Selfie-Einsteigerdrohne mit Automatik-Funktion Mit der DJI Neo hat DJI eine 135 Gramm leichte Mini-Drohne vorgestellt, die auch ganz ohne Controller (Fernsteuerung) fliegen kann. Der Flug erfolgt dann vollautomatisch mit Motivverfolgung oder alternativ auf kurze Distanzen per Smartphone-App. Wahlweise kann sie aber auch per Fernsteuerung oder mit FPV-Brille geflogen werden. In der Basisausstattung hebt die DJI Neo aber schon für sehr einsteigerfreundliche 199 Euro ab.

  • Bild Die DJI Neo wiegt nur 135 Gramm und fliegt komplett autonom – ohne Fernsteuerung. [Foto: DJI]

    Die DJI Neo wiegt nur 135 Gramm und fliegt komplett autonom – ohne Fernsteuerung. [Foto: DJI]

Ich will ehrlich sein, ich habe einen Moment überlegt, ob die DJI Neo eigentlich für digitalEyes.de und digitalkamera.de-Leser interessant ist. Eine Drohne ohne Fernsteuerung. Dazu noch so klein und so billig. Offenbar ein Spielzeug. Ganz so ist es aber nicht.

Rein von der Kameratechnik her, man kennt es ja vom Smartphone, kriegt man auch mit winzigen Kameras mittlerweile eine passable bis sehr gute Qualität hin. Rein von den bildgebenden Eckwerten erfüllt DJI bei der Neo mit 4K-Video mit 30 Bildern pro Sekunde inklusive Bildstabilisierung sozusagen die heutigen Basisanforderungen. 1080p kann die Drohne auch, dann bis 60 Bilder/s. Und Fotos kann sie mit 12 Megapixeln machen.

Aber: Die DJI Neo hat keinen richtigen Gimbal, der die Kamera in alle drei Achsen stabilisiert, wie es sonst bei Drohnen der Fall ist, sondern es wird nur eine Achse stabilisiert und damit gleichzeitig die Kameraausrichtung nach unten oder waagerecht oder oben in Bezug auf die Drohne eingestellt. Der komplette Links-Rechts-Ausgleich sowie die Neigung erfolgt rein elektronisch mit der sogenannten RockSteady Bildstabilisierung (die allerdings nicht in allen Steuerungssituationen zur Verfügung steht, Standard ist HorizonBalancing, also nur der horizontale Ausgleich). Im Grunde könnte man sagen: DJI hat hier die Technologien seiner Drohnen mit denen seiner Actioncams zusammengeführt. Oder anders gesagt: Die DJI Neo ist eigentlich eine fliegende Actioncam.

  • Bild DJI Neo – von unten sieht man die Landesensoren und den austauschbaren Akku. [Foto: DJI]

    DJI Neo – von unten sieht man die Landesensoren und den austauschbaren Akku. [Foto: DJI]

Allerdings mit einem kleinen Sensor. 1/2 Zoll Formfaktor soll der haben, über die Anzahl der physikalischen Pixel sagt DJI nichts. Wenn man sich nun die nötige extreme Bildstabilisierung einer immer extrem unruhig fliegenden, kleinen Drohne vorstellt, welch kleiner Bereich von dem Sensor jeweils nur fürs effektive Bild genutzt werden kann, dann wird doch klar, dass es mit der Bildqualität nicht so weit her sein kann. Und das bestätigen auch erste Tests oder Beispielvideos, die man im Internet findet. Die Bildqualität liegt weit unter dem, was man heute von Actioncams oder auch Einsteigerdrohnen erwartet.

Trotzdem ist die DJI Neo kein Spielzeug, sondern sie kann Aufnahmen realisieren, die sonst so nicht entstanden wären. Und wenn es eher um eine Urlaubserinnerung geht oder ums Teilen in sozialen Netzwerken oder zum Anschauen auf dem Smartphone-Display oder maximal dem Notebook-Computer, dann ist die Qualität dafür eben doch in Ordnung.

Auf den ersten Blick verrückt erscheint auch der Preis: Gerade einmal 199 Euro will DJI für die Neo haben. In der Basisausstattung mit einem Akku. Das ist natürlich eine Preisregion, wo der eine oder andere Drohnen-Interessent, der sich bisher nicht zu einem Kauf einer Drohne entschließen konnte, nun doch mal zuschlägt. Der Preis geht natürlich nur, weil die Drohne auch nur mit dem nötigsten daherkommt, aber mehr eigentlich auch nicht braucht.

  • Bild DJI Neo – Zwei Tasten reichen. Damit schaltet man die Drohne ein und wählt den Flugmodus. Los gehts. [Foto: DJI]

    DJI Neo – Zwei Tasten reichen. Damit schaltet man die Drohne ein und wählt den Flugmodus. Los gehts. [Foto: DJI]

Das Praktische an der winzigen, nicht einmal 140 Gramm schweren Drohne ist, dass sie auch ohne Fernsteuerung, auch Controller genannt, funktioniert. Zwar KANN sie mit einem Controller betrieben werden, aber falls man nicht gerade einen passenden DJI Controller hat, treibt das den Preis gleich auf 349 € (allerdings sind dann auch zwei weitere Akkus mit dabei) und damit wiederum schon viel mehr in die Richtung einer normalen Einsteiger-Drohne wie die DJI Mini 4K, die man für gerade einmal 90 Euro mehr dann ebenfalls mit Fernsteuerung und 3 Akkus bekommt. Die kann dann alles besser: bessere Fotos, bessere Videos, längere Flugdauer usw. Daher ist meine persönliche Meinung: wenn schon DJI Neo, dann pur. Für 199 Euro.

Zu dem Preis traut man sich dann auch vielleicht mal Sachen, wie den Start auf dem Wasser, vom Boot oder SUP aus, denn es gibt ja nichts manuell zu steuern und durch die vollständige Kapselung stürzt die Drohne auch nicht gleich ab (und ins Wasser) sobald sie ein Hindernis berührt. Es ist also vermutlich schon so, dass man mit der DJI Neo tatsächlich Aufnahmen macht, die man mit einem normalen Quadrokopter nicht macht (einfach aus Angst, das gute Stück zu schrotten).

  • Bild DJI Neo – Steuerung per Sprachbefehl. [Foto: DJI]

    DJI Neo – Steuerung per Sprachbefehl. [Foto: DJI]

  • Bild DJI Neo – Steuerung über Mobile App. [Foto: DJI]

    DJI Neo – Steuerung über Mobile App. [Foto: DJI]

  • Bild DJI Neo – Immersive Bewegungssteuerung. [Foto: DJI]

    DJI Neo – Immersive Bewegungssteuerung. [Foto: DJI]

  • Bild DJI Neo – RC Steuerung. [Foto: DJI]

    DJI Neo – RC Steuerung. [Foto: DJI]

Die Flugzeit ist allerdings auf maximal 18 Minuten beschränkt. Ohne Fernsteuerung bleibt sie allerdings sowieso in der Nähe, man kann von den 18 Minuten also die meiste Zeit auch nutzen und braucht keinen "Rückflug" einzukalkulieren. Nachladen geht unterwegs per USB-C-Kabel z. B. auch von einer Powerbank. Wer lieber einen Ersatzakku dabei hat: Der ist mit 39 Euro auch noch erschwinglich.

Die DJI Neo startet und landet von der Handfläche. Die Propeller sind gekapselt. Man braucht also keine Angst vor Verletzungen zu haben. Gesteuert wird sie zunächst einmal mehr oder weniger gar nicht. Sie fliegt auf Knopfdruck oder Sprachbefehl standardisierte Flugmanöver, sogenannte QuickShots und hält dabei den "Piloten" (der hier den Namen ja eigentlich gar nicht verdient) im Blick. Über die Smartphone-App kann man auch selbst die Kontrolle übernehmen. In jedem Fall ist dann aber bei 30 Metern Entfernung Schluss. Weiter reicht das Funksignal in dem Modus auch nicht. Anders als bei einer richtigen Fernsteuerung, mit der die Drohne theoretisch 8 Kilometer weit gesteuert werden kann (aber nicht darf).

Die DJI Neo beherrscht auch die Verfolgung von Objekten. Das ist insofern bemerkenswert, weil die Drohne ja keinerlei Hinderniserkennungsfunktionen hat (außer zum Landen). Fortgeschrittene Verfolgungsfunktionen waren bei DJI bislang den besseren Drohnen vorbehalten, die über eben solche Technik verfügten. Die Idee dabei war, dass die Drohne beim Verfolgen eben nicht irgendwo gegen fliegen und abstürzen – oder jemanden verletzen – sollte. Da die ultraleichte, gut gekapselte DJI Neo Stürze aus geringer Höhe vermutlich ebenso wegsteckt wie Kollisionen mit Hindernissen, scheinen diese Bedenken bei der Mini-Drohne nicht zu bestehen. DJI weist im Kleingedruckten aber darauf hin, dass die DJI Neo keinerlei Kollisionsverhütung hat und man jederzeit für ein freies Flugfeld zu sorgen hat. Die Videoaufzeichnung startet übrigens automatisch nach dem Start und endet mit der Landung. Die Landung, wie erwähnt, erfolgt auch auf der Hand: Hand ausstrecken und die Drohne weiß, dass sie landen soll. So einfach geht das.