Einzigartig ist beispielsweise das Gehäusekonzept. Wasserdicht und robust ohne Zusatzgehäuse war die erste Garmin-Virb-Generation zwar auch schon und einige andere Actioncams sind es auch. Aber 50 Meter tief tauchen ohne zusätzliches Schutzgehäuse ‒ das ist bislang einzigartig. Mit der Tauchfähigkeit einher geht auch ein im Vergleich zur ersten Virb-Serie völlig neues Gehäusedesign mit flacher Frontscheibe (wichtig für scharfe Unterwasseraufnahmen). Das Design wirkt durchaus "tough", aber überhaupt nicht künstlich martialisch, sondern sehr dezent, und hat dabei viele durchdachte Details. So kannst du über robuste, wasserfeste Kontakte eine Stromversorgung oder anderes Zubehör (z. B. ein Mikrofon) an die Kamera anschließen, ohne irgendwelche Gehäuseklappen zu öffnen. Dennoch lässt sich das Gehäuse bei Bedarf öffnen und der Akku austauschen. Mit einem Reparaturset für faire 40 Euro kannst du zudem bei Bedarf die Frontklappe, den Abdeckungsverschluss und die Montagehalterung recht einfach erneuern. Clever gelöst ist auch, dass die Videoaufzeichnung über einen Hebel gestartet und gestoppt wird, der den separaten Fotoauslöser umfasst.
Apropos Foto: Auch Standbilder sind eine Spezialität der neuen Virb X und XE. 12 Megapixel nimmt das Duo auf und dies nicht nur als Einzelaufnahmen, sondern auch als schnelle Serienfotos in voller Auflösung mit 10 Bildern/s bei der Virb X und stattlichen 30 Bildern/s bei der Virb XE (wie viele Bilder in Folge, verraten die Daten derzeit nicht). Auch lassen sich jederzeit, dank des separaten Fotoauslösers, während der laufenden Videoaufnahme Fotos schießen.
Bei der Videoaufzeichnung leistet die neue Virb-Generation hingegen eher "gute Hausmannskost". Von 4K-Video keine Spur. Höchste Auflösung der Virb XE sind 1980 x 1440 oder 2560 x 1440 Bildpunkte (je nachdem, wem man glaubt – der deutschsprachigen Website oder der Bedienungsanleitung) bei bis zu 30 fps. Wir tippen eher auf 1980 x 1440. Eine solche 4:3-Auflösung kann man heute aber in der Praxis kaum gebrauchen. Im Grunde wird man dann also FullHD (1080p) nutzen. Das nimmt die Virb XE mit bis zu 60 fps auf, 720p-Videos sogar mit bis zu 120 fps (z. B. vierfache Zeitlupe bezogen auf eine Ausgabe mit 30 fps) und 480p-Videos (falls denn jemand solche Mini-Auflösung gebrauchen kann) sogar mit 240 fps. Alle zuvor genannten Werte gelten für die Virb XE. Käufer der preisgünstigeren Virb X müssen sich mit maximal 1080p30 bzw. 720p60 zufrieden geben.
Noch ein wesentlicher Unterschied der beiden neuen Virb-Modelle: Nur die XE besitzt einen sensor-unterstützten Bildstabilisator. Überhaupt sind Sensoren eigentlich DAS zentrale Thema der Garmin Actioncams. Bei den neuen Virb-Modellen noch mehr als bei den alten. Auch die konnten schon mit ANT+-kompatiblen Sensoren gekoppelt werden, also z. B. mit Pulsmessern, Trittfrequenzmessern, Temperatursensoren und anderem. Die neue Generation kann dank Bluetooth zusätzlich mit bluetoothfähigen Fahrzeugdiagnosesystemen gekoppelt werden und dann z. B. die Motordrehzahl aufzeichnen. Direkt in den Virb-Actioncams eingebaut sind ein hochsensibler GPS-Empfänger, ein G-Sensor sowie ein Lagesensor. Die über interne oder externe Sensoren direkt in der Kamera erfassten Daten können später über die Smartphone-App oder die kostenlose Garmin-Videoschnitt-Software sichtbar gemacht werden. Über die ANT+-Schnittstelle können auch Fernbedienungen gekoppelt werden. Eine schön gestaltete Armbandfernbedienung mit drei Tasten gibt es als Zubehör von Garmin.
Alternativ zur via ANT+ verbundenen Fernbedienung dient natürlich normalerweise ein Smartphone mit Garmin App (für iOS oder Android) als Fernbedienung und überträgt dann per WLAN auch gleich das Sucherbild. NFC zum komfortablen Verbinden ist allerdings nicht an Bord. Dafür haben die Virb-X/XE-Modelle aber eine Bluetooth-4.0-Schnittstelle eingebaut. Über diese können nicht nur Sensordaten übertragen werden, beispielsweise Herzfrequenzen kompatibler Brustgurte, sondern auch Mikrofon-Ton von einem Bluetooth-Headset oder einer Freisprechanlage. Sogar Fahrzeugdaten lassen sich via ELM327-kompatiblen Bluettooth-fähigen Diagnosesteckern an die Virb X/XE Actioncams übertragen, und somit Tacho-Geschwindigkeit (nicht GPS) oder Motordrehzahl anzeigen. Mit den Sensoren meint es Garmin also wirklich ernst. Keine andere Actioncam bietet diesbezüglich so viele Möglichkeiten.
Und noch eine andere Möglichkeit ist sehr interessant: Die Multi-Kamera-Steuerung. Eine Kamera wird damit zum "Chef" und steuert synchron andere verbundene Garmin Virb X/XE Actioncams. Mit dem Aufnahmeschalter am Hauptgerät wird die Videoaufzeichnung auf allen verbundenen Geräten gestartet. Ebenso löst die Fototaste am Hauptgerät auch bei den anderen Kameras eine Fotoaufnahme aus. Anders als bei Sony lassen sich aber (bislang) offenbar nicht die verschiedenen Sucherbilder wechselweise auf ein Smartphone übertragen. Statt eines Timecodes in den Video-Dateien verwendet Garmin schlicht das GPS-Zeit-Signal, um die Uhr in der Kamera exakt zu stellen. Dadurch haben alle Kameras exakt die gleiche Zeit und die Videos mehrerer Virb X/XE können später einfach in der kostenlosen Garmin Edit Software zusammengeschnitten werden.
Die Preise: 399 Euro für die Virb X und 499 Euro für die Virb XE. Enthalten sind jeweils die bis auf 50 Meter Tiefe wasserdichte Kamera, der Akku, ein Ladekabel, Halterungen für plane und gewölbte Oberflächen sowie einige Verlängerungen dafür. Optionales Zubehör ist im Garmin-Shop auch schon reichlich gelistet (teilweise aber noch ohne Preis und nicht bestellbar). Es wird mehrere verschiedene Anschlusskabel geben, auch mit Mikrofonanschluss. Dazu Halterungen für nahezu alle erdenklichen Anwendungen und diverses weiteres Zubehör. Die neuen Garmin Virb Actioncams sollen "im Laufe des Sommers" auf den Markt kommen.
Update 2015-10-15
Anlässlich unseres gerade laufenden Tests der Garmin Virb XE Actioncam haben wir im vorigen Absatz die Preise korrigiert (die Kameras sollten ursprünglich 299 bzw. 399 Euro kosten).