Kurz vorweg: Dieser Artikel ist kein Test im klassischen Sinne und richtet sich nicht an Video-Profis, sondern an Personen, die sonst mit handelsüblichen Camcordern oder Actioncams unterwegs sind sowie an Hobby-Fotografen, die normalerweise eher mit ihrer Fotokamera filmen. Uns interessierte bei der Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K besonders: Was ist an dieser Kamera, die auf den ersten Blick eher wie eine Fotokamera aussieht, so anders und welche Vor- und Nachteile bringt das mit sich?
Die Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K besitzt einen speziell fürs Videofilmen entwickelten CMOS-Sensor im 17:9-Format, der den Bildkreis ihres Micro-Four-Thirds-Wechselobjektiv-Bajonetts voll ausnutzt. Hier wird also nicht, wie sonst bei Micro-Four-Thirds üblich, ein 4:3-Format-Sensor brutal auf 16:9 oder gar 17:9 beschnitten, was mit einem entsprechenden Bildwinkel-Verlust einhergeht, sondern der Bildwinkel bleibt voll bestehen. Gerade im Weitwinkelbereich kann das wichtig sein. Mutmaßlich derselbe Sensor wird übrigens in der Panasonic GH5s eingesetzt, die man quasi als das direkte Konkurrenzprodukt bezeichnen kann, auch wenn sie mit über 2000 Euro deutlich teurer ist.
Dank MFT-Bajonett können alle Micro-Four-Thirds-Objektive von Olympus, Pentax und Drittherstellern genutzt werden. Micro-Four-Thirds ist aufgrund seiner langen Zeit am Markt das spiegellose Kamerasystem mit dem größten Objektivangebot. Bei Micro-Four-Thirds gilt der Crop-Faktor 2,0. Ein 12-35mm MFT-Objektiv, wie es bei unserem Testgerät mitgeliefert war, entspricht also einem 24-70mm-Kleinbildobjektiv.
Einen kamerainternen Bildstabilisator hat die Pocket Cinema Camera 4K leider nicht. Das ist bei den gebotenen Leistungsmerkmalen zu dem günstigen Preis einerseits verständlich. Andererseits hat die Blackmagic im handgeführten Betrieb dadurch einen erheblichen Nachteil gegenüber den üblichen, hauptsächlich auf Fotografie ausgelegten Micro-Four-Thirds-Kameras von Olympus und Panasonic, die oft einen solchen haben. Gerade Olympus hat seit einiger Zeit so brutal gute Sensor-Shift-Bildstabilisatoren, dass diese manchmal schon fast einen Gimbal ersetzen können (zumindest dann, wenn man die Ausschläge in Grenzen halten kann). Allerdings hat auch die Panasonic GH5s keinen Sensor-Bildstabilisator, als direktes Konkurrenzmodell in diesem Punkt also keinen Vorteil. Ein Stabilisator im Objektiv bringt natürlich in der Praxis etwas. Aber die Möglichkeiten, die dieser Ausgleich bringt, ist eigentlich für Fotos gedacht und kommt bei Videos schnell an die Grenzen.
Im Vergleich zur GH5s, aber auch zu allen anderen Fotokameras, die gut in 4K filmen können, ist die Pocket Cinema Camera 4K größer, vor allem deutlich breiter, was vor allem durch den riesigen 5-Zoll-Touchscreen auf der Geräterückseite kommt. So ist links und rechts vom Objektiv viel Platz für große Mikrofon-Öffnungen und weil es nun sowieso nicht mehr drauf ankam, hat Blackmagic auch noch einen ordentlich großen Handgriff spendiert und den nötigen Platz für den Daumen auf der Rückseite neben dem Monitor. Die Bezeichnung "Pocket" passt für diese Kamera also wirklich nicht mehr. Das Vorgängermodell (ohne 4K) war wirklich klein. Die neue ist ziemlich riesig. Das Gehäuse ist für die Größe erstaunlich leicht: 833 Gramm inkl. Akku und zwei Speicherkarten haben wir gewogen (ohne Objektiv). Es ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt, kommt in der Haptik aber nicht über die einer 400-Euro-Einsteiger-Spiegelreflex-Kamera hinaus. Dazu trägt sehr bei, dass die geriffelten Flächen im Griffbereich nicht etwa gummiert sind, sondern ebenfalls einfach aus demselben Kunststoff bestehen, nur eben mit einer anderen Oberflächen-Struktur.
Wo nötig, setzt der Hersteller dennoch Metall ein, und zwar bei der Einfassung der Stativ- bzw. Zubehörgewinde, von denen es je eines unten und oben gibt, jeweils in Sensor- bzw. Objektiv-Achse. Das untere ist sogar leicht auswechselbar, falls doch mal ein Austausch nötig wird. Das obere Stativgewinde kann dazu genutzt werden, leichtes Zubehör zu montieren oder um die Kamera noch sicherer in einem Alu-Käfig zu montieren, der dann seinerseits zahlreiche Gewindebohrungen für Zubehör wie Griffe, Mikrofone usw. besitzt.
Durch das leichte Gehäuse und den großen Abstand zwischen Griff und Objektiv liegt auch der Schwerpunkt weit vom Griff entfernt und die Kamera liegt nicht sehr gut in der Hand. Natürlich filmt man nicht einhändig. Die linke Hand muss die Kamera von unten stützen, am besten am Objektiv. Dass dabei latent die Gefahr besteht, dass man ziemlich viel des unter der Kamera liegenden Lüftungseinlasses verdeckt, wird der Hersteller hoffentlich beim Lüftungskonzept berücksichtigt haben. Tatsächlich hat die Kamera einen Lüfter, der praktisch unhörbar seinen Dienst versieht. Die Luft strömt durch großzügig bemessene Öffnungen unten mittig rein und oben links und rechts wieder raus. So wird die Kamera ihre Abwärme gut los. Sehr aufpassen bei der Handhaltung musst du allerdings, dass du nicht die Mikrofone ganz oder teilweise verdeckst, denn diese sind auf der Front im Griffbereich wirklich ungünstig platziert.
Bleiben wir vielleicht gerade noch bei den Mikrofonen, bevor wir uns danach den positiven Seiten der Pocket Cinema Camera 4K zuwenden. Die eingebauten Mikrofone der BMC Pocket Cinema Camera 4K sind ziemlicher Mist. Erstens überträgt das Kunststoffgehäuse sämtliche Handhabungsgeräusche recht deutlich auf die Mikrofone. Zumindest in leisen Szenen hörst du jedes Geraschel an der Kamera. Jede Bedienung, jeder Tastendruck wird mit aufgezeichnet. In sehr leisen Szenen kannst du sogar den Lüfter der Kamera hören. Zudem ist der Sound der Mikrofone dumpf – zum einen deutlich Bass-lastig (das mag sich gelegentlich ganz gut anhören), zum anderen fehlen die Höhen. Der Live-Ton von den Kamera-Mikrofonen taugt also nur bei klanglich anspruchslosen Projekten oder zum Synchronisieren in Multi-Kamera-Projekten oder externer Audio-Recorder. In allen Fällen, in denen es auf einen vernünftigen Live-Ton aus der Kamera-Position ankommt, wird man ein Aufsteck-Mikrofon verwenden, was dank Mikrofon-Eingängen und 1/4-Zoll-Zubehörgewinde oben auf der Kamera ja auch kein Problem ist.
Externe Mikrofone lassen sich an einer 3,5mm-Stereoklinkenbuchse und an einer Mini-XLR-Buchse anschließen. Letztere bietet 48V-Phantomspeisung für entsprechende Mikrofone. Über Adapter Mini-XLR auf normales XLR lassen sich dann auch alle normalen Mikrofone verwenden. Beide Eingänge lassen sich gleichzeitig verwenden und auf die beiden Aufzeichnungskanäle legen. So kann beispielweise ein auf der Kamera aufgesetztes Mikrofon (Mono oder Stereo) auf die linke Spur gelegt werden und dort Mono aufgezeichnet werden, während ein an die XLR-Buchse angeschlossenes Mikrofon (z. B. eine Funkstrecke) auf den rechten Kanal gelegt wird. Natürlich kannst du beide Kanäle getrennt manuell aussteuern (eine automatische Steuerung oder einen Begrenzer hat die Kamera nicht).
Modell | Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Farbvarianten | Schwarz | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
EAN | 9338716005387 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Markteinführung | Januar 2019 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
UVP bei Markteinführung | 1.399,00 € | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Elektronik | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sensor | CMOS-Sensor 4/3" 19,0 x 10,0 mm (Cropfaktor 2,0) 8,8 Megapixel (physikalisch) |
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Videoauflösung |
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Videoformat |
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Objektiv | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Autofokus-Funktionen | Fokus-Peaking | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sucher und Monitor | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Monitor | 5,0" (12,5 cm) LCD Monitor mit 6.220.800 Bildpunkten, mit Touchscreen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Belichtung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Belichtungssteuerung | Vollautomatisch, Blendenautomatik, Zeitautomatik, Manuell | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Weißabgleich | Automatik, Manuell | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Blitzgerät | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Blitz | Blitzschuh: nicht vorhanden | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausstattung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Speicher | Speicherkartenfach 1: SD (SDXC, UHS II, UHS II) Speicherkartenfach 2: CFast |
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Netzteilanschluss | ja | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromversorgung | 1 x Canon LP-E6 (Lithiumionen (Li-Ion), 7,4 V, 1.800 mAh) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stativgewinde | 1/4" in optischer Achse | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Besonderheiten und Sonstiges | Monitor 1.920 x 1.080 Pixel Auflösung
Metadatenübertragung HFR-Funktion zusätzlicher 3,5 mm Klinkensteckereingang Stereo (auch als TC-Eingang nutzbar) analoger XLR-Minibuchsen-Anschluss (bis Line Lv +14 dBu) Apple ProRes 4096 x 2160, 3840 x 2160 und 1920 x 1080 jeweils mit Film-, Video- oder Extended-Video-Dynamikumfang Verlustfreies CinemaDNG RAW, RAW 3:1 und RAW 4:1 mit Film-Dynamikumfang bei 4096 x 2160, 3840 x 2160 und 1920 x 1080. SSD-Anschluss über USB-C möglich |
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Größe und Gewicht | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Abmessungen B x H x T | 178 x 96 x 85 mm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sonstiges | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
mitgeliefertes Zubehör | Canon LP-E6 Spezialakku Pocket Cinema Camera 4K Operating System, DaVinci Resolve Studio auf einer SD-Karte, Blackmagic Camera Setup, 30 W Netzteil mit verriegelbarem Anschluss und internationalen Adaptern, LP-E6-Akku, Schutzkappe für Objektivanschluss |
Eines der Highlights der Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K ist zweifellos ihr Monitor. Mehr als 12 Zentimeter misst er in der Diagonale. Er ist also praktisch so groß wie das Display eines aktuellen Smartphones und nicht wie die Monitore, die man bislang von Kameras kennt. Schade ist lediglich, dass er nicht klappbar ist, obwohl der stilisierte Rahmen des Monitors das vermuten lässt. Immerhin ist die ganze Gehäuserückseite etwa 15 Grad geneigt, sodass man in vielen Situationen, auch auf einem Stativ, einen ganz guten Blickwinkel auf den Bildschirm hat. Der Monitor löst FullHD auf. Ein Druck auf die Lupentaste neben dem Monitor sorgt dafür, dass ein Ausschnitt aus dem 4K-Video 1:1 auf dem Bildschirm dargestellt wird. Mit dem Finger kannst du den Ausschnitt auf dem Bildschirm bequem verschieben.
Einen so großen Monitor zu verbauen, macht natürlich grundsätzlich viel Sinn, vor allem wenn man dann auch noch die Bedienung so schön darauf abstimmt, wie Blackmagic es getan hat. Der Monitor bietet nämlich nicht nur jede Menge Überblick beim Filmen und bei der Wiedergabe, sondern auch die Bedienung der Kamera ist so wie man es heute eigentlich erwarten könnte, wie aber in der Foto/Video-Branche so gar nicht üblich ist. Der große Bildschirm bietet genug Platz für aufgeräumte, für Touch-Bedienung optimierte Bildschirmstruktur bei der Konfiguration. Die Bildschirm-Menüs sind nie überfrachtet, Schrift und Schaltflächen sind groß und super lesbar. "Gefährliche" Tätigkeiten, wie z. B. das Formatieren von Speichermedien erfordern drei Sekunden langes Drücken der Schaltfläche "Format Drive". Darauf weist ein entsprechender Text hin und so kann wirklich gar nichts schiefgehen.
Auf eine parallele Bedienung mit einer Joystick-Taste musste Blackmagic keine Rücksicht nehmen, denn so etwas hat die Pocket Cinema Camera 4K gar nicht – sie ist konsequent auf die Touchscreen-Bedienung ausgelegt und hat darüber hinaus nur wenige wichtige Hardware-Tasten, was die Bedienung wiederum sehr übersichtlich macht. Weniger ist eben doch manchmal mehr. Und die drei oben direkt nebeneinander liegenden, frei belegbaren Funktionstasten sind mir persönlich weitaus lieber als die sonst üblichen über alle Kameraseiten verstreuten Fn-Tasten.
Dort, wo bei "normalen" (Foto-)Kameras der Auslöser sitzt, befindet sich bei der Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K die Taste zum Starten und Stoppen der Videoaufnahme. Das ist ein ganz normaler Taster, kein zweistufiger Taster mit einer Funktion zum Fokussieren, wie man es von Fotokameras kennt. Rechts daneben sitzt eine kleinere Taste mit einem Kamera-Symbol. Das ist der Foto-Auslöser – ebenfalls einstufig ohne Fokus-Funktion. Die Blackmagic hat sogar noch eine zweite Video-Aufnahmetaste an der Front, gar nicht weit weg von der Haupt-Taste. Im ersten Moment wundert man sich, warum das nun nötig war. Nimmt man die Kamera aber in die linke Hand und richtet das Objektiv auf sich selbst, wird sofort klar, wozu das ist. Denn genau dort wo die Taste ist, landet automatisch der Daumen. Die Taste ist also perfekt für Selbstaufnahmen, wie es beispielsweise Videoblogger häufig machen. Wer mal versucht hat, eine normale Fotokamera in dieser Haltung zu bedienen und dabei die Videoaufnahmetaste irgendwo am Gehäuse blind zu finden weiß, wie schwer das ist. Überhaupt liegt die Blackmagic auch im Selfie-Betrieb extrem gut in der Hand. Schade nur, dass der Monitor nicht klappbar ist, dadurch ist die Pocket Cinema Camera 4K eben leider doch für Videoblogger nicht erste Wahl.