Rechts daneben erscheinen gut sichtbar und farbig unterlegt Warnmeldungen und Hinweise, die auch als Sprachansage auf Englisch ausgegeben werden. Im rechten oberen Bereich sind die Akkustands-Anzeige der Fernsteuerung in %, allerdings so haarfein, dass man das draußen nicht lesen kann und daneben die Empfangsstärke zwischen Fernbedienung und Drohne als Balkenanzeigen zu sehen. Daneben befindet sich die Anzeige der empfangenen GPS-Satelliten, wiederum sehr klein, aber das Symbol selbst wechselt die Farbe von rot bis grün und ist gut sichtbar. Noch weiter rechts befindet sich die Akkustands- und Restflugdauer-Anzeige für die Drohne. Sekundengenau wird dort angezeigt, wie lange sie noch in der Luft bleiben kann. Auch eine Prozentanzeige ist vorhanden, hier auch ausreichend groß, sowie eine Balkenanzeige mit einer Markierung, wann die Drohne automatisch nach Hause kommt. Ganz oben rechts ist dann noch eine Anzeige für die Kollisionsverhütung, die man dort auch ausschalten könnte.
Rechts am Rand ist dann alles für die Kamera, also Foto/Video-Umschaltung, diverse Einstellmöglichkeiten und die Aufnahme-Modi wie Track (Verfolgung), verschiedene automatische Quick-Shot-Flugprogramme, Porträt, Hyperlapse usw. Unten rechts werden die diversen Foto- bzw. Videoparameter angezeigt und können hier auch sehr umfassend beeinflusst werden. Weißabgleich, Belichtungszeit, ISO-Wert, Belichtungskorrektur... da gibt es eigentlich nichts, was nicht bei Bedarf auch manuell beeinflusst werden kann.
Wir werfen noch einen Blick in die erweiterten Einstellungen. Diese sind überaus umfangreich und alles zu beschreiben würde diesen Test bei weitem sprengen. Auch die deutschsprachige Bedienungsanleitung, die wir als PDF im Internet fanden, ist dabei nur begrenzt hilfreich. Dort heißt der Sport-Modus übrigens, wie üblich, Sport-Modus und nicht Ludicrous, wie in der App. Laut Bedienungsanleitung ist in diesem allerdings die Fluggeschwindigkeit max. 13 m/s, während unsere Ludicrous-Warnmeldung ja von "mehr als 15 m/s" sprach. Auch die Bedienungsanleitung ist nicht besonders gut übersetzt und enthält sogar eklatante Fehler, was man manchmal nicht auf Anhieb merkt. So ist z. B. der Portrait-Modus mit Hochformat-Modus übersetzt. Das ist er aber nicht, sondern es handelt sich dabei eigentlich um einen Personen-Verfolgungs-Modus (der allerdings im Test nicht halb so gut funktionierte wie bei der DJI Mini 3 Pro). Angesichts solcher Übersetzungsfehler raten wir dringend zur englischen Anleitung.
Vor dem Start nervt uns die Autel Nano+ mit sehr häufigen Textmeldungen und einer Ansage in gebrochenem Englisch "Gimbal ist self checking. Please take off later." Nachdem diese Warnhinweise endlich verstummt sind können wir abheben. Dabei fällt auf, dass wir mit keinerlei Flugverbotszonen-Warnungen behelligt werden. Dieses Feature scheint es offenbar in in Deutschland oder generell nicht zu geben. Nach dem Abheben – zunächst im Büro – meldet sich sehr vertrauenserweckend die Kollisionsverhütung. Die Drohne hebt auf 1,2 Meter Höhe ab und bewegt sich dann weder vor noch zurück, weil im Büro überall Hindernisse erkannt werden. Das ist draußen natürlich nicht der Fall, wir sehen hierdurch aber, das das Kollisionsverhütungssystem offenbar einwandfrei funktioniert. Vor unseren Testaufbau können wir nur fliegen, indem wir das Kollisionsverhütungssystem vorübergehend ausschalten.
Beim Fliegen draußen fällt auf, dass die Autel Nano+ auch im Standard-Modus sehr sportlich zur Sache geht. Für vernünftige Videofilme sollte man definitiv in den Smooth-Modus schalten. Das Live-Bild ist exzellent, gestochen scharf und bis zu einer Entfernung von knapp 800 Metern haben wir eine ganz stabile Videobild-Übertragung. Weiter sind wir nicht geflogen, immerhin soll man ja "auf Sicht" fliegen. Unterdessen stürzte übrigens einmal die App ab und reagierte nicht mehr. Das mag dem einen oder anderen Drohnen-Neuling Schweißperlen auf die Stirn treiben, muss es aber nicht. Immerhin haben Drohnen ja eine automatische Return-to-Home-Funktion, d. h. sie kehren bei Bedarf automatisch zum Startpunkt zurück. Da wir sowas natürlich sowieso testen, hätten wir ohnehin mal den Stecker vom Smarthone abgezogen. Das brauchen wir nun nicht. Stattdessen kurz die App "abgeschossen" und neu gestartet und nach wenigen Sekunden stand die Verbindung wieder und die Drohne hatte längst die Rückkehr eingeleitet und war schon auf dem halben Weg zurück. Da deren Akku noch gut gefüllt war, konnte das Rückkehren abgebrochen und der Test fortgesetzt werden. Es blieb übrigens bei diesem einen einzigen Absturz (der App selbstverständlich, nicht der Drohne!) während des Tests und insgesamt können wir sagen, dass das gesamte Benutzererlebnis relativ gut ist. Die Flugeigenschaften der Autel Nano+ sind gut und unauffällig. Beim Zurück-nach-Hause-kommen landete die Drohne einigermaßen präzise dort, wo sie gestartet war. Die Video- und Foto-Qualität im Flug ist gut, die schauen wir uns vor unserem Testaufbau aber noch genauer an.
Smartphone-App erreicht nicht die Qualität der Hardware
Es sind neben der nicht-optimalen Englisch-Übersetzung hauptsächlich Unstimmigkeiten in der Bedienung, die nerven. So lässt sich mit einem Fingerwisch nach oben der Bildschirm freiräumen von den meisten Anzeigen. Übrig bleibt dann nur das Sucherbild und unten rechts die fotorelevanten Anzeigen wie Belichtungszeit, ISO-Wert usw. Eine solche Funktion hört sich erstmal gut an, ich bin aber nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee ist, alle flugrelevanten Informationen auszublenden. Uns geht diese Wischgeste "zu leicht", denn sie kann auch sehr leicht versehentlich ausgeführt werden. Und wenn man dann nicht weiß, was man gemacht hat und dass man die Anzeige durch Streichen von oben nach unten wieder einblenden kann, steht man erstmal ziemlich dumm da und sieht beispielsweise nicht, wie lange der Akku noch reicht oder wie hoch die Drohne gerade fliegt. Nicht ganz zu Ende gedacht ist auch, dass diese Wischgeste mit dem manuellen Fokussieren kollidiert. Das manuelle Scharfstellen (was man in der Praxis nicht oft brauchen wird) wird nämlich ebenfalls mit einer Wischgeste hoch und runter gesteuert und dabei passiert es eher, dass man die Anzeigen ausblendet, als dass die Kamera manuell scharfstellt.
Sehr ungünstig finden wir, dass auf dem Smartphone immer nur der Videobild-Ausschnitt angezeigt wird. Schaltet man auf Foto um und hat bei Fotos ein 4:3-Seitenverhältnis eingestellt, um die gesamte Sensorfläche auszunutzen, dann wird einem dieses gesamte Bild nicht angezeigt, sondern nur ein 16:9-Ausschnitt. Und dieser Ausschnitt ändert sich zudem noch einmal etwas, wenn man die Videoaufzeichnung startet. Im Grunde kann man sagen: Welchen Bildausschnitt man am Ende wirklich auf der Speicherkarte hat, weiß man eigentlich nie so genau. Bei Fotos wird immer deutlich mehr aufgenommen als das Vorschaubild zeigt. Nicht nur nach oben und unten übrigens, sondern auch links und rechts ist in Fotos etwas mehr drauf, als das Vorschaubild suggeriert. DNGs, also Rohdaten-Fotos, macht die Autel Nano+ nur theoretisch. 50-Megapixel-DNGs kriegt man da jedenfalls nicht raus. Einzelfotos werden nur in JPEG gespeichert. Lediglich Zeitraffer-Fotos und dergleichen, also Fotos in niedriger Auflösung, bei denen die Weiterverarbeitung von Rohdaten selten Sinn macht, können als DNG gespeichert werden. Schade eigentlich.
Manuell scharstellen mussten wir übrigens vor unserem Testchart und bei dem Versuch, scharfe, gut vergleichbare Testaufnahmen sowohl als Foto als auch als Video zu erstellen, stellte sich heraus, dass diverse andere Funktionen, wie z. B. das Digitalzoom auch nur im Flug funktioniert und nicht in Ruheposition. Ein Versuch, der Autel Nano+ noch auf dem Boden hochauflösende Videos zu entlocken, scheiterten ebenso. Ohne, dass man darüber informiert wird, sind die Videos, die man macht, solange die Drohne nicht abgehoben ist, nur unscharfe 720p-Videos. Als Benutzer hat man so keine Chance, die Kamerafunktionen in aller Ruhe zuhause auszuprobieren, sondern man muss zwangsläufig fliegen, um die Kamera vollständig bedienen zu können.
Genervt hat uns auch, dass die Bildnummerierung immer wieder bei Null anfängt, nachdem man alle Bilder von der Speicherkarte auf den PC übertragen und auf der Speicherkarte gelöscht hat. Wenn man also an einem Tag zwischenzeitlich die Speicherkarte leert oder eine andere einsetzt, bekommt man zwangläufig doppelte Bildnummern. Es sind halt insgesamt die Kleinigkeiten, die nerven, oder Funktionen, die sich besser anhören als sie sind. Z. B. kann man einstellen, dass während einer laufenden Videoaufzeichnung beispielsweise alle 5, 10 oder 15 Sekunden ein Foto geschossen wird. Hört sich traumhaft an! Eine solche Funktion wollte ich immer schon haben: Hochauflösende 50-Megapixel-Fotos parallel zu den 4K-Videos nach Hause bringen! Aber weit gefehlt. Die Intervallaufnahmen, die da gespeichert werden, haben die gleiche Auflösung wie das Video, sind also praktisch sinnfrei, denn da kann man stattdessen lieber gleich später im passenden Moment ein Standbild im Videobetrachtungsprogramm speichern.
Die Vergleichsaufnahmen vor unserem Testchart, so mühsam sie auch zu erstellen waren, können dann aber doch überzeugen. Kurz gesagt: Die Qualität der 4K-Videos und der 50-Megapixel-Fotos reicht fast an die Qualität der DJI Mini Pro 3 heran, die für eine Mini-Drohne eine exzellente Qualität abliefert. Die drittletzte Zeile im Augenoptiker-Testchart lässt sich noch entziffern. Einzelne Haare der Barbie-Puppen lassen sich ausmachen. Insgesamt wirken die 50-Megapixel-Fotos etwas "weich", was gut und schlecht zugleich ist. Einerseits würde man sich sicherlich noch einen Tick mehr Auflösung wünschen, andererseits erzeugt die Kamera diese auch nicht künstlich über eine zu starke Scharfzeichnung. Die 4K-Videos sehen hingegen schon deutlich knuspriger aus. Da geht die Scharfzeichnung schon sichtbar zur Sache, das Ergebnis sieht aber sehr gut aus. Zum Rand hin kann man einige unregelmäßige Verzerrungen bemerken. Da versucht die Elektronik anscheinend, einiges auszubügeln, was aber zu neuen "optischen" Fehlern führt. Auch Elemente in den Ecken werden teilweise merkwürdig verzerrt. Betroffen davon sind nur Bildbereiche außerhalb des 16:9-Videobereichs und den meisten Betrachtern wird das nie auffallen.
Auch wenn man DNGs nur bei Intervallaufnahmen bekommt, haben wir uns diese DNGs einmal angeschaut. Sie bringen eigentlich keinen Vorteil. Was gut ist, denn das heißt, dass das interne Bildprocessing, dass die JPEGs erzeugt, tadellos arbeitet. Die DNGs geben aber durchaus ein wenig Aufschluss über die die Kamera. So zeigen die DNGs deutliche Vignetierung, d. h. am Rand sind die Bilder sichtbar dunkler als in der Mitte. In den JPEGs wir das ausgeglichen (Mitte etwas dunkler, Rand heller). Solche Manipulationen sind in Ordnung. Darüber hinaus erfolgt noch eine wirksame, sinnvoll starke Scharfzeichnung, die den Bildern sehr gut tun.
Zwei Dinge sollte man allerdings beherzigen: Viel Licht und kein Zoom! Aussagen, dass ein "großer" 1/1,3-Zoll-Sensor nicht viel Licht benötigt für gute Videos, sollte man nicht trauen. Bei abnehmendem Licht enthalten die Videos weniger Details und mehr Rauschen. Die Fotos stecken das besser weg, verlieren durch die Rauschunterdrückung aber ebenfalls an Details. Und das Digitalzoom – 2-fach und sogar 4-fach – sollte man bestenfalls nutzen, um in der Vorschau auf dem Smartphone-Display etwas besser erkennen zu können. Die Videos und Fotos, die man mit eingeschaltetem Zoom macht, sind so drastisch schlechter, dass sie nicht mehr sehr ansehnlich sind. Anders gesagt: Für vernünftige Fotos und 4K-Videos muss der Sensor auch voll genutzt werden und nicht nur ein kleiner Teil davon, was das Digitalzoom ja macht.
Preis
Eine Preisangabe für die Autel Evo Nano+ zu machen, ist gar nicht so leicht. Offiziell kostet die Drohne mit nur einem Akku und ohne Tasche 949 US-Dollar im Online-Shop von Autel. Als Premium-Bundle mit drei Akkus, Ladeschiene und Netzgerät sind es 1.099 US-Dollar. Das ist, ehrlich gesagt, ganz schön teuer. Schaut man sich auf Idealo.de die Preise und die Preisentwicklung an, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Zum Zeitpunkt dieses Tests bekommt man das Premium-Bundle eigentlich überall unter 800 Euro. Das Standard-Bundle für rund 740 Euro ist da völlig unattraktiv. Bei Amazon gibt es noch ein spezielles, auch Premium-Bundle genanntes Paket inklusive Speicherkarte für derzeit 855 Euro. Da ist dann aber der Aufpreis für die Speicherkarte viel zu hoch. Wer günstig kaufen möchte, sollte sich nicht auf eine bestimmte Farbe festlegen und unbedingt darauf achten, dass man nicht versehentlich die Autel Evo Nano "ohne plus" bzw. "+" kauft, also die Version mit der einfachen Kamera.
Wir haben in diesem Test die Autel Evo Nano+ oft mit der der DJI Mini 3 Pro verglichen (auch hier Achtung: die Pro mit Kollisionsverhütung, nicht die günstigere Mini 3 ohne Kollisionsverhütung). Das muss auch beim Preis erlaubt sein. Bei DJI kostet die Mini 3 Pro derzeit 839 Euro in einer vergleichbaren Ausstattung wie die Autel Evo Nano+ im Standard-Bundle. Mit "vergleichbar" meinen wir: mit nur einem Akku und mit der einfachen Fernsteuerung (bei DJI gibt es alternativ gegen Aufpreis auch eine Fernsteuerung mit direkt eingebautem Display). Im Handel bekommt man dasselbe Set fast überall mittlerweile für 799 Euro. Das sind dann nur 60 Euro mehr als bei Autel und da fällt die Entscheidung dann leicht – zugunsten von DJI. Die wesentlich bessere App und die noch bessere Kameraleistung geben dann den Ausschlag. Etwas anders sieht die Sache aus, wenn man mehr Akkus haben möchte – und wer möchte das nicht? Das Fly-More-Set unter anderem mit zwei weiteren Akkus, Multi-Ladeschale und Tasche kostet bei DJI 189 Euro Aufpreis und ist auch im Handel nicht wesentlich günstiger zu haben. Damit ist man dann bei DJI bei rund 990 Euro versus 800 Euro für das Premium-Bundle der Autel Evo Nano+. Da passt der preisliche Abstand dann schon eher und man hat in der Tat die Qual der Wahl. Fairerweise würden wir aber auch hier sagen: die 190 Euro Aufpreis ist das Paket von DJI wert. Wer auf die Kollisionsverhütung verzichten will, bekommt zudem mit der DJI Mini 3 "ohne Pro" neuerdings für 770 Euro ein ähnlich leistungsfähige fliegende Kamera als komplette Fly-More-Combo (inkl. 3 Akkus und Tasche).
Fazit
Die kleine, leichte 245-Gramm-Drohne Autel Evo Nano+ überzeugt im Test mit guten Flugeigenschaften und leistungsfähiger Kamera. Auch an der Fernsteuerung gibt es nichts zu meckern. Zum ganzen System gehört aber auch die Smartphone-App, ohne die fliegt die Drohne nicht. Und bei der App erreicht Autel leider längst nicht die Qualität, die Marktführer DJI bietet. Das fängt bei der teilweise schlampigen englischen Übersetzung an (Deutsch wird nicht einmal angeboten) und hört bei der nicht ganz ausgegorenen Bedienung nicht auf. Manche Funktionen sind auf den ersten Blick scheinbar vorhanden (z. B. DNG-Rohdaten oder Fotos während der Videoaufzeichnung), entpuppen sich dann aber doch nicht als das, was man erwartet. Insgesamt ist die Autel Evo Nano+ also kein schlechtes Produkt, aber doch eines mit erheblichem Verbesserungspotential. Dafür dürfte der Preis dann eigentlich noch etwas günstiger sein als er ist.
Vorteile
- Sehr gute Kamera.
- Gute Flugeigenschaften.
- Ergonomische, griffige Fernsteuerung.
Nachteile
- Smartphone-App qualitativ weit unter dem Niveau der Hardware.
- Gravierende Übersetzungsfehler bei App und PDF-Handbuch.
- App nicht auf Deutsch.