°-Videos in einer Bildgröße von bis zu 5,7K. Die Bedienung ist bisweilen etwas hakelig, im Großen und Ganzen aber gut. Aufgrund der geringen Akku-Reichweite sollten einige Wechselakkus oder eine Powerbank zur Standardausstattung jedes Theta-X-Besitzers gehören.
Vorteile
- hohe Fotoauflösung
- gute Videoqualität
- gute Videoqualität
- großer Touchscreen
- GPS eingebaut
Nachteile
- Bedienung teilweise kompliziert
- max. 25 Minuten Video am Stück