Bei der Meldung zur Vorstellung der DJI Mini 3 Pro im Mai dieses Jahres hatten wir in dem auf der digitalEys.de-Übersichtsseite erscheinenden Kurztext den folgenden Satz notiert: "Die neue, leichte Kameradrohne hat eine Hinderniserkennung in drei Richtungen und eine 48-Megapixel-Kamera mit 4K60-Video." Obwohl die nun erschienene "non Pro"-Version die gleiche Kamera hat, stimmen gleichzeitig alle drei genannten Highlights bei der abgespeckten Version so nicht. Erstens Hinderniserkennung: Die hat die einfache Version der Mini 3 praktisch gar nicht, bzw. nur nach unten, was lediglich beim Landen unterstützt. Zweitens 48 Megapixel: Die hat die Mini zwar intern, aber die kommen da nicht mehr raus. Jedenfalls nicht direkt. Sie fließt sehr wohl in die gute Bildqualität ein. Heraus kommen aber nur 12 Megapixel, weil immer intern 4 Pixel zu einem zusammengefasst werden (darauf gehen wir später genauer ein). Drittens 4K60-Video (und damit mögliche Zeitlupen): Fehlanzeige, die Mini 3 macht 4K-Videos mit maximal 30 Bildern pro Sekunde. Für viele Leute reicht das.
Alle drei Punkte bedeuten, dass DJI in der Mini 3 einfachere und günstigere Technik eingebaut hat. Allerdings nicht in der Kamera selbst, denn die hängt im gleichen 3-Wege-Gimbal und kann genau wie bei der Mini 3 Pro ins Hochformat geschwenkt werden, um echte Vertikalformat-Videos aufzunehmen, ohne Auflösung und Bildqualität einzubüßen. Im Drohnengehäuse, wo die Weiterverarbeitungselektronik sitzt, scheint aber ein weniger leistungsfähiger Prozessor am Werk zu sein, der eben keine 48-Megapixel-Fotos speichern möchte und ultrahochauflösende Videos nur mit 30 fps schafft – oder DJI hat die Funktionen einfach in der Software etwas beschnitten, um die Modelle sinnvoll gegeneinander abzugrenzen; wer weiß das so genau? Immerhin ist die DJI Mini 3 satte 250 Euro günstiger als die Pro-Version.
Update 2022-12-13 In der Pressemitteilung zur DJI Mini 3 steht "Die 4-in-1 Pixeltechnologie kann Fotos mit einer Größe von 12 MP bis 48 MP erstellen und mit einer Pixelgröße von bis zu 2,4 μm." Wir gingen deshalb davon aus, dass die Gimbal-Kamera selbst im Grunde mit der von der Mini 3 Pro identisch ist und lediglich die nachgeschaltete Bildbearbeitung weniger leistungsfähig ist. In den technischen Daten auf der DJI-Website ist jedoch von effektiv 12 Megapixeln die Rede. Wir haben deshalb bei DJI nachgefragt mit folgendem Ergebnis: "Die Mini 3 und Mini 3 Pro verwenden genau den gleichen Bildsensor. Es ist nur so, dass der Mini 3 den 48-MP-Foto-Untermodus nicht unterstützt, daher halten wir es nicht für angebracht, „effektive Pixel: 48 MP“ in die Spezifikation zu schreiben. Außerdem fügt die Mini 3 Pro beim Aufnehmen von Fotos einen HDR-Stack-Nachbearbeitungsalgorithmus hinzu, was bei der Mini 3 nicht der Fall ist, sodass die Fotos der Mini 3 Pro einen besseren Dynamikbereich haben."
Was klar "schwächer" ist, ist das Videoübertragungssystem, das noch die Version O2 ist, während die Pro-Version das neuere O3-Livebild-Übertragungssystem nutzt. Ob das nun (in Ländern, wo der FCC-Standard gilt, also nicht in Europa) theoretisch 10 oder 12 km weit funkt ist egal. Eher könnte man dabei den Auflösungsunterschied von 720p (O2, Mini) versus 1080p (O3, Mini Pro) bemerken, vielleicht nicht so sehr auf einem kleinen Smartphone-Display oder dem eingebauten Display der DJI RC Fernsteuerung, durchaus aber auf dem größeren Displays eines Tablet-Computers. In diesem Punkt ist die Pro-Version also wirklich "Pro", aber die meisten Leute werden mit der älteren O2-Funktübertragung gut leben können.
249 Gramm – das ist bei Drohnen eine "magische Grenze". Für Drohnen unter 250 Gramm benötigt man innerhalb der Europäischen Union beispielsweise KEINEN Drohnenführerschein. Neuere bzw. künftige Drohnen dieser Gewichtsklasse gehören der EU-Klasse C0 an, das bedeutet im Prinzip sowas wie "weitgehend ungefährlich". Neue Drohnen ab 250 Gramm (und bis 900 Gramm) gehören hingegen zukünftig zur Klasse C1 und benötigen den sogenannten "kleinen Drohnenführerschein", den man in einem Online-Training mit anschließender Prüfung erwerben kann (im Grunde also auch keine ganz aufwändige Sache). Auch bei einer notwendigen Versicherung kann das Gewicht der Drohne eine entscheidende Rolle spielen. Drohnen unter 250 Gramm sind in vielen aktuellen Privathaftpflicht-Policen standardmäßig enthalten, schwerere Drohnen dann aber entweder gar nicht oder nur gegen einen Aufpreis im nächstteureren Tarif oder in einem Paket mit anderen Zusatzleistungen.
Krasser ist da der Verzicht auf Kollisionsverhütung. Die schwarzen Löcher mit dem feinen Gitter vorne sind wieder "Fake-Sensoren" ohne jede Funktion. Das ist schade, insbesondere, da die DJI Mini ausdrücklich Drohnen-Einsteiger als Zielgruppe hat. Gerade für Drohnen-Anfänger (bzw. für deren erste Drohne) kann eine gute Kollisionsverhinderung lebensrettend sein (lebensrettend nicht für den Piloten, aber für die Drohne). Wer vorsichtig und umsichtig fliegt, kann natürlich auch gut ohne leben.
Die fehlende bzw. schwächere Technik hat durchaus ihre Vorteile – nämlich in Form einer längeren Flugzeit pro Akkuladung. Im Vergleich zur DJI Mini 3 Pro ist diese nämlich gut zehn Prozent länger: bis zu 38 Minuten kann die DJI Mini 3 in der Luft bleiben. Effektiv wird man etwas eher zurückkehren. Über den Daumen eine halbe Stunde effektive Flugzeit pro Akkuladung ist aber ein exzellenter Wert! Bei bis zu Windstärke 5 kann die kleine, 249 Gramm leichte Drohne unterwegs sein (das ist der gleiche Wert, den auch das Vorgängermodell Mini 2 und die Mini 3 Pro erreichen). Bei den Akkus gibt es übrigens in einigen Ländern (allerdings nicht in Europa) eine stärkere Version, die das Gewicht der Drohne auf mehr als 249 Gramm erhöht, die Flugzeit dafür aber auch auf bis zu 51 Minuten erhöht. Wie gesagt: leider, leider nicht bei uns erhältlich.
Bis auf die Kamera und die Flugdauer der Mini 3 gibt es zur im November 2021 vorgestellten Mini 2 sonst quasi keine Unterschiede. Hauptfortschritt der Mini 3 gegenüber der Mini 2 ist also die Eins zu Eins von der Mini 3 Pro übernommene Gimbal-Kamera, auf die wir nun noch etwas näher eingehen wollen. Bei günstigen Kameras, egal ob in der ultraleichten 249-Gramm-Klasse oder bei schwereren "Einsteiger-Drohnen" war es bislang üblich, einfache 12-Megapixel-Kameras mit kleinen Bildsensoren einzubauen. Die Fotos und insbesondere die Videos, die man damit aufnehmen konnte, waren nicht so toll. Manche schafften nur 2,7K-Video, was nicht schlimm ist, andere machten "mit Hängen und Würgen" auch mal 4K30-Videos. Die Qualität dabei war aber nicht wirklich überzeugend. Gerade bei Drohnen kommt der Effekt zum Tragen, dass Luftaufnahmen potenziell immer wahnsinnig viele Details enthalten können – sie tun es aber nur, wenn die Kamera etwas taugt.
Die Grundvoraussetzung dafür ist ein vernünftiger und nicht zu kleiner Bildsensor. Der CMOS-Sensor der DJI Mini 3 hat eine Größe von 1/1,3 Zoll. Damit hat er eine deutlich größere Fläche im Vergleich zu den bisher üblichen "Winzig-Sensoren". Nun hat der Sensor auch 48 Megapixel, was auch für diese Sensorgröße extrem viel ist und theoretisch erstmal einer hohen Bildqualität eher nicht zuträglich ist.
Besser ist es deshalb, die 48 Megapixel nicht 1:1 auszugeben und anzuschauen. Ideal ist es, wenn man immer 4 Pixel zu einem zusammenfasst. Genau das tut die DJI Mini 3. Solche Fotos sehen dann auch in 1:1-Darstellung richtig gut aus, jedenfalls solange man nicht digital zoomt – das sollte man wirklich lassen. Auch bei den 8,3-Megapixel-Videos (also 4K-Videos) werden die zusammengefassten Pixel genutzt. Da aber im Hintergrund 48 Megapixel im Spiel sind, ist das Ergebnis fast immer besser (vor allem schärfer) im Vergleich zu einem 12-Megapixel-Sensor. Dass das nicht nur in der Theorie so ist, kann man an vielen anderen Produkten sehen. Viele Smartphones machen das mittlerweile so. Erste Actioncams machen das ebenfalls so. Und auch die Bildqualität der Mini 3 Pro konnte im Test bereits mehr als überzeugen.
Die DJI Mini 3 gibt es in diversen Kits. Das hängt zum einen damit zusammen, dass DJI offensichtlich wieder davon abgegangen ist, das "Fly More Set" mit weiteren Akkus und einer Tasche einzeln als Zubehör zu vermarkten. Die Käufer der Mini 3 sollen sich gleich entscheiden, ob sie die Grundausstattung oder die erweiterte Ausstattung wollen. Darüber hinaus gibt es die Drohne mit der normalen, einfachen Fernsteuerung (in der man sein Smartphone einklemmt und per Kabel mit der Fernsteuerung verbindet) oder alternativ mit der neuen DJI RC Fernsteuerung, die einen eingebauten Monitor hat (eine Internet-Verbindung via Smartphone-Hotspot ist trotzdem sinnvoll). Daraus ergeben sich in Europa folgende Sets. Die in einigen Ländern erhältlichen Sets mit den leistungsstärkeren, aber schwereren Akkus haben wir nicht mit aufgeführt.
- DJI Mini 3 ohne Fernsteuerung: ab 489 € (abhängig von der Mehrwertsteuer, ab Anfang 2023 erhältlich).
- DJI Mini 3 mit RC-N1 Fernsteuerung (ohne Display): ab 579 € (abhängig von der Mehrwertsteuer, ab Anfang 2023 erhältlich).
- DJI Mini 3 mit RC-N1 Fernsteuerung (ohne Display) als Fly More Combo: ab 768 € (abhängig von der Mehrwertsteuer, ab sofort erhältlich).
- DJI Mini 3 mit RC Fernsteuerung (mit Display): ab 749 € (abhängig von der Mehrwertsteuer, ab Anfang 2023 erhältlich).
- DJI Mini 3 mit RC Fernsteuerung (mit Display) als Fly More Combo: ab 938 € (abhängig von der Mehrwertsteuer, ab sofort erhältlich).
Der Preisunterschied zur jeweiligen Pro-Version beträgt übrigens jeweils exakt 250 Euro. Der Preisunterschied der Basis-Kits zu den Fly More Kombo Kits beträgt mit 189 Euro exakt so viel wie das einzeln erhältliche DJI Mini 3 Pro Fly More Set. Wer also zunächst nur das Basis-Set gekauft hat und später zwei weitere Akkus, eine intelligente Ladeschale und eine Tasche dazu haben möchte, kann problemlos auch das DJI Mini 3 Pro Fly More Set für 189 Euro nachkaufen.
Kauf-Tipp Wenn Ihr Budget auf ungefähr 760 Euro begrenzt ist, greifen Sie auf jeden Fall eher zur Fly More Combo mit der einfachen Fernsteuerung als zum Basis-Kit mit der DJI RC Display-Fernsteuerung. Die DJI RC Fernsteuerung mit eingebautem Display ist bequem, weil direkt einsatzbereit. Das Display ist jedoch nicht größer und (entgegen einiger Werbeaussagen von DJI) nicht heller als das Display guter Smartphones. Wenn Sie ein gutes, schnelles Smartphone besitzen, werden Sie wahrscheinlich keinen Vorteil der DJI RC Fernsteuerung wahrnehmen, außer, dass Sie Ihr Smartphone weiterhin zum Telefonieren verwenden können, während Sie Drohne fliegen.
DJI hat übrigens das DJI Care Refresh Programm, mit denen man man DJI Drohnen quasi gegen Unfälle "versichern" kann. Die Idee dabei ist wohl, dem Käufer die Angst vor Unfällen oder Drohnen-Verlusten zu nehmen. Der Austausch oder Ersatz ist nicht kostenlos, aber doch sehr günstig. Bei der DJI Mini 3 betragen die Reparaturkosten nur 45 bis 65 Euro für die ersten drei versicherten Reparaturfälle. Ein Fly-Away, also ein vollständiger Verlust der Drohne würde 179 Euro kosten, also nur rund ein Drittel des normalen Kaufpreises der DJI Mini 3 ohne Fernsteuerung. DJI Care Refresh kostet für die Mini 3 für ein Jahr 59 €, für zwei Jahre 99 €.
Auch bei DJI Care Refresh kommt der günstige Preis der DJI Mini 3 zum Tragen. Bei der DJI Mini 3 Pro beispielsweise ist natürlich auch DJI Care Refresh analog zum Kaufpreis teurer. Das gilt für für den Vertragsabschluss ebenso wie für die Austausch- bzw. Ersatz-Preise. So gesehen kann es für Anwender tatsächlich eine Überlegung sein bewusst auf die Kollisionsverhütungstechnik der DJI Mini 3 Pro zu verzichten und stattdessen das Geld in eine Mini 3 "non Pro" inklusive Care Refresh zu investieren. Man spart im ersten Moment immer noch Geld (mit einem 2-Jahres-Schutz dann immer noch 151 Euro gegenüber einer Mini 3 ohne Schutz) und hat die Möglichkeit im Falle eines Defekts oder Totalverlusts sehr günstig an ein Ersatzgerät zu kommen. DJI Care Refresh muss direkt beim Kauf oder unmittelbar danach abgeschlossen werden und es gelten diverse Einschränkungen und Bedingungen, die man sich natürlich vorher genau durchlesen sollte.
Selbst als "Opfer-Drohne" ist die DJI Mini 3 übrigens hochinteressant, denn erstmals bekommt man wirklich gute Bildqualität in der untersten Preisklasse! Bevor man ristkante Flugmanöver, wie beispielsweise das Starten und Landen von einem Boot aus, bei dem man ja keinen sicheren Rückkehr-Punkt hat, mit einer 1.500-Euro-Drohne macht, bekommt man mit der DJI Mini 3 nun ein Gerät, dass Fotos und Videos aufnimmt, die für die allermeisten Anwendungen gut genug sein werden, ohne dass man ein kleines Vermögen riskiert, wenn man die Drohne versenkt. Dass das natürlich möglichst dennoch nicht passieren sollte, allein schon aus Umweltschutzgründen, ist klar.