Seite 2 von 2Zur Seite 1 wechseln

Bedienung per App

Suchst du im Apple App-Store oder im Google Play-Store nach Apps von Easypix oder GoXtreme, wirst du nicht fündig. Folgst du den Links auf der Easypix-Website landest du auf Apps namens "GoAction". Im App-Store für iOS ist sie von einer Firma oder einem Entwickler namens Yanin Wang. Unter Android heißt der Herausgeber "WeTopU Techonology" [sic]. Eine Zuordnung zu bestimmten Kameras ist aus der Beschreibung der App nicht ersichtlich. Offenbar funktioniert sie für diverse Kameras, die unter verschiedenen Bezeichnungen vertrieben werden.

Unter iOS hatte ich mit der Verbindung zur Kamera zunächst keinen Erfolg. Zwar lies sich die Kamera per WLAN mit dem Default-Passwort "1234567890" problemlos verbinden. Aber die App (auf einem iPhone 5 Plus) brach die Verbindungsversuche nach einer "Connecting Camera"-Meldung stets mit einem Fehler ab. Ohne erkennbaren Grund funktionierte dasselbe am nächsten Tag problemlos. Mit Android (Samsung Galaxy S7) klappte alles sofort auf Anhieb. Zur App gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Sie ist irgendwie wie alle Fernbedienungs- und Einstellungs-Apps für Actioncams. Das Live-Bild kommt etwas verzögert (unter einer Sekunde), das ist normal. Das Vorschau-Bild ist scharf aber auch klein, denn hat die App keinen Querformat-Modus, sodass das 16:9-Vorschau-Live-Bild nur einen wirklich kleinen Teil des Hochformat-Screens einnimmt. Zur Entschuldigung muss ich sagen, dass bei anderen Herstellern bzw. Apps im Querformat das Bild einfach nur nochskaliert wird und dann sehr unansehnlich ist. Eine Livebild-Vorschau in FullHD ist mit derzeitiger Technik einfach nicht realistisch. Insofern sehe ich die nicht vorhandene Landscape-Anzeige der App nicht wirklich als Nachteil an.

Aber Achtung: Über die App kannst du Einstellungen an der Kamera vornehmen, die du dann über die Kamera selbst evtl. nicht mehr zurückstellen kannst, weil die Kamera die Option eigentlich gar nicht anbietet. Ich hatte in der App die Möglichkeit zur Loop-Aufnahme gefunden und aus Spaß mal aktiviert mit der Einstellung "1 Minute" (d. h. nach jeweils einer Minute wird ein neues Video begonnen; bei voller Speicherkarte wird das älteste überschrieben). Dadurch machte die Kamera auch bei Bedienung an der Kamera nur noch Videos mit einer Minute Länge. An der Kamera selbst kann man das dann nicht wieder auf Normalbetrieb umstellen, das geht dann wieder nur über die App.

  • Bild Die blauen Status-LEDs der Easypix GoXtreme Black Hawk 4K sind auch bei hellem Umgebungslicht gut erkennbar. [Foto: MediaNord]

    Die blauen Status-LEDs der Easypix GoXtreme Black Hawk 4K sind auch bei hellem Umgebungslicht gut erkennbar. [Foto: MediaNord]

 

Foto und Video in der Praxis

Das alles Entscheidende für uns ist immer: Was kommt am Ende raus? Und wie kommt man da hin, das was raus kommt? Dass die Videoaufzeichnungsdauer auf 29 Minuten am Stück beschränkt ist, hatten wir eingangs erwähnt. Für eine Actioncam ist das ungewöhnlich. Ob das in der Praxis stört, hängt von der individuellen Anwendung ab. Ich persönlich lasse Actioncams, gerade weil sie so klein und unkompliziert sind, beispielsweise häufig auf Veranstaltungen quasi als Diktiergerät mit Bild mitlaufen. Da reichen 29 Minuten nicht und ich kann auch nicht dauernd zur Kamera laufen und die Aufnahme neu starten oder überhaupt permanent darauf achten, ob die Kamera läuft oder nicht. Für praktisch alle längeren dokumentarischen Anwendungen ist die Kamera aufgrund dieser Einschränkung nicht zu gebrauchen. Auch als Actioncam im klassischeren Sinne, finde ich die Einschränkung echt fies. Natürlich will sich niemand 30 Minuten lange Videos am Stück anschauen. Aber wenn ich eine Actioncam beispielsweise an schlecht (oder zeitlich begrenzt gar nicht) zugänglicher Stelle montiere und eine Fahrt (Autofahrt, Eisenbahnfahrt, Segelboot-Fahrt) filme, um mir später interessante Passagen herauszuschneiden, dann schaltet die GoXtreme Black Hawk 4K vielleicht gerade ab, wenn es spannend wird – und so ziemlich jede andere Actioncam auf der Welt weiterfilmen würde, bis der Akku leer ist. Aber ich will da nicht länger drauf herumhacken. Ob die 29-Minuten-Begrenzung für dich eine Rolle spielt oder nicht, kannst du selbst für dich entscheiden.

Ganz wichtig ist hingegen zweifelsfrei die Bildqualität. Denn immerhin rangiert die GoXtreme Black Hawk 4K von den technischen Daten her in der Top-Klasse und der Preis ist zwar günstig im Vergleich der bekannten Markenhersteller (vor allem, wenn man den großen Lieferumfang berücksichtigt), aber bei immerhin 200 Euro sollte ja auf jeden Fall eine vernüftige Qualität auf der Speicherkarte ankommen.

Beim Sichten der ersten Testaufnahmen fällt auf, dass sich die Kamera wenig um übliche Gepflogenheiten schert. Der Name der Speicherkarte selbst wird erstmal kurzerhand in "Black Hawk" umbenannt und die Fotos und Videos landen nicht wie üblich im Ordner "DCIM", sondern in einem Ordner "AMBA" (wahrscheinlich für Ambarella, dem in der Kamera verbauten Chip). Darin wiederum legt die Kamera für jeden Tag einen eigenen Ordner an. Die Bilder nach einer mehrtägigen Urlaubsreise händisch aus den diversen Verzeichnissen der Speicherkarte auf den heimischen PC zu übertragen, kann also ein mühsames Unterfangen werden. Viel schlimmer noch: In den einzelnen Ordnern sind die Fotos und Videos nur mit der Uhrzeit benannt nach dem Muster HHMMSS, gefolgt von 00 bei Fotos und AA bei Videos. Das ist fatal, denn wenn du die Dateien aus den Unterverzeichnissen in einen Ordner zusammenkopierst, bekommst du ein heilloses Durcheinander, wenn du die Fotos nach Dateinamen sortierst. Du musst also beim Übertragen auf den PC (oder Mac) für eine chronologische Dateiablage entweder die Original-Ordnerstruktur erhalten oder brauchst ein Hilfsprogramm, das die Fotos und Videos beim Übertragen neu benennt und organisiert (der Adobe Elements Organizer und andere Bildverwaltungsprogramme leisten sowas).

Fangen wir bei der Bildqualität diesmal mit den Fotos an. Die 16-Megapixel-Einstellung kannst du getrost vergessen. Verwende stattdessen die 12-Megapixel-Größe. Das ist ja das, was die Kamera mit ihrem 12-Megapixel-Sensor tatsächlich sieht. Die 16-Megapixel-Einstellung erzeugt nur unnötig größere Dateien, ohne dass darin mehr zu sehen ist. Hochinterpolieren bringt halt nichts, sieht nur im Datenblatt gut aus, aber nicht im Foto. Die 12-Megapixel-Fotos sind ganz OK. Sie haben selbst in der standardmäßig auf "mittel" gestellten Scharfzeichnung schon deutlich sichtbare "Heiligenscheine" an Kontrastkanten. Dafür, dass die Scharfzeichnung also recht sportlich zur Sache geht, wirkt das Bildergebnis insgesamt recht flau und hat zudem schon außerhalb der direkten Bildmitte und zum Rand deutlich zunehmend vom Objektiv stammende Farbsäume (sogenannte chromatische Abberationen, die offenbar von der Kamera-Elektronik völlig unkorrigiert gelassen werden). Das Objektiv der GoXtreme Black Hawk 4K ist also ganz offenbar nicht besonders gut. Von den Farbsäumen abgesehen fällt die Bildqualität von der Bildmitte bis zum Rand zumindest nicht wesentlich ab. Die Fotofunktion der GoXtreme Black Hawk 4K wirst du wahrscheinlich nur verwenden, wenn du den extremen Bildwinkel nutzen willst. Ansonsten macht dein Smartphone vermutlich bessere Fotos.

Und bei den Videos? Die Qualität der 4K-Videos ist zu der der Fotos praktisch identisch. D. h. die 4K-Videos haben die gleiche, durchs Objektiv hervorgerufene, etwas flaue, nicht knackige (obwohl doch sichtbar scharfgezeichnete) Tendenz und die gleichen bunten Farbsäume nicht nur im äußersten Randbereich. Auf der anderen Seite sind sie eben kein Stück schlechter als die Fotos und das wiederum ist eine starke Leistung. Denn bei Fotos hat die Kamera theoretisch alle Zeit der Welt (zumindest bis zum nächsten Foto) das Foto zu optimieren. Bei Videos müsste das kontinuierlich 30 Mal pro Sekunde passieren, zumal sofort auch eine Kompression stattfinden muss, die wiederum Qualität kostet. Und da sind natürlich in Sachen Qualität Grenzen gesetzt, weshalb Fotos potenziell hochwertiger sind als die Standbilder aus Videos, selbst wenn beide die gleiche Auflösung hätten. Vergleicht man haarklein die Fotos der GoXtreme Black Hawk 4K mit Standbildern aus den 4K-Videos wird man – vom anderen Seitenverhältnis (16:9 statt 4:3, oben und unten fehlt eine Menge) – kaum einen Unterschied feststellen. Das ist eine wirklich gute Leistung. Der in der GoXtreme Black Hawk 4K eingebaute Ambarella-Chip scheint weitaus mehr auf Video optimiert zu sein als auf Fotos. Die Datenrate der 4K-Videos beträgt übrigens 60 MBit/s. Das ist ein sehr ordentlicher, praxisgerechter Wert, der auch bei schnell bewegten Bildern noch für eine gute Qualität und Schärfe ohne sichtbare Artefakte sorgt. Bei 2,7K Videoauflösung beträgt die Datenrate noch 48 MBit/s. In dieser Videogröße sind übrigens praktisch genauso viele Details im Video zu sehen, wie bei 4K – mehr Details lässt das mittelmäßige Objektiv offenbar einfach nicht auf den Chip. In einigen Auflösungsstufen wird eine "Superview" genannte Version angeboten. Da wird dann das 4:3-Bild des Sensors auf 16:9-Format gestaucht, so etwas braucht niemand.

  • Bild Das Menü der Easypix GoXtreme Black Hawk 4K ist recht übersichtlich trotz vieler einstellbarer Parameter. Leider ist die jeweils gewählte Einstellung in der oberen Menü-Ebene nicht ersichtlich. [Foto: MediaNord]

    Das Menü der Easypix GoXtreme Black Hawk 4K ist recht übersichtlich trotz vieler einstellbarer Parameter. Leider ist die jeweils gewählte Einstellung in der oberen Menü-Ebene nicht ersichtlich. [Foto: MediaNord]

In den niedrigen Auflösungen gibt es "richtige" 4:3-Videos (falls das jemand nutzen möchte), sowie wahlweise höhere Bildwiederholraten, mit denen du Zeitlupen erzeugen kannst. Bei 2,5K sind es schon 60 Bilder/s, das wäre eine 2-fache Zeitlupe (bei einer Wiedergabe von 30 Bildern/s) oder eine 2,5-fache (bei 25 fps Wiedergabe). Und diese Videos sehen qualitativ wirklich super aus. Die Datenrate liegt bei 50 MBit/s und das Objektiv ist jetzt "im grünen Bereich". Bei FullHD (1920 x 1080) werden bis zu 120 fps angeboten (gut für 4- bis 5-fache Zeitlupe), für 240 fps musst du auf HD (1280 x 720) heruntergehen, schaffst dann aber sogar eine 8-fache bzw. 10-fache Zeitlupe. Klar, das schaffen die teuren Edel-Kameras auch, aber hier bekommst du es für 200 Euro mit viel Zubehör.

Ein elektronischer Bildstabilisator lässt sich in den Videogrößen 1080p30 und 1080p60 aktivieren. Dessen Wirksamkeit ist kaum sichtbar, dafür verschlechtert er aber auch nicht die Bildqualität. Die Möglichkeit bei Videos oder Fotos die Fisheye-Verzeichnung herauszurechnen, besitzt die Black Hawk 4K nicht.

Der Ton wird in Mono aufgezeichnet, obwohl die Kamera drei Gehäuseöffnungen hat, die nach Mikrofon aussehen. Hinter welcher der Öffnungen sich das Mikrofon verbirgt, konnte ich nicht herausfinden; selbst bei nacheinander zugehaltenen Öffnungen ist jederzeit eine "normal gute" Tonaufzeichnung gewährleistet. Möglicherweise sind mehrere Mikrofone verbaut, aber der Ton wird als Mono-Ton im Video gespeichert. Die eingangs angekündige Black Hawk 4K mit dem Zusatz "+" wird künftig Stereoton aufzeichnen.

Die Akkulaufzeit bei 4K-Aufzeichnung und ausgeschaltetem WiFi beträgt nur rund 51 Minuten (29 Minuten bis zum automatischen Stopp, dann noch einmal knapp 22 Minuten bis zum Abschalten wg. geringem Akkustand). Ein Betrieb an einem externen Powerpack ist problemlos möglich.

Fazit

Die GoXtreme Black Hawk 4K liefert für ihren Preis von rund 200 Euro (Internet-Preis zum Zeitpunkt des Tests) bis 250 Euro (UVP des Herstellers) eine ganz ordentliche Leistung ab. Leider begrenzt das mittelmäßige Objektiv die theoretisch bessere Elektronik. So erreicht die Gesamtleistung bei 4K-Aufnahmen nicht das aktuelle Niveau der Premium-Marken, sondern bleibt effektiv irgendwo im Bereich von 2,5K bis 2,7K stecken. Dasselbe gilt für die mit der Black Hawk 4K aufgenommenen Fotos, die qualitativ nicht besser als die Videos sind (was sie theoretisch sein könnten). Ärgerlich sind die völlig unzweckmäßige Dateiablage auf der Speicherkarte und die Beschränkung auf 29 Minuten maximale Aufzeichnungsdauer. Rechnest du den sehr großen Lieferumfang in den Preis mit ein, bekommst du eine qualitativ brauchbare Actioncam für ungefähr die Hälfte von dem, was du für die Top-Geräte der Premium-Marken bezahlen müsstest.

Vorteile

  • umfangreiche Ausstattung und großer Lieferumfang
  • zahlreiche Einstellmöglichkeiten

Nachteile

  • Videoaufzeichnung max. 29 Minuten am Stück
  • nur mittelmäßige Bildqualität aufgrund des Objektivs
  • unzweckmäßige Dateiablage auf der Speicherkarte