Insta360 ist kein neuer Hersteller am Markt der Panorama-Kameras, hatte aber gerade im Bereich der bezahlbaren und gleichzeitig hochwertigen Kamera eine Lücke im Sortiment, (weshalb wir bislang auch noch nicht über diesen Hersteller berichtet haben). Im unteren Qualitätsbereich hat der Hersteller eine reine iPhone-Aufsteckkamera, die Insta360 Nano sowie die Insta 360 Air für Android-Smartphones. Beide bieten nur eine äußerst niedrige Auflösung und sind daher für halbwegs anspruchsvolle Anwender uninteressant. Zudem funktionieren beide nicht standalone, sondern nur eingesteckt in ein Smartphone, was die Einsatzmöglichkeiten natürlich sehr stark beschränkt. Im oberen Bereich hat der Hersteller mit der Insta360 Pro eine sehr leistungsfähige und hochauflösende (8K-Video, sogar mir Stiching in Echtzeit), professionelle 6-äugige Kamera im Programm, die aber mit 3499 US$ für Privatanwender kaum erschwinglich ist.
Die Lücke dazwischen schließt mit einem wirklich attraktiven Preis von nur knapp 300 US$ bzw. knapp 360 Euro nun die Insta 360 One. Die Kamera ist dank eigenen Akkus auch allein zu betreiben oder alternativ als Aufsteckkamera direkt am Smartphone. Eine Version für iPhones (mit Lightning-Stecker) ist ab sofort verfügbar. Eine Version für Android-Smartphones ist in Vorbereitung. Die technischen Daten klingen sehr vernünftig: Neben der (obligatorischen und notwendigen) 4K-Auflösung bei Videos liefert die Kamera 24-Megapixel-Fotos, die sogar im Raw-Format gespeichert werden können (ob DNG oder properitäres Raw ist nicht bekannt). Dass das Stiching der Fotos und Videos direkt in der Kamera erfolgt, versteht sich dabei fast von selbst. Sehr interessant hört sich die interne 6-Achsen-Bildstabilisation an. Mit der Bildstabilisation "merkt" die Kamera permanent selbst, wo oben und unten ist und richtet den Horizont im Video automatisch selbst aus. Zusätzlich soll die Stabilisierung, wenn man dem Demovideo glauben soll, selbst schnelle Bewegungen, wie sie beispielsweise unter einem Quadrokopter auftreten, elektronisch ausgleichen. Das Ergebnis wären dann professionell ruhige Videos, ohne dass die Kamera auf einen Gimbal-Kopf angewiesen wäre. Wenn das in der Praxis tatsächlich so gut funktioniert wie in der Theorie, wäre das eine ganz heiße Sache, denn das beherrscht bislang unseres Wissens nach kein Mitbewerber. Die fortschrittliche Stabilisierung ermöglicht auch den neuen Bullet-Time-Modus. Mit einem Selfie-Stick oder einer anderen Stabhalterung können Videographer bis zu 240fps-Zeitlupen-Aufnahmen erfassen, wobei die Kamera das Motiv umkreist und immer im Zentrum des Videos hält. Die Insta360 One nimmt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120fps auf, dann allerdings mit deutlich reduzierter Auflösung.
Durch die Nutzung des schon zur Stabilisierung genutzten Gyroskops können Anwender aus einer bereits aufgenommenem 3D-Szenerie immer wieder neue Videos in 2D erstellen, indem sie das ursprüngliche, sphärische Video in ein Standard-1080p-Fixed-Frame-Video übersetzen. "FreeCapture" nennt der Hersteller das und es soll sogar per Smartphone funktionieren (so auch bislang nicht möglich) und direkt von dort aus geteilt werden können. Der entscheidende Vorteil ist, dass zunächst das Video aufgenommen, der Blickwinkel aber erst in der Postproduktion gewählt werden kann. Der Bildschirm des Smartphones dient als optischer Sucher. Im Endergebnis: Der Anwender dreht in der Gegenwart eine neue Perspektive aus einem früher aufgezeichneten sphärischen Video und exportiert es als normales "flaches" 1080p-Video. FreeCapture ermöglicht zudem den Sprung von Standardperspektiven zu Aufnahmen, die nur mit 360°-Kameras möglich sind, wie zum Beispiel durch die Effekte "Tiny planets" und "Rabbit hole".
Die Insta360 One ist beim Hersteller über autorisierten Händlern wie Amazon für EUR 359,90 (Preis inkl. MwSt.) erhältlich und soll ab heute (5. September) ausgeliefert werden. Im Lieferumfang enthalten sind die Kamera, ein 2-in-1-Case, ein Stativ, eine MicroSD-Karte, ein Micro-USB-Kabel, ein Reinigungstuch und eine Halterung für den Bullet-Time-Effekt.