Die beiden Kameras stellen tatsächlich eine Besonderheit da. Hier wird nicht – wie etwas beim Dual-Kamera-Smartphone LG G5 – eine unterschiedliche Brennweite der Objektive verwendet, um zwei Bildwinkel einzufangen und allerlei Effekte zu ermöglichen. Beim Huawei P9 sind die Objektive identisch, hinter dem einen sitzt aber ein normaler RGB-Sensor, während hinter dem anderen ein Monochrom-Sensor, also ein Graustufen-Sensor sitzt. Das sorgt – bei Umschaltung auf den Monochrom-Modus – für Schwarzweiß-Fotos mit deutlich höherer Qualität als sie aus den Farbfotos (durch "herausrechnen" der Farbe) entstehen könnten. Diesen Effekt kennt man schon von der Leica M Monochom, die native Schwarzweißbilder aufnimmt, deren Qualität spektakulär ist. Aber das Fotografieren im Schwarzweiß-Modus ist nun nicht das, was der Smartphone-Fotograf typischerweise den lieben langen Tag macht.
Der zweite Vorteil der Dual-Kamera entsteht laut Huawei durch die Kombination beider Kamerabilder, also des Farbbilds aus der normalen Kamera und des Graustufenbildes aus der Monochrom-Kamera. Da der Graustufen-Sensor durch den Entfall der Farbfilter dreimal so lichtempfindlich sein soll ("can catch 200 % more light"), soll die Kombination aus beiden Bildern immerhin noch doppelt so effektiv sein ("100 % more than other smartphones"). Die Schwierigkeit die unsereins dabei sieht: Wie bekommt man die Bilder zweier Kameras hundertprozent pixelgenau übereinander? Wahrscheinlich gar nicht. Aber ein elektronisches Zusammenrechnen in Verbindung mit einem kleinen Randbeschnitt dürfte wohl funktionieren. Wie gut das Ergenis am Ende ist wird man sehen. Das ist jedenfalls mal ein interessanter Ansatz ein typisches Smartphone-Kamera-Problem anzugehen – die relative geringe Low-Light-Fähigkeit bedingt durch kleine Sensoren. Und dass Leica seinen Namen hergibt für etwas, das nicht richtig funktioniert ist schwer vorstellbar.
Stand der Technik ist beim Huawei P9 auch die Technik zum Scharfstellen. Die die Hybrid Focus-Technologie kombiniert drei unterschiedlichen Methoden – Laser, Tiefenkalkulation (Phasendetektion) und Kontrast – und sucht laut Huawei automatisch das Verfahren aus, das in der jeweiligen Situation des Nutzers das beste Ergebnis verspricht. Die beiden Kameras haben übrigens eine Auflösung von 12 Megapixeln, die Objektive eine Lichtstärke von F2,2. Die Frontkamera (für die Selfies) löst immerhin 8 Megapixel auf (das ist viel für eine Front-Kamera).
Neben dem Huawei P9 mit 5,2 Zoll großem Display, 3 GByte Arbeitsspeicher und 32 GByte Flash-Speicher und 3000mAh-Akku hat der Hersteller auch das P5 Plus mit noch etwas größerem und drucksensitiven 5,5-Zoll-Display, 4 GByte RAM, 64 GByte Flash-Speicher und 3400mAh-Akku vorgestellt. Beide Versionen besitzen eine FullHD-Display-Auflösung (1920x1080), werden durch den neuen Kirin 955 64-Bit-Prozessor mit 2,5 GHz angetrieben und besitzen einen Fingerabdruck-Sensor. Das Huawei P9 kommt Mitte April in den Farben Titan-Grau und Silber (bei Vodafone zusätzlich in Gold) für 569 Euro (UVP) auf den Markt. Das größere Huawei P9 Plus kommt Mitte Mai in der Farbe Quartz-Grau für 699 Euro (UVP).