Nicht zwei, nicht drei, sondern fünf Kameras sind im 160 x 75 x 8 Millimeter (H x B x T) messenden Gehäuse des Realme 8 Pro untergebracht. Doch bevor wir uns um die kümmern, erstmal was zur Technik des Telefons.
Neben dem üblichen Zubehör wie der SIM-Nadel und Silikonhülle spendiert Realme dem 8 Pro ein gut 100 Gramm leichtes Netzteil mit 65 Watt, obwohl das Telefon "nur" mit maximal 50 Watt aufgeladen werden kann. Immerhin lässt sich das Netzteil dann auch zum Aufladen von anderen Gerätschaften wie zum Beispiel Laptops einsetzen. Laut Realme soll der 4.500 mAh fassende Akku des 8 Pro innerhalb von 50 Minuten voll aufgeladen werden können. Dazu ist aber in jedem Fall eine Kabelverbindung notwendig, denn eine kabellose Aufladefunktion besitzt das Realme 8 Pro nicht.
Das Display
Das 6,4 Zoll (16,3 cm) große Display mit FullHD+-Auflösung (2.400 x 1.080 Pixel) besitzt eine Bildwechselfrequenz von 60 Hz und eine Abtastrate von 180 Hz für die Touchfunktion. Die Helligkeit gibt Realme mit 1.000 Nits an. Das reicht aus, um auch bei hellem Umgebungslicht alles auf dem Display erkennen zu können.
Das Display selber füllt nicht die gesamte Vorderseite des Smartphones aus. Allerdings ist der kleine Rand links, rechts und oben zu vernachlässigen. Nur im unteren Bereich ist der Abstand zum Gehäuserand etwas größer und zerstört so die Symmetrie des Geräts. Neben der Pinhole-Selfiekamera gehört der Fingerabdrucksensor unter dem Display zu den besonderen Ausstattungsmerkmalen und soll neben der Gesichtserkennung für mehr Sicherheit vor unbefugtem Zugriff auf das Telefon bieten.
Das Rechenzentrum
Wenn der Akku das Kraftwerk ist, dann sind der Prozessor und die Grafikeinheit das Rechenzentrum beziehungsweise das Gehirn des Smartphones. In diesem Bereich bietet das Realme 8 Pro einen Snapdragon 720G mit einer Kryo 465 CPU mit zwei bis zu 2,3 GHz taktenden Cortex-A76-Kernen und sechs Cortex-A55-Kernen mit bis zu 1,8 GHz Taktung. Als Grafikeinheit kommt die Adreno 618 GPU zum Einsatz. Das ist nun nicht das obere Ende der Leistungs-Fahnenstange, aber es ist auch nicht das untere Ende und es passt in die (untere) Mittelklasse.
Die Hauptkamera
Mit dem Samsung ISOcell HM2 kommt nicht nur ein hochauflösender 108-Megapixel-Sensor zum Einsatz, sondern auch ein verhältnismäßig großer mit 1/1,52 Zoll. Der Sensor hat ein natives Seitenverhältnis von 4:3. Das Objektiv vor dem Sensor hat eine Brennweite von 5,59 Millimeter, was etwa einem 24-Millimeter-Weitwinkel auf einem Kleinbildsensor entspricht. Das ist nicht zu viel Weitwinkel, aber auch nicht wenig genug, als dass es keine Verzeichnungen geben kann. Zum Glück sind diese nur minimal.
Der ISOCell-Sensor arbeitet mit 9-zu-1-Pixelbinning. Das bedeutet, dass er aus neun einzelnen Pixeln des Sensors einen Pixel im Bild erzeugt. Aus 108 Megapixeln werden also effektiv 12 Megapixel Auflösung. Somit wird die Sensorfläche pro Pixel größer und Bildrauschen wird reduziert. Auch wenn die 12 Megapixel für fast alle fotografischen Funktionen eingesetzt werden, kann man auch die 108-Megapixel-Auflösung in einem speziellen, zoomlosen Modus einsetzen.
Der Detailgrad der 108-Megapixel-Fotos ist, um niemanden auf die Folter zu spannen, suboptimal – und das ist sehr diplomatisch ausgedrückt. Details wirken wie gemalt und an fast allen Kontrastkanten sind Schärfeartefakte zu erkennen. Die Bildqualität des 108-Megapixelmodus steht in keinem Verhältnis zur Speichergröße und Verarbeitungsgeschwindigkeit der Aufnahmen. Man sollte ihn also gleich wieder vergessen.
Wie Realme verkündete, wurde auf ein dediziertes Teleobjektiv beim 8 Pro bewusst verzichtet, da Anwenderdaten gezeigt haben, dass die meisten User sowieso das digitale Zoom benutzen würden, um "näher" an das Motiv ranzukommen. Laut Realme erreicht das 8 Pro mit dem "On Sensor Zoom" eine Qualität, die ein dediziertes Tele in einem Smartphone nicht erreichen kann. Der Grund dafür ist, dass das Realme bei Teleaufnahmen kurzerhand einen nur 12 Megapixel kleinen Ausschnitt des 108-Megapixel-Sensors nutzt. Damit wird ein 3-fach Zoom simuliert, das ohne Interpolation der Bilddaten auskommt. Um den Detailgrad dann nochmal zu steigern, nimmt das 8 Pro acht Aufnahmen in schneller Folge auf, die dann intern zu einem hochauflösenden Bild zusammengerechnet werden.
Bei dieser Funktion verspricht Realme nicht zu viel, denn die Funktion liefert genau das, was versprochen wird. Der Detailgrad ist in der Zoom-Funktion deutlich höher als im 108 Megapixel Modus, wenn man den gleichen Bereich manuell ausschneiden würde. Zudem fällt die Scharfzeichnung visuell etwas milder aus.
Die Ultra-Weitwinkel-Kamera
Mit einer Auflösung von 8 Megapixeln bei einer Brennweite von 1,66 Millimetern und einer Lichtstärke von F2,3 ist die Ultra-Weitwinkel-Kamera nicht ganz so lichtstark und hochauflösend wie die Hauptkamera des 8 Pro. Dafür gibt es hier 119 Grad Bildwinkel aufs Bild inklusive Verzeichnung. Deren Korrektur funktioniert zwar ziemlich gut, sorgt aber für einen sichtbaren Schärfeverlust zu den Bildrändern hin. Das ist allerdings nicht ganz so wild, denn der Detailgrad der Aufnahmen ist eh nicht sonderlich hoch. Das versucht die Signalverarbeitung durch kräftige Scharfzeichnung auszugleichen, was an Kontrastkanten zu sichtbaren Artefakten in Form von einer doppelten Kontur führt.
Die Ultra-Makro-Kamera
Mit nur zwei Megapixeln Auflösung, einer Brennweite von 1,77 Millimetern und einer Lichtstärke von F2,4 zeigt sich die Kamera am wenigsten lichtstark. Immerhin kann man bis etwa vier Zentimeter an das Objekt ran, um interessante Makros zu schießen. So zumindest in der Theorie. In der Praxis sieht das dann schon etwas anders aus. Zum einen ist der Bildwinkel des Objektivs ziemlich groß und das hat zur Folge, dass die Verzeichnungskorrektur gehörig arbeiten muss. Das sorgt zwar für gerade Linien, führt aber gleichzeitig zu einer verringerten Schärfe im Randbereich. Das führt bei Makros dazu, dass das Motiv, wenn es einen großen Bereich im Bild einnimmt, zum Bildrand sichtbar unschärfer wird.
Auch die Aufnahme an sich gestaltet schwieriger als erwartet, denn die einzige Hilfe, die die Funktion dem Fotografen gibt, ist die Einblendung des Hinweises "Beste Fotos bei 4 cm Entfernung". Gut zu wissen, nun muss man also nur noch ein Maßband mitnehmen. Eine Lupenfunktion ist leider Fehlanzeige.
Während es in der Natur nicht ganz so einfach war, ein brauchbares Makro zu erstellen, stellte sich der Einsatz im kleinen "Studio" auf der Kommode mit LED Dauerlicht aus dem Realme 8 Pro als ziemlich funktional heraus. Allerdings zieht die 2-Megapixel-Auflösung die Butter im Jahr 2021 nicht mehr vom Brot.