Dass wir Testgeräte so lange behalten dürfen, ist eine eher seltene Ausnahme. Normalerweise müssen die nach zwei, spätestens drei Wochen wieder zum Hersteller oder Importeur zurück. Diesmal stand jedoch ein Testzeitraum von zwei Monaten auf dem Lieferschein – dafür hatten wir das Testgerät allerdings auch erst mehrere Monate nach seiner Markteinführung bekommen. Das Testgerät war das aktuelle Flaggschiff aus dem Hause Apple, in jeder Hinsicht. Zum einen in der neuen Farbe Diamantschwarz, zum anderen im maximalen Speicherausbau von satten 256 GByte – so groß sind manche SSDs in ausgewachsenen Notebook-Computern. Das edle Stück kostet satte 1119 Euro.
Die Verarbeitung insbesondere der hochglänzenden Diamantschwarz-Version ist unglaublich edel! Das Gehäuse glänzt von hinten in genauso tiefem Schwarz wie vorne das Glas. Anders als bei den früheren Sony Xperia-Modellen, die selbiges dadurch erreicht haben, dass nicht nur die Front-, sondern auch die Rückseite aus Glas bestand, ist das Gehäuse bei Apple aus einem Stück und wirkt gerade in dieser schwarzen Version inklusive Front wie aus einem Guss. Der Übergang vom abgerundeten Frontglas zum Gehäuse ist nahezu unsichtbar, die Rundung geht "sanft um die Ecke" bis zur Rückseite. Die Design-Perfektion geht bis ins kleinste Detail: bei den schwarzen Versionen ist selbst die Lightning-Anschlussbuchse komplett schwarz. Dass das Hochglanz-Schwarz Fingerabdrücke anzieht, ist natürlich klar, da ist die mattschwarze Version sicherlich anspruchsloser.
Als klar war, dass der Test länger als nur ein paar wenige Tage dauern sollte, habe ich erst einmal eine Lederschutzhülle gekauft, denn ich wollte das Edelsmartphone nach dem Test ja wohlbehalten wieder zurückgeben. Und ich kenne mich ja, so ein Gerät fällt schon mal runter. Die edlen Lederhüllen von Apple sorgen dafür, das sowas ohne Blessuren bleibt, denn sie schützen nicht nur die Kanten und die Rückseite, sondern reichen auch auf der Front ein bisschen vor das Glas. Selbst wenn das Smartphone mit der Front nach unten fällt, hat das Frontglas normalerweise keine Berührung mit dem Untergrund, außer da gibt es irgendwelche unglücklichen Erhebungen (z. B. Steine). Ein zweiter Vorteil ist, dass auch das bei den Apple iPhones nach wie vor vorstehende Kameramodul ebenfalls innerhalb der Lederschutzhülle "verschwindet", also aus dieser nicht hervorragt. Die Frontlinse weiß das zu schätzen. Bei der Hülle gab es dann gleich eine weitere, sehr positive Überraschung: selbst diese Hülle hat Apple gegenüber dem Vorgängermodell drastisch verbessert! Frühere Versionen hatten an der Stelle, wo die Tasten sitzen, einfach eine kleine Einprägung, das Leder war aber einfach drübergezogen. Das führt dazu, dass von dem an sich sehr schönen Druckpunkt der Apple-Tasten bis zur 6s-Generation in der Hülle dann nichts mehr nach ist. Zudem sind die Tasten an der Hülle nur sehr schwer zu ertasten. In den neuen Hüllen zur iPhone7-Generation hat Apple richtige kleine Metall-Tasten in die Schutzhülle eingearbeitet, gehalten nur durch eine dünne Membran. Diese Tasten sind einwandfrei zu erfühlen (wie richtige Knöpfe, die sie im Grunde ja auch sind) und leiten den Tastendruck eins zu eins aufs Smartphone weiter. Die Anmutung ist weitaus edler (und praxisgerechter) als Hüllen, die ich bisher gesehen habe. Auch hier ist der Preis natürlich kein Schnäppchen, aber angesichts der gebotenen Qualität und im Kontext zu dem Gerätepreis des Smartphones im Grunde kein Problem.
Bei der Kamera fällt auf, dass diese natürlich durch die zwei Objektive nicht nur breiter ist, sondern im Vergleich zum Vorgänger iPhone 6s Plus auch deutlich weiter aus dem Gehäuse heraussteht. Verantwortlich dafür ist offenbar das rechte der beiden Objektive (das zusätzliche mit der längeren Brennweite). Das linke sitzt etwas tiefer hinter dem Frontglas und bräuchte eigentlich keinen so ausgeprägten "Höcker". Unsere Untersuchungen im digitalkamera.de-Testlabor haben ergeben, dass die beiden Kameras, die beide 12 Megapixel haben, nicht, wie man vermuten würde, den gleichen Bildsensor und lediglich eine andere Optik haben. Stattdessen ist der Sensor der Telekamera noch deutlich kleiner als der der Weitwinkel-Kamera. Hinzu kommt, dass das Teleobjektiv mit einer Lichtstärke von F2,8 deutlich weniger Licht auf den kleineren Sensor fallen lässt als das mit F1,8 sehr lichtstarke Objektiv der Weitwinkelkamera. In der Praxis führt dies dazu, dass sich gerade in gezoomter Stellung ("2-fach-Zoom") gutes Umgebungslicht erforderlich ist, während die Weitwinkelkamera noch eher mit weniger Licht zurecht kommt.
Insgesamt hat die Kameraleistung gegenüber dem Vorgängermodell iPhone 6 Plus etwas abgenommen statt zugenommen, wie es sonst aktuell bei der Konkurrenz der Fall ist. Dafür ist die Lösung mit den zwei Brennweiten allerdings einzigartig und ich habe einfach mal ganz unvoreingenommen während des Tests geschaut, wie oft und wann ich diese eigentlich verwende. Zunächst muss ich zugegeben, dass ich mir oft ins Gedächtnis rufen musste, dass es diese zweite Brennweite überhaupt gibt. Zu sehr hat sich auch bei mir im Gehirn eingebrannt, dass man mit einem Smartphone nicht wirklich zoomen kann. Aber natürlich gibt es immer wieder Situationen, bei denen im Weitwinkel doch zu viel auf dem Foto ist. Und Smartphone-Linsen sind generell recht weitwinklig ausgelegt und deshalb beispielsweise für vorteilhafte Porträt-Fotos ungeeignet (zumindest sollte man einigen Abstand zur Person halten, sonst gibt es auf dem Foto "dicke Nasen"). Genau da liegt wiederum eigentlich der Vorteil der Doppelkamera vom iPhone 7 Plus. Richtig "Tele" ist das Objektiv mit 57 mm Brennweite (umgerechnet auf Kleinbild-Objektive) allerdings nicht. Eher liegt es im Bereich der klassischen "Normal-Brennweite", also der Brennweite, die einen normalen, natürlichen Bildeindruck erzeugt: klassischerweise 50 mm. Ein typisches Porträt-Objektiv hat hingegen 85 mm Kleinbildbrennweite. Das "Tele"-Objektiv des iPhone 7 Plus liegt also dazwischen und ist damit generell durchaus alltagstauglich. Anders als bisher gilt also: die 2x-Zoom-Schaltfläche darf durchaus betätigt werden, denn das ist kein Digitalzoom, das ist wirklich eine zweite Kamera. Die ist zwar nicht ganz so gut wie die Weitwinkel-Kamera, aber dafür bringt sie einen engeren Bildausschnitt mit wiederum 12 Megapixeln auf die Speicherkarte.
Nun hatte ich in den ersten Tagen des Dauertests parallel noch das Smartphone Huawei Mate 9 im Test, das ebenfalls eine Doppelkamera besitzt, das Thema konzeptionell aber ganz anders angeht (mehr Infos in meinen Test des Huawei Mate 9). Da konnte ich mir natürlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, beide Doppelkamera-Smartphones gegeneinander antreten zu lassen. Würde ein Bildausschnitt aus der wirklich sehr guten 20-Megapixel-Aufnahme eines Huawei Mate 9, der inhaltlich identisch mit dem Bild des "gezoomten" iPhones letztendlich womöglich mehr bringen als der "echte Zoom" der zweiten iPhone-Kamera? Kurz gesagt: nein, tut er nicht. Der Bildausschnitt des 57mm-Objektivs ist schon deutlich enger, da müsste man beim Huawei dann doch zu viele Pixel "wegschneiden". Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass die Huawei-Kameras generell noch weitwinkliger ausgelegt sind und von Haus aus noch mehr Bildwinkel einfangen. Hunderprozentig fair war der Bildausschnitts-Vergleich vom gleichen Standort aus also nicht.
Zudem erwächst aus dem Vergleich mit dem Huawei Mate 9 (das in meinen Augen die derzeit beste Kamera aller flachen Smartphones hat) für mich noch eine ganz andere, entscheidendere Erkenntnis im Vergleich mit dem iPhone 7 Plus: Das Huawei stellt seine herausragende Bildqualität bei jedem Foto bereit, jedes Mal, bei jeder Aufnahme. Erst, wenn man zoomen möchte bzw. den Digitalzoom bemüht, ist das iPhone 7 Plus mit seiner zweiten Brennweite überlegen. Zoomt man nicht, sind die Aufnahmen des Huawei immer besser, schärfer, detailreicher, als die des iPhones. Zudem kommt das Huawei um Welten besser mit unzureichendem Licht klar. In der Praxis würde ich deshalb sagen, bringt der Weg, den Huawei mit seiner Doppelkamera eingeschlagen hat, dem Anwender deutlich mehr Nutzen als die beiden unterschiedlichen Brennweiten im Apple iPhone 7 Plus.
Aber nochmal zurück zur Praxis: Wann und wie oft habe ich die 57mm-Kamera denn nun eingesetzt? Insgesamt recht selten, das muss ich zugeben. Das hängt zum Teil sicherlich tatsächlich auch damit zusammen, dass ich mir – aus alter Gewohnheit – oft gar nicht die Frage gestellt habe, ob nicht vielleicht gerade jetzt die andere Brennweite angemessener wäre. Bei Porträts ergibt die Brennweite Sinn, das ist klar. Zum Reduzieren des Bildwinkels bei Landschaftsaufnahmen hat es Sinn, aber wenn man "Tele" braucht, sind 57 mm Brennweite oft auch zu wenig (aber natürlich besser als gar kein Zoom).
Und noch eine wirklich schöne Anwendung gibt es (aber Achtung: die Pointe kommt am Schluss!): Beim Abfotografieren kleiner Dokumente, erleichtert die längere Brennweite die Sache sehr! Ich nutze das Smartphone auch oft quasi als fotografisches Diktiergerät und "scanne" damit allerlei Dokumente, vom Einkaufszettel (den ich sonst, im Gegensatz zum Handy, sowieso nur verliere) oder eine Visitenkarte, die mir überreicht wird (und die dasselbe Schicksal erleiden könnte), bis hin zu irgendwelchen Aushängen oder Plakaten. Und je kleiner das zu fotografierende Dokument ist (namentlich die Visitenkarte oder der Einkaufszettel), desto mehr bin ich mir mit dem Smartphone selbst im Licht und verhindere, dass das Umgebungslicht auf das Dokument fällt. Ich müsste also einfach mit einer längeren Brennweite fotografieren. Gesagt, getan, die 2x-Schaltfläche gedrückt und schon kann ich weiter weg, es fällt genug Licht auf die Visitenkarte und schon habe ich eine tolle Anwendung für die "Tele-Kamera" des iPhone 7 Plus gefunden! Denkste! Haha! Nichts da! Die 57mm-Kamera kann gar nicht auf so kurze Distanzen scharf stellen! Aber das sagt das iPhone natürlich nicht, sondern tut so, als würde es die Kamera benutzen. Dicker Hund! Dabei hat es längst auf die 28mm-Kamera umgeschaltet und macht ungefragt doch einfach klammheimlich eine Digitalzoom-Aufnahme mit der normalen Kamera!