Neuer Bildsensor mit 8:7-Seitenverhältnis
Der Clou der Hero11 ist der neue Bildsensor im 8:7-Seitenverhältnis, also fast quadratisch (warum nicht gleich richtig quadratisch wäre eine Frage, die wir den GoPro-Entwicklern eigentlich gerne stellen würden). Das scheint auf den ersten Blick bei einer Videokamera, die in der Regel ein Video im 16:9-Seitenverhältnis abliefern soll, wenig sinnvoll. Für die elektronische Videobildstabilisierung braucht man zwar etliche Pixel ums eigentliche Videobild herum, die man im Rahmen der Bildstabilisierung "dynamisch wegschneiden" kann, dabei sollten die seit Jahren bei Actioncams verwendete Bildsensoren doch aber genug "Futter" liefern, oder?
Genau ein Ausstattungsmerkmal, das sich in letzter Zeit zum Trend bei Actioncams entwickelt hat, kann aber sehr von dem fast quadratischen Seitenverhältnis profitieren: Die Horizontsperre, englisch "Horizon Lock", auch Horizontausgleich oder Horizontstabilisierung genannt. Bei dieser umfangreichen Stabilisierung kommt ein 4:3-Format-Sensor schnell an seine Grenzen. Dies gilt umso mehr, wenn dann noch die normale Bildstabilisierung, die das Video entwackelt, hinzukommt. Eine Horizontstabilisierung bis 45 Grad war dann bislang maximal möglich. Will man mehr, musste man die Auflösung so weit heruntersetzen, dass selbst die Diagonale des endgültigen Videos mit weniger als der Höhe des Bildsensors auskommt. Dann sind auch 360 Grad machbar (DJI beispielsweise tut das bei der DJI Action 3). Das kostet bei einem 4:3-Bildsensor allerdings nicht nur viel Sensorauflösung, sondern schränkt auch den Bildwinkel extrem ein. Von richtigem Weitwinkel kann dann eigentlich keine Rede mehr sein.
Bei der Hero9 und Hero10 gab es deshalb einen Trick: Für knapp 100 Euro gibt es von GoPro das "Max Lens Mod", einen Weitwinkelkonverter, den man anstelle des normalen Frontglases vor das eigentliche Objektiv der Kamera schraubt. Dieser projiziert ein kreisrundes, sehr weitwinkliges Bild auf den Bildsensor und gleicht so quasi optisch wieder aus, was die Horizontstabilisierung abschneidet. Der Nachteil: Es geht liegt dabei so viel effektive Sensorauflösung brach, dass selbst der Hersteller GoPro, der sonst nicht allzu zimperlich beim Hochskalieren von Videos ist (wie wir auch im weiteren Verlauf dieses Tests noch sehen werden) in Verbindung mit dem Max Lens Mod mit der Hero10 nur noch 2,7K-Videos abliefert. Die sehen übrigens trotzdem ziemlich gut aus, wie unser Test des Max Lens Mod zeigte. Und damit geht dann eine Horizontsperre über volle 360 Grad.
Bei der GoPro Hero11 ist die Herangehensweise nun eine andere. Hier ist der Bildsensor so weit in der Höhe gewachsen, dass statt einer 45-Grad-Stabilisierung jetzt direkt eine 360-Grad-Stabilisierung möglich ist – ganz ohne vorgesetzten Max Lens Mod Weitwinkelkonverter. Zudem liefert der Sensor enorme Reserven für die generelle Bildstabilisierung, die nun HyperSmooth Version 5.0 heißt. Die Kamera kann quasi noch so sehr wackeln, eine wirksame Stabilisierung ist praktisch immer sichergestellt.
Das neue Seitenverhältnis ist bei Videos nun explizit auswählbar. Bislang hatte man die Wahl zwischen 4:3- und 16:9-Videos. Jetzt gibt es zusätzlich 8:7-Format-Videos. Ob man das leiden mag, ist dabei eigentlich nicht die Frage. Diese Videos sind eher als "Rohvideos" für die weitere Nachbearbeitung gedacht. So könnte man beispielsweise daraus Fotos extrahieren oder die Videos zur feinfühligen Entwackelung in einer PC-Software wie den GoPro Player nutzen. Die Videos im Seitenverhältnis 8:7 sind immerhin stolze 5.312 x 4.648 Pixel groß, haben also satte 24,7 Megapixel. Das ist Rekord bei den Actioncams.
Allerdings, das wollen wir gleich einschränken, gibt es eine ernsthafte Fotoqualität dabei nur, wenn man die GoPro Hero11 nicht zu sehr an den Videobildern schrauben lässt. Die 8:7-Format-Videos haben ausschließlich einen "weiten" Bildwinkel, d. h. der Bildsensor wird weitgehend so genutzt, wie er das Bild vom Objektiv bekommt (wer versucht, das zu verstellen, bekommt den Hinweis "Nur Weit"). Einstellen lässt sich aber "ein bisschen" Bildstabilisierung. Die lässt sich nur von Aus auf Ein stellen. Eingeschaltet wird etwa 10 % rundum abgeschnitten und zur Bildstabilisierung genutzt. Das gespeicherte Video bleibt bei 24,7 Megapixel. Angesichts der 27,1 Megapixel, die der Sensor effektiv bietet, geht das in Ordnung. Das heißt, hier landet die volle Auflösung auch tatsächlich im Video. Ein klares Zeichen, dass GoPro solche Videos tatsächlich zum Extrahieren von Fotos und zur Weiterverarbeitung in externer Software vorsieht und nicht zur direkten Verwendung. Die Videos sind nämlich extrem weitwinklig mit extremem Fisheye-Effekt, so wie er halt vom Objektiv kommt. "Linear", also das ausgleichen der Fischaugenverzeichnung, lässt sich bei den 8:7-Format- Aufnahmen nicht einstellen. Dazu aber später mehr im Kapitel Bildqualität.
Lieferumfang und Ausstattung
Der Lieferumfang der Hero11 ist aufs Nötigste beschränkt. Nicht einmal eine Klebehalterung für plane Oberflächen wird mitgeliefert, sondern lediglich eine für gewölbte Oberflächen (Helme) inklusive der nötigen Klemme (die Haltearme sind seit der Hero8-Generation klappbar direkt am Gehäuse). Darüber hinaus sind ein USB-C-auf-USB-A-Kabel und natürlich der Akku mitgeliefert.
GoPro-Jahresabo Das Preismodell bei GoPro ist so gestaltet, dass man offenbar alle Kunden in ein Jahresabo bekommen und alle Händler vergraulen möchte. Die UVP beträgt 599,98 Euro. GoPro selbst bietet die Kamera 200 Euro günstiger an, wenn man ein GoPro-Jahresabo hat bzw. beim Kauf mit abschließt. Das kostet 49,99 €. Insgesamt bezahlt man bei GoPro also 449,97 Euro inklusive einem Jahresabo, das diverse Services inklusive eines vergünstigten Kaufpreises von Kamera und Zubehör enthält. Das GoPro-Abo enthält unter anderem unbegrenztes, automatisches Cloud-Backup in Original-Qualität, hebt die Einschränkungen der GoPro "Quik" App auf, ermöglicht hochauflösendes Livestreaming auf der GoPro-Streaming-Plattform und vergünstigtes Einkaufen im GoPro-Online-Shop und einen vergünstigten Kamera-Tausch.
Für 50 Euro mehr gibt es die GoPro Hero11 zum Zeitpunkt dieses Tests auch inklusive eines großen Zubehör-Pakets, das unter anderem einen Brustgurt, einen zweiten Akku, einen Handgriff sowie eine schnelle 32GB-Speicherkarte enthält. Da schlägt man natürlich bei dem Bundle zu. Der Fachhandel kann bei diesen subventionierten Angeboten wieder nicht mithalten. Da kostet die Kamera kurz nach Markteinführung ohne weiteres Zubehör meist zwischen 449 und 549 Euro.
Wer eine Actioncam betreibt, wird diese in der Regel mit seinem Smartphone koppeln wollen. Das ist bei der Hero11 auch nötig, denn diese muss zunächst "aktiviert" werden und lädt danach auf jeden Fall auch erstmal die aktuelle Firmware aus dem Internet herunter und installiert diese. Das ist heute so üblich und bei GoPro auch wirklich kein Problem. Die Kopplung mit dem Smartphone ist sehr einfach, auch das spätere Wiederverbinden klappt (mit einem Google Pixel 6a getestet) immer zuverlässig. Die App erfordert keine Zwangsregistrierung, allerdings gibt es den vollen Leistungsumfang nur mit einem Abo, entweder nur für die GoPro-Cloud oder für die Cloud mit Hardware – und die App weist wieder und wieder darauf hin (durchaus nervig für diejenigen, die das nicht wollen). Einen kostenlosen Test-Zeitraum gibt es auch. Generell ist die Preis-Politik bei GoPro derzeit so, dass man eigentlich kaum um das GoPro-Jahresabo herumkommt (wenigstens für ein Jahr).
Die App führt den Anwender sehr gut durch den ganzen Aktivierungs- und Installations-Prozess einschließlich Firmware-Update hindurch – das ist wirklich kinderleicht. Für die weitere Bedienung und Einstellung braucht man die App im Grunde nicht. Mit ihrem für die kleine Gehäusegröße sehr großen Touchscreen lässt sich alles gut und einfach einstellen. Obwohl es dabei sehr viele Optionen gibt, muss man die Bedienung als wirklich gelungen bezeichnen. So gut wie GoPro bekommt das kein anderer Hersteller hin. Alle Symbole sind ausreichend groß und sehr gut lesbar, auch dadurch, dass sie immer mit einem Kreis unterlegt dargestellt werden und sich dadurch gut vom Livebild-Hintergrund abheben. Die in grauem oder blauem Kreis dargestellten Symbole sind dabei gleichzeitig eine Schaltfläche, sodass die Einstellungen direkt blitzschnell vorgenommen werden können (blau signalisiert zudem "die Funktion ist eingeschaltet").
Bei den Einstellungen gibt es immer praktische Erklärungstexte. Wer bestimmte Einstellungen oder Verfahren sucht, wird dennoch mitunter nicht umhinkommen, sich auf der GoPro-Website bei den FAQs schlau zu machen. Auch an die teilweise sehr speziellen Bezeichnungen von GoPro muss man sich erstmal gewöhnen. So haben die GoPro-Kameras beispielsweise "digitale Objektive". Eigentlich handelt es sich dabei schlicht und einfach um die Wahl des Bildwinkels (also eines Digital-Zooms) oder ob das Bild vom Fischaugen-Objektiv zu einer graden Darstellung entzerrt werden soll oder ob eben der Horizontausgleich gemacht werden soll oder nicht.
Wie üblich bedingen sich viele Einstellungen gegenseitig. Das ist manchmal technisch notwendig, manchmal einfach von den Entwicklern so festgelegt. Wer beispielsweise den Horizontausgleich nutzen möchte, bekommt die Fischaugenentzerrung gleich automatisch mit. Andere Einstellungen wiederum ignorieren das technisch Mögliche und gehen "trotzdem". So gibt es beispielsweise einen Digitalzoom (2-fach usw.) oder eben auch unterschiedliche Bildwinkel und starke und auch sehr starke Stabilisierungen (inklusive besagtem Horizontausgleich). Trotzdem kann die Kamera dann ein 27-Megapixel-Foto oder ein 5,3K-Video (fast 16 Megapixel) speichern, obwohl bei diesen Einstellungen nur doch ein kleiner Bereich des 27-Megapixel-Sensors für das eigentliche Bild genutzt werden kann. Darauf gehe ich am Ende bei der Bildqualität noch ein.
Erreichbare Bildfrequenzen an die Flimmer-Reduzierung gekoppelt Wenn man beispielsweise mit 30, 60 oder 120 fps filmen möchte, aber nur 25, 50 und 100 fps angeboten bekommt, dann liegt das bei anderen Kameras oft an der PAL/NTFC-Einstellung. Bei GoPro ist Einstellung der Flimmerreduzierung der Grund dafür, dann ist diese auf 50 Hz eingestellt. Technisch ergibt das Sinn, spielt aber natürlich nur bei Kunstlicht-Aufnahmen eine Rolle. Wer also draußen z. B. mit 30 oder 60 fps filmen möchte, muss bei der GoPro die Flimmerreduzierung auf 60 Hz einstellen, nur dann bekommt er die durch 30 teilbaren Bildwiederholraten angeboten.
Seit der Hero8 ist die Halterung direkt im Gehäuse integriert und ausklappbar sowie stabil in Metall ausgeführt. Das ist wirklich gut gelöst und spart den früher immer nötigen Halterahmen. Allerdings sind die GoPro-Kameras mittlerweile auch gar nicht mehr ganz so klein wie früher. Der Größenzuwachs schlägt sich aber Eins zu Eins in einer verbesserten Bedienung nieder und man muss die Kamera nun nicht mehr umständlich aus dem Halterahmen herausfummeln, um an den Akku oder die Speicherkarte zu kommen. Der größte Vorteil des relativ großen Gehäuses ist das wirklich schöne, nun ausreichend große Touch-Display auf der Rückseite, das diese fast ganz ausfüllt. Den zusätzlichen kleinen Farbmonitor auf der Vorderseite finden wir ganz nett, aber nicht unbedingt nötig – durch den großen Bildwinkel nimmt die Kamera sowieso immer mehr oder weniger "alles" auf, ein "Sucher" ist meiner Meinung nach eigentlich nicht nötig. Man kann die Anzeige aber auch auf eine reine Status-Anzeige umstellen und sieht dann ein sehr übersichtliches, farbiges Status-Display.
Das Gehäuse ist gut verarbeitet und sehr stabil. Akku, Speicherkarte und USB-Anschluss sitzen hinter einer einzigen Klappe, was wir sehr praktisch finden, weil man sich dadurch nicht merken muss, hinter welcher Klappe welche Funktion sitzt oder zum Laden und zum Entnehmen der Speicherkarte mehrere Klappen öffnen muss. Der Verschlussmechanismus ist ziemlich schwergängig, die Klappe soll sich ja auch nicht versehentlich öffnen. Andererseits ist die Verriegelung einfach zu verstehen und zu bedienen, wenn man genug Kraft aufwendet – definitiv nichts für zarte Fingernägel, definitiv auch nichts für kalte oder feuchte Hände. Das Aufladen sowie das Übertragen der Daten erfolgt via USB-C-Schnittstelle recht flott. Alternativ ist der Akku schnell gewechselt oder die Speicherkarte entnommen.
USB-Pass-Through-Klappe Ein Blick in den GoPro-Online-Shop fördert immer wieder interessantes Zubehör zutage. So gibt es mittlerweile für knapp 16 Euro eine Klappe, die man statt der Original-Klappe montieren kann, wenn man die Kamera permanent mit Strom versorgend oder sonst irgendwie im Betrieb Zugriff auf den USB-Anschluss haben will. Die Klappe enthält ein passendes Kabel und einen Zugentlastungs-Clip. Alles zusammen ist dann zwar nicht unter Wasser wasserdicht, aber zumindest "wetterbeständig". Gute Idee für viele Spezialanwendungen!
Die robusten, ausklappbaren Haltearme und den gut bedienbaren Touchscreen hatte ich ja schon erwähnt. Beim kleinen Display auf der Front kann man übrigens einstellen, ob der mittlere Teil des Live-Bilds das quadratische Display ganz ausfüllen soll (Werkseinstellung) oder oder ob das Livebild (dann noch kleiner) komplett angezeigt werden soll. Letzteres hat den Vorteil, dass dann Informationen wie Aufnahmedauer und Batteriestatus nicht das Bild überlagern, sondern besser lesbar auf schwarzen Balken oben und unten dargestellt werden. Uns gefiel die Darstellung mit den schwarzen Balken besser, aber das ist Geschmackssache. Sowohl der front- als auch der rückseitige Monitor schalten sich nach einer separat einstellbaren Zeit ab, wichtig zum Stromsparen.
An physischen Tasten gibt es bei GoPro zwei, eine seitlich und eine oben, das hat auch schon Tradition. Seitlich wird die Kamera eingeschaltet und danach schaltet jeder Druck den Modus durch (Video, Foto, Zeitraffer). Länger drücken schickt die Kamera ins Standby. Die Taste auf der Oberseite ist für Aufnahme Start/Stopp bzw. der Auslöser für ein einzelnes Foto. Das Verhalten ist auf Wunsch so konfigurierbar, dass ein Druck auf den Auslöser die Kamera einschaltet und sofort die Aufnahme startet. Ein weiterer Tastendruck beendet dann die Aufzeichnung und schickt die Kamera wieder ins Standby. Kinderleicht also und zudem über die rot blinkenden LEDs gut rückgemeldet.
Wer möchte, kann zudem Sprachbefehle aktivieren oder die Kamera per App oder mit anderen (GoPro-)Fernbedienungen steuern. Das läuft in der Praxis alles völlig rund und lässt keine Fragen offen. Die ganze Usability vom Pairing der Smartphone-App bis zur Bedienung direkt an der Kamera oder per Smartphone ist bei GoPro vorbildlich. Dieses Niveau erreicht meiner Meinung nach bis jetzt kein anderer Hersteller.
Nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist die Webcam-Funktion, die wir bei vielen aktuellen Kameras (bei Actioncams ebenso wie auch bei "klassischen" Fotokameras) immer häufiger direkt als eingebaute USB Video Class und USB Audio Class sehen. Dann ist die Verwendung so einfach wie die einer normalen Webcam mit USB-Kabel: an den Rechner anschließen und fertig. Bei GoPro hält man bislang an einer extra Software für Windows und Mac fest, die man erst herunterladen und installieren muss. Sowas gibt heutzutage keine Punkte mehr, zumal bei der Lösung nicht einmal die Mikrofone der Kamera genutzt werden.
Quick Capture Die praktische Funktion "Quick Capture" gibt es schon seit vielen Generationen der Hero-Modelle. Ist dies im Menü eingeschaltet, reicht ein kurzer Druck auf die Aufnahmetaste, damit sich die Kamera einschaltet und die Videoaufnahme mit den zuletzt gewählten Einstellungen startet. Ein erneuter Druck beendet die Aufnahme und schaltet die Kamera aus. Sehr praktisch. So praktisch, dass auch nahezu die gesamte Konkurrenz das mittlerweile übernommen hat.
Bei der Hero10 hatte GoPro diese Funktion leider so verändert, dass ein langer Druck der Aufnahmetaste statt der normalen Videoaufnahme ein Zeitraffer-Video startete – und damit ist eine versehentliche Fehlbedienung quasi vorprogrammiert. Nicht wenige Segelvideos meiner Segelkinder scheiterten daran, dass diese die Aufnahmetaste zu lange gedrückt hatten und somit ungewollt mit einem unbrauchbaren Zeitraffervideo vom Wasser kamen. Diese Verschlimmbesserung der Bedienung hat GoPro mit der Hero11 wieder zurückgenommen. Quick Capture startet jetzt immer ein normales Video mit den letzten Einstellungen.
Bildstabilisierung
In Sachen Bildstabilisierung ist GoPro schon lange "Meister", dennoch verbessert sich diese mit jeder Kamerageneration wieder ein bisschen. In den vergangenen Jahren wurde dies vor allem durch eine von Generation zu Generation gesteigerte Videoauflösung des 4:3-Format-Sensors erreicht, der zunächst bei der Hero9 und dann bei der Hero10 zunehmend mehr "Bruttopixel" lieferte, aus denen dann die stabilisierten "Nettopixel" im fertigen Video wurden. Bei der Hero11 Black steht nun nochmals mehr Stabilisierungs-Bereich in vertikaler Richtung zur Verfügung, also in der Richtung, in der häufig sehr starke Kamerabewegungen und Erschütterungen stattfinden.
Dank des 8:7-Format-Bildsensors sind nun bis zu 5,3K-Videos mit automatischer 360-Grad-Horizontausrichtung möglich statt maximal 45 Grad bei der Hero10. Das funktioniert bei 4:3- und 16:9-Videos. Hierzu muss immer auch die Bildstabilisierung eingeschaltet sein, die sich ihrerseits rundum einiges für Stabilisierung reserviert. Als Einstellung kann man "Aus", "Ein", "Boost" oder "AutoBoost" (neu bei der Hero11) wählen. "Ein" lässt noch möglichst viel vom Bildwinkel stehen, aber der Beschnitt ist schon sehr deutlich. "Boost" bietet eine noch wirksame Stabilisierung und schränkt den Bildwinkel noch weiter ein. Das heißt wiederum auch, dass noch weniger Pixel effektiv im Video landen, dafür hat man aber auch jederzeit spektakulär gut stabilisierte Videos. "AutoBoost" arbeitet dynamisch zwischen den beiden Werten, d. h. die Bildstabilisierung zoomt bei starken Kamerabewegungen auf den engeren Bildausschnitt von "Boost" und belässt es bei moderaten Kamerabewegungen bei dem etwas größeren Bildwinkel der Stufe "Ein".
Welche Stabilisierung man nehmen sollte, hängt vom der individuellen Aufnahmesituation ab. Die 360-Grad-Stabilisierung gibt es dank des 8:7-Format-Sensors nun sozusagen fast "gratis", d. h. die kostet nicht automatisch Bildqualität. Nur die gewählte Stärke der Stabilisierung schränkt durch die Größe des Bildwinkels und durch die damit genutzte mehr oder weniger kleine Fläche des Sensors die Bildqualität ein. Wer also möglichst viele Pixel des Sensors bildwirksam in seinem Video wiederfinden will, sollte nur soviel Stabilisierung einschalten wie nötig. Also besser "Ein" verwenden als "Boost". "AutoBoost" kann in vielen Situationen ein guter Kompromiss sein, weil dann nur bei Bedarf der Bildausschnitt (und damit die Videoqualität) verringert wird. Für unsere Segelvideos war "AutoBoost" allerdings ungünstig. Immer dann, wenn gerade richtig Action war, also besonders viel Bewegung im Boot, dann reduzierte sich der Bildausschnitt – mit dem Ergebnis, dass dann der gerade stehende oder seine Position wechselnde Segler nicht mehr ganz im Bild war. In vielen anderen Aufnahmesituationen mag AutoBoost aber eine sehr praktikable Einstellung sein.
Im Endergebnis ist die Stabilisierung, die die GoPro Hero11 abliefert, spektakulär gut. Die Kamera kann quasi montiert werden wo man will und wackeln, was das Zeug hält – am Ende kommt dennoch immer ein stabiles Video heraus. Der Bildausschnitt wandert dabei extrem, das sieht man sehr gut bei der auf der Jolle montierten Kamera. Da zeigt das Bild mal mehr links, mal mehr rechts, mehr oben oder unten. Und natürlich mit geradem Horizont. Das Video sieht sieht aus, als wäre die Kamera in einem Gimbal montiert gewesen.