Sony macht es sich und seinen Händlern nicht gerade leicht. Während Actioncam-Marktführer GoPro möglichst alles daran setzt, die Kameras über Generationswechsel hinweg kompatibel für das zahlreiche Zubehör aus eigenem Hause und von zahlreichen Fremdhersteller zu halten, führt Sony mit der FDR-X1000V nun nach der HDR-AZ1 innerhalb von einem halben Jahr den dritten Formfaktor ein. Damit bricht der Hersteller mit der auch im Hause Sony früher konsequent verfolgten Tradition, alle Actioncams genau gleich groß zu machen und die Bedienelemente und Schnittstellen an gleicher Stelle zu belassen, damit die zahlreichen Rahmen, Schutz- und Unterwassergehäuse sowie der Klappmonitor weiterhin auch an den jeweils neuesten Actioncams verwendet werden können. Im September stellte Sony dann mit der HDR-AZ1 eine winzig kleine Kamera (nochmal rund 30 % kleiner als die ohnehin kleinen bisherigen Actioncams von Sony) mit entsprechend neuem Schutzgehäuse vor, deren Bedienung (und Leistung) bei uns im Test allerdings längst nicht so gut weg kam, wie das bis gestern immer noch amtierende Sony-Spitzenmodell HDR-AS100V.
Sony FDR-X1000V
Das neue Spitzenmodell FDR-X1000V ist hingegen rund 15 % größer (und schwerer) als die früheren Actioncams von Sony und die neu vorgestellte HDR-AS200V, die die „traditionelle“ Sony-Gehäusedesign-Linie weiterführt. Bei der Anordnung der Bedienelemente sowie der Anschlüsse und des Akkufachs ähnelt die FDR-X1000V allerdings mehr der kleinen HDR-AZ1. Das bedeutet: Die Taste zum Starten und Stoppen der Aufnahme sitzen nicht (wie früher) an der Rückseite, sondern oben auf dem Gerät bzw. Schutzgehäuse und ist somit von allen Seiten gut erreichbar. Und die Anschlüsse – einschließlich einer 3,5-mm-Stereoklinkenbuchse zum Anschluss externer Mikrofone – sind an die Rückseite gewandert, so dass sie auch beim Betrieb der nackten Kamera (ohne Schutzgehäuse) auf einem Stativ zugänglich sind (bei der Anordnung unten geht das nur mit einer umständlichen Spezialhalterung). Apropos Stativhalterung: Endlich, die Sony-Götter haben uns erhört! Die FDR-X1000V hat ein Standard-1/4-Zoll-Stativgewinde direkt im Kameragehäuse, ein zusätzliche Stativgewinde-Adapter (wie bei der HDR-AS100/200V oder HDR-AZ1) sind nicht nötig. Die spritzwasserdichtete Actioncam kann somit also direkt mit Standard-Halterungen befestigt werden, wenn keine Gefahr für die Kamera besteht.
Anders als die winzige HDR-AZ1 besitzt die FDR-X1000V ein vernünftig großes Status-Display. Ob die Kamera damit aber auch direkt am Gerät konfiguriert werden kann, geht aus den uns vorliegenden Informationen nicht hervor, wir gehen aber davon aus. Zumindest wirst du wohl ausreichend über alle wichtigen Einstellungen informiert und startest nicht versehentlich die Video-Aufnahme im falschen Video-Modus (was mir während des Tests der HDR-AZ1, die praktisch keine Infos am Gerät liefert, durchaus passiert ist). Das neue Gehäusedesign erfordert natürlich ein neues Schutzgehäuse. Dieses trägt die Bezeichnung SPK-X1, ist im Lieferumfang der Kamera enthalten und nun immerhin bis 10 Meter wasserdicht, lässt aber weiterhin den Ton über entsprechende Membranen ins Gehäuse an das Stereomikrofon der Kamera gelangen. Wer wirklich tauchen will, der soll für knapp 30 Euro die optional erhältliche Gehäusefront AKA-DDX1 erwerben. Die lässt zwar keinen Ton mehr durch, macht das Gehäuse aber bis 60 Meter wasserdicht und hat vor allem ein planes Frontglas, so dass Unterwasseraufnahmen auch richtig scharf werden (was bei den bisherigen gewölbten Frontdeckeln von Sony nicht der Fall ist). Beim Design der Kamera und des Schutzgehäuses hat Sony also nun offenbar alles richtig gemacht.
Aber auch elektronisch hat ist die Sony FDR-X1000V ein Leckerbissen. 4K-Video, d. h. 8-Megapixel-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde in Verbindung mit dem professionellen XAVC S Videostandard mit 100 Megabit pro Sekunde – das verspricht eine hervorragende, knackscharfe Videoqualität ohne sichtbare Kompressionsverluste. Wir freuen uns schon auf den Test! Das Zeiss Tessar Superweitwinkelobjektiv fängt 170 Grad Bildwinkel (diagonal gemessen) ein und das Bild wird, das hat Sony schon bei bisherigen Actioncams bewiesen, von einem klaren Stereoton begleitet.
Wer auf 4K-Videoauflösung verzichten mag, kann von anderen Vorzügen profitieren, wie sehr hohen Bildraten oder einer laut Sony deutlich verbesserten Bildstabilisierung. 120 Bilder pro Sekunde schafft die Sony FDR-X1000V bei FullHD (1080p120) und sagenhafte 240 Bilder pro Sekunde bei HD (720p240). Mit letzterem Wert übertrifft die FDR-X1000VR sogar das aktuelle GoPro-Spitzenmodell Hero4 Black Edition, das 240 Bilder pro Sekunde nur bei niedriger (nach heutigen Maßstäben eigentlich kaum brauchbarer) WVGA-Auflösung aufnimmt (848 x 480 Pixel). Dreimal besser als bisher soll der elektronische Bildstabilisator funktionieren. Da sind wir gespannt, denn bislang hat uns noch nicht eine einzige elektronische Bildstabilisierung in einer Actioncam überzeugt. Zwar wird das Bild ruhiger (um den technisch notwendigen Preis eines verringerten Bildwinkels), aber immer nahm bisher auch die Bildschärfe drastisch ab. Sony verspricht bei den beiden Actioncam-Neuheiten sowohl in hohen als auch niedrigen Frequenzen ein beruhigtes, scharfes Bild. Beides ist beispielsweise beim Betrieb unter einem Quadrokopter gefragt. Hohe Verwacklungsfrequenzen können durch Schwingungen, die durch die Propeller verursacht werden, auftreten. Niedrige Frequenzen durch die Kipp- und Neigebewegungen beim Steuern und beim Ausgleichen von Windböen (aber auch beim Fahrradfahren, Laufen, Schifahren usw.). Letzteres muss normalerweise ein motorischer Ausgleichskopf („Gimbal Head“) ausgleichen, aber der ist weitgehend machtlos gegen hochfrequentes Zittern und eine zusätzliche elektronische Stabilisierung kann sicherlich generell nicht schaden – sofern sie nicht die Bildschärfe insgesamt reduziert. Wir werden das testen.
Direkt in die Actioncam integriert ist wieder ein GPS-Empfänger. Bei der letzten Neuvorstellung HDR-AZ1 war dieser entfallen und in die Live-View-Armband-Fernbedienung RM-LVR2 „umgezogen“. Dies war offenbar aber nur ein Zugeständnis an das (eigentlich unnötig) winzig kleine Gehäuse der Sony HDR-AZ1 und kein genereller Trend. Die beiden heute vorgestellten größeren Modelle FDR-X1000V und HDR-AS200V haben GPS wieder direkt an Bord, zu erkennen übrigens an dem „V“ in der Typenbezeichnung. „V“ wie „GPS“, eigentlich ganz klar. ;-) (Und das R steht für „Remote“. In Kombination mit der GPS-Armbandfernbedienung bekommt dann auch das entsprechende Kit der Mini-Actioncam das V: HDR-AZ1VR.) Das interne GPS hat in vielen Fällen Vorteile. Erstens kannst du die Kamera ja auch ohne Armband-Fernbedienung betreiben, und hast dann trotzdem GPS-Daten. Zweitens gibt es Anwendungen, wo die GPS-Position der Kamera relevant ist und nicht die der Armband-Fernbedienung. Beispielsweise, wenn das Ding unter einem Quadrokopter durch die Lüfte fliegt, interessiert die Position der Armband-Fernbedienung niemanden.