360-Grad-Kamera für Foto und Video Ricoh bleibt beim Thema 360-Grad-Kamera am Ball und verpasst seiner "Theta" genannten Kamera bislang jährlich ein Update. Während im letzten Jahr die Videofunktion in das Gehäuse der Ur-Theta gebaut wurde, ohne dass es dafür überhaupt die nötigen Bedienelemente und Anzeigen gab, hat Ricoh dem neuen Modell Theta S ein komplett neues Gehäuse mit allen nötigen Details spendiert. Und auch die Technik hat zugelegt: Dank Live-View auf verbundene Smartphone macht es noch viel mehr Spaß, vollsphärische Foto- und Videoaufnahmen damit zu schießen. Die zugehörigen Apps konnten zum Zeitpunkt dieses Tests allerdings mit der Entwicklung der Kamera noch nicht Schritt halten.

Die ursprüngliche Ricoh Theta kam 2013 als die weltweit erste in Serienproduktion gefertigte Vollsphären-Panoramakamera auf den Markt, damals noch eine reine Fotokamera. Das 2015er-Upgrade mit dem Namen Theta m15 brachte dann zusätzlich eine Videofunktion. Diese wurde allerdings einfach ins bestehende Gehäuse des Vorgängermodells eingebaut, ohne dass dieses überhaupt die dazu nötigen Bedienelemente und Anzeigen hatte, sodass die Bedienung zumindest direkt an der Kamera doch etwas eingeschränkt war (über die App ergab sich das Problem natürlich nicht). Dem 2016er-Theta-Modell mit dem Namenszusatz "S" hat Ricoh aber ein komplett neues Gehäuse spendiert und auch sonst offenbar die richtigen Schwerpunkte gesetzt. Statt "Innovation durch Farbvielfalt" (die Ricoh Theta S gibt es im Gegensatz zum in zahlreichen Farben erhältlichen Vorgänger ausschließlich in Schwarz) gibt es jetzt eine gute Ergonomie und wichtige technische Features.

  • Bild Die Ricoh Theta S besitzt jetzt ein edles, schwarzes Gehäuse und unauffällig integrierte LEDs, die den Betriebsmodus (Foto oder Video) anzeigen. [Foto: Ricoh]

    Die Ricoh Theta S besitzt jetzt ein edles, schwarzes Gehäuse und unauffällig integrierte LEDs, die den Betriebsmodus (Foto oder Video) anzeigen. [Foto: Ricoh]

  • Bild Die Ricoh Theta S besitzt auf beiden Seiten ein Panoramaobjektiv, innen dahinter je ein Prisma und seitlich die Bildsensoren. Die große Taste an der Front ist der Auslöser (alternativ zur App). Seitlich gibt es nun einen Modus-Schalter (Foto/Video). [Foto: Ricoh]

    Die Ricoh Theta S besitzt auf beiden Seiten ein Panoramaobjektiv, innen dahinter je ein Prisma und seitlich die Bildsensoren. Die große Taste an der Front ist der Auslöser (alternativ zur App). Seitlich gibt es nun einen Modus-Schalter (Foto/Video). [Foto: Ricoh]

Ausstattung und Bedienung

Von den technischen Eckwerten her hat die Theta S deutlich zugelegt. Die Panorama-Fotos haben nun immerhin 14,4 Megapixel Bildgröße, statt vormals 6,4 Megaxpixel (was für sphärische Panorama-Fotos wirklich sehr wenig ist). Und die Videos haben zwar keine höhere Auflösung, aber statt ruckeligen 15 Bildern/s nun flüssige 30 Bilder/s und die Aufzeichnungsdauer ist nicht mehr auf 3 Minuten beschränkt, sondern mit 25 Minuten nun mehr als ausreichend. Der interne Flash-Speicher wurde an den erhöhten Speicherbedarf angepasst und von 4 auf 8 GByte erweitert – nicht allzu üppig, aber in der Praxis ausreichend. Insgesamt lassen sich so 40 Minuten Video speichern und etliche hundert Fotos.

Für gute Ergonmie sorgen eigene Tasten für alle wichtigen Funktionen, kombiniert jeweils mit entsprechenden LEDs, die direkt an der Kamera signalisieren, was gerade los ist. Die Bedienung ist schnell erklärt, denn es gibt überhaupt nur vier Tasten. Drei von ihnen sind klein und seitlich angeordnet. Die obere ist der Ein-/Aus-Taster mit eingebauter Leuchtdiode. Darunter sitzt die Taste zum Ein- und Ausschalten des WLAN: Wenn du die Theta S nicht fernbedienen willst, kannst du durch Abschalten des WiFi-Hotspots Akku sparen. Gleichzeitig ist das dann natürlich sozusagen der Flug-Modus, falls du die Kamera mal irgendwo benutzen willst, wo kein WLAN erlaubt ist. Der unterste Knopf ist Umschalter zwischen Foto- und Videomodus. Die Rückmeldung zur WiFi- und  Foto/Video-Taste findest du übrigens nicht in der Taste selber, sondern mit deutlich größeren Leuchtdioden direkt in der Fläche der Kamera. Dort sitzt auch der Auslöser, mit dem du das Foto aufnimmst oder die Videoaufnahme startest und stoppst.

  • Bild Da der Akku fest verbaut ist, fällt der Lieferumfang der Ricoh Theta S recht übersichtlich aus. Mehr als dies brauchst du aber nicht: Tasche, Kamera, USB-Kabel. [Foto: Ricoh]

    Da der Akku fest verbaut ist, fällt der Lieferumfang der Ricoh Theta S recht übersichtlich aus. Mehr als dies brauchst du aber nicht: Tasche, Kamera, USB-Kabel. [Foto: Ricoh]

  • Bild Die mit der Ricoh Theta S mitgelieferte Neopren-Tasche (links) solltest du unbedingt benutzen, um die weit vorstehenden Fisheye-Linsen der beiden Objektive beim Transport nicht zu beschädigen. [Foto: Ricoh]

    Die mit der Ricoh Theta S mitgelieferte Neopren-Tasche (links) solltest du unbedingt benutzen, um die weit vorstehenden Fisheye-Linsen der beiden Objektive beim Transport nicht zu beschädigen. [Foto: Ricoh]

Da die Theta S sowieso immer alles aufnimmt, was sich rundum vor ihren beiden Linsen befindet, ist eine Anbindung per Live-View an die Smartphone-App im Grunde nicht ganz so lebensnotwendig. Trotzdem war es bei den Vorgängermodellen irgendwie merkwürdig, Aufnahmen komplett "blind" machen zu müssen und das Ergebnis erst im Nachinein zu sehen. Das ist man bei Digitalkameras halt so nicht gewohnt. Dank schnellerem WLAN/WiFi kann die Theta S nun auch ein Live-View-Signal in reduzierter Auflösung aufs Smartphone streamen und bei Bedarf auch über einen eingebauten HDMI-Anschluss ausgeben.

Die Verbindung zur Kamera erfolgt immer manuell in den Einstellungen des Smartphones, NFC hat die Theta nicht. Ist die Verbindung hergestellt kannst du in die App wechseln. Für die Theta S muss es auch die gleichnamige App "Theta S" sein. Die App für die älteren Modelle heißt "Theta" und eine separate Filter-App gibt es unter dem Namen "Theta+". Wir beschränken uns hier aber auf die App zur Bedienung. Die Fernsteuerung geht damit sehr einfach, das niedrig aufgelöste Live-View-Bild ist flüssig und praktisch ohne Verzögerung. Du kannst natürlich alle nötigen Einstellungen der Kamera an der App vornehmen, viel ist ohnehin nicht einzustellen. Auslösen kannst du dann direkt am Gerät oder zweckmäßigerweise mit der App. Letzteres macht natürllich vor allem dann Sinn, wenn du die Kamera nicht in der Hand halten musst. Stellst du sie z. B. auf einen Tisch oder ein Stativ, ist dein eigener Arm nicht so dominant im Bild. 

  • Bild Auf der Unterseite der Ricoh Theta S liegen die beiden Anschlüsse (Micro-USB und Micro-HDMI) sowie das Stativgewinde. [Foto: Ricoh]

    Auf der Unterseite der Ricoh Theta S liegen die beiden Anschlüsse (Micro-USB und Micro-HDMI) sowie das Stativgewinde. [Foto: Ricoh]

Smartphone-App

Die geschossenen Fotos und Videos landen immer zunächst im internen Speicher der Kamera und können dort per App angeschaut oder auf das Smartphone/Tablet herüberkopiert werden (sehr sinnvoll, sofern auf dem Smartdevice genug Speicherplatz vorhanden ist). Dabei kannst du wählen, ob die Fotos kopiert oder verschoben werden sollen. Trotz schnellerem WiFi erfordert das Übertragen der Videos zum Anschauen auf das Smartphone einige Geduld. Entsprechende Warnungen gibt die App dann aus: Ein 1 GByte großes Videos braucht beispielsweise 22 Minuten für die Übertragung. Anders bei Fotos, dort geht es blitzschnell. Ein Grund für die langsame Übertragung der Videos wird sein, dass das Video beim Übertragen aufs Smartphone konvertiert wird. Im Speicher der Kamera liegt es als FullHD-Video vor (1920x1080p30), von dem effektiv aber nur ein Bereich von 1920 x 960 Pixeln in Form von zwei kreisrunden Bildern genutzt wird, außen herum ist es schwarz (also so wie die beiden Kameras das Bild sehen). Ohne spezielle Player-Software oder Konvertierung kannst du damit wenig anfangen. Auf dem Weg von der Theta-Kamera ins Smartphone wird das Video so konvertiert, dass ein fertig zusammengefügtes, aufgefaltetes Video ohne schwarze Flächen entsteht. Bei Fotos ist dies jederzeit der Fall, dort wird bereits das Foto in der Kamera in dieser Form gespeichert.

Beim Betrachten der Fotos kannst du dann wählen, ob du sie "normal" anschaust, d. h. du verschiebst den Bildschirmausschnitt mit dem Finger auf dem Touch-Bildschirm, oder ob du das Foto in VR-Ansicht anschauen willst. Dann bewegst du dich in der Szene, indem du das Smart Device schwenkst oder nach oben und unten neigst, interaktiv siehst du dabei immer automatisch den passenden Ausschnitt. Mit einem iOS-Device hast du sogar die Wahl zwischen "Einäugigem" und "Zweiäugigem" VR-Modus. Auf Android gibt es nur den zweiäugigen Modus. Da wird dann der Bildschirm unterteilt, do dass du das mit einer VR-Brille oder einem Google-Cardboard-Smartphone-Aufsatz verwenden und dann wirklich in die Szene abtauchen kannst. Das geht bei Video leider nicht, dort hast du nur den normalen Wiedergabemodus.

  • Bild Die Ricoh Theta S App, hier die iOS-Version, zeigt eine Übersicht aller Fotos und Videos an, die auf dem Gerät betrachtet werden können. [Foto: MediaNord]

    Die Ricoh Theta S App, hier die iOS-Version, zeigt eine Übersicht aller Fotos und Videos an, die auf dem Gerät betrachtet werden können. [Foto: MediaNord]

Und wenn du die Bilder über die Smartphone-App auf Facebook, Twitter oder Tumblr teilst, dann läuft das aus der App heraus ausschließlich über die Website Theta360.com als Transportmedium. Du lädst deine Panorama-Fotos also gar nicht bei Facebook oder Twitter hoch, sondern nur auf die Ricoh-Website Theta360.com. Auf Facebook beispielsweise wird dann lediglich ein Link zu Theta360.com gepostet. Dorthin verzweigt der Betrachter und kann das Panoramafoto dann interaktiv ausschnittsweise betrachten. Sofern sein Device mit dem Viewer kompatibel ist – auf einem Windows Phone erscheint anstelle des Fotos nur eine schwarze Fläche. Videos lassen sich über die Smartphone-Apps gar nicht teilen, weder in voller noch in reduzierter Auflösung. Zwar landen die Videos in voller Qualität auf dem Smartphone, aber von dort aus geht es zumindest mit den Theta-Apps nicht weiter, d. h. eine direkte Möglichkeit ein 360-Grad-Video aus der Theta-S-App irgendwo zu veröffentlichen, gibt es derzeit nicht. Dabei beherrschen sowohl YouTube als auch Facebook mittlerweile sphärische 360-Grad-Videos und stellen diese in einem eigenen interaktiven Viever dar. Wie das Veröffentlichen von Panorama-Videos dort geht, zeigen wir demnächst in Workshop-Beiträgen auf digitalEyes.de.

Einen interessanten Unterschied gibt es übrigens derzeit bei den Apps für Android und iOS: Während unter iOS das fertig konvertierte Video auf das iPhone oder iPad übertragen wird (und somit zumindest theoretisch irgendwohin weiterverteilt werden könnte), wird auf das Android-Gerät das Roh-Video mit den beiden kreisrunden Darstellungen übertragen.

  • Bild Die iOS-Version der Ricoh Theta S App erlaubt die normale Anzeige (der Bildausschnitt wird mit dem Finger gewählt) sowie eine ein- und zweiäugige VR-Darstellung (Android: nur zweiäugig), bei der du den Bildausschnitt durch Schwenken des Gerätes wählst. [Foto: MediaNord]

    Die iOS-Version der Ricoh Theta S App erlaubt die normale Anzeige (der Bildausschnitt wird mit dem Finger gewählt) sowie eine ein- und zweiäugige VR-Darstellung (Android: nur zweiäugig), bei der du den Bildausschnitt durch Schwenken des Gerätes wählst. [Foto: MediaNord]

  • Bild Bei Videos gibt es die VR-Darstellung leider nicht. Dort kannst du alternativ zur breiten Darstellung zwei schmale Fenster nebeneinander anzeigen, sodass du bei der Wiedergabe die gesamten 360 Grad auf einmal im Blick hast. [Foto: MediaNord]

    Bei Videos gibt es die VR-Darstellung leider nicht. Dort kannst du alternativ zur breiten Darstellung zwei schmale Fenster nebeneinander anzeigen, sodass du bei der Wiedergabe die gesamten 360 Grad auf einmal im Blick hast. [Foto: MediaNord]

  • Bild Ricoh Theta S App für iOS: Die Split-Screen-Darstellung "2 Bildschirme" ist wirklich praktisch. Gerade auch um eine Aufnahme zu überprüfen. [Foto: MediaNord]

    Ricoh Theta S App für iOS: Die Split-Screen-Darstellung "2 Bildschirme" ist wirklich praktisch. Gerade auch um eine Aufnahme zu überprüfen. [Foto: MediaNord]

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