In letzter Zeit war es etwas ruhig bei den Theta-Kameras. Die letzte, die Theta V, kam im September 2017 auf den Markt. Drumherum hat sich in dem Bereich jedoch einiges getan, etliche Hersteller sind auf den Zug aufgesprungen, den Ricoh 2013 mit seiner ersten Theta (die noch eine reine Fotokamera war) ins Rollen gebracht hat. Gegenüber bisheriger Theta-Modelle (die ja superklein waren) hat die Theta Z1 ungefähr die Hälfte an Gewicht und Gehäusevolumen zugelegt, ist damit aber immer noch sehr klein und handlich.
Die reinen Eckwerte der Ausgabeseite der Theta Z1 lesen sich dabei sehr unspektakulär. 23-Pegapixel-Panoramafotos landen im internen Speicher und 4K-äquivalente Videos. Das ist beides für aktuelle 360-Grad-Kameras nicht viel, da bieten viele Mitbewerbermodelle nominell mehr – und das schon länger und teilweise für deutlich weniger Geld. Aber die Ergebnisse der Konkurrenz wirken, das zeigen auch unsere Tests immer wieder, recht "ausgequetscht". Da sind zwar nominal viele Pixel in den Fotos und Videos, aber es mangelt doch an Schärfe und dafür gibt es oft jede Menge Störungen in Form von Stitching-Fehlern und Farbsäumen.
Das will die Theta Z1 besser machen, wozu insbesondere die sehr viel größeren 1-Zoll-Bildsensoren (13,2 x 8,8 mm) in BSI-Technik (= Back Side Illuminated) verantwortlich sein sollen. Davor sitzt eine neu entwickelte Objektiveinheit. Diese verfügt erstmals über eine mehrstufige Blendeneinstellung (Blenden F2,1 / F3,5 / F5,6). Dennoch ist das Gehäuse mit 24 mm (ohne vorstehende Objektive gemessen) wieder sehr flach. Verantwortlich dafür soll eine neue "Tri-fold-Structure" genannte Technologie sein. Offenbar werden die Lichtstrahlen im Innern nicht nur einmal um 90 Grad umgelenkt, wie sonst üblich, sondern mehrfach. Verbesserte Algorithmen sollen zudem besonders im Nahbereich die Stitching-Qualität verbessert haben. Ab 40 cm soll das Fixfokus-Objektiv der Theta Z1 alles scharf abbilden.
Nicht nur durch die neuen, großen Sensoren, sondern auch durch eine erweiterte Bildprozessor-Einheit sollen sich das Rauschverhalten, die Lichtausbeute sowie der Dynamik-Umfang gegenüber den Vorgängermodellen deutlich verbessert haben. Zusätzlich zum JPEG-Format können auch Raw-Dateien gespeichert werden. Die Fotos können dann professionell extern gestitcht werden, wofür beispielsweise auch das Ricoh Theta Stitcher Plug-in für Adobe Photoshop Lightroom Classic CC kostenlos zur Verfügung steht. Die maximale Lichtempfindlichkeit beträgt dank des großen Sensors jetzt übrigens ISO 6400, was die Qualität von Aufnahmen bei Nacht und schlechten Lichtverhältnissen deutlich verbessern soll. Gerade stimmungsvolle Innenaufnahmen dürften davon sehr profitieren.
360-Grad-Vollsphären-Videos können in hochauflösendem 4K aufgenommen werden, wobei die neue 3-Achsen Rotations-Stabilisierung Verwacklungen während der Aufnahme reduziert. Außerdem wurden die Optionen der Belichtungseinstellung für Videos erweitert. Ein 4-Kanal-Mikrofon nimmt 360-Grad-Vollshpären-Raumklang direkt auf und speichert diesen in die Videos.
Darüber hinaus wurde auch die Bedienung der Theta Z1 deutlich verbessert. Im unteren Teil des Gehäuses wurde erstmals ein 0,93-Zoll (2,4 cm) Monitor mit OLED-Technologie integriert, auf dem wichtige Status-Informationen sofort abrufbar sind. Beispielsweise werden dort der Aufnahmemodus, die verbleibende Akkuladung, die Anzahl der möglichen Aufnahmen, der Blendenwert oder die ISO-Empfindlichkeit angezeigt. Zudem bietet die neue Fn-Taste direkten Zugriff auf bestimmte Funktionen oder favorisierte Voreinstellungen.
Wie schon in der Ricoh Theta V ist wieder ein leistungsstarker Qualcomm-Snapdragon-Prozessor verbaut und die Kamera mit einem Android-basiertem Betriebssystem ausgestattet, sodass durch die flexible Installation diverser bereits heute verfügbarer Plug-ins die Anwendungsmöglichkeiten deutlich erweitert werden können. Mit dem „Plug-in Partner Program“ wird dabei die Entwicklung zukünftiger Anwendungen unterstützt.
Weiterhin treu bleibt Ricoh dem etwas ungewöhnlichen Konzept, die Daten ausschließlich intern in der Kamera zu speichern. 19 GByte interner Speicher stehen dabei zur Verfügung. Das reicht für üppige 2400 Fotos oder für bis zu 40 Minuten 4K-Video, was allerdings auf eine einigermaßen starke Videokompression hindeutet (rechnerisch ist "nur" eine Bitrate von etwa 60 MBit/s drin). Die Ricoh Theta Z1 hat einen zeitgemäßen USB-3.0-Anschluss in Typ-C-Ausführung, sodass die Daten schnell per Kabel ausgelesen werden können.
Zusammen mit der Ricoh Theta Z1 wird neues optionales Zubehör erhältlich sein. Die harte Objektivabdeckung TZ-2 schützt das Objektiv beim Transport, wenn es beispielsweise nicht vom Zubehör abgenommen werden soll. Das flexible, aber stabile Kamera-Case TS-2 schützt die ganze Kamera und ist unten offen, sodass wiederum eine Handschlaufe oder ein Verlängerungsadapter montiert bleiben können. Die Theta Z1 ist laut Ricoh ab April 2019 erhältlich und soll knapp 1000 Euro kosten.