Jahr für Jahr verbessert GoPro seine Action-Cams immer ein Stück weiter. Letztes Jahr gab es mit einem ganz neuen Bildsensor im ungewöhnlichen 8:7-Seitenverhältnis eine größere Neuerung, die es ermöglichte, bei Videoaufnahmen einen geraden Horizont selbst über volle 360-Grad-Drehung mit hoher Auflösung hinzubekommen.
An der Stelle macht GoPro dieses Jahr weiter mit einem neuen Zubehör, dem LensMod 2.0, der ein noch größeres Sichtfeld ermöglicht, was insbesondere bei Videos mit Horizontstabilisierung nützlich ist. Starke Stabilisierung kostet nämlich immer mehr oder weniger viel Bildwinkel, speziell, wenn die Stabilisierung so weit geht, dass sie ganze Kameradrehungen ausgleicht. Da schrumpft der nutzbare Bildwinkel und das kann bei beengten Montagesituationen, z. B. auf Segeljollen oder wenn man sich beim Radfahren selbst filmt, leicht dazu führen, dass wichtige Elemente nicht mehr im Bild sind oder einfach zu wenig von der Umgebung mit drauf ist. Zu viel "Zoom" sozusagen.
Bis zur Gerätegeneration Hero11 konnte man dem Bildwinkelverlust mit dem "LensMod" genannten Weitwinkelkonverter entgegenwirken. Dieser vergrößerte den Bildwinkel, indem er aus dem Superweitwinkelobjektiv praktisch ein Fisheye-Objektiv machte. Dabei konnte nicht die gesamte Sensorfläche genutzt werden, aber der Bereich des Sensors, der für Videos mit Horizontausgleich genutzt wurde, wurde gut abgedeckt. Man bekam damit dann zwar keine 4K-Videos mit 360-Grad-Horizontausgleich, aber immerhin 2,7K-Videos. GoPro bezeichnete das LensMod nach der Vorstellung der Hero11 auch als kompatibel zu dieser Kamera, aber das stimmte im Grunde nur bedingt. Zwar ließ sich das LensMod durchaus verwenden, aber eben wieder nur mit einem Teil der Sensorfläche, was angesichts den nun fast quadratischen Sensors in der Praxis überhaupt keinen Sinn ergab (trotzdem wird das alte LensMod weiterhin als kompatibel zur Hero11 geführt, das neue LensMod 2.0 hingegen nicht).
Ein neuer, auf den 8:7-Format-Sensor der Hero12 angepasster LensMod musste also her. Der heißt LensMod 2.0 und bietet 177°-Bildwinkel im 16:9-Seitenverhältnis und immerhin 156° im 8:7-Seitenverhältnis. Diese unterschiedliche Gradangabe deutet darauf hin, dass auch mit dem LensMod 2.0 nicht die volle Sensorfläche genutzt werden kann, offensichtlich aber deutlich mehr als mit dem älteren LensMod "1.0". Im Test werden wir das ausprobieren.
Auch die zweite große Neuerung betrifft Zubehör, und zwar die Kompatibliät zu Bluteooth-Mikrofonen, wie den Apple AirPods und anderen. Das ist natürlich super: Einfach Bluetooth-Kopfhörer koppeln und als Drahtlosmikrofon verwenden! Das haben wir uns schon lange gewünscht! Bislang was das Thema "Mikrofon" mit den GoPro Actioncams nämlich durchaus ein schwieriges. Man brauchte das MediaMod oder den Pro 3,5 mm Mic Adapter, um überhaupt ein Mikrofon per 3,5mm-Klinkenbuchse an die nur mit einer USB-C-Buchse ausgestattete GoPro anzuschließen. Dabei geht dann logischerweise die Wasserdichtigkeit baden. Und wer ein Mikrofon schnurlos betreiben wollte, musste den Empfänger eines Drahtlos-Mikrofon-Sets per 3,5mm-Klinkenstecker entweder an den MediaMod-Rahmen oder an den Mic-Adapter anschließen. So ein Kabelverhau lässt sich unter "Action-Bedingungen" natürlich nicht realisieren. Mit der Hero12 wird es nun ganz einfach: Kopfhörer koppeln und als Mikrofon verwenden. Darunter leidet weder die Robustheit noch die Wasserdichtigkeit und das ganze kostet nicht mal extra. Saubere Sache!
Auf eine andere kleine, aber feine Neuerung haben wir viele Jahre warten müssen: ein Stativgewinde! In jedem, wirklich jedem Test der GoPro-Kameragenerationen haben wir kritisiert, dass man normale Fotohalterungen mit megaweit verbreitetem 1/4-Zoll-Stativgewinde, wie es wirklich jede "normale" Kamera hat, mit den GoPros nur per Adapter verwenden konnte. Bei den ganz alten, nicht wasserdichten GoPros brauche man zusätzlich noch einen Rahmen oder das Schutzgehäuse. Jemand, der einfach nur einen normalen Selfiestick, eine kleine Klemmhalterung oder ein Tischstativ verwenden wollte, brauchte immer einen Adapter für die GoPro-Halterung. Wenn man sich jetzt anschaut, wie superelegant das Problem zu lösen war, fragt man sich wirklich, warum das bis zur Gerätegenration 12 dauern musste: Zwischen den klappbaren Metallfingern, die schon seit Jahren als Halterung dienen, hat GoPro jetzt einfach ein 1/4-Zoll-Gewinde eingelassen. Da die Finger schon ewig klappbar sind, sind sie auch nicht im Weg. Eingeklappt ergibt sich eine plane Fläche, in die dann jede 1/4-Zoll-Halterung eingeschraubt werden kann, z. B. ein normaler, kleiner Kugelkopf oder eine Manfrotto Nano-Clamp oder Super-Clamp, mit der die Actioncam dann irgendwo angeschraubt werden kann.
Weitere Neuigkeiten betreffen HDR-Videos und Fotos, d. h. die Hero12 soll mit entsprechender Einstellung mit hohem Dynamikumfang viel besser zurechtkommen. Auch die Aufzeichnungsdauer konnte GoPro trotz gleichem "Enduro"-Akku offenbar deutlich verbessern. Bis zu 2 x längere Aufzeichnunsdauer soll in bestimmten Videomodi möglich sein. Und die Bildstabilisierung hört nun auf den Namen HyperSmooth 6.0 und soll noch weiter verbessert worden sein.
Das native Bildseitenverhältnis 8:7 ist jetzt für alle Videoauflösungen sowie für die Modi TimeWarp, Zeitraffer, Zeitraffer bei Nacht und für alle Nachteffekte verfügbar. Weiter verbessert wurde auch die Bedienung für "normale" Benutzer und auch die Profi-Bedienfunktionen für fortgeschrittene Benutzer wurden optimiert. Profis, die mehrere Kameras verwenden, werden den Timecode-Sync schätzen: Eine unbegrenzte Anzahl von Hero12 Black Kameras kann damit gleichzeitig mit synchronisiertem Timecode laufen, ideal, um das Videomaterial mehrerer Kameras später in einem Videoschnittprogramm framegenau zusammenzuschneiden.
Erfreulich ist bei alledem, dass der Preis nicht gestiegen, sondern gesunken ist. Oder genauer gesagt: Bislang musste man ein "GoPro-Abo" abschließen, um den besten Preis zu bekommen, also statt z. B. 550 Euro nur 450 Euro für die Hero11 zu zahlen. Der Fachhandel hingegen konnte beim jeweiligen Preis, den es nur bei GoPro inklusive GoPro-Abo gab, nicht mithalten. Das ist natürlich nicht schön, nicht fein, und dürfte im Fachhandel die Stimmung zugunsten von GoPro nicht gerade gehoben haben. Nun rückt GoPro von dieser Praxis ab. Das Abo gibt es zwar weiterhin, es gilt aber nur noch Rabatt auf Zubehör und zusätzlich (oder eigentlich) erhält man unbegrenzten Cloud-Speicher und einen Kameraaustausch im Schadensfall "ohne Fragen".
Die GoPro Hero12 kostet jetzt aber 449,99 Euro, egal ob mit oder ohne GoPro-Abo. Aktuell gibt es sie sogar zum gleichen Preis (!) mit erweitertem Zubehör. Ein zweiter Akku, ein Handgriff, ein Kopfgurt und ein Transport-Case sind dann mit dabei. Noch nie war eine nagelneue GoPro so günstig! Wer nicht das Zubehör, dafür aber den LensMod 2.0 Weitwinkelkonverter dazukaufen möchte, zahlt zur Markteinführung 537,98 Euro für Kamera und LensMod 2.0. Einzeln kostet er 109,99 Euro (oder 87,99 Euro für Abonnenten). Kompatibel ist er angeblich nur mit der Hero12, nicht mit älteren Modellen. Lieferbar sollen sowohl die Hero12 als auch der neue LensMod 2.0 ab 13. September sein. Eine Vorbestellung ist ab sofort möglich.