Testbericht: Zhiyun Smooth-Q3 Smartphone-Gimbal

Seite 2 von 2Zur Seite 1 wechseln

App

Beim Öffnen der App präsentiert diese erstmal eine Videogalerie von anderen Zhiyun Gimbal Anwendern oder es sind perfekte Anwendungsbeispiele. Möchte man selbst Aufnahmen tätigen, dann gibt es keine eigene Schaltfläche, sondern nur ein kleines Icon.

Im Aufnahmemodus zeigt sich die App sehr aufgeräumt. Sie bietet einen Haufen foto- und videografischer Funktionen an. Diese reichen von Fotos über Videos bis hin zu Panoramen, Streaming, Zeitraffer-Aufnahmen, Hyperlapses und einen Dolly-Zoom an, letzterer Effekt ist aus Alfred Hitchcocks Vertigo bekannt und auch Stephen Spielberg setze diesen optischen Effekt bei dem Film "Der weiße Hai" ein (siehe weiterführende Links).

Die Funktionen werden auf einer schmalen Leiste unter dem Vorschaubild verschoben. Navigiert man dabei auf "Smart", so plärrt ein unglaublich nervtötender Jingle des ersten Vorschauvideos aus dem Lautsprecher. Allerdings ist die Smart-Funktion wirklich ziemlich smart. Es handelt sich dabei um insgesamt 17 vorinstallierte Aufnahme-Templates. Mit diesen können wiederkehrende Aufnahmearten und Gimbal-Bewegungsmuster bei der Aufnahme angewendet werden. Dazu wird immer eine kleine Vorschau eingeblendet, wie sich was sich im nächsten Take abspielen wird. Sind alle Takes im Kasten rendert die App das fertige Video und das kann dann in die weite Welt des Internets übertragen werden. Schöne Idee für wiederkehrende Aufnahmen oder einen kreativen Tiefpunkt. Zusätzlich können weitere dieser Templates heruntergeladen werden und andere sind hinter der Prime-Paywall versteckt.

Auch eine Objektverfolgung ist mit von der Partie. Hierbei lässt ein Bereich auf dem Smartphone-Bildschirm markieren und dieser Bereich wird je nach gewähltem Stabilisations-Modus verfolgt. Allerdings ließ diese Funktion die Android App regelmäßig abstürzen.

Vollkommen selbstständig funktioniert die Panoramafunktion, hier kommt dann auch das mitgelieferte Stativ zum Einsatz. Gimbal raufschrauben, Funktion in der App auswählen, Aufnahme drücken und ab geht die Post. Nachdem die Aufnahmen im Kasten sind werden die Aufnahmen zusammengefügt.

Gefallen hat uns die Gestenfunktion zum Starten einer Videoaufzeichnung beziehungsweise zum Starten des Foto-Selbstauslösers. Der Wehrmutstropfen dabei ist die relativ hohe Latenz bis die App die Geste erkennt und den Selbstauslöser startet. Je nach Umgebungsbeleuchtung kann das nämlich schon mal etwas dauern.

Für weitere Video-Bearbeitungsmöglichkeiten bietet die App in einem schnellen und einen komplexen Video-Editor an. Während die Quick-Edit Funktion das Beschneiden des Videos und das Setzen von Farbeffekten erlaubt, kann der komplexe Editor einiges mehr. Wie zum Beispiel das Hinzufügen und timen von Musik, Kommentaren, Untertiteln und mehr.

Zudem können Bearbeitungs-"Templates" heruntergeladen werden. Diese Templates sind ähnlich mit den Smart-Templates bei der Aufnahme. Der Unterschied ist, dass diese Templates mit bereits gemachten Videos und Fotos bestückt werden. Die hinzugefügten Videos oder Fotos können dann mit Filtern versehen werden und dann werden sie als zusammenhängendes Video gerendert. Dabei ist anzumerken, dass die Dauer der einzelnen Clips von den Templates vorgegeben werden. Lange Videos werden also einfach abgeschnitten. Von den Bearbeitungs-Templates stehen dem Fotografen allerdings nur ein paar kostenlos zur Verfügung. Weitere dieser Templates sind hinter dem "Prime" Angebot (Paywall) verborgen.

Darüber hinaus bietet die App noch Tutorials zum gekoppelten Gerät und generellen Funktionen der App. Schade, dass die Tutorials alle in englischer Sprache sind.

Wer ausführliche fotografische Funktionen möchte, der ist bei der ZY Cami App an der falschen Adresse, dazu muss man sich die "Profi App" herunterladen. Diese findet man entweder unter StaCam in den App Stores oder in einem kleinen Untermenü im Kameramodus. Die App ist deutlich umfangreicher in Ihrem Funktionsumfang, so stehen beispielsweise komplexere Einstellungen für die Videofunktion zur Verfügung. Moderne Gradationskurven (LUT) können auch heruntergeladen und eingesetzt werden. Einige davon sind aber, so wie auch die Glamoureffekte hinter der "Prime" Paywall verborgen. Ebenfalls hinter der Paywall ist die Zebrafunktion, Fokus-Peaking und fortgeschrittene Einstellungen bestens vor dem Zugriff des Videografen geschützt. Die Profi-App ist also ziemlich witzlos ohne Prime Abo.

Der echte Tiefpunkt im Test der StaCam App war aber, dass sie sich nicht dazu bewegen lies eine Verbindung mit dem Smooth-Q3 Gimbal herzustellen, auch nicht nach diversen Neustarts und Entkopplungen des Gimbals und Smartphones. Das motiviert nicht gerade Geld für ein Prime-Abonnement auszugeben. Das Prime Abo kostet im günstigsten Fall etwa 20 Euro pro Jahr, bei einmaliger Zahlung und automatischer Verlängerung. Zudem sind monatliche Beiträge mit und ohne automatische Verlängerung möglich.

Fazit

Das Zhiyun Smooth-Q3 Smartphonegimbal macht seine Sache gut für seinen Preis. Die Verarbeitung ist prima, die Motoren laufen präzise und energieeffizient, die Bedienung am Gimbal ist trotz der Mehrfachbelegung der Tasten schnell verinnerlicht. Nicht schön finden wir den Registrierungszwang bereits für Basisfunktionen des Gimbals. Das Verstecken von Bearbeitungs- und Aufnahme-Templates hinter der Paywall ist noch okay, zumal die Anzahl der Templates (gerade für die Aufnahme) in Ordnung ist. Wer fortgeschrittene Funktionen haben will, benötigt die kostenpflichtige StaCam-App inklusive Abo, die im unserem Test aber nicht funktionierte.

Vorteile

• Gute Haptik
• Gute Stabilisierung
• Saubere Verarbeitung
• Hohe Akkureichweite

Nachteile

• Instabile ZY Cami App
• Viele Funktionen hinter Abo-Paywall
• StaCam App erkennt Gimbal nicht