Zum Betrieb der Vorsatzobjektive brauchst du eine für dein Smartphone passende Halterung. Solche gibt es bislang ausschließlich für Apple iPhone Modelle. Das hat wohl mehr kaufmännische als technische Gründe. Bei den Apple-Smartphones ist die verkaufte Stückzahl pro Modell einfach so hoch, dass es sich lohnt, dafür eine Halterung zu entwickeln und herzustellen. Von irgendwelchen Klips und Klammer-Lösungen hält man bei Zeiss wenig, denn das Vorsatzobjektiv muss hundertprozentig exakt vor der Kameralinse platziert werden – sowohl exakt zentriert als auch im genau richtigen Abstand und nicht schräg/gekippt. Das leistet für die Zeiss-Konverter zunächst ein aus dem Vollen gefräster Aluminium-Käfig mit Hartkunststoff-Einlage. Darin wird das iPhone eingeschoben.
Das Ding, das uns zum Test vorlag, heißt ExoLens Bracket und ist in zwei Größen erhältlich: eine kleinere Version mit drei verschiedenen Kunststoff-Einsätzen für die iPhones 6, 6s und 7 sowie eine größere Version mit je einem Einsatz für das iPhone 6 Plus und das iPhone 6s Plus. Für das iPhone 7 Plus passt die Bracket nicht, denn die Doppel-Kamera hat eine ganz andere Position im iPhone, so dass das Gewinde des Bracket dafür an der falschen Stelle sitzt, daran könnte auch ein angepasster Kunststoff-Einsatz nichts ändern. Dass bei den Einsätzen überhaupt jedes iPhone-Modell, z. B. also 6 und 6s unterschieden wird, die ja auf den ersten Blick gar nicht zu unterscheiden sind, zeigt, wie ernst Zeiss es mit der Passform nimmt. Da geht es um Bruchteile von Millimetern. Entsprechend saugend schmatzend gleitet das iPhone in die Bracket-Halterung; da wackelt gar nichts.
Die Halterung hat auch ein Stativgewinde und eine Art Zubehörschuh (z. B. zur Montage von LED-Lichtern). Beide sind jedoch extrem schlank (knapp) dimensioniert. Das Stativgewinde hat nahezu überhaupt keine Auflagefläche, sodass sich die Halterung auf mehreren der bei uns vorhandenen Schnellwechselplatten überhaupt nicht sicher und wackelfrei befestigen ließ. Mit einer Manfrotto 200PL Schnellwechselplatte beispielsweise klappte es immerhin. Eine stabile, sichere Stativbefestigung sieht aber anders aus.
Wer eine kompaktere, schnellere Montagelösung für die Konverter sucht, kann zur ExoLens Edge Halterung greifen. Diese wird lediglich an einer Ecke über das Smartphone geschoben. Einsätze für die Alu-Halterung sind gleich für die iPhones 7/7 Plus, 6s/6 und 6s Plus/6 Plus mit dabei. Auch diese Halterung besitzt einen Schuh, um Zubehör zu befestigen, aber natürlich kein Stativgewinde. Die Halterung, die uns zum Test nicht vorlag, ist aber so klein, dass sie komplett mit angeschraubtem Objektiv in der Jackentasche verschwinden kann. Allerdings setzt diese zur Montage auch ein "nacktes" iPhone voraus. Wenn du dein iPhone normalerweise in einer Hülle betreibst, dann musst du es vor der Montage der ExoLens Edge Halterung erst "auspacken" (und später wieder "einpacken").
Das gilt genauso natürlich für die stramm sitzende ExoLens Bracket Halterung, die wir im Test hatten. Und genau dieses Handling hat mir im Grunde im Test auch nicht so gut gefallen. Ich gehöre nämlich auch zu den Leuten, die ihr iPhone in einer Apple-Lederhülle betreiben. Ohne diese würde das Gerät bei mir wahrscheinlich keine Woche überleben. Zu wenig griffig und zu empfindlich ist mir das iPhone dann. Mit Hülle hingegen habe ich kein Problem. Nur, dass die Apple-Lederhülle ihrerseits sehr stramm auf dem iPhone sitzt und nicht sehr gut mal eben ab und wieder ran geht. Deshalb ist der Umbau auf die das ExoLens Bracket jedes Mal eine ziemliche aufwändige Aktion, die einem den Spaß an den tollen Linsen bzw. deren nur kurzzeitigen Einsatz schon verleiden kann.
In der Praxis würde ich deshalb wohl zu der neuen, gerade vorgestellten Lösung namens ExoLens Case von Zeiss greifen – wenn es denn eine passende Version für mein iPhone geben würde. Aktuell gibt es das ExoLens Case nämlich ausschließlich fürs iPhone 7, eine Version fürs iPhone 7 Plus soll später im Jahr folgen. Versionen für die 6er iPhones sind offenbar nicht geplant. Das Case ist im Grunde eine komplette eigene Schutzhülle. Keine Schönheit, aber sicherlich zweckmäßig (sie lag zum Test nicht vor, ich schließe das aus den Fotos), und eben mit einem Gewinde an der richtigen Stelle versehen, in das die Vorsatzobjektive eingeschraubt werden. iPhone 7 Benutzern würde ich auf jeden Fall zum ExoLens Case raten. Das Cover kann den ganzen Tag auf dem iPhone bleiben (eigentlich immer, eine andere Hülle brauchst du dann eigentlich nicht) und du musst nichts umbauen, sondern nur die Konverter ins Gewinde einschrauben.
Nun zu den Vorsatzobjektiven selbst. Die sind, kurz gesagt, ein Traum und alle drei sind uneingeschränkt zu empfehlen. Die Verarbeitung ist großartig. Beim Weitwinkelkonverter und Telekonverter ist eine (abnehmbare) Streulichtblende ("Sonnenblende") mit dabei. Beides zusammen bildet, genau wie bei den neueren Zeiss-Objektiven für Digitalkameras, vom Design her eine Einheit und das Ganze sieht komplett mit Sonnenblende eigentlich besser aus als ohne. Die Streulichtblende hält stramm auf dem Vorsatzobjektiv einfach mittels eines Gummi-O-Rings und einer entsprechenden Nut. Sie wird also nicht aufgeschraubt, sondern nur aufgesteckt, hält aber absolut sicher. Ebenfalls mit einem O-Ring hält der Objektiv-Deckel im Vorsatzobjektiv, hier allerdings in einem Filtergewinde (und deshalb nicht ganz so stramm und sicher), denn du kannst bei Bedarf optische Filter vor die Frontlinse schrauben.
Das Makro-Vorsatzobjektiv ist anders gebaut. Insgesamt sowieso deutlich kleiner. Und statt einer Streulichtblende ist ein mattdurchsichtiger Kunststoff-Ring fest montiert, dieser soll einerseits Licht durchlassen und weiß streuen. Andererseits stellt er einen ganz guten Schutz für die Frontlinse dar. Anders als bei den anderen beiden Konvertern ist das Makro-Objektiv in eingeschraubtem Zustand ein Stück weit drehbar. Das ist die Brennweitenverstellung. Zwischen 40 und 80 Millimeter kannst du die Brennweite verstellen. Das ist bei diesem Makro-Objektiv aber kein Zoom, sondern praktisch ein manueller Fokus. Du kannst damit einstellen, in welchem Abstand das Objektiv scharf abbildet. In der einen Extremstellung sind es drei bis fünf Zentimeter, in der anderen fünf bis acht Zentimeter. Jeder Wert dazwischen geht natürlich auch.
Zum Lieferumfang der aufwändig verpackten Vorsatzobjektive gehört jeweils auch eine Abdeckung für die rückseitige Linse in Form einer kleinen Gummi-Kappe, die über das Gewinde gestülpt wird (und die allerdings vermutlich leicht verloren gehen wird, da sie wirklich sehr klein ist) sowie ein ausreichend geräumiger, samtweicher Objektivbeutel, in dem die Konverter einzeln jeweils gut transportiert werden können. Auch die größeren Weitwinkel- und Telekonverter passen mit montierter Streulichtblende jeweils locker hinein.
So gut wie die Verarbeitung und der äußere Eindruck der drei Vorsatzobjektive ist, so gut ist erfreulicherweise auch deren optische Leistung. Rein visuell ist die Qualität mit Konverter genauso gut wie allein mit dem Handy ohne Konverter und das ist ja schon mal der Hammer. Weder optische Verzeichnungen lassen sich ausmachen noch Farbsäume oder eine zur Rand hin abfallende Schärfe – alles Sachen, mit denen man bei Konvertern durchaus rechnen kann. Der große Aufwand, den Zeiss da mit seinen Hochleistungs-Optiken (Slogan "Professionelles Objektivsystem für das iPhone") betreibt, lohnt sich also ganz offenbar. Die Bildergebnisse sind absolut überzeugend. Wir wollten das noch genauer wissen und haben den Telekonverter und den Weitwinkelkonverter am iPhone 6s Plus im digitalkamera.de-Testlabor genauso durchgemessen, wie wir es mit "richtigen" Objektiven tun.