Obwohl die Büros von digitalEyes.de/MediaNord in Lübeck und Panono in Berlin nur 350 Kilometer entfernt liegen, ergab sich die Begegnung kürzlich ausgerechnet im 9000 Kilometer entfernten Las Vegas, wo Panono auf der CES 2016 mit einem Stand vertreten war, die Möglichkeit zu einem ersten kurzen Test der Panono Ball-Kamera. Nur knapp vier Stunden lang hatten wir eines der ersten Exemplare der neuartigen Kamera zum Test in den Fingern. Die Verbindung zur Kamera erfolgte aber über unser eigenes Smartphone, sodass wir die Prozesse zum Hochladen, Verarbeiten und Anschauen mit der Panono-App in Ruhe nach dem Test durchführen konnten. Fürs reine Fotografieren reichten die vier Stunden für einen ersten Eindruck deshalb durchaus. Wir haben zunächst nur die iOS-Version fürs iPhone/iPad/iPod getestet, nicht die Android-Version. Letztere ist nämlich bislang nur als Beta-Version auf Anfrage verfügbar, sie wird innerhalb der nächsten Wochen als erste finale Version erhältlich sein.
Die ursprüngliche Idee, das Auslösen durch Hochwerfen, muss man dabei nicht unbedingt verfolgen. Das haben wir auch nicht probiert, um keinesfalls eine der wenigen derzeit existierenden Panono-Kameras zu schrotten. Denn derzeit ist die "Explorer-Edition" genannte erste Version noch nicht als "sturzfest" freigegeben. Das wird (natürlich innerhalb bestimmter sinnvollen Höhen) erst bei der finalen Version der Fall sein. Es gibt auch genug Situationen, in denen sich Hochwerfen (die Kamera löst dann automatisch am höchsten Punkt der Flugparabel aus) nicht empfiehlt: Beispielsweise bei wenig Licht (und den damit verbundenen längeren Belichtungszeiten) oder wenn du in Ruhe auf den richtigen Moment warten willst oder wenn die Gefahr groß ist, dass die Kamera beim Herunterfallen in irgendwelche Schluchten oder ist Wasser stürzt. Zweckmäßiger ist oft die Montage auf einem Stativ oder einem Selfie-Stick. Beides geht mit der Panono-Ball-Kamera: Sie besitzt eine Art Bajonett mit integrierter USB-Buchse. In diesem kannst du entweder einen Stativ-Adapter montieren oder den Original-Panono-Selfie-Stick.
Der Stativ-Adapter hat selbstverständlich unten ein übliches 1/4-Zoll-Stativgewinde und außerdem eine eingebaute USB-Buchse, zu der der USB-Anschluss der Kamera durchgeschleift ist. Damit kann die Panoramakamera kontinuierlich mit Strom versorgt oder auch ausgelesen werden, ohne sie vom Stativ (oder woran auch immer sie montiert ist) zu nehmen. Der Selfie-Stick wird ebenfalls mit dem USB-Stecker verbunden, denn er besitzt einen Auslöseknopf, mit dem die Kamera im richtigen Moment bequem ausgelöst werden kann. Der Stativadapter ist etwa 10 Zentimeter lang. Da die Kamera in alle Richtungen aufnimmt, auch in die Richtung des Stativ-Adapters, wird ein Stativ, auf dem dieser montiert ist, normalerweise mit auf dem Foto zu sehen sein. Wenn du das nicht willst, hilft nur eine Spezialkonstruktion. Am unauffälligsten dürfte dies mit einem Einbeinstativ mit ausklappbaren Standfüßen gelingen. Auch wenn dessen Standfestigkeit schlechter als die eines richtigen Stativs ist – für die relativ kleine und leichte, zudem perfekt auf dem Stativ zentrierte Panono-Kamera sollte es reichen, sofern nicht gerade ein heftiger Wind weht. Das Auslösen auf dem Stativ erfolgt vom Smartphone aus per App (dazu kommen wir später), einen Selbstauslöser hat die Panono nicht. Der Vorteil davon ist, dass du dich von der Kamera entfernen oder dich sogar verstecken kannst und so nicht selbst die Szene dominierst.
Der Selfie-Stick ist nur etwa 30 Zentimeter lang. Passt also gut in jede Tasche. Du solltest ihn beim Auslösen idealerweise am langen Arm halten, dann bist du in einem guten Abstand zum Kameraball. Was du möglichst noch beachten solltest ist, dass möglichst eine der 36 Kameralinsen in deine Richtung ausgerichtet ist. Nur dann ist sichergestellt, dass du selbst (als vermutlich bildwichtiges Teil des gesamten Motivs) bestmöglich abgebildet wirst und dein Gesicht nicht aus zwei oder gar drei Teilbildern zusammengebaut werden muss (dann womöglich mit Stiching-Fehlern). Nach dem Auslösen braucht die Panono einige Sekunden, bis sie nach eine Foto wieder erneut aufnahmebereit ist. Darüber bekommst du am Selfie-Stick so recht keine Rückmeldung (eine grüne "Aufnahmebereit"-Kontroll-LED am Selfie-Stick wäre nett gewesen). Drückst du also zu schnell nach einer Aufnahme erneut den Auslöser, passiert gar nichts. Acht bis zehn Sekunden solltest du warten, bis die 36 Kameraaufnahmen gespeichert sind, bevor du erneut auslöst.
Die Buchse bzw. das Bajonett für die Halterung ist mit einem Gummistopfen geschützt. Dieser ist zwar so gestaltet, dass er zunächst an einer Sicherung hängen bleibt (das kann er bleiben, wenn du nur die Buchse benutzt, z. B. um die Kamera aufzuladen). Wenn du aber eine der Halterungen verwendest, solltest du den Gummistopfen ganz abnehmen, andernfalls wäre er später auf den Fotos zu sehen, denn die Panono fotografiert nun einmal alles – rundherum!
Auf der vom USB-Anschluss genau entgegengesetzten Seite befindet sich der Ein/Aus-Taster, der auch Auslöser ist: Etwa eine Sekunde Drücken schaltet ein; ein viersekündiger Druck schaltet aus; kurzes Drücken löst aus (was aber recht sinnlos ist, weil dann ein Großteil der Kameras durch die Hand verdeckt ist). Der Taster ist von einem Leuchtdioden-Ring als Statusanzeige umgeben. Unter einem weiß-transluzenten Kunststoffring sind unsichtbar kreisförmig mehrere verschiedenfarbige LEDs angeordnet, die Startvorgang, Aufnahmebereitschaft, Speichervorgang, WLAN-Status und anderes anzeigen. Das funktioniert aber nur bei wenig Umgebungslicht (z. B. bei Innenaufnahmen) gut. Bei Außenaufnahmen im hellen Tageslicht siehst du von den Leuchtdioden praktisch nichts. Vom hellen Tageslicht beleuchtet erscheint der Ring milchig-weiß. Ob darunter zusätzlich noch Leuchtdioden leuchten und in welcher Farbe, kannst du bestenfalls erahnen bzw. du musst die Anzeige mit der Hand abschatten. Hier sollte der Hersteller, Schönheit des Anzeigeelements hin oder her, in künftigen Versionen lieber einen glasklaren Kunststoff-Ring einbauen oder deutlich hellere LEDs verwenden.
Ganz so wichtig ist die Anzeige aber auch nicht. Dass die Kamera nach dem Einschalten bootet, glaubst du auch so. Danach geht das WLAN in den Bereitschaftsmodus und du wirst (außer im Selfie-Stick-Betrieb) dein mit der Panono-App bestücktes Smartphone mit der Kamera verbinden und die Panono darüber steuern. Jede Panono-Kamera hat eine eigene ID, die auch in der WLAN-SSID enthalten ist. Die ID und das dazugehörige WLAN-Kennwort sind auf der Kamera aufgedruckt.
Panono App für iOS
Die App besitzt fünf Modi, die über das Menü am unteren Rand ausgewählt werden:
- Explore: Ausgewählte Panorama-Aufnahmen der Panono-Website werden dort vorgeschlagen.
- Account: Deine persönlichen Einstellungen für deinen Account auf der Panono-Website.
- Camera: Wenn du mit der Kamera verbunden bist, siehst du, welche Panorama-Fotos auf der Kamera gespeichert sind. Von hier aus kannst du die Aufnahmen auf das Smartphone herunterladen. In diesem Modus kannst du die Kamera auch auslösen. Eine Live-Bild-Vorschau gibt es bei 36 Kameramodulen, deren Bilder übertragen werden müssten, natürlich nicht. Im Einstellungs-Menü kannst du einige wenige Parameter wie z. B. Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit (ISO-Zahl) einstellen.
- Tasks: Die Panorama-Aufnahmen, die schon von der Kamera aufs Smartphone übertragen wurden, werden hier angezeigt. Mit einer nur provisorisch zusammengefügten Vorschau bekommst du einen ersten Eindruck vom späteren Panorama und kannst beispielsweise überprüfen, ob fotografierte Personen die Augen offen haben und in die Kamera schauen und ähnliches. Von hier aus kannst du sie in die Panono-Cloud hochladen.
- My Panoramas: Hier siehst du (sofern du eine Internet-Verbindung hast), deine fertig verarbeiteten Panorama-Fotos in der endgültigen Qualität. Du kannst mit dem Finger auf dem Touchscreen den Bildausschnitt wählen und hineinzoomen. Alternativ kannst du in einen Modus umschalten, bei dem du dich durch Ausrichten des Bildschirms innerhalb des Fotos bewegen kannst.
Hinsichtlich der Bedienbarkeit und Funktionalität gibt es bei der Panono-App noch einiges zu tun. Zum einen fehlen fotografische Basics bei der Aufnahme, vor allem eine Belichtungskorrektur, die es dir einfach erlaubt die folgende Aufnahme etwas heller oder dunkler zu belichten. Praktisch jede Fotokamera hat eine solche Funktion, selbst wenn sie sonst nichts kann und alles automatisch macht. Es gibt häufig Situationen, in denen der Fotograf korrigierend eingreifen muss, weil die Automatik der Kamera eine spezifische Szene zu hell oder zu dunkel belichtet. Die Panono-Kamera belichtet nach unserer Erfahrung tendenziell etwas zu hell. Das führt teilweise dazu, dass helle Bereiche überstrahlt sind und keine Bildinformation enthalten (eine HDR-Funktion soll hierbei in zukünftigen Versionen der App Abhilfe schaffen). Solche Fotos haben wir dann mit manuellen Einstellungen wiederholt und dunkler belichtet. Das ist allerdings ein sehr zähes Trial and Error, denn die App zeigt die zuletzt verwendeten Einstellungen nicht an, sodass du dich mit mehreren Testaufnahmen an eine richtig belichtete herantasten musst. Das ist allerdings aufgrund der großen Abstände zwischen den Aufnahmen und dem jedes Mal neu nötigen Wechsel zum Einstellungsmenü zeitaufwändig.
Hast du ein Bild aufgenommen, erscheint es wenig später als Miniaturbild in der Liste auf der Camera-Seite der App. Von dort aus kannst du die Rohdaten des Panorama-Fotos in das Smartphone herunterladen und dir die ungestitchte, aber richtig angeordnete Vorabversion in der Detailansicht anschauen und, wenn dich diese zufriedenstellt, in die Cloud hochladen. Den Arbeitsfluss in der App hemmt dabei leider die Tatsache, dass du in der Detailansicht (Anzeige des provisorisch zusammengefügten Videos) zwar das Bild umbenennen kannst, das Löschen oder Hochladen in die Cloud geht von hier aus aber unverständlicherweise nicht. Dazu musst du erst zurückgehen in die Gesamtliste. Dort landest du dann immer oben und musst die Aufnahme wieder neu suchen (was bei vielen ähnlichen Aufnahmen, die alle "Untitled" heißen, und deren Aufnahmezeiten ggf. nur wenige Sekunden auseinander liegen, schwierig ist) und dort dann das Hochladen in die Cloud auslösen oder das Löschen. Löschen ist sogar extra umständlich, denn du kannst keine Aufnahme direkt löschen. Du musst erst "Select" drücken, dann die Aufnahme(n) ankreuzen, die du löschen willst und kannst dann den Lösch-Befehl anklicken. Daraufhin ändert sich leider die Liste nicht, d. h. du musst eigentlich davon ausgehen, dass das nicht funktioniert hat. Tatsächlich hat sich die in Klammern angezeigte Gesamtzahl der Fotos um die Anzahl der gelöschten Fotos reduziert. Irgendwie gelöscht wurden sie also wohl, es fragt sich nur, wo, denn erneut anklicken und anschauen kannst du sie. Oft bleibt die Detailansicht auch einfach ganz schwarz, selbst bei Fotos, die du schon einmal erfolgreich aufgerufen hattest. Dann hilft nur, zurück in die Übersicht zu wechseln und erneut anzuklicken und zu hoffen, dass es diesmal klappt. Ebenfalls Glücksache ist, ob das Foto richtig ausgerichtet angezeigt wird. Meist klappt das, denn die Kamera hat Sensoren, die erkennen wo oben und unten ist. Aber die Vorschau in der App richtet die Fotos nicht immer richtig aus. Auch dort hilft es dann meist, das Bild nochmal neu aufzurufen. Die iOS-App hat also noch jede Menge Verbesserungspotenzial.
Das Übertragen von der Kamera auf das Smartphone (oder Tablet) über WLAN dauert etwas. Immerhin müssen die Bilddaten von 36 Kameras übertragen werden. Es kann aber einfach im Hintergrund ablaufen, solange die WLAN-Verbindung zwischen beiden Geräten steht. Selbst bei vielen Aufnahmen ist das in einigen Minuten erledigt. Das Hochladen auf die Cloud-Server von Panono zum eigentlichen Zusammenfügen hängt natürlich stark von deiner Internet-Geschwindigkeit ab. Wenn du deine Traffic-Flatrate nicht mit dem Hochladen zahlreicher hochaufgelöster Panorama-Fotos belasten willst, machst du das einfach später, wenn du wieder ein WLAN hast. Oder lädst erstmal nur ein oder zwei Fotos hoch, die du schnell sehen und veröffentlichen willst. Mit einer richtig schnellen Internet-Verbindung mit hoher Upstream-Geschwindigkeit dauert das Hochladen eines Fotos nur wenige Sekunden. Das Processing eines Fotos auf den Panono-Servern braucht rund 10 Minuten. Danach erscheint es in der Liste der fertigen Videos auf der "My Panoramas"-Seite und kann in sozialen Medien oder per E-Mail verbreitet werden. Zunächst sind die Fotos immer auf "privat" eingestellt, d. h. nur du kannst sie anschauen. Zum Teilen stellst du sie auf "nicht gelistet" oder "öffentlich".
Mit der Panono 360-Grad-Kamera aufgenommenes Beispielfoto: 108 Megapixel Fotoauflösung liefern eine Menge Details und du kannst weit ins Bild hineinzoomen. Die Auslösung erfolgte hier per App. Der Fotograf versteckt sich erfolgreich hinter dem "Shooting-Range"-Schild unweit der auf dem Stativ stehenden Kamera. [Foto: MediaNord]